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Sonntags in San Telmo

Buenos Aires

Geschrieben von Timo

Nach einer langen Nacht auf der Avenida Corrientes starteten wir entspannt in den Sonntag Vormittag. Nach dem Frühstück machten wir uns mit dem Bus auf nach San Telmo, wo auch an diesem Sonntag wieder der Markt die Straße Defensa herunter aufgebaut war. In der Woche zuvor hatten wir die  Feria de San Telmo nur kurz besucht und eine Kette mit einer Münze für Franzi gekauft, bevor wir uns auf die Clásico Odyssee begeben hatten. Heute durfte Franzi sich etwas mehr bei einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen austoben und ich versuchte mich auch etwas für die Stände zu begeistern. Besonders interessiert waren wir an den "Mate" Bechern, die hier wirklich einfach Mate heißen. Wir hatten ja schon eine guampa aus Holz aus Paraguay erworben, jetzt wollten wir vielleicht noch einen Mate aus calabaza (Kürbis) wie es in Uruguay und Argentinien üblich ist. Während die bombillas (Metallstrohhalme) alle bei etwa 3 € lagen, kosteten die Mate zwischen 1€ und 20€, wobei die teureren natürlich leider viel hübscher waren. Im Gespräch mit einem der Verkäufer lernten wir auch nochmal wie man den Mate einweiht. Man muss ihn vollfüllen mit Yerba Mate und Wasser und 24 Stunden stehen lassen. Zunächst schlenderten wir weiter durch die belebte Straße und schauten noch andere Stände an. Es gibt Malereien, Stickereien, Street Food, Olivenholzfiguren und alles weitere was es immer auf solchen Märkten gibt. Einmal kam uns auch die Montevideo Erinnerung entgegen, als 2 Trommler und 2 Tänzerinnen mit Candombe Klängen im Stil der desfile des llamadas durch die Einkaufsstraße liefen. Als wir plötzlich vor dem El Zanjón (etwa: Der Wassergraben) standen, den wir sowieso besuchen wollten, da es im Lonely Planet empfohlen wurde, ergriffen wir diese Gelegenheit beim Schopf. Am Eingang stand ein netter, junger Mann, der sogar auf Deutsch die Karten an uns verkaufen konnte, da er mal in Deutschland studiert hatte. Auch der zweite Eindruck des El Zanjón war sehr gut. Im oberen Stockwerk waren die besten Toiletten, denen wir bisher auf der Weltreise begegnet sind. Als Hintergrundmusik liefen mittelalterliche Klänge im extrem geräumigen und schicken Bad. Nach diesen zwei Highlights nahm unsere Meinung allerdings stark ab, die wir von El Zanjón hatten. Wir nahmen an einer einstündigen, englischen Tour teil, von der am Ende nicht viel mehr bleibt als das, was wir bereits im kurzen Lonely Planet Text gelesen hatten. Ich weiß nicht ob mir oder sogar uns das Thema einfach so unzuträglich war, oder was der Grund war, dass wir so wenig verstanden oder so wenig hängen blieb. Eigentlich machte die Führerin ihren Job ganz gut und die vielen US-Amerikaner, die an der Tour teilnahmen waren auch sehr interessiert und stellten viele Fragen. Verstanden haben wir jedenfalls, dass das Gebäude in das wir wir in der Defensa reingegangen waren, schon sehr alt ist und früher ein Fluss unter diesem durchfloss. Die ersten Bewohner bauten ihr Gebäude über den Fluss und wohnten in wohlhabenden Verhältnissen. Vermutlich nach der Gelbfieberepidemie, während der alle Reichen San Telmo verließen, wurde aus dem schicken Wohnhaus dann eine Massenunterkunft für Ärmere. Während dieser Zeit wurde auch der Fluss mit Müll zugeschüttet, der aber zeitgleich auch Nahrungsquelle war. Das besondere ist, dass das unterirdische Kanalsystem durch mehrere Straßen hindurchführt und nicht auf das Haus, in das wir reingegangen sind, beschränkt ist. Wir striffen durch die unterirdischen Gänge, die heute Bilder und Gebrauchsgegenstände der damaligen Zeiten präsentieren. Auch steht noch eine unterirdische Brücke sowie eine Zisterne in diesem Kellersystem, die zusammen mit dem Ursprungsgebäude aufwendig restauriert wurden. Ursprünglich hatte nämlich ein Gastronom im 20. Jahrhundert das Grundstück erworben und dann erst entdeckt, dass unter seinem Gebäude dieses System angelegt ist. Daraufhin beschloss er alles zu restaurieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich denke die Idee von El Zanjón ist die Zeitgeschichte und das Leben in BA zu unterschiedlichen Epochen zu präsentieren. Leider fand ich es (für 10€ pro Person) nicht so anschaulich. Hängen bleibt, dass das Cabildo (ehemaliges Rathaus) an den Seiten gekürzt wurde von insgesamt elf auf nur noch fünf Säulen, um die ein Block breite Avenida de 9 de Julio zu ermöglichen, die einen gesamten City Block ersetzt. Allerdings ist diese einige Blocks weiter westlich, daher kann ich den Zusammenhang nicht genau erklären. Es gab aber eine hübsche Zeichnung der Blocks von Buenos Aires zur damaligen Zeit im Museum (siehe unten). Und spannend war auch, dass wir nicht bei der Tür beim Eingang sondern einige Ecken versetzt vom Eingang rauskamen. Sonst war der Besuch aber nicht so ergiebig.

 

Danach steuerten wir auf den nächsten uninteressanteren Besuch zu. Im manzana de las luces hatten wir neulich schon vergeblich versucht an einer Tour teilzunehmen. Heute fand erneut nur zu späterer Stunde eine Tour auf Spanisch statt. Das hatten wir uns anders erhofft.  Wir wollteb nicht eine Stunde auf eine Spanische Tour warten. So schlenderten wir über das Gelände mit unterschiedlichsten Gebäuden ohne eine Tour. Es beinhaltet eine Kirche, die früher das Zentrum der Jesuiten in Südamerika war, bis diesen 1761 ihre Tätigkeitserlaubnis vom Spanischen König entzogen wurde, eine Art Plenarsaal, eine schicke Halle aus Holz und ein leerer Hinterhof ohne Dach, in den es an diesem Nachmittag reinregnete. Der "Apfel des Lichts" war früher mal das erste Naturkundemuseum Argentiniensund später eine Universität. Inzwischen ist es nur noch Kultur- und Wissenszentrum. Wir hatten überlegt zu einer Milonga im Hinterhof zu gehen oder zu einem Konzert, beides ergab sich aber letztendlich nicht. Bis auf einige Spanische Infotafeln ist der Besuch im Manzana de las Luces aber auch nicht sehr ergiebig ohne eine Tour. So machten wir uns schnell wieder auf den Weg zurück ins Hostel zum Abtrocknen und frisch machen und danach zurück nach San Telmo.

 

Dort besuchten wir zunächst die Bar El Federal, bei der wir einen äußerst engagierten Kellner erwischten, der immer erriet welche Speisen wir den wählen möchten. Wir wissen bis heute nicht eindeutig, ob wir das nervig oder lustig fanden. Wir nahmen die vom lonely planet empfohlenen picadas (Antipasti/ Tapas) und einen Rotwein dazu, der zu Franzis Begeisterung mit einem angehängten Etikett gebracht wurde., das sie sehr schick fand. Es gab sehr leckere Teigtaschen mit Ricotta und dazu eine Platte mit Oliven, Käse, Salami und Schinken. Als wir eigentlich schon satt waren, dachten wir uns, dass jeder ja nochmal einen Nachtisch nehmen könnte. Sowohl der Käsekuchen als auch der Apfelkuchen hatten jedoch wenig mit den europäischen Beispielen dieser Gerichte zu tun, in erster Linie in Hinsicht auf die gezählten Kalorien. Die Maracuja auf dem Sahnehaufen, den sie Käsekuchen nannten, passte allerdings sehr gut zum Rest. Dennoch mussten wir beide irgendwann resignieren, auch wenn wir gerne immer alles aufessen. 

 

Nach dem Barbesuch machten wir uns auf zur Plaza Dorrego, wo wir einen neuen Versuch starteten Tango Argentino zu genießen. Wie auch bei der Milonga gelang dies aber zunächst nicht. So pausierten wir erst lange und versuchten dann ein Bier in einem der angrenzenden Lokale zu erwerben. Nachdem das gelang, saßen wir allerdings wieder auf dem Mäuerchen am Rand der Plaza Dorrego und starteten irgendwie wieder nicht mit dem Weitertanzen, da wir unzufrieden waren. Während wir in dieser launischen Sackgasse saßen, wurde der vermeintlich letzte Tango des Abends gespielt. Danach beobachteten wir die Leute wie sie einen Folklore Tanz tanzten, der sehr fröhlich war. Danach wurden auch Lieder gespielt die zu Salsa und Jive passten. Wir rissen uns zusammen und stiegen wieder ein und hatten dann noch viel Spaß. Am Ende wurde sogar noch ein Tango Argentino gespielt, den wir dann sehr genossen. Für mich bleibt die Plaza Dorrego und San Telmo in guter Erinnerung. Ich hoffe für Franzi auch.

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