Buenos Aires
Geschrieben von Timo
Top ausgestattet mit Snacks und Reiseführern machten wir uns an diesem Montag auf in einen (Arbeits) Tag nach Palermo, um primär zu beschließen, wo unsere Reise nach Buenos Aires weitergeht und sekundär was wir noch in BA sehen wollen und wie lange wir dafür brauchen. Auserkoren für diesen Tag haben wir uns den Bosques de Palermo (Wald von Palermo), der auch einen Rosengarten beinhaltet.
Um zum Rosengarten zu gelangen, gingen wir zunächst über die Plaza de la Shoá, in der dem Holocaust gedacht wird. Ich finde solche Denkmäler untermauern nochmal die weltweite Bedeutung der Erinnerung an den Holocaust, da man bei der Shoa ja nicht primär an Argentinien denkt. Aber auch hier wird diesem Verbrechen gedacht. Umso besorgniserregender und skandallöser, dass ausgerechnet Deutsche Politiker an eine Abkehr dieser Erinnerungspolitik denken. Ich hoffe, dass ich für meinen Teil einen Beitrag für die Erinnerung liefern kann und dies nicht zuletzt auch getan habe durch meine Besuche in Auschwitz und Yad Vashem im letzten Jahr.
Die Ankunft am See des Parks war dann etwas ernüchternd. Der Boden war sehr sandig und hart und das bisschen Gras, dass drüber wuchs kaum erwähnenswert. Um den optimalen Platz für den Tag zu finden, setzte ich mich auf den Boden und wartete mit unseren Sachen und dem Free Wifi, während Franzi sich auf Erkundungstour um den See begab. Das Ergebnis: Der Rosengarten hat saftige, grüne Wiesen und ist perfekt für einen gemütlichen Aufenthalt. Einzig und wie so oft bisher- lunes cerrado. Montags geschlossen. Ist hier sehr beliebt in Argentinien und Südamerika bisher ist unser Eindruck. So breiteten wir die Decke, die Franzi mir zum Geburtstag geschenkt hatte, auf dem staubigen Boden aus und machten es uns so gemütlich wie möglich. Während des ausführlichen Studierens der Reiseführer beschlossen wir den Rest des Bundesstaates Buenos Aires auszulassen und direkt 19 Stunden mit dem Bus weiterzureisen nach Puerto Madryn, um von dort aus die Península Valdés, ein weiteres UNESCO Welterbe, zu besuchen. Ein Grund für die große Reisesdistanz ist, dass auf dem Weg dorthin nur wenige Highlights liegen. Die Atlantikküste Argentiniens südlich von Buenos Aires wollen wir auslassen, da sie vor allem für ihre Sommerurlaube der Argentinier bekannt ist und sicherlich ähnlich ist wie die uruguayische Atlantikküste, die wir ja bereits besucht hatten. Auch die Stadt Bahía Blanca ist wohl eher Durchreiseort als Touristenhighlight. Ein weiterer Grund ist, dass wir festgestellt haben, dass wir zu langsam reisen in Bezug auf unser Reisebudget. Wir haben nach Buenos Aires für die kleine Ecke der Welt, die wir bisher gesehen haben, bereits ca. 8% unseres Gesamtreisebudgets ausgegeben. Auch deswegen wollen wir jetzt mal einen Zahn zulegen und endlich mal nach Patagonien. Das ist sowieso das, was Franzi schon seit einem halben Jahr will, seitdem wir die Terra X Doku darüber gesehen haben. Während wir überlegten und lasen, kamen immer wieder Verkäufer mit Gebäck vorbei, die uns ansprachen und eher ärmlich wirkten, aber leider waren wir für den Tag schon sehr gut eingedeckt. Als am Nachmittag die Winde zunahmen und unser Gesicht staubiger wurde, beschlossen wir etwas weiterzuziehen und uns auf einer Wiese zu platzieren. Nach einigen, weiteren Stunden dort und den ersten Tropfen auf der Haut, beschlossen wir unsere Zelte abzubrechen. Genau rechtzeitig, denn kurz danach ging das große Unwetter los. Wir standen im halbwegs trockenen an einer Bushaltestelle, an der der erwartete Bus leider niemals auftauchte. Aber weggehen war auch keine Option, da zu nass. So warteten wir etwas bis wir zur nächsten Haltestelle wateten. Franzi nahm mich dabei immer bei der Hand, da meine alten Nikes leider gar kein Profil mehr haben und für die Situation Wasser auf Steinplatte sehr ungeeignet sind. Wir kamen unverletzt zur Haltestelle und fuhren etwas durch Palermo, bis wir beim Sarkis ankamen, einem orientalischen Restaurant. Nachdem wir uns erfolgreich auf der Gästeliste registriert hatten, ging es zum Glück schnell ins Trockene des schicken Ladens. Schnell wurde ich an meinen Israel Urlaub erinnert als Pita und Humus auf dem Tisch standen. Dazu bestellten wir noch Falafeln, ein Brot mit getrockneten Früchten, die eingebacken waren und getrocknete Auberginen und einige weitere Leckereien. Sehr, sehr gut und appetitlich. Danach ging es auf Empfehlung des Kellners mit einem Bus nach Hause. Nachdem wir zunächst in der falschen Einbahnstraße standen, die nach außerhalb führte, gingen wir auf Hinweis der gefragten Busfahrer eine Parallelstraße weiter. Dort bestand Franzi darauf genau an der Haltestelle- im Regen- auf den Bus zu warten, von dem wir hofften, dass er uns nach Hause fahren würde. Wir hatten die Erfahrung gemacht, dass die Busse nur anhalten, wenn man exakt auf Höhe ihrer Haltestelle steht und winkt. Ein Junge gesellte sich bei Franzi dazu und war schließlich auch derjenige, der den Bus anhielt, in dem er fast bis zur Mitte der Straße ging und an den parkenden Autos vorbei wank. Höflich und artig ließ er uns aber zuerst einsteigen, da wir erst an der Haltestelle waren. Beeindruckend. Das Prinzip Schlange gilt auch im Regen und kleinen Kreis in Buenos Aires. Danach ging es Richtung Avenida de Mayo. Als der Bus jedoch falsch für uns abbog, drückten wir schnell den Knopf und hüpften raus uns schlitterten den Rest des Weges zurück zum Hostel.
Dass unser Planungen erstmal keine Anwendungen finden würden, wussten wir damals natürlich noch nicht, vermuteten es aber schon. Vielleicht werden sie mal Grundlage für eine neue Südamerika Reise, wenn wir wieder in BA landen und dann direkt in den Bus gen Süden steigen. Die Idee war hier auch Emissionen pro Person zu sparen, wenn man nicht ins benachbarte Trelew fliegt. Jetzt sieht es so aus, als ob wir zwischendurch nochmal kurz nach Deutschland und hoffentlich zurück jetten.
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