Buenos Aires
geschrieben von Franzi
Nachdem ich in letzter Zeit trotz Eintragung in die Krisenversorgungsliste keine Nachrichten von der Deutschen Botschaft erhalten habe, kam heute die erste Mail, die ich schon lange erwartet hatte. Die Auslandsvertretung ließ uns Folgendes wissen:
"Liebe Landsleute,
Wir wenden uns heute an Sie, um Sie über die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich des Coronavirus zu informieren. Diese Pandemie führt derzeit weltweit zu massiven Einschnitten in das öffentliche Leben, denen sich niemand entziehen kann. Weltweit sind zahlreiche deutsche Reisende von Einreisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen betroffen, auch in Argentinien.
Die argentinische Regierung hat mit Dekret vom 13. März u.a. alle Flüge von und nach Europa für 30 Tage ausgesetzt. Alle, die aus den vom Coronavirus betroffenen Gebieten (u.a. alle Mitgliedsländer der Europäischen Union) einreisen, oder innerhalb der letzten 14 Tage eingereist sind, unterliegen einer 14-tägigen, verpflichtenden häuslichen Quarantäne. Auch Landgrenzen können in beide Richtungen gesperrt sein. Ein beschränktes, 10-tägiges Ausgangsverbot für alle Menschen in Argentinien, von dem nur in Einzelfällen Ausnahmen zulässig sind (z.B. Einkaufen, Fahrt zum Flughafen zwecks Ausreise) wird von der Regierung erwogen und kann jederzeit in Kraft treten.
Wir wissen, dass dies für Sie alle mit erheblichen Konsequenzen verbunden ist und haben in den letzten Tagen alles getan, um Sie über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden zu halten und Ihnen Rat zu geben. Am wichtigsten ist uns, dass Sie sicher und gesund bleiben. Halten Sie sich bitte an die von der argentinischen Regierung verordneten Maßnahmen! Dies betrifft insbesondere die 14-tägige Quarantäne. Wenn Sie Fragen haben, können Sie uns über die Hotline 4778-2533 erreichen (keine 24h-Erreichbarkeit).
Wir bitten aber um Ihr Verständnis, dass angesichts der weltweit dramatischen Lage die Möglichkeiten der Bundesregierung – und insbesondere auch der Botschaft Buenos Aires – kurzfristig Abhilfe zu schaffen, begrenzt sind. Die Bundesregierung plant derzeit keine direkten Rücktransporte von Deutschen, die aufgrund von Flugausfällen oder der Einstellung des Flugverkehrs vor Ort festsitzen. Die Botschaft steht im laufenden Kontakt mit Fluggesellschaften und der argentinischen Regierung, um so schnell wie möglich eine auch mit anderen Botschaften der Europäischen Union abgestimmte Lösung für alle gestrandeten EU-Bürger in Argentinien zu finden.
Wenn Sie in die Krisenvorsorgeliste ein Ausreisedatum eingetragen haben, das sie nicht wahrnehmen können, loggen Sie sich bitte erneut ein und verlängern die Aufenthaltsdauer, damit Sie weiterhin Informationen erhalten.
Bitte bewahren Sie die Ruhe, bleiben möglichst an dem Ort, an dem Sie sich gerade befinden – sei es in Quarantäne oder anderweitig – und warten Sie die weitere Entwicklung ab. Bitte verfolgen Sie weiterhin die Bekanntmachungen der argentinischen Behörden sowie der Botschaft bzw. des Auswärtigen Amts in dieser Sache und erkundigen sich zu gegebener Zeit bei Ihrer Fluggesellschaft über Rückflugmöglichkeiten nach Aufhebung der Reisesperre.
Ihre Deutsche Botschaft Buenos Aires"
Wir wollten morgen eigentlich zur Península Valdes aufbrechen, die 19 Busstunden südlich von hier liegt. Vorausschauend haben wir beschlossen, absolut Nichts mehr im Voraus zu buchen. Wir haben eben heiß diskutiert, was wir nun tun werden. Im Hostel bleiben? Die Busfahrt antreten? Oder eine Cabaña oder eine andere Private Unterkunft buchen? Alles hat Vor- und Nachteile. Ich bin der Meinung, dass eine Entscheidung noch verfrüht ist, da wir gerade ein wundervolles Abendessen direkt am Fluss in Tigre genießen - vielleicht erst einmal das letzte seiner Art - und bis wir in ca. zwei Stunden zu Hause sein werden, könnte die drohende Ausgangssperre längst verhängt sein. Ansonsten rechnen wir bis morgen früh oder in ein bis zwei Tagen damit.
Wir wappnen uns also für die kommende Quarantäne, die sich in meinem Kopf immer als heranrollende Flutwelle verbildlicht, vor der wir nun versuchen sie tief luftholend und untertauchend möglichst gut zu überstehen, und hoffen, dass ihr auch alle fit seid, das beste aus der Situation macht, euch eure Lebensfreude und Energie nicht nehmen lasst und natürlich, dass es all euren Lieben ebenfalls gut geht!
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Belex (Dienstag, 17 März 2020 07:26)
Hallo ihr zwei,
Es ist schon gewöhnungsbedürftig all diese Maßnahmen hier zu erleben. Trotzdem sind, zumindest in Hamburg, die meisten sehr entspannt. Und die anderen hamstern Klopapier :) immerhin haben wir noch keine Ausgangssperre wie in Spanien oder Österreich... mal sehen wie das weitergeht. Aber eins ist sicher: es wird sich noch einige Wochen hinziehen.
Also: haltet durch und bewahrt Ruhe. Macht einfach das Beste draus :)
Liebe Grüße aus der schönsten Stadt der Welt,
Belex
Timo (Donnerstag, 19 März 2020 22:44)
Moin Alex,
Ruhe bewahren ist auf jeden Fall ein guter Ratschlag. Genauso wie das beste draus machen. Leider bedeutet beides, dass der Rücktransport, den unsere Regierung einmal anbietet anzunehmen, die richtige Entscheidung ist. Das ist zwar bitter, aber alles andere wäre dumm und naiv. Die Krise wird noch weitergehen und reisen, wie wir es die ersten zwei Monate so sehr genossen haben, wird sobald und ab jetzt nicht mehr möglich sein. Daher bringt es nichts das Reisebudget im Hostel in Buenos Aires aufzubrauchen, sondern wir müssen pausieren und auf einen Neustart hoffen. Und es gibt auch schlimmeres als das in der schönsten Stadt der Welt zu tun. Alles weitere wird sich irgendwie ergeben.
Liebe Grüße an dich und die Kollegen
Timo