Hamburg
Geschrieben von Timo
Angekommen in der Wohnung des Freundes, in der wir unsere Quarantäne in Hamburg-Hamm verbringen, stellte sich schnell ein sehr zufriedenes Gefühl ein. Endlich wieder ein Doppelbett, nicht wie im Dorm Room übereinander schlafen. Geweckt werden von einem Wake Up Light- wie bei uns zuhause. Eine super Küche, in der es die inzwischen etwas pampigen Sandwiches aus Buenos Aires gab mit einem frischen Kaffee und lecker O-Saft, der nicht so sehr nach Chemie schmeckt wie sein südamerikanisches Pendant. Eine Dusche für einen selber sowie Toiletten, in die man sein Klopapier hinein werfen kann oder Leitungswasser, das man zum Zähneputzen oder Trinken verwenden kann (wobei das in Südamerika auch paranoid von mir war, das nicht zu tun).
Unter diesen sehr guten Voraussetzungen startete es sich sehr gut in den ersten Quarantäne Tag. Gegen 10:30 kam dann Franzis Vater und Franzis Schwester mit unserer Einkaufslieferung vorbei. Es gab fast alles, was bestellt wurde, aber es muss über sechs Läden verteilt sicher ein Kampf gewesen sein alles zu bekommen. Danke für euren Einsatz, das ist wirklich Luxus für uns und super, dass wir unsere Quarantäne so nicht unterbrechen mussten. Gesamtwert übrigens- hervorragend von mir geschätzt- etwa 350€ Essen und Gebrauchsgegenstände für 14 Tage Quarantäne. Auch vieles in Bio- Qualität. Davon planen wir lecker zu frühstücken und täglich ein super Gericht zu zaubern in der schicken Küche zum Abendessen. Gerne teilen wir hier auch ein paar Eindrücke davon.
Aufbauen tut sich dieser Luxus natürlich auf unserer neuen finanziellen Grundlage. Wir haben uns heute arbeitssuchend gemeldet, nachdem wir uns bereits im Januar arbeitslos gemeldet haben. Wir mussten heute einfach einen Online Antrag ausfüllen, nachdem wir bei der Arbeitsagentur angerufen haben. Damit sollte jeder von uns für noch ein Dreivierteljahr 60% seines letzten Gehaltes bekommen ab heute (rückwirkend) unter der Voraussetzung, dass wir nach einem Job suchen. Damit lässt es sich auf jeden Fall sehr gut leben. Gefördert wird die Tatsache, dass es finanziell goldig aussieht natürlich dadurch, dass wir keine Miete zahlen müssen, da unsere Wohnung untervermietet ist und wir hier mietfrei unsere Quarantäne verbringen können. Was wir in 14 Tagen machen, müssen wir uns aber gut überlegen. Erstmal ist das auch vor allem förderlich für das Reisebudget, das zuletzt stark geschmolzen ist, da wir, wie im Artikel Time-Out Flug berichtet, Kosten für unseren Reiseabbruch und die Quarantänen wegen Corona i.d.H.v. ca. 2000€ haben. Das müssen wir auch erstmal wieder einnehmen. Eine weitere Einnahme wird (erstmal) die Rückzahlung der Auslandskrankenversicherung sein, die wir für 2 Jahre abgeschlossen haben, nun aber nur für 3 Monate in Anspruch genommen haben. Hoffentlich klappt das, wie von der Versicherung vor der Reise angekündigt, reibungslos.
Wir wollen die Quarantäne Zeit nun nutzen, um uns zu überlegen wie es mit uns beruflich und auch wohnungstechnisch weitergeht nach der Quarantäne. Aber wir wollen uns nicht zu sehr unter Druck setzen, sondern auch die Zeit nutzen, um mal wieder mit Verwandten zu telefonieren, den Frühling zu genießen (auf dem Balkon), mal wieder einen Film auf Amazon Prime zu schauen, einige Blogartikel über Buenos Aires zu schreiben und noch die letzten Bilder zu sortieren und nebenbei zu verdauen, dass unsere Reise nun erstmal vorbei ist, was wir uns so natürlich gar nicht vorgestellt haben. Natürlich wollen wir uns nicht auf unserem Arbeitslosengeld ausruhen, da ich auch schon an Tag 1 der Arbeitslosigkeit merke, dass ich gar nichts dafür tue, dass ich meinen (neuen) Lebensstil genießen kann. Aber wir wollen uns auch nicht zu sehr unter Druck setzen, sondern ruhig und sorgfältig schauen, auch in Anbetracht der Corona Situation, was gute Lösungen für uns sind. Damit fühle ich mich auch nicht schlecht, schließlich habe ich die letzten 5 Jahre in den Topf eingezahlt, aus dem ich jetzt etwas bekomme.
Ich denke, dass wir uns trotz der vermeintlich bitteren Entscheidung unseren Job kurz vor der Corona Krise aufzugeben und uns auf Weltreise zu begeben, nun in einer tollen Lage sind. Nicht nur finanziell gesehen laden wir unser Reisebudget ab heute wieder auf. Auch gesundheitlich und in Anbetracht der politischen Lage bin ich sehr froh nun wieder in Deutschland zu sein und insbesondere in Hamburg. Hier habe ich das Gefühl, dass kein Drama passiert und alles gut wird. Überall anders befinden sich die Staaten ja im "Krieg" gegen den "invisible enemy". Auch in Argentinien, einem Land mit immer noch einer fremden Sprache- trotz Duolingo-, hatte ich das Gefühl, dass die Polizei sehr stark eingreifen kann, ohne viel zu diskutieren, wenn nötig. Das kann ich mir in Deutschland schwer vorstellen. Ich denke, dass wir uns jetzt gut stärken können, um dann das beste aus der Situation zu machen und möglichst bald die Weltreise wieder fortzusetzen, wann auch immer das sein mag.
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