Scotiasee
geschrieben von Franzi
Leider habe ich mir zu diesem Tag absolut keine Notizen gemacht. Meine Handy-Fotos, mit denen ich jeden Tag und die spannendsten Infos etwas dokumentiert habe, sind allesamt futsch. Auf die Fotos zu dieser Zeit haben wir ja leider keinen Zugriff, da unser USB-Stick kaputt gegangen ist. Und der Tag scheint so ereignislos gewesen zu sein, dass es kein einziges Highlight-Bild gibt (auf die wir via OneDrive weiterhin Zugang haben) und auch Timo hat mit seinem Handy kein Foto geschossen.
Ich versuche, den Tag dennoch aus meinen Erinnerungen zu rekonstruieren. Ich war etwas schreibfaul und es ist bereits der 18.07.2023.
Die Nacht war kurz. Um 2.00 Uhr wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt, da Südgeorgien eine eigene Zeitzone hat. Interessanterweise mochten sich unsere Handys nicht von alleine umstellen und so mussten wir manuell „Südgeorgien und Südliche Sandwichinseln“ auswählen. Das hat sich schon irgendwie cool angefühlt.
Aber auch an ruhigen Tagen beginnt das Expeditionsleben natürlich früh. Um 8 Uhr erschallte das übliche „Good Morning World Explorers!“ derart fröhlich durch die Kabine, dass sogar Morgenmuffel wie ich Lust auf den Tag bekamen. Warum es jeden Tag bereits eine halbe Stunde vor Frühstücksbeginn vorab Tee, Kaffee und Gebäck an der Kaffeestation gibt, bleibt mir allerdings ein Rätsel. Das ist bestimmt ein Programmpunkt für diese sogenannten Frühaufsteher.
Ich meine, dass ich auch wieder etwas seekrank war und es für mich zum Frühstücksbuffet direkt wieder die guten Pillen von Dr. Leslie gab.
Danach folgte ein Vortrag von Sasha, dem Historiker an Bord. Er erzählte uns einiges über die Falklandinseln und ihrer Geschichte. Bzw. er differenzierte zwischen verschiedenen Versionen der
Geschichte des Archipels. Vieles kannten wir schon und wenn ich mich richtig erinnere, machten mich die Tabletten auch wieder so müde, dass ich weite Teile des eigentlich bestimmt sehr
interessanten Vortrags verschlief.
Vor dem Mittagessen musste ich mich dann aber doch noch einmal ins Auditorium quälen, da es ein Pflicht-Briefing von Woody gab. Er erklärte alles rund um Biosecurity auf Südgeorgien und die IAATO-Richtlinien (International Association of Antarctica Tour Operators). Die IAATO regelt den Tourismus in der Antarktis und achtet auf die strenge Einhaltung von hohen Sicherheitsstandards für die Ökosysteme dort. Es gibt wohl auch Anbieter, die kein Mitglied sind und ihre Touren einfach nach Gutdünken durchführen. Eine solche Tour kam für uns aber natürlich nicht infrage.
Südgeorgien hat ebenfalls strenge Richtlinien, da auch das dortige Ökosystem weitabgeschieden funktioniert und keine äußeren Einflüsse gewohnt ist.
So mussten wir nach dem Mittagessen alle noch einmal zum Biosecurity Check und auch eine IAATO-Erklärung unterschreiben. Danach gab es den gestern kurzfristig abgesagten Basic-Workshop zum Thema
Fotografie. Da wir bereits im Sommer einen Grundkurs absolviert hatten, den wir von meinen Eltern zu Weihnachten geschenkt bekommen hatten, wir uns entsprechend wenig Erkenntnis-Gewinn erhofften,
man zudem konkrete Fragen mitbringen musste, die wir eigentlich nicht hatten und auch Timo mit Bauchschmerzen gesundheitlich leicht angeschlagen war, nahmen wir das Angebot nicht wahr und
erholten uns stattdessen ein wenig.
Später gab es noch einen weiteren Vortrag von Adrian rund um Seevögel des Südlichen Ozeans. Um diese besonders zu schützen, mussten ab sofort nach Sonnenuntergang alle Vorhänge geschlossen
gehalten werden, damit die Vögel durch die Lichtverschmutzung der World Explorer nicht in ihrer Orientierung gestört werden.
Adrian sagte mal, es gebe nur zwei Arten von Menschen. Diejenigen, die Vögel lieben und diejenigen, die noch lernen werden, Vögel zu lieben. Und wenn man seinen enthusiastischen Erzählungen
lauscht müssen wir beide klar zugeben: Er wird jeden von Vögeln begeistern können!
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