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Weitere Argentinische Metropolen

Córdoba

geschrieben von Timo

Nachdem Buenos Aires uns schon zweimal fasziniert hat, kehrten wir nach einem mehr als einmonatigem Chile Ausflug zurück nach Argentinien- genauer gesagt nach Mendoza. Ich wusste dass es in Mendoza viel Wein gibt ansonsten aber nicht so viel.   

Im Hostel wurde uns auch direkt eine Weintour für den Folgetag angeboten, die wir auch annahmen. Am ersten Abend gingen wir nur noch lecker essen an der Plaza Italia mit ihrem brandneuen Brunnen mit Sprühnebel zur Göttlichen Komödie von Dante. Neben dem innovativen Springbrunnenkonzept gefiel uns besonders der Preis der Rechnung, denn wir konnten endlich wieder schick im Restaurant essen und mit nur 20- 30€ weniger in der Tasche den Laden wieder verlassen. In Chile war es mindestens das Doppelte.  

  

Vor der Weintour besuchten wir noch das Museum zur Stadtgeschichte an der alten Plaza. Hier war das Stadtzentrum bis 1861 als ein Erdbeben Mendoza einebnete und mit ca. 20.000 Menschen ca. 30% starben. Das Museum ist auf den Trümmern des alten Rathauses errichtet. In Erinnerung bleibt uns vor allem die Preis und Bezahlpolitik. Warum sollen Ausländer doppelt so viel für das Museum zahlen, wenn es komplett auf Spanisch ist und somit für viele Ausländer schwieriger zu konsumieren? Zum Glück mussten wir am Ende sogar weniger als Einheimische zahlen, nämlich garnichts, da im Onlineverfahren meine Debitkarte nicht akzeptiert wurde nachdem ich schon von Name bis Passnummer alles eingetragen hatte. Da es weder ein Kartenlesegerät gab noch eine Möglichkeit dem Personal Bargeld zu geben, konnten wir das Museum schlichtweg nicht bezahlen. Inhaltlich war noch interessant dass die Spanischen Siedler sich in der Wüste in der Mendoza gegründet wurde eine Bewässerungstechnologie der Ureinwohner abgeschaut haben, um die Oase zu bewirtschaften. Das geschmolzene Eis der Anden kommt im Río Mendoza in die Wüste und wird durch angelegte Kanäle neben dem Bürgersteig in jede Straße der Stadt geführt. Leider sind die Kanäle sehr vermüllt und eine mittelgroße Sturzgefahr insbesondere bei Nacht. Es geht schon so 1,5 Meter in die Tiefe vom Bürgersteig aus. Unsere Tourleiterin sagte an einem späteren Tag, dass die Kanäle und der Wein keine gesunde Mischung für die Leute der Stadt seien.  

  

Die Weintour bestand erstmal daraus eine Stunde durch die Stadt zu fahren um alle Leute abzuholen. Dann wurden wir aber in Maipú mitten in den landwirtschaftlichen Vororten Mendozas bei einem Olivenölbetrieb abgesetzt. Wir lernten dass die großen, runden Steine die Oliven in einem ersten Schritt zerpressen und dass schwarze und grüne Oliven nicht unterschiedliche Arten sind sondern zu unterschiedlichen Zeitpunkten gepflückt wurden. Außerdem lernten wir Lena aus Regensburg und Connor aus San Francisco kennen, mit denen wir ab nun immer exklusive, Englischsprachige Führungen erhielten während der große, Spanischsprechende Teil unserer Reisegruppe bei den Besuchen die Tour auf Spanisch erhielt. Nach einer Kostprobe unterschiedlicher Olivenöle sicherten wir uns auch eine Flasche als Grundlage für eine Brotzeit als Abendbrot Variante. Der nächste Halt war dein ein kleines, exklusives Weingut, in dem sich Conner erstmal den wohl besten Jahrgang Malbec in der Region nämlich von 1997 in der Flasche sicherte und im Freien vor den Weinreben mit uns teilte. Ich fand ihn ehrlicherweise etwas säuerlich, was ich aber nicht erwähnte. Das erste Weingut war ein beschaulicher Bauernhof, das zweite ein moderner Bau zwischen vielen Reben mit einer Kunstausstellung im Gebäude sowie einem Heimkino des Besitzers mit uralter Kinotechnik im Keller. In beiden Weingütern probierten wir uns durch die unterschiedlichen Weine- die im Französischen (Fruchtige, dezente Geschmäcker) oder Amerikanischen (Whiskey- oder Rauchgeschmack) Fass gereiften oder die jungen, die direkt abgefüllt wurden, aus dem letzten Jahr. Durch die Extraportion von Connor und das fehlende Training beim Trinken merkten wir die bisherige Probe schon deutlich bevor es zu den Dessertweinen auf das letzte Weingut ging. Dort lernten wir dass es wohl sogar Tiramisu aus Wein in Mendoza gibt mit Wein statt Amaretto. Nach den Proben ließ unser Führer Lena, Connor und uns beide bei einem Restaurant raus, in dem Connor schon mehrfach war und wo wir noch mehr über die Arbeit und deren finanzielle Risiken als Kellnerin auf dem Oktoberfest von Lena erfuhren und warum man für 50 Quadratmeter 3600 US Dollar Miete im Monat zahlen sollte (Auflösung: Weil Connor den Lifestyle von Manhattan Downtown genießen will). Als die beiden zurück in ihre Hostels gingen um sich für die Samstag Party Nacht vorzubereiten, gingen wir zum Schlafen zurück ins Hostel. Schließlich waren wir angenehm angetrunken und vollgefuttert. Die Biersauce auf meinem Fleisch war im Übrigen sehr empfehlenswert.   

  

Den Sonntag gingen wir gemütlich an, in dem wir etwas durch die Straßen spazierten, in einem schicken Café speisten und uns mit der Piknikdecke in den Rosengarten setzten. Abends gab es ein frisches Brot aus dem Café zu unserem leckeren Olivenöl. In unserem 6er Schlafsaal lag abends nur einer der Britischen Männer schon im Bett. Die anderen kehrten erst gegen Mitternacht zurück, als wir schon schlafen wollten. Für das extrem laute Unterhalten und Lachen, dass dafür sorgte dass ich wieder aufwachte und bis 2 Uhr beim dann herrschenden Geschnarche nicht wieder einschlafen konnte, rächte ich mich morgens nach unserem Weckerklingeln durch ebenfalls rücksichtsloses Verhalten, das Franzi sehr unangenehm war. Normalerweise versuche ich im Schlafsaal garnicht zu reden, was Franzi auch schon stört, da sie findet dass das dazugehört auch wenn andere schlafen. Diesmal redete ich sehr gerne und gut verständlich für alle. Auch wenn es etwas Kindergarten war, brauchte ich dieses Verhalten, um über das respektlose Verhalten der anderen hinwegzukommen.   

  

Der frühe Wecker war letztendlich überflüssig, da die Free Walking Tour auf der ebenfalls sehr schicken im Andalusischen Stil gehaltenen Plaza España nicht stattfand. Stattdessen ging ich zu einem sehr schicken Barbierladen, um meinen monatlichen "Schnitt" zu halten. Kurz danach begann dann eine andere Tour, an der wir stattdessen teilnahmen. Ein Österreicher wollte uns die letzten Monate schonmal irgendwo gesehen haben, jedoch war das einzige gemeinsame Hostel, das wir hatten die Unterkunft bei Kori in Hanga Roa, in der er aber später war als wir. Die Tour führte uns erneut zur Plaza España, auf der eine interessante Statue Spaniens aus der Francozeit steht, die darstellt wie Spanien Argentinien dominiert. Da fragt man sich warum die Argentinier das bei sich ausstellen, wenn sie sich doch extra unabhängig von Spanien erklärt haben. Ansonsten war die Tour nicht so interessant und da wir schon einige Tage in der Stadt waren, kannten wir die meisten Orte auch schon. In Erinnerung bleibt noch der Teilsatz "así que bueno", also in etwa "gut also" was etwas eloquenter als "ähm" im Deutschen ist, den unsere Führerin nach gefühlt jedem Satz äußerte. Als Variation funktionierte noch "pero bueno".   

Nach der Tour holten wir unsere Sachen aus dem Hostel bevor es mit dem Nachtbus in die nächste Metropole ging- nach Córdoba. Die zweitgrößte Stadt Argentiniens mit dem selben Namen wie eine Stadt in Spanien unterscheidet sich aber unter anderem von seinem Iberischen Pendant dadurch, dass sie schonmal Standort eines WM Spiels war. Ich fand die gut 12-stündige Fahrt gut bis auf die Tatsache, dass um ca. Neun Uhr abends kurz nach der Abfahrt die Fernseher aufgeklappt wurden und ein Spielfilm direkt ein mein Gesicht leuchtete und sprach. Mit Hilfe meines Buffs und meinen Kopfhörern konnte ich aber die unfreiwillige Störung aber gut ausblenden, so dass ich mit Unterbrechungen gut 12 Stunden im Bus schlief. Erstaunlicherweise musste ich mich nicht einmal aus meiner Ecke rausgraben, um auf Klo zu gehen, was immer ein kleines Abenteuer darstellt Nur beim Halt an manchen Terminals unterwegs strahlten die Scheinwerfer von außen so stark, dass ich durch das Licht das durch meinen Schlauchschal in mein Auge strahlte aufgeweckt wurde. Franzi konnte leider nicht so gut schlafen, so dass sie etwas erschöpft am Morgen in Córdoba ankam und nur durch meine Motivation und die Tatsache, dass sich unsere Freundin Alba für uns Zeit genommen hatte, nicht ins Bett fiel und erstmal im Hostel schlief. Alba hatten wir in Ushuaia kennengelernt als sie dort Urlaub machte und besuchten sie nun in ihrer Heimatstadt. Als erstes gingen wir gemeinsam zu einem Computerladen, da unser USB Stick mit allen Fotos der bisherigen Reise darauf leider den Geist aufgegeben hatte. Die über 400 GB hatten wir in Deutschland im November teuer bezahlt und nun funktioniert der Stick garnicht mehr und alle Fotos der bisherigen Reise sind weg. Glücklicherweise hatte ich sie doppelt gesichert und Jannes und Alex so wie die DHL haben sie glücklicherweise sicher nach Wedel zu Franzis Eltern liefern können. Nichts desto trotz hätten wir auch hier gerne noch Zugriff auf die Fotos, um z.B. die Blogartikel über die Antarktis oder die Osterinsel ganzheitlich fertig stellen zu können. Aber keine Sorge die Highlightbilder werdet ihr erhalten. Die haben wir online auf One Drive gesichert und können somit von jedem Ort mit Internet darauf zugreifen.  

  

Nach diesem unerfreulichen und unerfolgreichem Besuch wartete das nächste Highlight auf uns. Nicht nur dass wir mit dem Patio der Universität von Córdoba ein Welterbe besuchten, das an ein schickes Kloster erinnerte und tatsächlich die älteste Universität des Landes ist und von den Jesuiten gegründet wurde, sondern auch dass uns dort plötzlich Stefan und Maria mitsamt Kinderwagen in dem Frida saß begegneten. Stefan war mein letzter Chef bei Vattenfall und nachdem ich mich im November von ihm verabschiedet hatte, als er sogar noch bei unserer Abschiedsfeier in Hamburg war, wusste ich schon dass er vielleicht im Frühjahr nächsten Jahres während der Elternzeit Argentinien besuchen würde. Allerdings hatten wir seitdem eigentlich keinen Kontakt mehr und eine Freundin hatte neulich berichtet, dass Stefan nun doch nicht auf große Reise ging sondern die Elternzeit zuhause verbringen würde. Sicherlich hätte er auf unserer Weltreisekarte in diesem Blog lesen können, dass wir derzeit in Córdoba sind oder ich hätte mir einen Instagram Account erstellen können, um das selbige bei ihm festzustellen, aber beides war nicht passiert. Und so ist es wohl eine der zufälligsten aller Begegnungen, dass wir uns in Córdoba getroffen haben und danach einen schönen Tag zusammen verbrachten. Während wir uns erstmal etwas zu viert unterhielten, konnte Alba Frida, die jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr alt ist, mit Fingerspielchen begeistern, bevor sie uns mit Informationen in der Gedenkstätte für die Verschwundenen ("Disapparecidos") während der Militärdiktatur weiterhelfen konnte. Die traurige Geschichte ist sehr ähnlich und zu einer vergleichbaren Zeit abgelaufen wie bei den Chilenischen Nachbarn. Auch hatten in beiden Fällen zumindest bei der Absetzung der vorherigen Präsidenten und Präsidentinnen die USA ihre Finger im Spiel mit der Absicht den Kommunismus zu unterbinden. Diese Rolle der Vereinigten Staaten sehe ich sehr kritisch und lässt mich auch in anderen Fällen die Rolle der USA überdenken. Ich hoffe dass das Baby den Ort als nicht so schlimm wahrgenommen hat wie er für viele Argentinier am Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre war. Besonders dramatisch ist auch die Nähe dieser Polizeistation, die als Folterzentrum und Gefängnis genutzt wurde, zur Kathedrale, die man über den Mauern der Station sehen kann. Während Alba noch arbeiten ging, verbrachten wir den Abend mit den anderen drei Deutschen noch in Córdoba bevor sie sich Richtung Norden verabschieden würden und wir sie vermutlich nicht mehr einholen würden. Insbesondere weil Fanzi die folgenden zwei Tage im Bett lag und wir unser weiteres Córdoba Programm erstmal verschoben. Einen Abend gingen wir noch ins Teatro Real, also das königliche Theater, und sahen ein buntes Stück voller Gesang und Musik. Irgendwie war es nicht das was wir unter Theater verstanden. Die Schauspieler standen alle immer auf der Bühne, es gab keine Szenenwechsel. Daher tranken die Schauspieler auch während ihrer Sprechpausen auf der Bühne. Auch das finden unsere Plätze sowie die Sprache war ein großes Theater. Es gab garkeine festen Plätze und so saßen wir am Ende unter dem Dach in der letzten Ecke und lauschten dem Córdoba Akzent des Spanischen, wie wir im Nachgang feststellten, und verstanden extrem wenig. Irgendwie war es trotzdem interessant mal dabei gewesen zu sein. Das Publikum des vollen Theaters feierte am Ende auch die Schauspieler und so war es dann irgendwie ganz harmonisch.  

  

Als es Franzi wieder besser ging, machten wir zwei Tagesausflüge zu den Orten Alta Gracia und Jésus María, die ebenfalls zum UNESCO Welterbe Córdobas zählen, das das gesamte jesuitische Treiben in der Region umfasst. In beiden Orten besuchten wir Estancías also Bauern- bzw. Werkhöfe, auf denen von Sklaven die meistens Ureinwohner Südamerikas oder Afrikas waren, Ressourcen gewonnen wurden, deren Verkauf der Finanzierung der Bildung und des religiösen Lebens im jesuitischen Viertels in Córdoba diente. Es hab auf allen drei Höfen, die wir mit Vorortbussen erreichten, viele Informationen zu der Geschichte wenn auch nicht besonders schön aufbereitet. Auch fehlte eine kritische Einordnung der jesuitischen Zeit in Argentinien insbesondere zum Thema Sklaven oder der Verbannung der Jesuiten im Jahr 1767 durch den Spanischen König Karl III aus allen Spanischen Kolonien. Nichts desto trotz waren es schöne Ausflugsziele insbesondere Alta Gracia, wo wir nach einem leckeren Mittagessen sowie Spaziergang am See im Stadtzentrum, in dem die größten Enten der Welt lebten, das extrem spannende und bewegende Museum über Ernesto "Che" Guevara besuchten, das in dem Haus errichtet wurde, in dem Che seine Kindheit und Jugend verbrachte. Ich wusste nicht so viel über Che Guevara aber über die Infotafeln und die Fotos aus all seinen Lebensjahren konnte ich einen guten Eindruck von seinem Leben gewinnen und finde, dass er eine spannende Persönlichkeit war, deren Handlungen man kritisieren aber auch gutheißen kann. Insbesondere die folgenden Fragen stellte ich mir und die folgenden Feststellungen machte ich nach dem Besuch des Museums. Ich denke, dass Che extrem mutig war und ein krasses Gerechtigkeitsempfinden hatte. Seine Reisen erinnern mich sehr an meine eigene Lust auf Abenteuerreise zu gehen. Wie kam es aber, dass Che sich in Kuba auf seiner zweiten, langen Reise nach dem Studium plötzlich einer bewaffneten Rebellengruppe um Fidel Castro anschloss? Dieser Sinneswandel wurde im Museum nicht wirklich erklärt. Auch fragt man sich warum er als Vater von fünf Kindern mit zwei Frauen nicht nach dem erfolgreichen Putsch und seiner Karriere als Politiker und Staatsbürger Kubas, die ihm spannende Reisen in die ganze Welt ermöglichte inklusive Gesprächen mit mächtigen Politikern, ein ruhigeres Familienleben anstrebte, sondern beschloss Kuba wieder zu verlassen und im Kongo und in Bolivien mit fremden Leuten ebenfalls Revolutionen anzettelte. Bekanntermaßen scheiterte der Versuch in Bolivien mit fatalen Folgen auch für ihn selber, was ihn für mich zu einer tragischen Figur macht. Einerseits sehe ich seinen Gewalteinsatz gegen andere kritisch, aber andererseits waren seine Motive gegen andere zu kämpfen durchaus ehrenhaft und altruistisch und seine Besessenheit dabei wurde ihm letztendlich tragischerweise zum Verhängnis.  Wenn man in seinem schönen Kindheitshaus rumläuft und im großen Garten die Schilder liest, wie er in der Kindheit hier Spiele mit anderen spielte, so ist die Entwicklung seines Lebens vom Doktor der Medizin zum Erschossenen im Massengrab in Bolivien, in dem er erst 30 Jahre später identifiziert wurde, sehr traurig. Franzi und ich waren danach beide inspiriert mehr über die Kubanische Revolution und Che zu lesen, aber alle Fragen zu seiner Person ließen sich dadurch nicht beantworten. Ein Buch einer anderen, streitbaren Person hatten wir zuvor auf dem Jesuitenhof gefunden. Eine Bibel auf Altdeutsch von Martin Luther präsentierte einen Text, der vom "Judenwolf" sprach, woraufhin Franzi mir nochmal erklärte, dass Martin Luther bekanntermaßen Antisemit war. Irgendwie ist es doch mit allen Formen des Christentums schwierig sich so richtig heimisch zu fühlen, da sie alle in ihrer Geschichte oder heute davon geprägt wurden, dass Menschen in ihrem Namen andere Menschen ausnutzen und schädigen, ganz egal ob es jetzt Sklaven, Juden oder Kinder sind. Nichts desto trotz ist es spannend die Orte zu besuchen, um mehr darüber zu lernen.  

  

Wir haben Córdoba auch deshalb so genossen, weil wir hier günstig leben können. Unser Hostel, das bestimmt mal sehr schön war und auch bestimmt mal keinen Wasserschaden an unserer Zimmerdecke hatte, war mit ca. 15€ die Nacht inklusive Frühstück eines der günstigsten bisher auf der Reise. Darüber hinaus waren wir jeden Abend gut essen- ob Parrilla (Grill), Fast Food, Wraps o.ä. immer mit lecker Getränken dazu- wir sind fast nie an die 30€ für uns rangekommen. So haben wir auch gerne Alba mehrfach zum Essen eingeladen, da wir die Zeit mit ihr hier sehr genossen haben und wir wissen, dass es als Argentinier nicht einfach ist über die Runden zu kommen. In Ushuaia hatten wir ihr deswegen schon Avocados spendiert, da sie meinte dass sie sich diese sonst nicht gönnt, auch wenn sie sie gerne mag. Jemandem den man kennt, hilft man dann doch viel lieber als den sehr vielen, unbekannten Gesichtern, die einen tagsüber in der Stadt zwar meistens freundlich ansprechen, dann aber etwas penetrant betteln und einen manchmal am Ende beleidigen, was wir aber zum Glück meistens nicht verstehen.  

  

Die letzten zwei Tage schauten wir uns noch etwas die Stadt an u.a. mit einer Free Walking Tour, die uns aber erneut wenig neue Infos liefern konnte, nachdem wir uns schon mehrere Tage mit der Stadt und Region auseinandergesetzt haben. Witzig war als unsere Führerin uns fragte, ob wir unsere SUBE Karte dabeihaben, weil wir jetzt U-Bahn fahren wolle, als wir in einen Eingang hinabstiegen. Tatsächlich war es ein Scherz, da es auf Grund von Ausgrabungen wie der jesuitischen Krypta, in die wir in dem Moment gingen, eben genau keine U-Bahn in Córdoba gibt, auch wenn Alba meint, dass es diese eigentlich dringend braucht. Interessant war auch dass die Region Córdoba, dessen Hauptstadt die Stadt mit gleichem Namen ist, bis 2010 keine Flagge hatte und diese dann in einem Wettbewerb von Kindern entworfen wurde. Allerdings sieht sie dadurch auch nicht lustiger oder bunter aus als andere Flaggen. Am Abend stand noch ein Highlight an als wir in das Japanische Restaurant Imari gingen. Was wir für den Wartebereich des Restaurants hielten, stellte sich als das gesamte Restaurant heraus- ein paar Tische an einem Tresen. Es war dennoch schick und einzig ein immer wiederkehrender Stromausfall im Stadtteil stand einem netten Abend im Wege. Alba kam noch dazu und als wir zu dritt am Tresen bei den nicht- Japanischen Köchen saßen und immer wieder schicke und aparte Sushi Stücke präsentiert bekamen, die auch sehr lecker waren, entstand auch ein spannendes Gespräch vor allem über das Thema Sprachen. Ich wusste zwar, dass Alba private Spanischlehrerin ist, aber erst im Gespräch wurde mir klar, dass sie es auch viele Jahre studiert hatte. Insbesondere imponierte mir ihre Sensibilität für gendergerechte Sprache und Sprache die allen Kulturen gerecht wird. Ehrlicherweise habe ich auf Grund unserer Südamerikaerfahrungen von einer Argentinierin nicht so viel Feingefühl bei dem Thema erwartet. Allerdings vermute ich, dass es auch in ihrem Studium und dem zweijährigen USA Aufenthalt begründet liegt, was sie zumindest beim Thema gendergerechte Sprache selber erzählte. Spannend war auch als sie uns erklärte, dass die Kultur der Inka eigentlich Quechua heißt und deren Führer der Inka war. Die Spanier haben dann einfach der einen Begriff der Quechua Sprache genommen und ihn fälschlicherweise für das gesamte Volk verwendet (also nicht ganz so schlimm wie Indianer aber immer noch falsch). Unabhängig von dem Sprachenthema war es ein wunderbarer Abend zu Dritt. Wir erzählten Alba von der Tradition die Hose des Mannes vor der Hochzeit zu verbrennen und die Schuhe an die Tür zu Nageln, die sie dazu bewog zu versprechen, dass wenn wir das am Polterabend vor unserer Hochzeit auch machen, vorbeizukommen. Insofern konnten wir schon ein Wiedersehen vereinbaren mit einer Freundin, die weit weg von unserer Heimat wohnt.  

 

Kurz vor unserer Abfahrt aus Córdoba hatten wir leider noch etwas Stress mit der Unterkunft an unserem nächsten Ort. Nachdem sie uns zunächst zugesagt hatten, dass wir um 21 Uhr einchecken können, kurz nach der Ankunft unseres Busses, so schrieben sie uns am Abend vor der Fahrt plötzlich dass es doch nur bis 19 Uhr geht. Wir gaben dann auf und buchten ein anderes Hotel, in der Hoffnung dass das erste Hotel nicht noch hinterlistig unsere hinterlegte Kreditkarte belasten würde. Solche Themen sind sehr ärgerlich und verderben einem trotz guter Laune und viel Energie erstmal den Tag, da man einfach wütend ist. Dennoch machten wir uns danach ein letztes Mal auf ins Zentrum von Córdoba, um noch einmal den Manzana Jesuítica zu besuchen. Wir waren zwar schon kurz im Innenhof des Colegio Maximo gewesen, der ehemaligen Jesuitenuniversität und jetzigen Rechtsfakultät der großen Universität von Córdoba, allerdings hatten wir dann Stefan und Familie getroffen und waren schnell weitergezogen. Diesmal holten wir uns ein Heft mit guten, Deutschen Beschreibungen und besuchten die Sammlung alter, europäischer Bücher und Karten sowie die erhalten gebliebenen Studienbücher der Jesuiten und den Graduierungssaal sowie die Kirche der Jesuiten. Damit hatten wir dann auch diesen zentralen Bestandteil des Welterbes nochmal genauer betrachtet nachdem wir ja schon drei der fünf Estancias im Umland besucht hatten.  

  

Ansonsten besorgten wir Franzi noch neue Schuhe, nachdem ihre nun auch endgültig zerfallen waren, womit nun schon das dritte Paar von uns ersetzt und zurückgelassen werden musste. Der Verkäufer war mehr an unserer Reise interessiert als Franzi zu helfen- allgemeine Unfähigkeit beim Schuhe verkaufen, hatte ich ja auch schon in Ushuaia erlebt- und redete viel mit mir auf Spanisch, weswegen ich immerhin etwas üben konnte. Franzi war sehr unglücklich mit ihren neuen Schuhen und insbesondere als ich ihre alten, geliebten Schuhe in einen Mülleimer des Kaufhauses Patio Olmos quetschte, aber sie wird sich hoffentlich schnell an die neuen Schuhe gewöhnen. Außerdem deckten wir uns mit ebenfalls sehr teurer Sonnencrème ein, die in Deutschland weniger kostet und das trotz der Wechselkursvorteile in Argentinien. Wer sich hier vor Hautkrebs schützen will, muss reich sein oder nicht raus gehen, was sich schon auf Grund der persönlichen Finanzierungsmöglichkeiten meistens widerspricht. Zumindest sind wir jetzt für unseren nächsten Stopp gerüstet in La Rioja, der uns zu den Nationalparks Talampaya und Ischigualasto führen soll, die mitten im Nichts liegen und bei denen wir noch nicht wissen wie wir dorthin kommen.  

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