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Sind wir in Spanien?

La Rioja

geschrieben von Timo

La Rioja ist eine Region in Spanien und in Argentinien und beide sind für ihren Wein bekannt. Auch die vielen, wolkenlosen Sonnentage in Argentinien erinnern an das Spanische Klima. Wir kamen aus Córdoba nach La Rioja- auch diese Fahrt hätte in Spanien sein können und hätte ähnlich lange gedauert. Die ersten zwei Tage in der Stadt verbrachten wir recht entspannt, da Franzi immer noch angeschlagen war und wir noch unsere Trips in die entfernten aber von überall schwer zu erreichenden Naturparks Talampaya und Ischigualasto organisieren mussten. Mit knapp 200 km Entfernung sind die Parks an einem langen Tag von La Rioja aus zu erreichen, es gibt aber auch nur wenige und v.a. kleinere Orte die näher an den Parks dranliegen. Daher entschieden wir uns schlussendlich für viel Geld eine Agentur zu beauftragen, um beide Parks in einem langen Tag zu besuchen. Wenn wir noch zwei andere Interessenten gefunden hätten, dann wäre es etwas günstiger geworden aber so zahlten wir inklusive aller Eintritte und Touren vor Ort gut 180€. Dafür hatten wir einen Privatfahrer, der uns um 06:30 morgens abholte und um 20:00 Uhr wieder in La Rioja absetzte. Es war also ein langer Tag, aber es hat sich gelohnt dieses UNESCO Weltnaturerbe zu besuchen. Beide Parks grenzen aneinander und sind auf ihre Weise eindrucksvoll. Während der Park Ischigualasto, der im Volksmund "Valle de la Luna", also Mondtal, heißt, ein ehemaliger See ist, der vor Millionen von Jahren ausgetrocknet ist, so ist der Park Talampaya ein höhergelegenes Gelände, das aus vielen schroffen, rotleuchtenden Bergwänden von mehreren hundert Metern Höhe geprägt ist. Auch die Grenze der beiden Parks aneinander sind eben solche steilen, roten Felswände auf die man im Park Ischigualasto hochblickt und die noch beeindruckender dadurch sind, dass die Landschaft in diesem Park eher weiß-gräulich, wenn auch ebenso trocken aussieht. Da der See bevor er endgültig austrocknete die letzte Wasserquelle in der Gegend war, so findet man in diesem Areal auch besonders viele Dinosaurierfossilien, da die Tiere hier noch an Wasser kamen, bevor sie ausstarben. Es ist tatsächlich einer der spannendsten, paläontologischen Orte der Welt, was sich für uns allerdings nur dadurch äußerte, dass ein paar ausgestellte Dinosaurierknochen im Museum dargestellt wurden sowie ein weiteres Museum die Arbeit der Paläontologen darstellte. Ansonsten waren vor allem die skurillen Gesteinsformationen die Highlights in dieser Ödnis durch die wir mit unserem Fahrer und anderen Autos als Karavane hindurchfuhren. Es gab noch einen Pilz und ein U-Boot, das wegen des Ausgucks so hieß. Besonders spannend fand ich, dass durch Erdbeben oder starke Winde, wie es ihn bei unserem Besuch so garnicht gab, immer wieder welche dieser spektakulären Figuren, die durch Errosion geformt wurden, zusammenstürzen aber eben auch neue entstehen. In Talampaya, wo wir später mit einem großen Truck durchfuhren, sahen wir ebenfalls die ähnliche Figuren in rot wie z.B. den Mönch, die Kathedrale oder den Turm. Am spektakulärsten war hier ein sehr enges und bestimmt 300 Meter tiefes Tal zwischen zwei roten Felswänden, in dem es auch krasse Echoeffekte gab sowie Johannesbrotbäume, die sonst nirgendwo in dieser roten Wüste wuchsen. Das Echo wirkte wirklich wie man sich ein Echo vorstellt. Als würde am anderen Ende des langen Tals jemand zurückrufen. Sehr beeindruckend. Und die Bäume mit den süßen Schoten, die wir probierten, wachsen nur in dem Tal, weil es ein paar Mal im Jahr doch regnet und dann ein kleiner Fluss durchs Tal fließt, da der Boden das Wasser nicht aufnimmt. Dann regnet es übrigens ausreichend dafür, dass die Touren in beiden Parks abgesagt werden, da die Wege dann nicht mehr befahrbar sind. Glücklicherweise geschah das gerade vier Tage bevor wir da waren, wie ich von unserem Guide erfahren konnte. Ein Unglücklicher aus der Weltreise Community, in der ich Mitglied bin, hatte genau vor einem Jahr den Ausflug gemacht und konnte beide Parks nicht besuchen. Wir schrieben beide am selben Tag unsere Rezension für dieses Welterbe- die ersten beiden seit 6 Jahren in der Community- da hatte er wirklich sehr viel Pech gehabt vor einem Jahr. Auch witzig dass er seine Rezension ein Jahr später schreibt und dann genau am selben Tag wie ich. 

 

Insgesamt hat sich der teure Ausflug schon gelohnt in diese wüste, natürliche Landschaft, die besonders aussieht. Umso mehr genossen wir aber auch unseren "Spanien-Urlaub" an den anderen drei Tagen unseres Aufenthaltes. Über Umstände hatten wir ein Zimmer in La Rioja in einem Hotel zu einem guten Preis bekommen, das sehr schick war. Das Frühstück erinnerte auch ein wenig an einen mediterranen Sommerurlaub, da die Sonne in den ordentlichen und sauberen Frühstückssaal fiel, während man seine spärliche Portion Croissant und Gebäck mit Café con Leche (Milchkaffee) zu sich nahm. In der Siesta von 15 bis ca. 17 Uhr ging auch nichts. Es gibt sogar ein lokales, mythisches Wesen, das angeblich Kinder in der Siesta kidnappt, wenn sie das Haus verlassen. Vermutlich eine Erziehungsmethode für eben diese. Diesen Mythos wie auch weitere lokale Legenden lernten wir von unserem Guide mit interessanten bis komischen Meinungen im Folkloremuseum. Spannend fand ich bei den Ausführungen auch den Nord- zu Südamerika Vergleich von unserem Guide. Sie meinte der Unterschied zwischen beiden Kontinenten ist, dass sich im Norden alle Volksgruppen lange nicht vermischt hätten, also Schwarze, Weiße und Ureinwohner. In Südamerika hingegen hatte ich kürzlich erst gelesen, dass z.B. Francisco Pizarro als erster Spanier im heutigen Peru schon Kinder mit einer Inka- Frau (bzw. Quechua Frau) hatte, was sich wohl immer weiter fortführte. In Chile und Argentinien gibt es zwar noch einige ursprünglich lebende Mapuche aber ansonsten sind die meisten südamerikanischen Völker mehr oder weniger ausgestorben- vermutlich auch durch Vermischung mit Spaniern. Vor meiner Ankunft in Südamerika habe ich mich gefragt wie viel des ursprünglichen, präkolombianischen Südamerikas noch übrig ist. Ich vermute in dieser Aussage und in dem was ich die nächsten Wochen und Monate in Peru und Bolivien sehen werde, liegt auch ein Teil der Antwort. In Bezug auf einen anderen Mythos meinte unser Guide noch, dass sie auch gerne mal Voodoo anwenden würde bei manchen Politikern. Ich finde es immer interessant, dass die Leute in ihrer Verzweiflung den Politikern die Schuld an der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise des Landes, die alle Leute wirklich leiden lässt, geben. Ich denke mir, dass wenn die Politiker die Lösung für die Krise kennen würde, dass sie sie dann sicher beenden würden, weil sie sich damit ja auch Stimmen im Wahlkampf sichern würden. Ich denke, dass es keine einfache Lösung für diese Krise gibt und kann sie auch nicht erklären- genauso wie die meisten Leute in diesem Land. Das vermute ich zumindest. Allerdings machen sie es sich in ihrer Verzweiflung glaube ich etwas zu einfach auf der Suche nach Schuldigen. Positiver ist noch die Karnevalstradition Chaya, bei der man sich in La Rioja mit Mehl und Wasser bewirft, was im Februar also im Sommer sicher auch ganz erfrischend sein kann. Unser Guide mag diese Tradition allerdings nicht und meidet sie deswegen. Alba hat übrigens ähnlich ihr Studium beendet, da es in Córdoba Tradition ist mit Farbe, Eiern und weiteren Zutaten beschmissen zu werden, wenn man seinen Studienabschluss erreicht hat. Hilfreich war noch der Tipp für die beiden, lokalen Gerichte, die es in der Region gibt. Locro und Humita sind beides Arten von Eintöpfen wobei Humita vegetarisch ist. Humita ist eine Maismasse mit Käse drin, die schön warm und süßlich schmeckt. Wirklich sehr empfrhlenswert und sicherlich etwas, dass uns in Bolivien und ggf. Peru noch häufiger begegnen wird. Gegessen haben wir es im Origenes, einem Restaurant das wir in 4 Tagen dreimal aufsuchten, weil es gut und preiswert war. Lecker war am Vortag zum Beispiel auch ein Bife de Chorizo in einer Sauce aus Rotwein, Honig und Orange. Das war eine angenehme Abwechslung zum saftigen Fleisch, dass es normalerweise aber auch Sauce gibt bzw. nur mit Chimichurri also einem sauer- scharfen Gewürzdip. Einmal waren wir mittags auch in einem Café an der Plaza essen, das mit seinen Schattenplätzen, hell gestrichenen Lehmwänden und Arkaden auch in Spanien hätte liegen können. Wir genossen den mittelmäßigen Mittagstisch wie bei einem Urlaubstrip vor der Siesta. Am letzten Tag erkundeten wir auch noch ein wenig die Stadt, die im Zentrum natürlich wie in Spanien aufgebaut ist. An der zentralen Plaza findet sich neben dem politischen Zentrum auch die sehr große Kathedrale. Interessanter fanden wir aber noch die älteste Kirche Argentiniens, die ein paar Blocks weiter zu finden war und aus einer rudimentären Steinwand besteht. Sie stammt noch aus dem 15. Jahrhundert. 

 

In Bolivien und Peru strebe ich an wegen der Sicherheitswarnungen keine Nachtreisen mit dem Bus zu machen. Die Straßen sind zu schlecht bzw. in Peru soll es nachts sogar vereinzelt zu Überfällen auf Busse kommen. Auf unsere letzte Nachtfahrt der nächsten Zeit hätte Franzi wohl auch gerne verzichtet wohingegen ich bestimmt 8 Stunden geschlafen habe. Allerdings habe ich auch die gruselige, lebendige Leiche zwei Reihen hinter uns mitbekommen, die die ganze Nacht Selbstgespräche führte und krass hustete. Franzi beobachtete sogar, dass der Mann beim Husten immer bebte in etwa als wenn er unter Strom gesetzt werden würde. Sie meinte, dass sie zwischen Krankenwagen rufen und ignorieren schwankte wobei sie bei der letzten Variante, für die sie sich entschied, immer mit der Angst leben musste Keime von irgendeiner schlimmen Krankheit einzuatmen. Nicht besser gemacht hat es eine Männergruppe, die um den Kranken herum saß, die sich trotz ihres höheren Alters eher verhielt als wäre es eine Teenagergruppe. Lautes Abspielen von nervigen Videos und Gespräche zu jeder Uhrzeit waren die anstrengenden Begleiterscheinungen. Entsprechend der für sie anstrengenden Nacht verbrachte Franzi den nächsten Tag erst mit vier Stunden Schlaf in der Lobby unseres neuen Hostels bis zum Check- In und dann nochmal vier Stunden Schlaf in unserem neuen, schicken Hostelzimmer. An diesem letzten heißen Tag den wir in Salta erleben durften, bevor der Herbst hielt, was er verspricht, stand Franzi dann erst so spät wieder auf, dass es schön zu kalt war um den schicken wenn auch etwas dreckigen Pool des Hostels noch zu nutzen. Dafür erlebten wir andere Abenteuer in Salta im Norden von Argentinien.  

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