Tupiza
geschrieben von Timo
Unseren ersten Tag in Tupiza und damit in Bolivien war sehr produktiv, da wir einige Dinge erledigt bekommen haben. Wir sind jetzt stolzer Besitzer neuer USB Sticks, um unsere Bilder vor Ort zu sichern, von einer Bolivianischen SIM Karte und von viel Bargeld. In dem Ort, in dem wir jetzt waren läuft alles mit Cash- Hotel, Restaurant, Touren. Teilweise könnte man mit Karte zahlen, aber es kostet zwischen 3% und 7% mehr. Da wir kostenlos Bargeld abheben konnten, haben wir uns damit erstmal ordentlich eingedeckt. Die Scheine sind sehr hübsch und stellen wie in Chile und Argentinien in sehr bunt Landschaften und Tiere da. Auch gibt es erstmals wieder Münzen, die es in Argentinien garnicht mehr in benutzbarer Größe gibt und in Chile kaum. Da der Boliviano, der früher Peso hieß, an den US Dollar gekoppelt ist, ist es noch nicht dazu gekommen, dass die Größe der Werte der Währung über die Zeit so stark angestiegen ist.
Ansonsten erinnert uns bisher vieles in Bolivien an unseren zweiwöchigen Indienbesuch 2016, der für uns beide sehr prägend war. Damals erlitt insbesondere ich einen starken Kulturschock. Franzi war durch ihren Togo Aufenthalt besser vorbereitet. Unser weißes Zimmer hat ein orangenes Muster als Banderole auf die Wand gemalt. Im Speisesaal, der bodentiefe Fenster mit Blick auf die Hauptstraße hat, die von sandigen Seitenrändern begrenzt ist, welche vollstehen mit pausierenden LKWs samt ihrer Fahrer, einfachen Straßenständen, Müll, Autoteile und abgestellten Bussen, alles vor dem staubigen, fast trockenen Flussbett des Río Tupiza, hinter dem das Zentrum der Stadt ist, hängen orangene Vorhänge über den Festern herab mit weißen, gehäckelten Zierden, die mich auch an Indien erinnerten. Auch fahren auf den Straßen Tuk Tuks, wie wir sie seit Indien nicht erlebt haben, die die Marktlücke von wenigen Taxen und keinem Uber schließen. Die Stadt hat eine gute Ausstattung an Läden, so dass wir alles mögliche bekommen konnten. Die Leute in den Läden waren alle super hilfreich und freundlich zu uns- das ist sicher ein Unterschied zu unserer Indienerfahrung, wo unser Verhältnis zu den Leuten ambivalenter war. Ähnlich ist auch, dass wir das Leitungswasser nur noch zum Abwaschen und Händewaschen nutzen und für Zähneputzen und Trinken nur noch abgepacktes Wasser kaufen. In den Straßen habe ich mich nach anfänglicher Verunsicherung auch wohler gefühlt, als in Indien, wo ich natürlich auch noch jünger und unerfahrener war, und das obwohl es wie schon in Jujuy aber viel mehr als in Argentinien auf Grund des Aussehens offensichtlich ist, dass ich nicht von hier komme (und Franzi auch nicht). Angenehm und stark unterschiedlich zu Indien ist auch, dass wir noch garnicht angebettelt wurden und viel wichtiger und schöner, dass die Leute uns mehrfach schon NICHT übers Ohr ziehen wollten. Die Taxi bzw. Tuk Tuk Preise, die Einheimische uns sagten, stimmten und als ein Tuk Tuk Fahrer uns als falsche Ziel brachte, fuhr er uns danach auf eigene Kosten doch noch ans Ziel. Natürlich könnte man sagen, dass das selbstverständlich ist, aber in Indien wäre es das nicht. Insgesamt muss man weniger verhandeln, als wir dachten.
Verhandelt haben wir uns mal wieder eine Cabalgata, also einen Pferdeausritt und zwar in den Cañon del Inca, also das Tal des Inka, einem erneut roten, staubigen Tal mit Kakteen. Es war sehr ähnlich zu der Quebrada de las Señoritas in Argentinien, aber dadurch dass es zu Pferd war, war es doch anders und spannend. Vermutlich dadurch, dass es über eine Agentur lief und dass der Besitzer der Pferde auch wie ein Geschäftsmann wirkte, gab es dieses Mal trotz unseres kleinen Disputtraumas beim Thema Pferdeausritte vom Lago Buenos Aires, keine Probleme beim Bezahlen der Leistung. Wir buchten einen dreistündigen Ausritt inkl. Transporte zum und vom Pferdehof und zahlten umgerechnet 31,63€, was ein sehr guter Preis für uns war. Jonathan der mit uns den Ausritt machte, hatte sicherlich nicht die beste Bildung uns es könnte sein, dass wir uns mit ihm in die Haare bekommen hätten bei der Bezahlung. So aber konnten wir uns aufs Reiten und Plaudern mit ihm konzentrieren und das war super. Mein Pferd, das die Mutter von Franzis Pferd war, ritt immer in der Mitte der Dreiergruppe, da die anderen beiden Pferde, die viel jünger waren, sich sonst gefetzt hätten. Mit meinen bisherigen Erfahrungen und dem guten Pferd, funktionierte der Ausritt durch die rote Kakteenwelt sehr gut. Das erste Highlight, die Puerta del Diablo (Teufelstür) war ein hübsches, natürliches, riesiges Tor aus Stein in der Landschaft. Kurze Zeit später passierten wir das Valle de los Machos, also das Tal der Männer, das nach dem Erscheinungsbild einiger spitzer Steinsäulen mit rundlichem, oberem Abschluss benannt wurde. Auf jeden Fall kein unkreativer Name. Am Talschluss durften wir noch ein Stück ohne Pferd klettern bevor es zurück auf den Hof ging, wo wir nach gut 2,5 Stunden Ausritt mit zwei Pausen ankamen. Ein rundum netter Ausflug, nachdem ich meine Sitzmuskeln, die ich zuvor garnicht kannte, erstmal etwas dehnen musste. Wir gaben Jonathan noch ca. 17% Trinkgeld, worüber er sich sehr freute. Er wohnt alleine auf dem Hof der Pferdebesitzer in einer Baracke. Er wirkte sehr glücklich, hat aber sicher ein einfaches Leben.
Ansonsten sind manche Dinge garnicht unbedingt günstiger als in Argentinien mit dem ausländischen 70% Rabatt. Das Hostelzimmer, wenngleich man sagen muss, dass es super schick und groß war und wir das größte Frühstücksbuffet südamerikanischer Hostels hatten, kostete mit 19,77€ pro Nacht nicht wenig. Zwei große Pizzen beim touristischen "Italiener" mit einer Limonade, die hoffentlich aus Flaschenwasser gemacht wurde, kosteten uns 24,78€, was eher etwas mehr war als in Argentinien. Sehr gefreut haben wir uns, dass es Nivea Sonnencrème gibt und diese nicht viel mehr kostet als in Deutschland im Gegensatz zum Preis bei den südlicheren Nachbarn Boliviens. Und auch andere Alltagsservices oder Dinge kosten tendenziell sehr wenig. Wir sind gespannt wie sich das weiterentwickelt.
Ähnlich zu Indien ist auf jeden Fall das Geschrei der Verkäufer am Busterminal. Wobei hier nur abwechselnd, hauptsächlich Frauen, die Orte Boliviens wie in einem Klagelied vortragen, so ist es in Indien natürlich einfach die permanente Lautstärke in Verbindung mit Hitze und Gewusel, die sehr einprägsam ist. Der Bus nach Potosí, in drm wir gerade sitzen, hat für über 200 km gerade einmal 7,91€ gekostet, was wesentlich günstiger ist als im Süden Südamerikas. Leider sieht der Bus auch so aus. Er hat einen Zusatend, der gut genug dafür ist, dass ich denke dass wir ankommen. Allerdings gibt es wohl keine Gepäckbeschränkung, daher nehmen die Leute lauter Obst, Gemüse und Sackkarren mit neben ihrem Gepäck. Unsere Rucksäcke wurden gerade so noch ins Seitenfach des Buses gepresst und fallen sicherlich beim Öffnen der Klappe heraus. Hoffentlich öffnet sie sich erst in Potosí wieder. Leider bekommt man auch keinen Schnipsel mehr für sein Gepäck als Beleg, dass man es aufgegeben hat und auch wird das Ticket überhaupt nicht kontrolliert. Stattdessen zahlt man hier einen kleinen Obolus an eine Frau für die Nutzung des Terminals wobei das Klo nochmal extra ist und man sich fragt, wofür man dann eigentlich noch zahlt. Ich nehme an, dass in anderen Ländern das Busunternehmen so eine Gebühr ans Trrminal zahlen muss. Insbesondere den Beleg, den man dafür kriegt, ist meiner Meinung nach Papierverschwendung zumal wir den Ort ja sowieso nicht mehr aufsuchen. Die Fahrt im Klapperbus verlief gut, auch wenn ich mit Schrecken feststellte, dass wir die letzten 2 Stunden der Fahrt im Dunkeln durch die Berge stottern. Meine zwischenzeitliche Befürchtung, dass der Fahrer konplett ohne Licht fahren muss, bestätigte sich zum Glück nicht. Auch fuhr der Bus insgesamt sehr souverän auf der asphaltierten Straße. Trotzdem war ich ab dem Zeitpunkt, ab dem man den Sternenhimmel sehen konnte sehr nervös, ob wir heile ankommen. Zukünftig versuchen wir alle Fahrten im Dunkeln zu vermeiden, in dem wir frühe Busse buchen, oder kürzere Strecken fahren. In Brasilien und Peru hat das noch den Vorteil, dass Überfälle unwahrscheinlicher werden, wenn man im Hellen fährt.
Insgesamt ist es sehr spannend mal wieder ein neues Land zu erkunden und die Unterschiede zu snderen Ländern festzustellen. Dabei hilft, dass die Leute bisher sehr hilfsbereit und freundlich sind. Ich denke, dass wir zusehen müssen dass wir sicher unterwegs sind mit stabilen Bussen und natürlich auf unsere Gesundheit achten, in dem wir nichts schlechtes essen und trinken. Sobald wir die Höhenlagen verlassen (Potosí liegt auf 4070 Metern) gilt es auch möglichst die potentiell gefährlichen Mückenstiche abzuwehren. Allerdings bin ich gerade sogar so zuversichtlich, dass ich ggf. sogar Freitag zum Ligaspiel von Nacional Potosí gegen Real Tomayapo ins Stadion gehen würde. Das wäre sicherlich für lange Zeit das professionelle Fußballspiel mit dem "höchsten Niveau" was ich sehen werde.
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