San Javier
geschrieben von Timo
Unsere Ankunft in San José de Chiquitos, der ersten Stadt von den sechs Orten, die eine jesuitische Kirche besitzen, die zum Weltkulturerbe gehören, verlief recht angenehm. Der Taxifahrer, der uns vom Terminal weit außerhalb der Stadt zu dem Hotel fuhr, das wir zwar noch nicht reserviert hatten, aber schon auserkoren hatten, verlangte keinen überzogenen Preis sondern nur den höchstmöglichen für diese Strecke, wie wir später erfuhren. Das Hotel machte einen schicken Eindruck mit sauberen, überdachten Kachelböden, die zu den einzelnen Zimmern führen sowie zum schicken Pool. Die grüne Umgebung und die Hängematten rundeten das angenehme Ambiente ab. Viele der Unterkünfte in Chiquitania, der flachen Region im Osten Boliviens, die Teil des Territoriums von Santa Cruz ist, sahen genauso aus wie diese Unterkunft. Die Preise waren zwar mit knapp 35€ die Nacht nicht ganz günstig, aber dafür waren sie sehr komfortabel im Vergleich zu anderen Unterkünften zum selben Preis in Patagonien, wo wir für den Preis ein im Garten aufgebautes Zelt mit geliehenen Schlafsäcken bekamen. Und nach meiner OP wollten wir auch keine zu großen Abenteuer erleben. Direkt nach unserer Ankunft in Johans Hotel unterhielten wir uns lange mit dem jungen Besitzer. Wir schmiedeten direkt eine Taktik wie wir eine Mennonitenkolonie besuchen könnten, nachdem Franzi Johan darauf angesprochen hatte. Wie ihr wisst war sie erfolgreich und darüber hinaus waren wir sogar die ersten Besucher von Johan, die überhaupt über Nacht in der Kolonie geblieben sind. Damit haben wir auch neue touristische Pfade gesetzt und nicht nur die bekannten genutzt wie sonst zumeist. Nachdem der Plan stand, warfen wir schonmal einen ersten Blick auf die schicke Plaza von San José und aßen günstig zu Abend was wir in Deutschland eher als Fast Food bezeichnen würden, hier aber alternativlos ist auch in den besseren Restaurants, die aber letztlich auch eher Imbissbuden sind. Spannend war allerdings ein sehr leckerer Erdnusssaft- das hatten wir auch noch nie. Wir waren gut vorbereitet für die Kaltwetterfront, die Temperaturen von 10°C und Regen nach Chiquitania brachte. Die Leute hier kennen so ein Wetter kaum und sind eher 30°C und mehr sowie Sonne gewöhnt, was sich ein paar Tage später dann auch wieder einstellte. San José ist bekannt für seine Karnevalsmasken, die wohl ursprünglich von Indigenen gefertigt wurden, um so weiß zu erscheinen wie die Spanier. Schon in Santa Cruz waren uns die Masken begegnet, hier sind sie aber omnipräsent an Mülleimern, auf Graffitis abgebildet oder als Kunstobjekt an der Wand befestigt. Nach dem Gottesdienst streunten wir noch kurz durch unsere erste Welterbe Kirche der Jesuiten in Chiquitania wie es auch einige Straßenhunde beim Regen taten. Nach dem Besuch kamen wir noch mit Oseas ins Gespräch, der wohl in der Kirche schläft, um auf sie aufzupassen. Er gab uns noch ein paar Tipps für unsere Reise durch die Region. Im Nachhinein kann man sagen, dass die Kirche in San José sehr abweicht von den anderen sechs Kirchen, die zum Welterbe zählen, da sie aus Stein und Kalk gebaut wurde. Die Materialien stammen aus einem Hügel unweit der Stadt, die in einer ansonsten sehr flachen Landschaft liegt, die im weitesten Sinne noch zum Chaco zählt, der sich in Zentral Südamerika ausbreitet. Es ist eine recht trockene Steppenlandschaft mit wenig dichter Vegetation. Vom Inneren glich die Kirche aber schon ihren Verwandten in der Umgebung. Nachdem die Jesuiten 1767 vom Spanischen König ausgestoßen wurden vom Spanischen Königreich und seinen Kolonien, verfielen die Kirchen allmählich. Allerdings wurden sie im 20. Jahrhundert wieder restauriert oder neu aufgebaut und dienen heute wieder als Kirchen für die Städte in Chiquitania. Ein Kirchturm steht neben der Kirche. Beides ist ummauert und beinhaltet üblicherweise auch noch eine Schule und einige andere Gebäude, die damals Teil des Lebens der Jesuiten und ihrer Indigenen zu missionierenden Gemeindemitglieder waren. Inzwischen haben wir auch den Hollywood Film "The Mission" aus den 1980ern gesehen, in dem Robert de Niro und Co das Leben zu der Zeit um 1767 illustrieren. Das macht das Ganze in der Tat etwas lebendiger als sich nur die Kirchen anzusehen. Das Innere der Kirche besteht aus Holzkonstruktionen, einem schicken Altar, vielen Figuren und Gold auf Holz und Katzensilber, einem lokalen, silber leuchtenden Material. Am nächsten Tag besuchten wir nach einem leckeren Frühstück und dem Klarmachen der Mennonitentour mit Pedro das Museum im alten Colegio (Schule) neben der Kirche. Vor dem Besuch fuhr uns Johan noch zum Busterminal und klärte, dass ein Trufi uns am Samstagmorgen nach unserem Mennonitenabenteuer an der Hauptstraße abholen würde. Er meinte er würde am Samstag Morgen sogar nochmal anrufen, um sicherzugehen, dass wir dort auch abgeholt werden. Was für ein Service! Das Highlight des Museums unterdessen waren allerdings die Tukane, die in einiger Entfernung im Baum saßen und ab und an flogen. Die Tiere sind wirklich faszinierend mit ihren leuchtend, orangenen Schnäbeln. Das Museum war etwas öde wie üblich bei solchen Museen. Auch der erhöhte Ausländerpreis für ein Museum, das nur Spanische Texte bietet, ist etwas über das ich mich aufregen kann. Spannend waren einige Wandmalereien aus der Geschichte des Gebäudes, die überall auf den Wänden zu finden sind. Eine zeigte den Spanischen König zur Zeit Napoleon Bonapartes, dessen abgesetzte Krohne ein Anzeichen für die anstehende Unabhängigkeit der Spanischen Kolonien sein könnte. Ansonsten verbrachten wir relativ viel Zeit in dem Museum ohne großartigen Erkenntnisgewinn. Vielleicht blieben wir auch so lange, da es gerade noch regnete, was die Wochen danach eher selten vorkommen sollte. Als wir das Museum verließen, war es schon dunkel. Die Kirche und insbesondere der Kirchturm wurden schön angestrahlt. Wir trafen Oseas wieder, der uns noch eine kleine Tour durch die Kirche gab. Immer wieder erzählte er, dass "eine Person" einige Abläufe in der Kirche kaputt gemacht hatte. Leider wissen wir nicht wen er meinte und er wollte es auch nicht sagen. Daher könnte es sich um jemanden handeln, der kürzlich ein wichtiges Amt innehatte oder jemanden, der schon seit hunderten Jahren tot ist. Jedenfalls wird seitdem diese Person Entscheidungen traf das alte Taufbecken nicht mehr genutzt, was sich im Seitenschiff der Kirche befindet und Oseas extra für uns auspackte. Außerdem wird die Kapelle nicht mehr genutzt, die heute runtergekommen und leer ist. Damals bei den Jesuiten wurden die Toten von der Plaza vor der Kirche, durch die Kapelle wo der Gottesdienst stattfand, auf den Friedhof dahinter gebracht. Spannend waren auch die großen Holzgestelle für die Prozessionen, wie die Semana Santa, also die Osterwoche, die von vielen Personen getragen werden müssen und meistens eine Jesusfigur darstellen. Auch in der Sakristei fanden sich noch einige Holzfiguren, die auf Grund ihres verfallenen Zustandes an eine Zombiearmee erinnerten. Als wir wieder bei Johan im Hotel Las Charapas waren, erzählten wir von unserem Tukan Erlebnis. Etwas enttäuscht waren wir, als Johan uns berichtete, dass an seinem Pool im Hotel mittags eine ganze Horde Tukane im Gebüsch saß. Johan führte uns mit Taschenlampe zum Nachbargrundstück seines Vaters und Tatsache- da saßen die Tukane im Baum und schliefen. Manche öffneten die Augen hinter dem angeleuchteten Schnabel, als Johan sie anstrahlte. Bevor es am nächsten Tag in die Mennonitenkolonie ging, wagte Franzi noch den Gang in den eiskalten Pool, was zu Respektsbekundungen von Johan und einem Amerikanischen Pärchen führte. Leider wollten die Tukane nicht zu gucken. Vielleicht war es aber auch besser so. Nicht dass Franzi im Wasser noch attackiert wird 😉.
Unseren Besuch bei den Mennoniten könnt ihr im Text "Praxisteil: Bei den Mennoniten" nachlesen. Die Rückkehr in die übliche, Bolivianische Welt war ein leichter Kulturschock. Ein riesiger Mann machte für uns im Trufi Platz, in dem er sich in der Kofferraum setzte. Wir fuhren die weiterhin einer Baustelle gleichenden Straße bis nach San Rafael. Soweit hatte Johans Reservierung für uns gut funktioniert. Hier sollten wir einen Anschlusstrufi nach San Miguel nehmen können. Unser Name war auch zumindest einer der Frauen in den Trufibüros bekannt, aber demnach sollten wir sogar noch bis nach San Ignacio weiterfahren heute. Das wollten wir nicht, da wir auch die Kirche in San Miguel anschauen wollten und der Trufi nach San Ignacio den anderen Abschnitt auf dem "Jesuitenkreis" über Santa Ana fahren würde und nicht über San Miguel. Zum Glück gab es noch ein anderes Unternehmen, die uns abends von San Rafael nach San Miguel bringen würden. Wir ließen unsere Packsäcke mit den Backpacks im Büro und liefen in die Stadt, in der wie die verlassene aber geöffnete Kirche vorfanden. Ein Ausflug auf den hölzernen und schicken Glockenturm der Kirche bereuten wir etwas, da er sich anfühlte als wäre er akut einsturzgefährdet. Abgesperrt war er nicht. Auch andere Bereiche der Kirche befanden sich in Bearbeitung. Dennoch sah die Kirche insgesamt von innen und außen sehr schick aus sowie ähnlich zu der Kirche im Film. Sie sieht aus wie ein großes Haus mit Reetdach, was aber eigentlich Bambus ist und wird gestützt von großen, geschnitzten Baumpfählen. Drinnen dominierten auch hier Gold- und Weißtöne.
Eine Besonderheit war das Rednerpult, das ebenfalls geschnitzt und gefärbt war und auf dem Jesus zu den Menschen spricht. Die Menschen haben allerdings Mützen auf die typisch sind für das Andenhochland und auch die Zöpfe der Frauen erinnerten an die der Frauen von dort. Es ist also offensichtlich eine moderne Interpretation und vermutlich Teil der Restaurierungsarbeiten der Kirchen. Die Kirche war von der Struktur genauso aufgebaut wie die in San José sowie alle noch folgenden Kirchen. Lediglich im Stil und den Details sowie der Größe unterschieden sich die Kirchen. Nach dem Besuch genossen wir einen Kaffee in einem Café an der Plaza. Das Café war die Heimat einer Familie und bestand aus ein paar Plastikstühlen, von denen die Mutter aufstand, als wir kamen. Wir bekamen eine Thermoskanne voller süßer Kaffee, die zwar wach machte aber auch die Gefahr beinhaltete einen hyperaktiv zu machen. Die Frau war auch überrascht, dass wir alles getrunken hatten, als sie für wenig Geld abkassierte. Eigentlich wollte sie selber noch etwas von der Kanne trinken. Der Hinterhof, den wir für unseren Toilettenaufenthalt besuchten, sah ärmlicher aus als bei den Mennoniten. Es liefen auch Hühner umher, es wurde auf einem Feuer gekocht und unter der hängenden Wäsche war es sehr dreckig. Es war kein typisches Café. Franzi begeisterten noch die Absperrpflöcke der Baustellen, die rot und weiß angemalt waren sowie die Laternenmasten. Durch ihre individuellen Formen war klar, dass sie einfache Stöcke waren, die für die Verkehrskennzeichnung genutzt wurden und nicht industriell gefertigte Materialien. Die Fahrt nach San Miguel war gut bis die Sonne unterging. Unser Trufifahrer war gefühlt kurzsichtig und fuhr einmal auf der falschen Seite der Baustellenabsperrung, die aber auch recht mangelhalft aufgestellt war. Es hatte keine weiteren Folgen. Abends kamen wir in San Miguel an und fanden auf Google Maps ein Hotel nahe der Plaza, das wir vorher schon anschreiben konnten. Booking.com ist die Plattform, die wir sonst benutzen. Die funktioniert aber in Chiquitania eigentlich gar nicht, da es in einem riesigen Umkreis nur zwei Hotels gibt, die registriert sind und die sind in San Ignacio. Daher habe ich immer auf Google Maps nach Hotels geschaut und versucht diese vorab anzuschreiben. So konnten wir doch immer Orte ausfindig machen. Hier in San Miguel fanden wir ein Hotel, das mit 80 Bolivianos pro Nacht sehr günstig war. Wir ließen unsere Sachen im Zimmer und besuchten fix die Kirche an der unweiten Plaza. Der Altar mit einer Sonne, die an die Quechua Kultur erinnert, direkt aufgemalt an der Decke darüber, war sehr schön. Weniger schön war eine Fledermaus, die wenig von der Gottesdienstbesuchern beachtet auf dem Boden litt und wohl nicht mehr fliegen konnte. Ein Mann, der vermutlich einen ähnlichen Beruf wie Oseas in San José hat, sprach uns an und wollte dass wir morgen, am Sonntag, in der Frühe zum Gottesdienst gehen, damit wir eine Deutsche träfen, die eine Werkstatt unweit der Kirche habe und viele Arbeiten des Kunsthandwerks in der Kirche übernommen habe. Da wir nicht so die Frühaufsteher sind, weiterwollten und der Typ uns etwas komisch vorkam, entschieden wir uns dagegen das Angebot anzunehmen. Zum Abendbrot holten wir uns nicht so schlechtes Brot und konnten endlich mal wieder unser Olivenöl aus Mendoza nutzen.
Am nächsten Morgen organisierten wir uns einen Trufi nach San Ignacio, den man am Vorabend noch nicht kaufen durfte. Wir schauten noch fix die Kirche erneut bei Tageslicht an, ehe wir auf die andere Seite der Plaza eilten, um einzusteigen. Wir dachten, dass alle auf uns warten, aber wir mussten dann wiederum noch zehn Minuten auf jemand anderen warten. Auf dem Weg nach San Ignacio musste der Fahrer telefonierend auch noch eine Frau in San Miguel aufspüren, die ebenfalls mitfuhr und sich an ihrem Wunschort abholen ließ. Andersherum fragten wir ob wir an der Plaza in San Ignacio aussteigen könnten, da dort unser Hotel sei. Das wurde nur sehr ungerne umgesetzt, obwohl es kein großer Umweg war, wohingegen die Frau die schon individuell einsteigen durfte auch danach noch an ihren Wunschort gebracht wurde. Wir hatten das Angebot für das angebliche fünf Sterne Hotel auf booking.com an der Plaza von San Ignacio gesehen und fragten an der Rezeption des schicken Hotels, ob es nicht noch etwas günstiger ginge, wenn wir nicht über die Plattform buchten. Uns wurde gesagt, dass das Angebot auf der Plattform falsch sei und nur die offiziellen Preise gelten, die aber bestimmt 50% teurer waren. Wir aßen zu Mittag im schicken Patio mit Brunnen bei guter Speise und lecker Saft, während die Rezeptionistin es klären wollte. Das gemütliche Restaurant wurde dann für uns ungemütlich, als die pralle Sonne unsere Plätze aus dem Schatten nahm und ich nach der ausführlichen Speise müde wurde. Ich wollte nun in mein Zimmer und mich ausruhen. Das Gepäck stand die ganze Zeit am Eingang des Hotels wartend auf eine Entscheidung. Ich rückte Franzi mit meinem Stuhl auf die Pelle, da sie noch im Schatten saß, wobei ich ihr damit in den Arm rammte. Sie schrie auf und ging weg in den Schatten. Ich wechselte auf ihren Stuhl, der jedoch unten angebrochen war und außerdem stellte ich die hinteren Füße des Stuhls in einen Gullideckel. Dadurch stürzte ich mit dem Stuhl nach hinten und rappelte mich schnell wieder vom Boden auf. Die Ruhe des Patios war für die anderen Restaurantgäste sicherlich kurz gestört. Eine Bedienung fragte mich, ob es mir gut ginge. Beim Sturz war mir nichts passiert, aber ich wollte nun wirklich in mein Zimmer. Inzwischen hatten wir das Zimmer über booking.com gebucht, aber die Rezeptionistin lehnte die Reservierung ab und erklärte uns freundlich, dass der Preis für eine Person in dem Zimmer sei und nicht für zwei. Vermutlich ein interner Fehler des Hotels, für den wir jetzt gerade stehen sollten. Wir bestanden aber auf unserer Reservierung, die aber abgelehnt wurde. Franzi war unsicher wie es weitergehen soll, aber ich ließ mir dann das nette Zimmer zeigen und der Konflikt um den Preis wurde auf einen anderen Tag vertagt. Der hintere Patio des Hotels hatte einen Pool und Hängematten zwischen den hölzernen Säulen die im 1. Stock einen Laubengang bildeten. Der Stil des Hotels "La Mision" erinnerte sehr an den Baustil der eigentlichen Missionen. Es war schon spät und wir schauten den Sonnenuntergang bei einem nahegelegenen See an. Bei einem Eisbecher danach wurden wir dann unangenehm häufig gestochen. Da hier Malaria und Dengue Gebiet ist, versuchen wir natürlich Mückenstiche zu verhindern, aber man fängt sich trotzdem immer wieder welche. Hoffen wir, dass nichts Schlimmes dabei ist. Neben der Eisdiele war die Kirche, die eine Nachbildung einer ebenfalls jesuitischen Kirche ist. Sie gehört nicht zum Welterbe vermutlich weil sie komplett neu gebaut wurde. Der Stil ist auch hier der gleiche, wobei es durch die moderne Ausgestaltung schon fast etwas kitschig im Inneren wirkte.
Unser fünf Sterne Hotel, das sicherlich höchstens ein vier Sterne Hotel war, dafür aber auch entsprechend von uns bezahlt werden würde, gab uns den schlechten Tipp, dass wir sehr früh am abgelegenen Terminal sein müssen, um einen Trufi nach Santa Ana zu erwischen. Wir waren um 08:30 da nach meiner ersten Mototaxi Fahrt meines Lebens, bei der ich nicht gegen den Auspuff gekommen bin, aber trotzdem sehr ungeschickt aufgestiegen bin. Eigentlich war ich ja gegen Fahrten ohne Ausrüstung auf Motorrädern, aber das Terminal liegt unnötig weit außerhalb der Stadt und es gab keine Taxen. Ich fand die Fahrt auch nicht beängstigend, dennoch werde ich versuchen Fahrten auf Motorrädern ohne Helm, Schutzkleidung etc., wie sie fast alle Menschen hier machen, zu vermeiden. Zwei Stunden nach unserer Ankunft am Terminal sollte dann endlich der erste Trufi des Tages nach Santa Ana fahren. Viel Wartezeit für uns also, in der wir zumindest schon unsere Weiterfahrt nach Concepción regeln konnten. Nach Santa Ana war es nämlich nur ein Tagesausflug für den wir auch nur zwei Stunden Zeit haben würden vor Ort, da der letzte Trufi des Tages schon um 13:30 Uhr wieder zurückfahren würde. Um 11:30 Uhr kamen wir an und dachten zunächst, dass wir ein Problem hätten. Der Trufi Fahrer fragte die Frau im Büro, ob wir Tickets kaufen könnten für die Rückfahrt und wir verstanden, dass die schon ausgebucht sei. Als wir sie dann aber direkt bezahlten, wurde uns angedeutet, dass es wohl Plätze für uns geben würde. Wir waren gespannt. Nach unserer Ankunft trafen wir eine Frau im Touristenbüro an, die eine andere Frau kontaktierte, die wiederum die Kirche an der sehr waldigen, ungepflegten Plaza aufschließen konnte. Die erste Frau gab uns eine kleine Führung durch das Innere dieser sehr kleinen Kirche. Da Santa Ana auch tatsächlich nur eine Ansammlung an Häusern ist und die Messe nur mit diesen und den Menschen aus dem noch ländlicherem Gebiet drum herum abgehalten wird, ergibt die spärliche Größe durchaus Sinn. Die Frau aus dem Touristenbüro gab uns noch den Tipp wie man zum anderen, touristischen Highlight des Kaffs, dem "Viborón" kommen würde. Wir waren unsicher ob es eine echte Riesenschlange sein würde, entdeckten dann aber eine riesige, steinerne Nachbildung einer Anakonda die mutmaßlich von den indigenen Völkern angefertigt wurde. Es gibt auch eine Legende wie eine solche Schlange ein Volk zu ihrer neuen Heimat schwamm. Wir kamen auch zurück in unsere Heimat, da es noch einige Plätze im Trufi zurück nach San Ignacio gab. Danach informierten wir uns im Touristenbüro über den Besuch im Parque Nacional Noel Kempff Mercado, was sehr aufschlussreich, wenn auch nicht so vielversprechend war. Mehr könnt ihr dazu lesen im Artikel "Nein zu den Drogen".
Einen Tag entspannten wir auch in dem netten Hotel. Wir genossen den Komfort, wenngleich dreckige, ungewechselte Tischdecken im Restaurant, Fehlinformationen an der Rezeption, ein leergegrastes Frühstücksbuffet und schwierige Erreichbarkeit der Servicekräfte Argumente gegen den fünften Stern über dem Hoteleingang waren. Auch die Tatsache uns überhaupt über den Eingabefehler bei Booking.com bzgl. Des Preises zu informieren und uns dann sogar noch klarzumachen, dass unsere Reservierung ungültig sei und wir doch bitte den höheren, offiziellen Preis zahlen sollen, schienen uns sehr unprofessionell. Hätten wir noch länger als das Mittagessen abgewartet auf "Reservieren" zu klicken in der booking.com App, dann hätten wir auch schon die angepassten, deutlich höheren Preise zahlen müssen. Auf unseren Hinweis hin wurde nämlich fix hinter den Kulissen gearbeitet. Nur nicht schnell genug für uns. Ein fünf Sterne Hotel hätte einfach den niedrigeren Preis akzeptiert und es seine Kunden garnicht wissen lassen, dass der Preis zu niedrig war und sie einen Fehler gemacht haben. Wir wurden auch noch nie mit einer Booking- Reservierung abgelehnt. Zwar gab es mal Streitigkeiten ob des Wechselkurses (sogar viel zu häufig), aber es gab nie einen Moment, in dem uns gesagt wurde, dass die Reservierung ungültig sei, da der Preis zu niedrig ist. Vermutlich liegt es doch an der mangelnden Erfahrung mit der Plattform in Chuiqutania, wo es im Umfeld von 500 km nur ein weiteres Hotel auf der Plattform gibt, und das liegt direkt neben unserem an der Plaza von San Ignacio.
Am nächsten Morgen bereiteten wir uns mental vor wie bei einem Boxkampf auf den Konflikt mit der Rezeptionistin bzgl. des zu zahlenden Preises. Es war tatsächlich die selbe wie beim Check-In wie wir schon vom Frühstückstisch aus beobachten konnten. Zunächst einmal beglichen wir die Rechnung des Restaurants. Hinter dem Vergessen des Bezahlen eines weiteren Saftes, den wir hatten, vermutete ich schon einen Dealversuch der Frau. Kurz danach berechnete sie aus ihrer Sicht korrekt auf dem Taschenrechner den Zimmerpreis. Wir wussten damit, dass sie uns nicht den Preis der Reservierung berechnen würde für die 3 Nächte. Fix zückte ich mein Handy, auf dem Franzi erfolgreich eine Spanischsprachige Reservierungsbestätigung mit dem aus unserer Sicht richtigen Preis von booking.com heruntergeladen hatte. Das kompetent wirkende Dokument, mit dem ca. 45€ besseren Preis studierte die Rezeptionistin ausgiebig, während schon unser bestellter Transport vor dem Hotel vorfuhr. Der nette Mann aus der Touristeninformation hatte uns angeboten uns zum Terminal zu fahren, als wir ihn nach einer Telefonnummer für Taxen fragten. Wir wollten da unabhängig von der Hotelrezeption bleiben, da wir ja einen Konflikt erwarteten. Als ich das Gepäck in das Auto geladen hatte, was die Rezeptionistin etwas gestresst beobachtet hatte, durfte ich den für uns richtigen Preis bezahlen. Wir freuten uns diebisch, dass es geklappt hatte, wenngleich wir auch davon überzeugt waren, dass wir im Recht waren und dem Hotel sicherlich auch keinen großen Schaden zugefügt hatten. Da es ja nur um den Unterschied von einer oder zwei Personen im Zimmer ging, belaufen sich die Mehrkosten ja nur auf einen höheren Wasser- und Frühstücksverbrauch. Und eine Reservierung ist aus meiner Sicht ein Vertragsabschluss, an den sich beide Seiten halten sollten. Letztlich gingen wir ohne Streit aus dem Hotel, aber der sich anbahnende Konflikt hatte uns im Laufe der drei Tage schon belastet. Auch hier kann man meiner Meinung nach mehr Kundenorientierung von einem angeblichen fünf Sterne Hotel erwarten. Allerdings vertrat auch der nette Mann die Meinung, dass sich das Hotel die Sterne einfach selber angeklebt habe und meinte, dass das dem Ansehen der Stadt für Touristen schade, da Versprechungen nicht gehalten werden können. Er versprach uns ein schlechtes, altes Auto und behielt recht. Er hatte den Beifahrersitz ausgebaut, um den Motor restaurieren zu können und der Rest des Autos war voller Sandstaub. Dennoch waren wir froh die 2,5 Kilometer mit Gepäck nicht laufen zu müssen oder auf dem "Rücksitz" eines Motorrads absolvieren zu müssen. Aus dem Trufifenster sahen wir noch einige andere jesuitische Kirchen, die jedoch wesentlich kleiner waren. Nach dem Mittagessen direkt in einem Imbiss bei der Ausstiegsstelle schockte mich Franzi, in dem sie knapp eine halbe Stunde lang fernblieb obwohl sie nur an der Ecke ein Taxi holen wollte. Es stellte sich heraus, dass sie ein Schweizer Pärchen getroffen hatte mit denen sie sich unterhielt, was ich aber nicht erfahren konnte, da ich ohne ihr neues (mein altes) Handy kein Internet habe und nicht telefonieren kann. Die nette Frau im Restaurant ließ mich von ihrem Telefon Franzis neue, Bolivianische Nummer anrufen und zum Glück ging sie ran und kam kurz danach mit einem Taxi wieder, das uns zum Hotel brachte. Nach einem kurzen Bad im Pool für Franzi besuchten wir in der Hitze die Kirche an der Plaza, die schick aussah aber verschlossen war. Besonders der Glockenturm war hier sehr schick geschnitzt worden aus mehreren Baumstämmen. Die Wendeltreppe zwischen den vier Säulen des Turmes fügte sich gut ein, da die Säulen ebenfalls so gedreht geschnitzt waren, wie in den bisherigen Kirchen. Auch entdeckte Franzi ein UNESCO Schild, was sie für ein Foto mit mir nutzte. Da wir am 21. Juni ankamen, einem landesweiten Feiertag wegen des Neujahrs der Aymará Kultur, die hauptsächlich am Titicacasee lebt, also sehr weit weg von Chiquitania, waren einige Angebote eingeschränkt in der Stadt. Das Neujahr fällt zusammen mit dem kürzesten Tag des Jahres in Bolivien. Wie in San Ignacio machten wir noch einen Spaziergang zu einem Stausee am Stadtrand, in dem Piranhas herumhüpften. Der Sonnenuntergang am See in Verbindung mit den Palmen war schön anzusehen. Auf dem Rückweg sahen wir, dass die Kirche geöffnet war und wagten uns hinein. Wir waren überrascht vom Kreuzweg, der aus Gemälden bestand die nicht den Gemälden in anderen katholischen Kirchen entsprachen. In einem der Gemälde fuhren Raupen herum und zerstörten den Wald, in einem anderen wurde ein offenbar getöteter Jaguar transportiert. Natürlich stand Jesus mit seinem Kreuz im Zentrum der Gemälde, doch sie schienen auch noch darüber hinaus gehende Botschaften zu verbreiten. Sehr kunstvoll waren auch die Bänke der Kirche, die alle individuell geschnitzte Motive an ihren Außenseiten hatten. Ein Gemälde am Altar zeigte einen Heiligen, der Indigene und Schwarze missioniert während im Vordergrund koloniale Spanier abgebildet waren. Auch ein Mariabildnis mit dem Christuskind, das auf einem Seitenaltar stand, war interessant, da daneben ein Bild stand wie Papst Franziskus mal vor eben diesem Objekt gebetet hatte. Als wir die Kirche verließen, hörten wir noch zu wie ein junger Mann immer wieder dieselben Sätze wiederholte und dabei Maria, die "Mutter Gottes" ("Madre de Díos") ansprach, während eine ältere Frau etwas laut betete. Franzi vermutete, dass der junge Mann Buße tat. Bevor wir am nächsten Tag durch das Museum stöberten, das zur Kirche dazugehörte, entdeckten wir vor unserem Hotel schon die ersten Rennautos. Wir wussten von Johan, dass am Wochenende ein Autorennen stattfinden würde, in dem sein Sohn sowie der Onkel des Sohnes teilnehmen würden als Pilot und Co-Pilot. Das Gefährt sah ähnlich wild aus wie die Videos, die Johan uns in San José gezeigt hatte und wir beschlossen uns das Rennen anzugucken. Das Museum war wenig spannend und bestand vor allem aus Fotos und Relikten aus den Kirchen. Highlights waren die Modelldarstellung einer perfekten Jesuitensiedlung sowie die Holzfigur in Echtgröße, die aus einem Baumstamm das Gesicht von Hans Roth darstellte, der die Kirchen im 20. Jahrhundert restauriert hatte, wie er gerade popelt. Da es sein könnte, dass ich auch zu dieser Handlung neige, lichtete Franzi mich direkt neben dem Holzabbildnis vom Hans ab, dessen Frisur mir sogar zu ähneln scheint. Ein Foto aus dem Museum zeigte sogar einen Ausschnitt aus dem Hollywoodfilm, der die ganze Region bzw. die Geschichte der Jesuiten wohl erst richtig berühmt gemacht hatte. Auch der Bayrische Verdienstorden original unterschrieben von F.-J. Strauß an einen Bischoff der hier aktiv war, zählte zu den spannenderen Ausstellungsstücken.
Ein entspannter Tag im erneut schicken Hotel mit Hängematten und Pool sorgte dafür, dass wir unsere Erlebnisse bei den Mennoniten ausführlich und gemeinschaftlich zu Protokoll geben konnten. Eine Kakerlake, die an einem Holzpfahl neben der Hängematte chillte und erst nachts nicht mehr da war, zählte zu den aufregendsten Erlebnissen an diesem Tag.
Johan wollte angeblich schon um 6 Uhr morgens an der Rennstrecke sein, was uns etwas zu früh vorkam. Wir entschieden uns entspannt zu frühstücken und gingen dann wieder zu dem entfernten See weil wir dort viele Zuschauer erwarteten und auch die Möglichkeit Snacks zu kaufen. Unsicher ob schon eine Runde des Rennens um war fragten wir unterwegs Organisatoren und Leute der Armee, die entlang der Strecke standen. In einer halben Stunde bis Stunde sollte es wohl losgehen. Etwas unsicher ob wir auf der Rennstrecke liefen, erreichten wir den See und warteten dort auf die ersten Autos wie alle anderen. Zunächst an einem Imbiss von dem wir irgendwann rausgeworfen wurden, da wir nur etwas tranken und nichts aßen. Dann in der prallen Sonne- zum Glück mit Hüten. Dann fragten wir wieder ein paar Leute, die aussahen als hätten sie Ahnung. Die meinten in einer Viertelstunde würde es losgehen. Da warteten wir schon über zwei Stunden. Johan hatte uns inzwischen geschrieben, dass er mit seiner Familie eine halbe Stunde entfernt zu Fuß grillt und wir doch vorbei kommen sollen. Da das Rennen aber "ahorita" (sofort) losgehen sollte und wir unsicher waren was Rennstrecke und was Fußweg war, trauten wir uns lange nicht zurückzulaufen, um den Treffpunkt zu erreichen. Nach gut drei Stunden vergeblichem Schmoren in der Sonne entschied ich, dass wir es doch wagen würden. Wir mussten durch ein Gebüsch und ein ruiniertes Gebäude klettern aber dann waren wir tatsächlich bei einem Zelt, an dem Johan´s Familie schon seit 8 Stunden auf den Rennstart wartete. Das Grillen war vorbei aber uns wurde fleißig Essen und Trinken angeboten, insbesondere Bier. Während ich etwas Fleisch snackte, kam dann tatsächlich das erste Rennauto auf der Sandpiste um die Ecke gepaced. Schnell war es vorbei. Die Staubwolke danach deckte meine Lunge und mein Essen allerdings unangenehm ein. Die Verwandten und Bekannten waren biertechnisch schon gut dabei und drängten uns intensiv dazu doch auch ein Bier zu nehmen. Ich blieb hart und hielt mich an meinen Anti-Alkoholkurs während Franzi den Fehler gemacht hatte und ein Bier akzeptiert hatte woraufhin sie die folgenden Stunden ständig zum nächsten gedrängt wurde. Am Ende blieb es wohl bei drei. Netterweise schob Franzi meine Alkoholabstinenz auf die Blinddarm-OP, die Johans Frau erneut dazu verleitete sich zu wundern, dass ich Fleisch essen würde. In San José war sie schon schockiert ob des Konsums eines Doughnuts von Peter gut 1,5 Wochen nach meiner OP. Ehrlicherweise sollte ich laut dem Arzt schon an Tag eins nach der OP normal essen. Selber trank sie aber das ein oder andere Bier trotz ihrer Schwangerschaft im sechsten Monat, da "es ja nur Wasser ist", wie hier alle behaupteten. Andere Länder, andere Sitten. Es war trotzdem nett mit den unterhaltsamen Charakteren der Familie das Rennen zu verfolgen. Als dann die Verwandten in ihrem Auto ankamen, waren sie die ersten, die die Kurve nicht schafften und fast zwei Zuschauer anfuhren. Als sie wieder auf der Straße waren, fuhren sie schnell an uns vorbei. Die Jungs, die es fast erwischt hätte, hatten die Szene auch gefilmt was ich irgendwie unterhaltsam fand wenngleich ich insgesamt skeptisch ob der Sicherheit bei diesem Rennen war. Sicher war auch das Wasser, was ich der Kühltruhe fand, nicht. Erst nach einem großen Glas davon stellte ich nach einem Hinweis seine gelbe Farbe fest. Nachdem wir erfolgreich fast zwei Monate nur Flaschenwasser zum Trinken und Zähneputzen verwendet hatten, hatte ich nun einen schönen, halben Liter gelbes Leitungswasser aus Concepción in mir drin. Die Einwohner trinken es wohl aber die Besucher von Concepción meinten, dass sie es nicht trinken würden, da es ja schon so eklig aussähe. Es komme wohl auch direkt aus einer Lagune ergo stehendem Wasser. Glücklicherweise blieb unser Aussetzer folgenlos. Auch Franzi hatte ein kleines Glas getrunken. Ehrlicherweise wäre in diesem Fall das Bier vermutlich in der Tat gesünder gewesen als das Wasser wie im Mittelalter in Hamburg. Aber die Wasserflasche, die nur mit Leitungswasser aufgefüllt war, hatte ich im Getümmel nicht als Second- Hand Nutzung um das Bier kalt zu halten, erkannt. Als die Sonne schon weg war, kamen die ersten Autos der zweiten Runde angefahren. Das ganze Rennen hatte sich wohl so krass verzögert, da ein Grundstücksbesitzer entlang der Strecke seine Passiergenehmigung am Tag des Rennens in der Form von einer Bedrohung mit einer Pistole widerrufen hatte, woraufhin das ganze Rennen spontan umgelegt werden musste. Da die Anfahrtsstrecke bereits um sieben Uhr morgens gesperrt wurde, wenngleich das Rennen wegen der Verzögerung auch erst um 14 Uhr anfing, mussten Johan und Familie so lange wartend aushalten. Sie meinten, dass das vorher auch noch nie vorgekommen sei. Besonders professionell war aber alles auch nicht aufgezogen. Die ersten Autos fuhren noch mit Scheinwerfern an uns vorbei, aber am Ende kamen alle restlichen plötzlich auf einmal angefahren, was wohl darauf hindeutete, dass sie außer der Wertung fuhren, da es zu dunkel war. Wir waren froh als der Krankenwagen kam, der die Freigabe der Piste signalisierte, und wir nach einem langen Tag von Johan an die Plaza zurückgefahren wurden. Die anderen wollten noch Party machen, aber wir waren ziemlich durch und verabschiedeten und bedankten uns, dass wir dabei sein durften.
Beim Frühstück saß eine Gottesanbeterin auf dem Boden neben meinen Flip-Flops. Während ich meine Füße vor Angriffen sicherte, lachte mich Franzi mich aus. Allerdings nur bis sie die Bilder auf Google sah, in denen die grünen Tiere Vögel oder kleine Säugetiere töteten. Zum Glück bewegte sich dieses Exemplar ausgesprochen wenig und vielleicht würden sie auch keine großen Zehen angreifen. Ein Angriff auf unsere Überlebenschancen war hingegen die Trufifahrt auf der asphaltierten Straße nach San Javier. Nachdem die nette Hotel Rezeptionistin, die vielleicht reich wird, wenn sie unseren Rat befolgt und als einziges Hotel in der Umgebung ihre Unterkunft auf booking.com anbietet, uns noch zum Trufibüro brachte, und wir für die einstündige Fahrt in den Van gestiegen waren, sprach Franzi mehrmals von der viel zu engen und ungemütlichen Rückbank den Fahrer an, ob er denn nicht bitte auf der rechten Fahrbahn der landstraßenähnlichen Straße fahren könne. Er befolgte es nur halbherzig. Insbesondere in Kurven stockten Franzi und ich regelmäßig wenn er ohne ersichtlichen Grund im Gegenverkehr fuhr und nicht sehen konnte, ob ein Auto oder gar ein Bus oder Laster kommen würde. Völlig verrückt und lebensmüde. Die anderen Fahrgäste waren übrigens nicht unserer Meinung. Die Meinung ging von "wir fahren hier doch immer schon so und bisher ist es immer gut gegangen" bis "Eine Kraft von oben beschützt uns während der Fahrt". Zum Glück ist Franzi pragmatisch und extrovertiert genug um solche gefährlichen Missstände anzusprechen. In San Javier angekommen, schlichen wir uns durch den Hintereingang in die letzte der sechs Welterbekirchen in der Chiquitania. Die Kirche, die erneut aus Holz war, bestach diesmal durch ein weiß- getöntes Interior. Die Gemälde am Altar erzählten die Geschichte von Missionar- mordenden Indigenen bis zur Missionierung eben jener Indigener. Eine Jesusfigur lag in einem gläsernen Sarkophag nur durch ein durchsichtiges Tuch bedeckt. Auch die original UNESCO Urkunde entdeckten wir in der Kirche sowie einen Nandu außerhalb der Kirche im Vorgarten. Nachdem wir von einer Frau im Trufibüro verarscht worden waren, dass wir bei ihr mitfahren könnten bis zur Weggabelung nach San Ramón, fanden wir zum Glück noch einen anderen Fahrer, der uns etwas entspannter an unser Ziel fuhr von wo aus sich die Weiterfahrt nach Trinidad ebenfalls schwierig gestaltete.
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