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Tolle Tiere, Doofe Menschen

Trinidad

geschrieben von Timo

Die letzten wirklich netten Personen verabschiedeten wir kurz nachdem wir in der Stadt Trinidad angekommen waren. In San Ramón gestaltete sich die Weiterfahrt schwierig, da es erst in der Nacht einen großen Bus geben sollte, der von dort nach Trinidad fährt. Die Fahrt, die von 11 Uhr nachts bis 4 Uhr morgens dauern sollte inklusive Warten in der Dunkelheit für 5 Stunden an einer Hauptstraße in dem Ort, hätten wir uns gerne gespart. Die Trufis fuhren leider alle nicht in diese Richtung, sondern hätten sich nur für sehr viel Geld von uns chartern lassen. So sprach Franzi aus der Verzweiflung heraus einen älteren Mann und seine Frau an, die gerade für ein Mittagessen angekommen waren. Sie sagten Franzi, dass sie nach Trinidad fahren würden, wirkten aber noch skeptisch uns mitzunehmen. Als sie wiederkamen und Franzi bestätigte, dass wir keine Drogen transportieren, nahmen sie uns in ihrem verhältnismäßig schicken SUV mit, in dem unser Gepäck ordentlich einsortiert wurde. In Bolivien fahren auch viele Autoskelette herum, mit denen man sich in Deutschland nicht mal trauen würde zum TÜV zu fahren, da es hoffnungslos wäre. Es gab sogar Anschnaller und keinen Riss in der Scheibe sowie Licht. Wir unterhielten uns auf der fünfstündigen Fahrt nett mit dem Paar, die wohl ein kleines Geschäft betreiben, das Motoren bearbeitet mit einigen Mitarbeitern. Sie hatten früher auch schon in Brasilien, Córdoba und Buenos Aires gelebt und mal eine Italienreise gemacht. Die beiden fuhren am Ende sogar noch einen Umweg zu unserem Hotel und lehnten unser Geldangebot für den Sprit ab und sagten, dass sie das Gespräch mit uns sehr angenehm fanden. Wenn reisen doch immer so harmonisch und günstig verlaufen könnte.  

 

Das Hotel war sehr teuer vor allem im Vergleich zu den schicken Unterkünften, die wir zuletzt in Chiquitania hatten. Da man auch in Trinidad nicht weiter kommt mit booking.com und es wohl keine Alternativseiten gibt und dieses Hotel das einzige war, das geantwortet hatte zumal es im Reiseführer empfohlen war, ließen wir uns dort von unseren Fahrern absetzen und planten die knapp 40€ die Nacht zu zahlen. Da allerdings der Pool sich während unseres gesamten Aufenthaltes in Bearbeitung befand und Franzi ihn daher nicht nutzen konnte, da auch ständig Chemikalien darin schwammen, handelten wir am Ende einen etwas geringeren Preis aus. Der nette Rezeptionist war etwas reservierter danach.  

 

Bei den Wäschereien machen wir uns inzwischen auch regelmäßig unbeliebt wegen unserer Angewohnheiten beim Waschen. Manche reagieren verständnisvoll- andere genervt. "Ohne Bleichmittel, ohne Weichspüler, bitte in der Sonne trocknen und nicht in den Trockner tun", sind die einfacheren Punkte. Genervt sind die meisten, wenn wir alle Einzelteile notieren lassen, wenn wir die Sachen abgeben. Neulich sind Franzis Stofftaschentuch und meine Sportsocken mit einem Neubeschaffungswert von 20€ aber nicht wieder aufgetaucht, nachdem wir sie in einer Wäscherei abgegeben hatten. Uns wurde zwar der Waschpreis erstattet, aber meine Socken sind weg und für den Waschpreis werde ich sie auch nicht neu kaufen können. Diese Wäscherei verlangte von uns den selben Preis fürs Waschen, auch wenn sie unsere Klamotten nicht in der Sonne trocknen konnten. Außerdem wurden die Stücke pro Dutzend abgerechnet. Franzi sammelte zwei kleine Unterhosen von ihr wieder raus, um nur zwei Dutzend zu bezahlen und nicht drei. Als wir die Klamotten wieder einsammelten, um sie in unserem kleinen Hotelzimmer mit Wäscheleine und Ventilator während unseres Abendessens zu trocknen, merkten wir auch dass einige Basics nicht beachtet worden waren. Die Hosentaschen mit Reißverschluss waren offen und meine Boxershorts hatte einen vielleicht neuen Fleck. Naja so ist es halt wenn man nicht selber Waschen will und keine Waschmaschine mit dabei hat auf der Reise.  

 

Das Tourismusbüro zu finden glich einer Schnitzeljagd. Als wir gerade zufällig an der richtigen Stelle waren, erkannte uns ein Mitarbeiter als Interessierte und führte uns durch einen Spalt zwischen zwei Häusern in ein Büro, in dem für uns wenig überraschend keine anderen Touristen waren. Allgemein sind die ganzen anderen Gringo Reisenden in unserem Alter nicht hier unterwegs. Schon seit Santa Cruz haben wir eigentlich niemanden mehr getroffen. Die freundliche Frau lieferte uns einige hilfreiche Informationen, wobei sie einen Ort vor den Toren von Trinidad schon nicht mehr als ihren Aufgabenbereich anerkannte. Leider stellten sich mindestens zwei ihrer hilfreichen Infos später als Fehlinformation heraus. Sie sagte eine Mitarbeiterin des Büros macht sogar die Ausflüge mit uns. Wir schrieben sie an in  der Hoffnung nachmittags einen Ausflug zu den angeblich pinken Flussdelfinen zu machen. Dann könnten wir am nächsten Tag schon weiter nach Rurrenabaque, wo wir die ganzen anderen Gringos wieder erwarten, da das das touristische Zentrum des Bolivianischen Dschungels ist. Wir befolgten ihren einzig guten Tipp und gingen zu einer Brücke über den Fluss, der durch die Stadt fließt. Sie behielt recht. Unten im Wasser sonnte sich ein Alligator ohne Regung. Franzi war begeistert. Ich achtete eher auf die Extremente und den Müll, die durch diesen Bach flossen und einen bestialischen Gestank abgaben. Mir tat der Alligator Leid, dass er in so einem Fluss leben muss. Auch eine Schildkröte schwamm durch das Wasser und sogar einen zweiten Alligator sahen wir noch wie seine Augen durch das eklige Wasser nach oben schauten. An der Plaza neben dem Fluss dann das nächste Highlight. Ein Hund der den Baum hochsprang aber nicht hochkam deutete es schon an und Franzi kam vorbereitet mit zwei kleinen Bananen. Ein Affe sonnte sich auf einem Baum und holte sich die Banane, die Franzi hoch genug auf einen Ast legte, so dass der Hund nicht rankam. Die zweite Banane holte sich der Lucachi Affe sogar aus Franzis Hand ab, als der Hund später weg war, nur um dann wieder mit der Frucht gen Baumkrone zu verschwinden. Und auch einen blau- gelben Ara entdeckten wir noch in einer anderen Baumspitze. Franzi war fasziniert. Plötzlich landete noch ein riesiges Militärflugzeug unweit der Plaza, nachdem es gefühlt knapp über unsere Köpfe geflogen war. Währenddessen wurden wir von einer freundlichen Familie mit kleinem Kind angesprochen. Nach etwas Smalltalk boten sie uns an doch mit ihnen zu den Delfinen zu fahren, wenn die Frau vom Tourismusbüro nicht kommen würde. Wir lehnten dankend ab, da wir eine halbe Stunde später mit der Frau verabredet waren. Dann kreuzte sie allerdings tatsächlich nicht auf und als sie auch eine halbe Stunde nach dem vereinbarten Termin nicht ans Telefon ging, vereinbarten wir mit Alex, wie der Familienvater hieß, dass er uns demnächst abholen würde und wir den Ausflug mit seiner Familie machen würden. Während des Wartens kreuzte dann plötzlich die Frau vom Touristenbüro auf und meinte, dass wir erst später zu den Delfinen können, da das Boot noch nicht "fertig" sei, aber bis dahin können wir noch irgendein Biocentro besuchen. Wir lehnten ab, was sie etwas empörte. Wir waren empört, dass sie uns einfach versetzt hatte und dann auftaucht und sich nicht mal entschuldigt. Franzi meinte, dass Zeit hier einfach nichts wert sei. Pünktlich kam Alex dann rumgefahren und wir waren etwas überrascht, dass das Kind nicht dabei war. Vorhin meinten sie doch noch, dass wir einen netten Ausflug mit der Familie machen können und für 200 Bolivianos mitkommen können und jetzt war die Tochter garnicht dabei und plötzlich sprang auch die Mutter raus und sagte, sie muss jetzt bei der Stadtregierung arbeiten. Komisch. Also tuckelten wir mit Alexs Pick- Up mit 10 km/h aus Trinidad raus, weil er die ganze Zeit mit seinem Handy, dem Armaturenbrett oder anderem spielte und kaum einen Blick für die Straße hatte. Ferndiagnose: ADHS. Er erzählte uns, dass er mit 19 ein Stipendium in den USA bekommen hatte, und daraufhin professionell Tennis spielte. Mitte der 90er war er mal auf Platz 1000 der ATP Liste und hat mal ein Qualifying für die US Open mitgespielt. Später hat er dann im Kasino 50.000 USD gewonnen, nur um danach alles und nochmal das selbe dazu wieder zu verspielen. Deshalb will er nun nie wieder ins Kasino. Wir erzählten ihm, dass Boris Becker auch sein Geld verloren hat und er war interessiert, ob es auch bei ihm am Glückspiel lag. Spätestens als wir merkten, dass er garnicht weiß bei welchem der beiden Flusshäfen Boote abfahren, die uns zu den Delfinen bringen würden, wurde es interessant. Schließlich kamen wir bei einem Ort an, wo ein alter Mann ein paar zusammengeschraubte Bretter mit Außenmotor startklar machte. Don't call it Boot. Wir erwarteten eine 45- minütige Fahrt zu einem Ort, an dem es viele Delfine gibt und danach die Rückfahrt. Nachdem wir 15 Minuten den dunkelbraunen Fluss langegfahren waren, der von lauter Grün umgeben ist und in dem es neben den üblich verdächtigen Piranhas auch Anakondas und Alligatoren geben soll, drehte der Fahrer plötzlich wieder um. Wir fragten was passiert und Alex fragte den Kapitän. Der hatte wohl einfach kein Benzin mehr und musste deshalb umdrehen. Wir fragten wo die Delfine seien und Alex gab die Frage relativ herablassend und nichts wissend an den Kapitän weiter. Der meinte man braucht halt Glück woraufhin Alex uns heldenhaft übersetzte "you need luck", um die Delfine zu sehen. Spätestens da wussten wir, dass Alex außer Tennis spielen, Geld verdaddeln und Leute ansabbeln wohl nicht so viele Fähigkeiten hat. Zumindest weiß er nicht wo es die Delfine gibt, welche Tourenangebote es dafür gibt und alles andere was wichtig wäre, wenn man eine solche Tour für Geld anbietet. Unangenehm wurde es als Alex nach dem Landgang 40 Bolivianos von uns dafür wollte, dass er den Kapitän bezahlen kann. Wir lehnten ab, da wir sowieso kein gutes Gefühl mehr hatten mit Alex und erstmal die Delfine sehen wollten. Außerdem hatten wir uns darauf geeinigt, dass wir Alex die 200 Bolivianos zahlen und nicht noch irgendwelchen Leuten zwischendurch. Alex vereinbarte etwas mit dem Bootsfahrer, weil er angeblich kein Geld dabei hatte, bezüglich der Bezahlung. Vermutlich wird der das Geld niemals sehen. Nach Alex Meinung hätten wir nun sicher wieder zurückfahren können und er hätte die 25€ für die 16 km Fahrt für hin und zurück einkassieren können. Wir protestierten aber und gaben unsere Infos aus dem Touristenbüro wieder, dass es an der Flussmündung Delfine geben würde. Alle waren der Meinung, dass die Flussmündung 2 Stunden per Boot entfernt sein müsste und man zu dieser späten Stunde dort nur mit einem Sportboot hinkommt bevor es dunkel wird. Außerdem gäbe es hier kein Sportboot. Deshalb befahlen wir Alex zu dem anderen Hafenort zu fahren, der auch der war, zu dem wir schon als erstes meinten dass wir dort hinwollen. Vermutlich weil er es selber nicht wusste, krochen wir aber mit Alex Auto zu dem falschen Ort. In Puerto Ballivian gab es dann sogar ein Boot des Tourunternehmens, dass ich schon im Lonely Planet gesehen hatte. Ich dachte, dass es sowieso nichts bringen würde, da wir ja nicht bis zur Flussmündung kommen würden bevor es dunkel wird und diese sowieso zu weit weg ist. Aber Franzi meinte, dass es unsere letzte Chance an diesem Tag wäre und wir sonst eine Nacht mehr bleiben müssten, was alles noch teurer machen würde. Also fuhren wir nochmal auf dem ruhigen Fluss mit bretterndem Motor in der schönen Abendstimmung. Und plötzlich rief Alex, dass er etwas im Wasser gesehen habe. Wir vermuteten eine weitere Fehleinschätzung seinerseits, aber in der Tat entdeckten alle außer mir nach und nach, dass ein paar Flussdelfine unter Wasser um unser Boot schwammen und ab und an auftauchten. Mit peinlichen Lockversuchen durch komische Geräusche oder Schlagen des Wassers versuchte der ahnungslose Alex weitere Tiere anzulocken. Nachdem wir in einen Seitenarm des Flusses gefahren waren, sah ich sie schließlich auch auftauchen. Man sah nicht viel- nur die Rückenflosse und manchmal kurz den Kopf. Schön war es trotzdem insbesondere als wir den Motor aus hatten und nur das Plätschern der Delfine hörten, ein paar springende Fische sahen und das Singen der Vögel. Es standen auch immer wieder Reiher am Ufer dieses vermeintlich gefährlichen Wassers. Nachdem wir das ständige Auftauchen der Säugetiere einige Zeit beobachtet hatten, fuhren wir zufrieden zurück zum Ufer des Flusses. Vermutlich hatte das Tourismusbüro auch diese Mündung eines Seitenarms in den Fluss gemeint und nicht die Mündung in einen noch größeren Fluss viel weiter weg. Aber es kann auch nicht ernsthaft von uns verlangt werden, dass zu wissen. Später schimpfte Alex auf das schlechte Touristenbüro. Damit hatte er sicherlich recht, allerdings war sein Wissen als Guide genauso schlecht. Diesmal zahlten wir den Bootsleuten den Preis, da Alex natürlich immer noch kein Geld dabei hatte, und gaben sogar noch ein Trinkgeld. Dann tuckelten wir ultra langsam mit dem Pick- Up zurück während Alex unter anderem mit seiner Frau telefonierte. Immerhin sahen wir auf dem Weg noch ein wildes Capybara was Franzi sehr freute. Da Alex planlos an der Wäscherei, bei der er uns rauslassen sollte, vorbeituckelte, sprach Franzi ihn an, wo der Weg eigentlich langführt. Wir hatten inzwischen beide Google Maps offen, da wir hier sowieso für alles selber verantwortlich waren. Alex erklärte sein Verfahren mit: "The route is the street". Er meinte fälschlicherweise, dass die eine Straße eine Einbahnstraße gewesen sei. Als wir dachten, dass wir fast am Ziel sind, stieg Indira, die Frau von Alex, wieder ein und fragte uns begeistert ob wir die Bufeos, also die Flussdelfine, gesehen hatten. Wir waren sehr genervt und erschöpft, hatten aber auch keine Lust zu erklären, warum die Tour trotz der Delfine schlecht war, sondern nickten einfach etwas. Dann bezahlten wir den Rest und bestanden darauf an der Wäscherei auszusteigen, während die beiden uns noch von der Wäscherei zum Hotel rumfahren wollten. Wir hatten aber wirklich keine Lust mehr auf die beiden. Wir haben uns an mehreren Stellen verarscht gefühlt und ohne unser Nachsetzen hätten wir sicher auch keine Delfine gesehen.  

 

Das nächste Abenteuer war dann die Fahrt am nächsten Morgen nach Rurrenabaque. Es soll wohl nur Trufis geben und die fahren bekanntlich erst, wenn sie voll sind. Wir wussten dass diese entweder von einem Ort im Süden der Stadt fahren oder vom ehemaligen Terminal im Osten der Stadt. Vom eigentlichen Busterminal gibt es keine Busse. Wir vertrauten dem Touristenbüro, der Hotelrezeption und dem Taxifahrer und fuhren in den Süden, wo es Trufis gab aber keiner fuhr nach "Rurre". Also fuhr uns der Taxifahrer zum Ex- Terminal, wo etwas noch nie dagewesenes passierte. Eine Menschenschar stürzte sich auf unser Taxi, öffnete die Türen und hielt uns Zettel von ihren Trufis ins Gesicht und redeten alle durcheinander auf uns ein. Wir guckten uns nur dumm an und auch der Taxifahrer musste schmunzeln. Franzi versuchte den Mob aus bestimmt 8 Leuten, die alle gleichzeitig ihr Angebot präsentierten, zu koordinieren, während ich dem Taxifahrer seine 20 Bolivianos gab. Er wollte plötzlich 30 Bolivianos haben, aber ich lehnte ab und er fuhr schmunzelnd weg. Franzi und ich blieben trotz des Chaos recht ruhig. Ich sagte einfach garnichts zu den Leuten und Franzi suchte uns den bequemsten, schnellsten und sichersten Wagen mit Fahrer heraus, der uns angeboten wurde. Am Ende waren wir uns einig mit einem Taxifahrer, der uns direkt fahren wollte. Als die Angebotsschar schon abgezogen war und das Gepäck eingeladen war und es eigentlich losgehen konnte, wurden wir plötzlich in ein anderes Auto mit anderen Leuten umgeladen. Das ließen wir uns nicht gefallen und stiegen bei dem anderen Fahrer ein, der uns für 250 Bolivianos direkt alleine nach Rurre bringen wollte. Wir mussten noch sechs Bolivianos Terminalgebühr zahlen, obwohl auf den Tickets nur vier standen. Als wir die Terminalfrau darauf ansprachen, zeigte sie uns die zweite Seite des Tickets, auf der steht dass 1 Boliviano pro Ticket für die Krebshilfe sei. Wir vermuten aber eher, dass es einer der zwei Bolivianos ist und der dritte in ihre eigene Tasche wandert. Die Fahrt lief zehn Minuten gut bis der Fahrer bei einem Laden hielt und uns jeweils einen Saft schenkte. Ich ahnte Böses. Es kam ein anderes Taxi vom selben Unternehmen mit einem Fahrer und einer Frau. Plötzlich wurde uns gesagt, dass wir umsteigen sollen. Wir blieben hart und sitzen. Es ging darum, dass der Fahrer für einige Zeit suspendiert würde, wenn er uns fährt, da er sich in der internen Schlange vorgedrängelt hatte. Also akzeptierten wir umzusteigen. Plötzlich wollte der neue Fahrer und die Unternehmensfrau aber jetzt schon bezahlt werden. Während Franzi bestimmt sagte, dass wir das nicht machen werden und auch einen Rabatt wollen, rastete ich aus und machte deutlich, dass ich alle Beteiligte sehr scheiße finde. Als wir dann endlich losfuhren, dauerte es nicht lange bis wir zur ersten Mautstelle kamen, wo uns unser neuer Fahrer anbettelte doch bitte diese 10 Bolivianos zu zahlen, weil er nichts habe. Wir lehnten ab, auch weil ich wusste, dass noch eine Fähre kommt die sicherlich teurer wäre, die wir dann auch bezahlen müssten. Wir hatten klar gemacht, dass wir hier niemandem vertrauten und erst am Ende bezahlen würden. Bei der Fähre wurden wir dann natürlich wieder angebettelt. Vorher war noch die Batterie leer gegangen und das Auto musste von einem anderen Auto neu gestartet werden. Franzi hatte am Vortag bei der Delfintour gesagt, dass das das unsicherste Boot war, auf dem sie während ihres Lebens war. Bei der Fähre über den Río Mamoré sagte sie nun, dass dieses Holzgestell das Boot am Vortag sogar noch überträfe. Zum Rauffahren musste der Sand am Ufer neu geschichtet werden von Flip- Flop tragenden Fährleuten mit Schaufel. Als dann zwei Autos auf dem Holzgestell standen, fuhr ein Beiboot mit Außenbordmotor neben unser unmotorisiertes Gefährt und schob uns mit einem Seil auf die andere Flussseite. Der Fahrer verpfändete unterdessen sein Autowerkzeug, da seine Fahrzeugpapiere nicht gingen, an den Fährmann. Wir dachten, dass man beides unterwegs eigentlich gut gebrauchen könnte für den Fall der Fälle. Wir hielten unterwegs noch an einigen Orten, um Pakete abzugeben, da der Fahrer wohl so eine Art Postauto hatte. Immerhin wagte er es nicht mehr uns zu fragen, dass wir für ihn bezahlen sollen. Offensichtlich war er finanziell ja knapp ausgestattet, aber dass er ohne Geld unterwegs ist, finde ich schon krass. Auch die Tatsache, dass er ja offensichtlich für ein Unternehmen arbeitet und die es nicht hinbekommen ihn mit Arbeitsmaterialien, in diesem Fall Geld für Benzin, Maut und Fährgebühren, auszustatten sondern stattdessen die Fahrgäste vorab zahlen zu lassen bzw. Unterwegs anzubetteln, finde ich sehr fragwürdig. Er schimpfte nur bei weiteren Treffen unterwegs, bei denen wir anhielten, bei seinen Kollegen über uns. Am Ende übergaben wir ihm das Geld, obwohl wir 1,5 Stunden später ankamen als ursprünglich vereinbart war. Keiner sagte "Danke", oder irgendetwas anderes. Wir fanden uns gegenseitig offensichtlich sehr scheiße. 

 

Insgesamt haben wir das Gefühl, dass den Leuten hier unsere Interessen egal sind und sie nur unser Geld haben wollen. Das erinnert uns leider sehr an unsere Indienreise und bringt wenig Spaß. Auch weitere Verhaltensweisen, die sehr anstrengend sind wie das wilde Stürmen auf uns von Verkäufer*innen ist gerade bei der Hitze schwer zu ertragen, auch wenn man inzwischen schon erprobt ist. Am nervigsten ist aber vielleicht, dass die meisten einen Anlügen und ihr Service am Ende dann nicht das Gekaufte ist. Da wir das aber meistens nicht akzeptieren, sondern auf dem Service bestehen oder weniger zahlen, wenn es nicht dem Verkauften entspricht, legen wir uns regelmäßig mit den Leuten an. Das ist natürlich für alle Beteiligten unschön und vielleicht haben andere Reisende ein besseres Erlebnis, wenn sie einfach alles akzeptieren, aber so sind wir nicht und so wollen wir auch nicht sein. Ein Grund dafür könnte auch die fehlende, touristische Infrastruktur hier und auch in Indien sein ohne fixe Preise, seriöse Anbieter etc., die die Reise abenteuerlicher macht. Mir ist das aber auf Dauer zu anstrengend. Dann reise ich lieber woanders.  

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