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Zauberhafte Bergidylle

Jaén

geschrieben von Timo

Weißgewaschene Plaza in Chachapoyas
Weißgewaschene Plaza in Chachapoyas

Nach unseren Abenteuern rund um den Nationalpark Río Abiseo stiegen wir wir wieder auf in den Osthang der Anden. Mit einem Combi, also einem Asiatischen Kleintransporter, der in Bolivien Trufi genannt wurde, ging es einen ganzen Tag lang von Tarapoto im Amazonas Regenwald bis nach Chachapoyas auf über 2000 Meters Höhe. Die landschaftlich schöne Fahrt durch grüne Bergwelten von brütender, schwüler Hitze zu einem milderen Klima weiter oben, startete um 10 Uhr morgens und endete als es schon dunkel war. Da wir schon nah am Äquator sind, dauern die Tage im Moment etwas mehr als 12 Stunden. Auf Grund der Zeitzone geht die Sonne um kurz vor sechs Uhr auf und um kurz nach sechs Uhr abends wieder unter. Wir hätten prinzipiell auch nichts gegen acht bis acht Uhr, aber inzwischen sind wir an die frühen Tage gewohnt. Die Fahrt im Combi war erwartungsgemäß nicht gemütlich, aber auch nicht zu schlimm. Es gab zwar keine Anschnaller, dafür konnte man aber auch nicht nach vorne fliegen, da dort ja bereits der Sitz war, den die Knie dauerhaft berührten. Die dauerhaft laufende Musik mit wesentlichem Cumbia Anteil empfand ich eher als angenehm als als störend. Und durch geschicktes Trinkmanagement mussten wir auch nur in den unregelmäßigen Pausen mal auf Klo ohne dass wir Kopfschmerzen bekamen.  

 

In Chachapoyas verbrachten wir den ersten Morgen im Hotel, das wir nachmittags wieder wechseln mussten. Eigentlich waren wir in der Backpacker Unterkunft des Besitzers José untergebracht, die aber in der ersten Nacht ausgebucht war. Es stellte sich heraus, dass das "Deluxe" Hotel der ersten Nacht wesentlich weniger schick war als die Backpackerunterkunft, in der wir noch zwei weitere Nächte bleiben würden. Die extrem sauberen, großen und bequemen Zimmer hatten sogar einen kleinen Balkon. José und seine Frau stellten sich als sehr hilfsbereite Tourismusexperten  heraus. Insbesondere José ist sehr aktiv im Bereich Tourismus. Neben den beiden Hotels betreibt er auch noch eine Reiseagentur an der Plaza der weißgewaschenen Stadt über dem Tal des Río Utcubamba. So konnte er uns über den Besuch von Kuélap und den Gocta Wasserfällen ausgiebig informieren und gab uns neben den nötigen Nummern für die Transportunternehmen auch die Nummer von Peter aus Vilcabamba, Ecuador, wo wir unsere ersten Nächte im neuen Land in seinem Resort verbringen werden. Der konnte uns auch unsere Bedenken bzgl. des Grenzübertritts nehmen. Als wir in Kuélap in der Wartehalle der Gondel auf den Fernseher schauten, sahen wir schon wieder José, wie er uns etwas auf der Mattscheibe über Kuélap erklärte. Auch auf seiner Whats App Nummer laufen jeden Tag Werbevideos für die Region Amazonas in Peru, in der wir uns befanden und von der niemand wusste, warum sie so hieß, da hier weder der Amazonas fließt noch die gleichen klimatischen Bedingungen herrschen und dadurch auch eine andere Umwelt vorgefunden wird als im Amazonasbecken. José flog sogar einen Tag nach unserer Ankunft zur Peruanischen Tourismusmesse nach Arequipa, um seine Heimat dort zu vertreten. Er vermutet ein großes Potential bei Peruanischen Touristen in der Region, das bei weitem nicht ausgeschöpft wird, da der Norden Perus wesentlich weniger bekannte Orte aufweist als der Süden. Die westlichen Touristen die kommen, sind aber sehr wohl gut informiert und wissen was sie von der Region erwarten können, behauptet José. So war es auch bei uns. Tatsächlich genossen wir die Mischung in "Amazonas" aus guter, touristischer Infrastruktur und wenigen Touristen. Zwar regnete es auch vereinzelt zu dieser Jahreszeit, aber das konnte uns bei nichts aufhalten. Nur die 50 Meter von Josés Büro zum Café Fusiones waren unbequem, da es schüttete und wir wenig Regenklamotten dabei hatten und den Laptop schützen mussten. Mit nassen Füßen und Hosen, aber trockenem Laptop organisierten wir im Café unsere nächsten Ausflüge und verplanten unsere letzten Tage des 90 Tage Visums bei Pasta, Kaffeeköstlichkeiten, Säften und Kuchen bis der Regen nach Stunden vorbei war.  

Strömender Regen in Chachapoyas an der Plaza
Strömender Regen in Chachapoyas an der Plaza

Am nächsten Morgen ging es direkt nach dem Frühstück los zum Terminal, um nach Kuélap zu kommen. Meine Laune war schlecht, da ich meine Regenhose verloren hatte und keines unser vorherigen Hotels sie gefunden hatte, es drohte zu regnen und ein Mann uns ein Taxi vor der Nase wegschnappte, obwohl wir erst da waren und es eilig hatten. Spoiler: Meine Regenhose fand Franzi abends im Gepäck, da ich nicht genau genug geguckt hatte. Als wir beim Terminal ankamen, stellte sich heraus, dass der nächste Combi nach Nuevo Tingo erst drei Stunden später fahren würde. Glücklicherweise konnten wir mit einem weiteren Mann und nur wenig Aufpreis auch in einem Auto dorthin transportiert werden. Im Regen auf der kurvenreichen Straße bergab von Chachapoyas passierten wir zwei Autos, die einen Unfall auf der nassen Fahrbahn hatten. Unser Fahrer erklärte uns, dass er deshalb sehr vorsichtig fahre. Das fanden wir super, dachten uns aber, dass er auch seinen Anschnaller benutzen könnte, wenn ihm etwas an seiner Sicherheit läge. Die meisten Leute hier vermitteln aber den Eindruck, dass es einzig und allein in ihrer Hand liegt, ob sie einen Unfall haben werden und natürlich denken sie, dass sie fähig genug sind ihn zu verhindern. Da es nur um seine persönliche Sicherheit ging und Anschnallen hier kulturell nicht sehr verbreitet ist, verkniffen wir uns den Hinweis.  Im kleinen Ort Nuevo Tingo zwischen den großen, grünen Hügeln oberhalb des Río Utcubambas gibt es neuerdings eine schicke, steinerne Wartehalle mit einer Glasfassade mit tollen Blicken. Von dort fuhr uns ein schicker, neuer VW Bus mit Spanischer und Englischer Ansage zur Talstation einer Seilbahn, die uns in etwa 30 Minuten auf einen der großen, grünen Hügel beförderte. 

Moderne Halle zum Warten auf einen Transport in die Ruine Kueláp
Moderne Halle zum Warten auf einen Transport in die Ruine Kueláp
Bergstation der Seilbahn bei Kueláp
Bergstation der Seilbahn bei Kueláp

Dort oben war das Wetter schlecht, was sich schon angedeutet hatte, da wir zuvor durch einige Regenwolken geschwebt waren. Außerdem war unser 45 Minuten Besuchsfenster von Kuélap erst zwei Stunden später. Zwar läuft man auch noch etwa eine halbe Stunde von der Bergstation der Gondel bis zur Ruine, aber wir wollten nicht dort im Regen warten sondern lieber in einem Café ohne nass zu werden. Daher lehnten wir auch erstmal das Angebot eines Guides ab und bestellten Kaffee, heiße Schokolade und warmen Quinoa-Ananasmix zum Trinken, der auch sättigte sowie einige Snacks, da das Frühstück schon wieder einige Zeit zurücklag. Dann willigten wir einige Zeit später doch ein den Guide zu nehmen, der auch einen guten Eindruck machte, nachdem ich mir noch einen Einweg Regenponcho geholt hatte, den ich versuchen werde mehrfach zu nutzen. Mir war schon vor dem Start der Tour etwas kalt auf fast 3000 Metern Höhe und ich wollte nicht, dass ich dazu auch noch nass werde. Erfreulicherweise hörte der Regen auf und setzte im Laufe der Tour auch nicht mehr ein. Der etwas anstrengende Weg bis zur Ruine, der durch schlammigen Boden und rutschige Steine geprägt war, wurde von uns genau in der benötigten Zeit absolviert, um rechtzeitig in Kuélap einzutreten. Der Besuch ist gerade streng limitiert und nur für zwölf Besucher alle 45 Minuten möglich. Da wir gelesen hatten, dass die Anlage groß ist und man zwei Stunden einplanen soll und wir meistens sogar mehr brauchen als die Angaben, buchten wir direkt noch einen kostenlosen Zugang für 45 Minuten nach unserem ersten, da am Vortag noch viel verfügbar war. Tatsächlich waren dann vor Ort viele Touristen, die nicht rein durften, entweder weil sie schlecht informiert waren und kein Ticket besorgt hatten, oder weil sie keines mehr gefunden hatten. Etwas schlecht fühlten wir uns also schon, aber es war noch sehr viel frei gewesen am Vortag, daher dachten wir dass wir niemandem schaden. Jetzt genossen wir erstmal unsere Tour mit Guide durch die Anlage. Man musste sich einen Bauhelm aufsetzen, um durch einen der Eingänge der Anlage zu laufen, der sich immer weiter zuspitzt und sehr steil ist und schließlich in einem schmalen Spalt endet, der von speetragenden Kämpfern verteidigt werden konnte. So wehrte sich die Chachapoyas Kultur lange gegen das Inkareich ehe dieses durch eine Isolierung der Festung von seinen Versorgungsquellen letztlich doch eingenommen wurde und die Kultur unterdrückt wurde. Danach kooperierten die Chachapoyas, was nicht der richtige Name ist sondern eine Beleidigung der Spanier für die Frauen der Kultur, dessen Name so ähnlich klingt, mit den Spaniern gegen die Inka. Als diese jedoch das Inkareich vernichtet hatten, wurden die Chachapoyas von den Spaniern getötet, da sie keinen Nutzen mehr für diese hatten. Die Chachapoyas hatten gefürchtete Kämpfer und die vielen Darstellungen des Pumas in den Steinen zum Aufstieg zur Festung stellen metaphorisch die starken Kämpfer dar.

Oben in der Anlage finden sich noch sehr viele Rundhäuser unterschiedlicher Größen, in denen die Chachapoyas gelebt hatten. Dort drinnen fanden sich regelmäßig Gräber der Verwandten, ein Meerschweinchentunnel für die Nahrung sowie eine erhöhte Fläche für das Bett. Ein Haus ist noch so gut erhalten, dass die Mauern die Höhe des eigenen Kopfes übersteigen. Generell hat die Mischung aus verwachsenem Wald und grauen Steinen der Ruinen etwas Mystisches so ähnlich wie die Jesuitenruine Loreto im Norden Argentiniens oder auch Machu Picchu, das zwar viel niedriger liegt aber sich aus ähnlichen Farben in der Mixtur aus Pflanzen und Steinen zusammensetzt. Nach einem kurzen Spaziergang war man dann allerdings schon am Ende der besichtigbaren Ruinenstadt angekommen. Eine Absperrung ließ einen offensichtlich nicht weiter gehen. Auch unser Zeitfenster war schon fast um und so kehrten wir zurück zum Eingang, wo noch mehr Leute warteten als zuvor schon. Da es nicht mehr zu besichtigen gab, als das was wir gesehen hatten, boten wir anderen Leuten unser zweites Ticket an, die noch keines hatten oder eines für sehr viel später am Tag. Die Zeiten der langen Besuche sind wohl seit Beginn des Jahres vorbei, als eine Mauer am anderen Ende eingestürzt war und der gesamte Bereich für Besuche gesperrt wurde. Somit ist nur noch ein Teil der Unterstadt, die für die einfacheren Bewohner war, besuchbar und die Besuchszeit von 45 Minuten damit ausreichend. Dafür sind zwar auch die Tickets im Moment kostenlos, was natürlich im starken Kontrast zum Konzept einer ähnlichen Touristenattraktion wie Machu Picchu steht, aber wenn nächstes Jahr wieder mehr geöffnet werden soll, sollen die Tickets auch wieder mehr kosten. Wir hätten natürlich lieber jetzt schon mehr gezahlt und mehr gesehen, aber wenn das die Ruine gefährdet ist es natürlich besser, wenn es nicht erlaubt ist. Insgesamt waren wir sehr begeistert von der sehr guten Infrastruktur und der geringen Anzahl an Besuchern, die aber auch durch die Umstände (Regen und Besuchsbeschränkungen) erklärbar ist. Das ganze stand im starken Kontrast für uns zu dem Besuch in Machu Picchu, das völlig überlaufen ist und auch noch extrem teuer. 

Komfortabel von der Ruine zurück zur Bergstation ging es für Franzi
Komfortabel von der Ruine zurück zur Bergstation ging es für Franzi

Ein Sammelbus holte uns ab, nachdem ein Mitarbeiter der Seilbahn es rief und fuhr uns zurück in die Stadt Chachapoyas, in der wir ein schickes Amazonasrestaurant besuchten, das vor allem durch seine Ausstattung begeisterte. Der Nachtisch kam in einem großen Stein mit Deckel, der wie ein aufgebrochenes Dinosaurierei wirkte und super schwer war. Danach kam die Rechnung in einer Schublade, die innerhalb eines hölzernen Gürteltiers war. Nicht nur das veranlasste mich dazu ein gutes Trinkgeld zu geben. Auch die exotischen Säfte wie Limonade mit Kokosmilch oder -wasser begeisterten mich nicht nur weil sie ebenfalls in aparten Gefäßen geliefert wurden. 

Es wäre vermutlich schlauer gewesen kein Taxi zu rufen sondern einfach eines von der Straße zu nehmen, aber so verpassten wir nach einem raschen Frühstück den halbstündigen Bus Richtung Pedro Ruiz, den wir nehmen wollten, um den kleinen aber sehr touristischen Ort Cocachimba zu besuchen. Wir nahmen den Bus dreißig Minuten später und fuhren die spektakuläre Straße neben dem Río Utcubamba entlang, die hier teilweise so aus dem Fels geschlagen wurde, dass die raue Felsmauer wie ein halber Tunnel über dem Auto fortläuft. In der in Google Maps als Geisterstadt bezeichneten Ortschaft Cocahuiyco stiegen wir aus und blickten Bange auf eine Frau in orangenem Bauarbeiteroutfit, die die Zufahrt nach Cocachimba verwehrte während unser Bus schon ohne uns weiterfuhr nach Pedro Ruiz.  In dieser Kurve der Bergstraße war wenig los außer der Frau, die den Zugangsweg zur Ortschaft Cocachimba bewachte. Wir wussten von der Baustelle und dass die Straße immer nur intervallartig aufmacht. Außerdem hofften wir auf ein Taxi oder Tuk Tuk, das uns mit hochnehmen könnte, da es mit Gepäck (und auch ohne Gepäck) zu weit zum Laufen wäre. Tatsächlich kam ein Taxifahrer vorbei, der schon drei Peruanische Touristen aus Lima geladen hatte, die ebenfalls nach oben in die Ortschaft wollten. Wir vereinbarten etwas ohne uns sicher zu sein, dass wir es wirklich vereinbart hatten, und der Taxifahrer nahm uns mit die Straße hoch, als die Baustellenmitarbeiterin die Straße endlich freigab. Obwohl wir zu viert auf der Rückbank saßen, wollte der Taxifahrer einen Preis pro Person statt sich einfach über etwas mehr Geld zu freuen. Dann weigerte er sich auch noch in dem winzigen Ort uns zu den jeweiligen Unterkünften zu fahren und tat so als wüsste er nicht wo sie seien. Als er uns als letzte bei unserer Unterkunft rausgeworfen hatte, wollte er auch noch deutlich mehr Geld von uns als aus unserer Sicht vereinbart und als realistisch gewesen wäre. Da ich mich daher theatralisch bei ihm bedankte, dampfte Franzi beleidigt ab, da ihr mein Verhalten unangenehm war. Eine bessere Reaktion fiel mir auf die Unverschämtheit des Taxifahrers aber nicht ein.  

Toller Blick von unserer Terrasse bis zu den Gocta Wasserfällen
Toller Blick von unserer Terrasse bis zu den Gocta Wasserfällen

Wir versuchten uns dann schnell wieder zu beruhigen, um die tolle Unterkunft zu genießen, die wir uns für zwei Tage gönnten. Gestresst war ich dennoch, da das WLAN nicht wie vereinbart ging und ich daher nicht wie geplant etwas am Blog arbeiten konnte. Das frustrierte zusätzlich. Der Bungalow war sehr schick gebaut und hatte einen Terrassenblick bis zu den Gocta Wasserfällen, die in weiter Entfernung mehrere hundert Meter in die Tiefe stürzen. Wir wurden mit einem schicken Kräutertee mit Kräutern aus dem Garten empfangen von der Frau, die auch schon in Lima unsere Gastgeberin war. Wir hatten sie dort zwar nie getroffen, aber mit ihr über Whats App kommuniziert gehabt. Uns uns wurde von Wercy, der Haushälterin aus Lima, mitgeteilt dass es eben auch diese Lodge im Nebelwald gibt, die wirklich sehr schön sei und die wir auch mal besuchen sollten. Der Check-In in Lima war seinerzeit ja sehr kurios verlaufen, da bezweifelt wurde dass wir überhaupt kommen bis wir dann dort waren und wir ein Foto von unserem Bargeld an die Besitzerin senden mussten. Diesmal wurden wir aber sehr freundlich von ihr persönlich in Empfang genommen in ihrem schönen Garten mit ein paar Bungalows und einem Gemeinschaftsbereich. Wie schon in Lima war alles sehr stilvoll eingerichtet und voller kultureller Figürchen und Anspielungen, die überall zu entdecken waren. Viele Vögel sollte es auch zu entdecken geben und so machten wir uns auf zur Sauna auf dem Hügel, von wo wir einen schönen Blick über die Berglandschaft hatten.

Am Nachmittag gingen wir mit einer Dorfbewohnerin, die ihr Kind mitnahm, zu einem Ort an dem es viele Kolibris geben sollte inklusive eines besonderen Kolibris, den es nur hier in der näheren Umgebung gibt. Die Violettscheitel Flaggensylphe ist nicht nur sehr glitzernd bunt, sondern hat auch zwei "Flaggen" an langen Bändseln, die an ihrem Hinterteil befestigt sind. Das unterscheidet sie unverkennbar von den anderen Kolibris, die hier leben. Aber auch die waren toll anzusehen. Den Ort hätte man sicherlich auch selber finden können, aber da wir keinen Nektar führen, konnte die halbe Familie die Tiere geschickt anlocken und sich noch etwas dazuverdienen.

Als wir wieder in der Anlage waren, gab es noch ein Lagerfeuer Dinner für uns, das von der netten Bedienung an unseren exklusiven Tisch neben dem Feuer gebracht wurde.

Nach einiger Vorbereitung scheiterte der Plan am nächsten Morgen auf die andere Seite des Tales zu kommen fast. An unserem einzigen ganzen Tag in Cocachimba wollten wir zu den Gocta Wasserfällen wandern und abends wieder in der Unterkunft rauskommen. Wegen der intensiven Straßenbauarbeiten war es entscheidend rechtzeitig auf unserer Seite des Tales bergab zu fahren, zu der Kurve der Hauptstraße, in der wir am Vortag angekommen waren und danach auch rechtzeitig ein paar Meter weiter die Straße zum gegenüberliegenden Ort wieder hochzufahren bevor diese ebenfalls geschlossen werden würde. Jeder Dorfbewohner erzählte unserer Gastgeberin eine andere Uhrzeit wann die Straßen geschlossen werden würden: 6 Uhr, 6:30 Uhr oder 7 Uhr. Auf jeden Fall quälten wir uns früh aus dem Bett und stopften uns etwas vom bereits verfügbaren Early Breakfast rein, bevor wir zum Treffpunkt mit dem Fahrer hasteten. Da wir kein Netz hatten, schrieb ich ihm nochmal kurz aus dem Hotel WLAN das glücklicherweise inzwischen manchmal funktionierte. Ich hatte schon kein gutes Gefühl und es bewahrheitete sich dann auch. Der Fahrer kam nicht. Wir fragten ein paar Nachbarn und netterweise rief ein älterer Mann in einer einfachen Hütte unseren Fahrer für uns an. Leider ging es nicht ran. Wir liefen hinab bis zur Plaza, um eine Alternative zu finden und waren gestresst, da der gesamte Plan auf der Kippe stand. Ein Mann in einer alten Klapperkiste fuhr an uns vorbei und allen war klar, dass das wohl unser ursprünglicher Fahrer war. Er drehte um und holte uns ab. Ihm war wohl nicht so klar, dass wir uns extra beeilt hatten um rechtzeitig zu sein. Vielleicht wusste er ja auch, dass wir genug Zeit haben würden, um die Straßen zu nutzen. Wir waren aber sehr erleichtert, als wir die zweite Straße bergauf fahren durften. Er wollte uns vor dem noch geschlossenen Empfang des Wanderweges rausschmeißen, damit wir unseren Eintritt zahlen können. Wir ließen uns aber bis zum Anfang des Weges fahren, um den Eintritt zu sparen, da wir ungerne darauf warten wollten etwas für einen Wanderweg zu bezahlen. Er willigte ein und war unzufrieden, als Franzi ihm weniger Geld als vereinbart gab. Nachdem wir ihm nochmal unsere Sicht erklärt hatten, konnte er es aber wohl verärgert verstehen und fuhr davon.

 

 

 

Wir waren die ersten Menschen des Tages auf dem Wanderweg, der uns durch Nadelwald führte und zunächst noch Panoramablicke auf die Wasserfälle ermöglichte. Irgendwann überholten uns dann aber drei Gringo Touristen, die die einzigen anderen waren, die wir für lange Zeit sahen. Franzi sah es nun als Wettrennen und nutzte die Chance, die sich bot, als eine der Touristinnen einen Baum für ein Foto umarmte und dampfte los mit ihren Wanderstöcken und ließ sich bis zu den Wasserfällen nicht mehr einholen. Der obere Wasserfall misst vielleicht etwas über zweihundert Meter und man konnte seinen oberen Teil plötzlich hinter einer Kuppe sehen. Kurz danach war der ganze Wasserfall sichtbar und sehr beeindruckend. Wir schossen einige Fotos und zogen uns danach alle Regenklamotten an, um noch weitere Fotos näher am Wasserfall zu schießen, die die anderen Touristen für uns machten. Es regnete zwar nicht, aber der Wasserfall spritzte recht weit.

Nach einigem herumtollen beim Wasser snackten wir unser Mittagessen ehe es zu Fuß bergab durch den Dschungel ging, um über 500 Meter weiter unten auch die untere Stufe des Wasserfalls zu bestaunen. Unterwegs beobachteten oder lauschten wir immer wieder nach Vögeln und genossen die tollen Panoramablicke auf die Kaskade, die zu den größten der Welt zählt.

Panoramablick vom Wanderweg
Panoramablick vom Wanderweg

Auf dem unteren Wanderweg angekommen, trafen wir einige andere Touristen, die hier unterwegs waren. Glücklicherweise waren alle schon wieder auf dem Rückweg, so dass wir auch den unteren Wasserfall für uns alleine hatten. Hier kam man allerdings nicht so gut an den Wasserfall heran und er ist durch seine Höhe auch weniger beeindruckend als der obere, da sich die Wassermenge mehr verteilt. Spannend waren die Schmetterlinge, die auf einem Stein sehr zutraulich neben einem sitzen blieben, auch wenn man sich selber nur weniger Zentimeter daneben niederließ. Und auf dem Rückweg entdeckten wir tatsächlich noch einen Andenfelshahn im Gebüsch, den wir lieber bei seinem Englischen Namen Cock of the Rock rufen, da er sich so schon reimt. Wir lieben den Nationalvogel Perus, da man seinen Schnabel kaum erkennt und sein kurios geformter, roter Kopf sehr niedlich umherschaut, wenn er einen entdeckt. Wir folgten dem Exemplar etwas durchs Gebüsch ehe er zu weit weggeflogen war.

Sehr müde und erschöpft kehrten wir mit dem Sonnenuntergang nach Cocachimba zurück, wo uns ein Bauer den richtigen Weg zu unserer Unterkunft wies, nachdem wir ihn nicht direkt gefunden hatten. Gut dass wir nicht andersrum gelaufen waren und nun noch von San Pablo auf der anderen Seite des Tales wieder zurück gebracht werden müssen! Stattdessen ließen wir Wasser in die nicht als Badewanne vorgesehene Dusche und verstopften den Abfluss mit einer Plastiktüte und einem großen Stein aus dem Garten. In der selbst geschaffenen Badewanne, die Stunden brauchte um vollzulaufen, lasen wir etwas bei Kerzenschein und snackten Pistazien ehe es das wohlverdiente Abendessen nach einem langen Wandertag gab. 

 

Den nächsten Morgen genossen wir noch in der Anlage und im Bungalow ehe diesmal pünktlich ein Tuk Tuk Fahrer vorbeikam, um uns runter zur Hauptstraße zu bringen, an der wir schon einen Trufiplatz gemietet hatten von einem vorbeifahrenden Trufi, der uns bis nach Jaén bringen sollte. Ein Franzose, der die Besitzerin der Anlage über seine Eltern kannte, schloss sich unserer Trufi Fahrt an, was uns leider keinen finanziellen Vorteil brachte, aber immerhin ein nettes Gespräch im Ausgleich für sehr wenig Platz für Gepäck und uns hinter dem Fahrer. Unten angekommen sprintete der Franzose schnell zu einem Trufi nach Chachapoyas, der ihn mitnahm, wohingegen wir sehr lange und vermehrt ungeduldig Trufis anhielten, nur um festzustellen dass es nicht die richtigen waren. Zum Glück kam auch unser Trufi noch und brachte uns bis nach Jaén, unseren letzten Stop in Peru. Der hässliche Ort war gerade gut genug, um nochmal im Hotelpool zu schwimmen und abends wie am Anfang in Peru Chifa essen zu gehen. Das Frühstücksbuffet stellte sich als abgezählt heraus, als wir nach mehr fragten, da wir noch Hunger hatten. Daher gab es noch einen kräftigen Mittagstisch ehe es zum Terminal ging, um mit dem Bus nach Ecuador zu fahren. Fast genau nach 90 Tagen verließen wir Peru an diesem Novembertag.

Vollgepacktes Tuk Tuk in Cocachimba, um zurück ins Tal zur Hauptstraße zu fahren
Vollgepacktes Tuk Tuk in Cocachimba, um zurück ins Tal zur Hauptstraße zu fahren

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