Guayaquil
geschrieben von Timo
Gestern sind wir aus den Anden an die Küste Ecuadors gefahren. Statt moderatem Wetter ist es jetzt heiß und schwül und man freut sich über jede klimatisierte Zone. Nachdem wir durch den Cajas Nationalpark durchgefahren waren, in dem wir schon vor ein paar Tagen wandern waren, erreichten wir den höchsten Punkt der Busfahrt bei etwa 4500 Meter über dem Meer. Draußen regnete es und die Tropfen kamen durch die offenen Seitenfenster in den Bus. Trotz stickiger Luft im Bus bei der Abfahrt mussten wir zu diesem Zeitpunkt die Pullis wieder anziehen, da es zu kalt wurde. Dann ging es aber wieder bergab und als der Bus im Küstenflachland vor Guayaquil zum Tanken hielt, war es ohne Fahrtwind im Bus unangenehm schwül. Die Klimaanlage lief nicht. Eigentlich haben wir viele Warnungen vor Guayaquil und der gesamten Ecuadorianischen Küste erhalten, da es viel organisierte Kriminalität gibt und auch viele Waffen dadurch im Umlauf sind. Allerdings war unsere Idee nur nach Guayaquil, der größten Stadt Ecuadors, zu fahren um dann die günstigsten Flüge ins Galápagos Archipel zu nutzen, und danach wieder mit dem Bus in die Anden nach Riobamba zu fahren. Wir fuhren durch die Vororte Guayaquils, unter anderem die Stadt Durán, von der in einem Spiegelartikel in diesem Jahr berichtet wurde, dass die Drogenbanden die Macht haben und der Bürgermeister aus dem Untergrund regieren muss, wenn er nicht wie der Präsidentschaftskandidat ermordet werden will. Beim Durchfahren des Ortes kann man diese Art von Verbrechen aber nur schwerlich erkennen und auch in Guayaquil sind vor allem die involvierten Personen vom Verbrechen betroffen. Sicherlich wird man überfallen, wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist, aber wie meistens in Südamerika gilt, dass es unschlau ist nachts mit seinen Wertsachen durch ein Armenviertel zu laufen. Das ist zumindest die Einschätzung von Verena, die aus Deutschland kommt und nun bereits fast zwanzig Jahre unser Hostel in einem sicheren Viertel der Stadt betreibt. Allerdings überlegt sie ihr Hostel demnächst aufzugeben und nach Deutschland zu ziehen wegen der Kinder und den ausbleibenden Touristen. Wegen der vielen Ausnahmezustände im Land seit der Pandemie kommen immer weniger Touristen weil die Länder für Ecuador jedesmal Reisewarnungen ausgeben. Derzeit herrscht gerade kein Ausnahmezustand. Trotz Verenas Einschätzung nahmen wir keines der vielen öffentlichen Taxen und packten auch unser Gepäck nicht aus den hässlichen, grauen Packsäcken, sondern schleppten ist überanstrengt und schweißtreibend aus dem Busterminal auf die öffentliche Straße, wo wir mühsam unser Uber fanden, was uns sicherer vorkam als ein herkömmliches Taxi. Ich war froh als wir durch den Zaun aufs Hostelgelände gelangt waren, auch wenn die Stadt nicht ärmer oder gefährlicher wirkte als andere Städte. Im Gegenteil- Viele Motorradfahrer trugen sogar Helme und es waren einige schicke Autos unterwegs und auch die Infrastruktur machte einen modernen Eindruck. Nach unseren Besuchen in Peru und vor allem Bolivien fällt das schon auf. Im Hostel konnten wir nochmal unser Gepäck sortieren, da man keine frischen Essenssachen einführen darf, und unsere neue Unterwasserkamera ausprobieren sowie unseren Schnorchel testen. Nachdem ich mich erstmals seit Jahren komplett glatt rasiert haben lasse, passte auch unsere Schnorchelbrille und ich konnte vielleicht erstmals überhaupt im Pool des Hostels problemlos minutenlang schnorcheln ohne Wasser in der Brille. Da es schon dunkel wurde, wurde das Wasser etwas kälter und so schwomm ich noch einige Bahnen, um zu testen ob ich für einen möglichen Tauchschein auf Galápagos geeignet bin. Ich bin zwar keine Wasserratte, konnte aber ausreichend schwimmen.
Rechtzeitig bestellten wir unser Uber am nächsten Vormittag, um drei Stunden vor Abflug am Airport zu sein, da die Kontrollen, die extra für das spezielle Biotop existieren, langwiedrig sein sollen. Tatsächlich war im großen Terminal wenig los. Unser Gepäck wurde einmal durch einen Scanner geschoben und dann mussten wir für 20 USD pro Person eine Transitkarte kaufen, auf der wir bestätigen, dass wir uns an irgendwelche Gesetze halten. Normalerweise hinterfragen wir so etwas ja ausgiebig, aber wir wussten schon, dass es obligatorisch ist diese Karte zu kaufen und akzeptierten es einfach, da wir die nächsten Tage sowieso einen Haufen Geld ausgeben werden, wenn wir alles machen was wir uns vorstellen. Im schicken Wartebereich, der Platz bot für bestimmt zwanzig mal mehr Menschen als dort waren, trafen wir schon etwa zweieinhalb Stunden vor Abflug ein. Daher gönnten wir uns Kaffee bzw. Tee für meinen leider etwas angeschlagenen Hals und entspannten etwas bis das Boarding begann. Zum Glück hatten wir unser Lieblingsbrettspiel Puerto Rico nicht dabei, sonst hätte Franzi es trotz hunderter Holzstücke sicher wieder auf dem Tisch zwischen zwei Warteplätzen ausgepackt wie damals in Indien. Nachdem wir etwa zehn Minuten zu spät abflogen, wofür sich der Kapitän sogar entschuldigte, stieg die Vorfreude auf unser dreiwöchiges Abenteuer. Sicher werden wir nicht alles machen können, was Franzi so akribisch geplant hat, aber ich denke dass es so oder so ein fantastischer Besuch an einem paradiesieschem Ort wird, den wir auf die ein oder andere Weise genießen werden.
Übrigens war gestern unser Reisejahrestag. Seit einem Jahr sind wir jetzt schon unterwegs und offensichtlich gefällt uns Südamerika so gut, dass wir wohl nicht alle Kontinente auf unserer Reise besuchen werden.
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