Puerto Ayora
geschrieben von Timo
Eine wunderbare Inselgruppe mit tollen Tieren und dann so eine hässliche, südamerikanische Stadt mit Ballermannambitionen, die keiner nutzen möchte in diesem Paradies? Das ist die 12.000 Einwohner Stadt im Süden der Insel Santa Cruz, die uns natürlich nicht ungelegen kommt, da wir hier eine Kreuzfahrt buchen konnten, die einen wohl weg von eben jener Bevölkerung bringt und hin zu den faszinierenden Orten voller Tiere und ohne Menschen. Außerdem konnten wir uns hier an einen Tauchkurs herantasten, der aber noch in den Seesternen steht, da nicht nur wir uns noch nicht ganz sicher sind, ob wir ins Wasser tief hinabsteigen wollen, sondern auch die Ecuadorianer erwartungsgemäß noch Lernpotential beim Thema Organisation aufweisen. Natürlich ist auch Puerto Ayora faszinierend, wenn man gerade erst auf dem Galápagos Archipel angekommen ist. Am Airport chillen die großen Landleguane, die größer sind als andere Echsen, die man sonst so aus trockenen Gebieten kennt. Nach einer kurzen und teuren Busfahrt über die trockene, rote Insel Baltra, die voll ist mit Kakteen, erreicht man einen winzigen Hafen mit Shuttlebooten, die einen in zehn Minuten nach Isla Santa Cruz bringen. Am Wasser kann man Pelikane beim Fischen beobachten. Dabei schießen sie ins Wasser, um ihre Beute zu fangen.
Auch fliegen hier überall Fregattvögel in der Luft und schweben wie Möwen. Sie sind größer als ich dachte. Auf der anderen Seite des Kanals, wo wir auf die Abfahrt des Buses auf Santa Cruz warteten, konnten wir die ersten Darwinfinken entdecken. Diese sind von Darwin für seine Theorien genutzt worden, da die Arten sich von Insel zu Insel unterscheiden. Sie sind eher unspektakulär und mit Spatzen in Deutschland zu vergleichen, nur dass sie hier extrem zutraulich sind und nah an einen rankommen ehe sie wegfliegen. Auf der Fahrt nach Santa Cruz hielt der Busfahrer des öffentlichen Buses für einen Moment an, um die riesigen Landschildkröten zu präsentieren, die auf einer Wiese neben der Straße grasten. Sie leben im Hochland der Insel, das wesentlich grüner und regnerischer ist, als die trockenen Küstenregionen. Die Fahrt über Santa Cruz ist faszinierend, da man im Norden die selbe, trockene Landschaft vorfindet wie auf der Insel Baltra. Dann fährt man in der Mitte der Insel auf gut 500 Meter hoch und es regnet hier häufig und ist sehr bewölkt. Daher ist es hier auch grün bewaldet. Dann geht es wieder runter, um dann im Süden Puerto Ayora zu erreichen, wo ein schöner, türkisfarbener Hafen umbaut wurde von Stegen, Häusern und voll steht mit Booten. Im Hafen tummeln sich Pelikane, Robben, Krabben und natürlich Menschen. Dort trafen wir auch die 4 im 4x4 wieder, die wir zuletzt am Pastoruri Gletscher gesehen hatten. Wir tauschten uns über die letzten Erfahrungen aus inklusive Affenbisse und Lebensmittelvergiftungen auf ihrer Seite ehe wir weiter zogen, um einzuchecken und wie in unserem straffen Dreiwochenprogramm vorgesehen noch einen Tauchkurs zu buchen. Unser einfaches Zimmer war sehr gut gelegen und günstig und daher hatten wir es gebucht trotz fehlendem Frühstück. Immerhin gab es wie bisher überall in Ecuador einen Trinkwasserspender. Die Tauchschulen hatten an diesem Abend leider fast alle schon geschlossen, aber wir trafen ein Polnisch- Französisches Pärchen, die sich auf einer Antarktistour kennengelernt hatten, und nun hier ein Volontariat machten und uns zu einer noch geöffneten Tauchschule in einer Nebenstraße führten. Wir vereinbarten mit der Tauchschule, genauer gesagt mit unserem Lehrer Jordi, der etwas hibbelig wirkte, und dem Eigentümer Alex, dass wenn meine leichte Erkältung sich nicht verschlechtern würde, wir am nächsten Tag eine Einheit im Swimming Pool machen würden, und danach entscheiden ob wir mit einem Tauchkurs anfangen, sprich zum Tauchen ins Meer gehen, oder nicht. Ich hatte noch Bedenken, da ich schon beim Schnorcheln immer große Probleme habe mit der Maske, aber deshalb habe ich mir in Cuenca für Galápagos erstmals seit 2015 alle Barthaare wegrasiert um sicherzugehen, dass das kein Problem wird. Trotzdem wollte ich nicht 18 Meter unter dem Wasserlevel plötzlich ähnliche Probleme bekommen und daher bestanden wir auf dem Test im Swimming Pool ehe es in dem Ozean gehen würde, wo es nicht nur viel tiefer runtergeht, sondern auch Strömungen gibt und natürlich viele Tiere. Nach der Vereinbarung und einem relativ günstigen Abendessen in der Nebenstraße, die eher ein Ort für die lokale Bevölkerung zum Essen scheint, gingen wir nochmal zum Hafen und dem Anleger, auf dem wir nicht nur Seelöwen liegen sahen und Pelikane auf dem Stahlgerüst schlafen sahen, sondern im angeleuchteten Wasser unter dem Anleger auch kleine Haie hin und herschwimmen sahen. Vielleicht sind das die ersten Haie, die ich jemals in freier Wildbahn gesehen habe. Schwer zu glauben, dass Haie auch so winzig sein können bei allem was man als Deutscher über sie weiß. Aber die Farbe und das signifikante Schwimmen mit der Hinterflosse durch Schläge zur Seite war unverkennbar.
Am Morgen erscheint der Hafenbereich in neuem Glanz. Das Wasser ist wunderbar hellblau und der weißen Jetty und die vielen Schiffe schaukeln darin umher. Die Pelikane, Krebse und Seelöwen sind auch alle da und wir entdeckten sogar unsere ersten Meerechsen am Wegesrand, die nahe des Wassers aber auf dem Bürgersteig Sonnenenergie tankten. Ein leckeres Seemannsfrühstück mit Sahnesauce, Meeresfrüchten und Bolón, einer Kochbananenkugel.
Wir holten uns bei zwei Agenturen Angebote für Kreuzfahrten ein und stimmten schnell einem Angebot für ca. 1 Woche später zu. Wir waren etwas verunsichert, ob das Angebot wirklich funktionierte oder ob wir angeschwindelt werden, aber letztlich funktionierte alles auch wenn die Bootsklasse nicht so hochwertig war, wie wir es in dem Angebot verstanden hatten. 2800 USD kostete uns die Kreuzfahrt für 5 Tage/ 4 Nächte inkl. Allem außer Trinkgeld. Gut dass wir so viel Bargeld aus Cuenca angekarrt hatten, da wir erwartet mit Karte alles ein paar Prozent teurer sein würde und das merkt man natürlich bei so einem Preis auf dem Konto. Nun mussten wir mit den Daten der Kreuzfahrt und dem sehr unklaren Termin für die Fähre auf die untouristischste der vier bewohnten Inseln Floreana ein wenig jonglieren, damit wir am Ende der drei Wochen wie geplant alle vier bewohnten Inseln und die Kreuzfahrt gemacht haben werden. Tatsächlich bekamen wir im Laufe des Tages ein Angebot am nächsten Tag nach Floreana zu fahren und dann drei Tage später wieder zurückzufahren. Damit stand unser Plan für Galápagos, da man täglich auf die anderen bewohnten Inseln Isabela und San Cristóbal fahren kann, nur um kurz danach wieder zerstört zu werden. Um 15 Uhr saßen wir in der Tauchschule und warteten auf unseren Testtauchgang im Swimming Pool. Da wir ja am nächsten Tag nach Floreana aufbrechen würden, hatten wir schon unser Hotel informiert und konnten unsere weiteren, gebuchten Übernachtungen spontan verschieben. Isla Santa Cruz ist wie die Spinne im Netz. Alle Verbindungen führen nach Puerto Ayora. So würden wir dreimal nach Puerto Ayora zurückkehren- nach Isla Isabela, nach Isla Floreana und nach der Kreuzfahrt. Wir wollten wie besprochen auf Isla Floreana überlegen, ob wir den Tauchkurs durchziehen, oder ob ich zu große Bedenken habe. Zunächst hieß es, dass wir etwas auf die Tauchausrüstung warten müssen, da sie auf einem Ausflug ist. Da dachten wir noch, dass das ja normal ist in Südamerika. Dann fuhr unser Tauchlehrer Jordi weg und wollte uns wie vereinbart ein Theoriebuch suchen gehen. Danach tauchte er allerdings nicht mehr wieder auf. Insgesamt wurden wir vier Stunden von Jordi und dem Chef Alex hingehalten. Wir mussten sogar auf dem Bürgersteig warten, da sie zwischendurch das Büro abgeschlossen haben. Alex sagte immer, dass Jordi ja nicht da sei und Jordi sagte dass das Material nicht da sei. Wir machten eine WhatsApp Gruppe mit beiden, um weitere Katastrophen wie diese zu verhindern. Letztlich hatte der Pool abends geschlossen und wir hatten einen halben Tag Galápagos frustriert auf dem Bürgersteig verbracht. Außerdem konnten wir nun nicht die drei Tage auf Floreana um meinen Geburtstag herum damit verbringen zu überlegen, ob wir den Kurs machen wollen. Alex meckerte etwas herum, dass wir uns ja nicht entscheiden können mit Erkältung ja oder nein und Tauchen ja oder nein. Das hätte er uns aber auch einfach mal sagen können, dass es so nicht funktioniert und nicht Versprechungen abgeben, die er dann nicht hält und uns erst im Nachhinein darüber informieren. Er saß die gesamte Zeit neben uns im Büro und wusste wohl schon, dass wir umsonst warten würden. Tatsächlich fanden wir am letzten Tag unseres Kurses später heraus, dass wir den Kurs gar nicht mit seiner Tauchschule sondern mit Jordi als Privatperson gemacht hatten und Alex nur das Material und Boote etc. geliehen hatte. Das erklärte ein Stück weit warum wir häufig zwischen die Stühle der beiden fielen. Aber Werbung war das weder für Jordi noch für die Tauchschule. Sehr niedergeschmettert beendeten wir unseren ersten Puerto Ayora Aufenthalt. Immerhin trafen wir die Polin und den Franzosen wieder, die uns zu dem Laden gebracht hatten. Sie waren sehr nett und wir gingen noch zusammen essen. Als nächstes werden sie drei Monate nach Aruba gehen und von dort digital arbeiten. Das klingt auch nach einem spannenden Leben.
Kommentar schreiben