Puerto Villamil
geschrieben von Timo
Sehr früh morgens geht die Fähre von Puerto Ayora nach Puerto Villamil, dem Städtchen auf Isla Isabela. Mit einer Seekrankheitstablette intus schlief es sich ganz gut bis wir angekommen waren. In Puerto Ayora störte mich schon die Zahlung von jeweils einem Dollar pro Person für Stegnutzung und Wassertaxinutzung, um zur Fähre zu kommen. In Puerto Villamil wurde nun neben der Taxigebühr zusätzlich zehn Dollar am Hafen fällig. Immerhin war es eine zusätzliche Inselgebühr und nicht eine Hafengebühr, die wir beim Verlassen der Insel nochmal zahlen sollten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen auf der Fähre, waren wir ja schon mit der Kreuzfahrt auf Isla Isabela, der größten aller Galápagosinseln, gewesen. Nur hier in Puerto Villamil waren wir auch noch nie. Uns begrüßten Meerechsen auf der Straße und Seelöwen auf den Hafenanlagen. Isabela gilt als abgelegene Insel, da hier noch nicht so lange Menschen wohnen, wie auf den anderen Inseln, die Stadt auch kleiner ist, es keinen Flughafen gibt, der die Insel mit dem Festland verbindet und es auch nicht in der Nähe der beiden großen Flughäfen liegt, so dass man mehr oder weniger gezwungen ist die Fährfahrt anzutreten und mit einem Kleinflugzeug von einer der anderen Inseln herzukommen. Für uns wirkte Isabela im Gegensatz zu Isla Floreana natürlich extrem touristisch.
Mit einem Tourbus, der uns freundlicherweise mitnahm, fuhren wir mit Gepäck ins Ortszentrum zu unserem Hotel. Zumindest dachten wir das, denn die Rezeptionisten schauten uns irritiert an, als wir kamen. Sie erwarteten gar keine Gäste. Tatsächlich hatten wir das Hotel planmäßig wieder storniert gehabt und ich war so verwirrt, dass ich uns hierher geführt hatte. Es ist in der Booking.com App aber auch nicht so deutlich dargestellt welches die aktuelle Buchung ist und vor allem steht die stornierte Buchung noch recht präsent dort. Zum Glück mussten wir nur einmal um den Block, um zu unserer anderen Unterkunft zu kommen. Wir durften schon gegen 10 Uhr einchecken, dafür war der Check-Out auch bereits um 8 Uhr morgens. Früher hatten wir noch nie auschecken müssen. Das war aber kein Problem, da die Fähre bereits morgens um 6 Uhr zurück nach Puerto Ayora fährt. Die sympathische Seniorin Fanny, nach der unsere Unterkunft benannt war, begrüßte uns und wir fühlten uns sehr willkommen. Es gab eine Klimaanlage, eine gute Dusche, ein geräumiges Zimmer mit gemütlichem Bett und Kühlschrank. Das war mehr als wir aus Puerto Ayora gewohnt waren. Sehr hungrig gingen wir zur Plaza und speisten in einem schicken wenn auch teuren Lokal. Danach organisierten wir unsere Touren, die wir die nächsten drei Tage machen wollten und handelten gute Preise aus. Die meisten Touren kann man vor Ort für nicht mal den halben Preis kaufen gegenüber dem Onlinepreis. Natürlich riskiert man ggf. eine Tour nicht zum Wunschdatum zu bekommen. Allerdings gibt es einige Anbieter und wir waren inzwischen an einem Punkt, an dem es nicht mehr schlimm gewesen wäre auch mal etwas zu verpassen. Gerade bei der Kreuzfahrt hatten wir jeden Tag quasi zwei Touren gehabt, bei denen wir viele Tiere gesehen haben.
Nach dem Organisieren der Touren kam mein Wunschprogrammpunkt dran. Einfach mal am Strand liegen, sonnen und im Meer schwimmen. Bei der starken Brandung an diesem Traumstand direkt neben unserer Unterkunft konnte man beim Schnorcheln zwar nichts sehen und es schwamm sich auch nicht so gut, aber es fühlte sich nach Sommerurlaub an. So anstrengend wie die letzten Tage waren mit Tauchkurs und sehr aktiver Kreuzfahrt sowie frühem Aufstehen für die Fähre und Touren organisieren am heutigen Tag, war es auch kein Wunder, dass ich einfach mal mehrere Stunden am Strand schlief. Zum Sonnenuntergang gingen wir zurück in die Unterkunft wo eine Freundin von Fanny und sie selber im Eingangsbereich auf der Bank saßen und die andere Frau, wie so eine echte, genervte, alte Frau, sich bei Fanny über den Sand beschwerte, den wir reintrugen im Wissen, dass wir sie nicht verstehen würden und obwohl es nicht mal ihre Unterkunft war. Das war eher witzig als nervig für uns. Abends überlegten wir uns ernsthaft eine Kaffeemaschine zu kaufen (!), um unseren frischen Kaffee von Floreana zu trinken, statt ekligem Nescafé, aber letztendlich entschieden wir uns für das Vernünftigere. Die Belgischen Jungs von der Manu Tour hatten uns mal empfohlen den Kaffee mit einer Socke während der Reise zu filtern. Die Idee hat sich aber bisher noch nicht durchgesetzt. Vorher besuchten wir noch die Flamingos in ihrer Lagune.
An unserem ersten, ganzen Tag machten wir die Wanderung zur Muro de las Lágrimas, also der Mauer der Tränen. Angenehmerweise kann man sie ohne Guide machen und sie ist kostenlos. Eine schöne Abwechslung zum Galápagos- Alltag. Wir hatten im Zimmer gefrühstückt mit Sachen, die wir im Supermarkt besorgt hatten inkl. des Instant Kaffees und waren mit Snacks auf den langen Weg aufgebrochen, den viele mit einem geliehenen Mountainbike absolvieren. Mountainbike fahren ist aber nicht so unsere Leidenschaft wie sich bisher zeigte. Bei dieser Wanderung war auch viel mehr der Weg das Ziel. Es fing mit einem Besuch der Kirche an der Plaza an, die sehr modern wirkt und viele Elemente und v.a. Tiere von Galápagos in die Malereien auf der Wand integriert hat neben den üblichen Darstellungen von Christus. Danach kamen wir bei der Pink Iguana Bar an den Strand. Sarah von unserem allerersten Tauchgang hatte uns berichtet, dass sie auf Isla Isabela länger als gedacht geblieben ist wegen dieser Bar bzw. eher wegen des Amerikanischen Barkeepers. An diesem Sonntagmorgen war aber tote Hose. Meerechsen waren in der Bar, die nach ihnen benannt ist, aber schon zugegen. Erstmals sahen wir wie eine hinter dem Tresen eine komplett schräge Wand wie eine Eidechse entlanglief. Der Weg am Strand entlang Richtung der Mauer war toll, da wir viele Vögel beobachten konnten. Wir sahen Reiher am Ufer, Pelikane in Mangroven und natürlich einige Meerechsen. Auch den Regenbrachvogel, der aussieht wie ein Ibis und mit seinem langen Schnabel im Sand buddelt, fanden wir cool. Ob es dieser Vogel ist oder ein anderer wissen wir nicht, aber wir sahen auch immer wieder Muster oder Kügelchen im Sand, die wohl von den Vögeln stammen, die im nassen Sand nach Futter suchen. Die Familien aus dem Ort piknikten weiter hinten am Strand und die Kinder spielten nahe der Brandung Fußball.
Nach über zwei Stunden hatten wir erst den eigentlichen Eingang des Wanderwegs erreicht, da der Strand nur den Zugang darstellte. Zunächst dachten wir, dass wir doch noch etwas zahlen müssten, aber man musste sich lediglich registrieren. Ab hier änderte sich die Landschaft stark. Einerseits gab es trockene Inlandsabschnitte mit Kakteen, grünen Seen und kargem Lavagestein. Auf der anderen Seite des Weges gab es dafür Mangrovenwälder zum Ozean hin. Alles lag sehr nah beieinander. Es gab Strände mit Lavagestein wie wir sie schon kannten. Auch gab es einen Lavatunnel, der aber mit Meerwasser geflutet war, was wir erst im letzten Moment feststellten bevor wir unseren Fuß auf den Boden der Höhle setzten, da es in der Höhle sehr dunkel war. Am coolsten war es aber durch einen dichten Mangrovenwald voller Zweige und Wurzeln zu laufen und am Ende an einem extrem ruhigen, extrem von Mangroven geschützten Strand anzukommen. Zwar waren auch ein paar andere Gäste an diesem kleinen Strand, aber es tat der Ruhe keinen Abriss. Ganz gemächlich schwappte das grün wirkende Wasser ab und an auf den Sand und ein Seelöwe entspannte sich hier auch. Der Ort hatte strahlte eine angenehme Ruhe aus und sein Schatten war an diesem heißen, wolkenlosen Tag ebenfalls sehr angenehm. Der Hauptweg war dann wieder etwas trockener. Hier begegneten wir der ein oder anderen Landschildkröte und rasteten auch an einem der seltener werdenden Schattenplätze neben einer. Inzwischen trafen wir auch auf wenig andere Besucher und wenn dann waren sie mit einem der Mountainbikes unterwegs, für die es an jedem interessanten Ort sogar Fahrradständer gab.
Einige Zeit später erreichten wir auf einem inzwischen weniger interessanten Weg die Mauer der Tränen, die zwar das Ende aber nicht unbedingt das Ziel der Tageswanderung war. Hier gab es nochmal zwei gute Aussichtspunkte, von denen man einen tollen Blick über die Küste der Insel hatte und auch ins Inland mit seinen immensen Vulkanen, die sich auftürmen. Deren oberen Teil konnte man aber fast nie sehen, da er, wie auf fast allen Inseln mit Hochland, von Regenwolken umgeben war. Die Wellen konnte man entlang der langen Küste brechen sehen und vielleicht sogar etwas hören. Außerdem beobachteten wir einige Boote, die die Südküste entlangfuhren zurück nach Puerto Villamil. Vielleicht waren sie ebenfalls von der Los Túneles Tour, die für uns am folgenden Tag auf dem Programm stand. Die Muro de las Lágrimas steht für ein düsteres Kapitel von Ecuadors Geschichte. Hier mussten Strafgefangene Mitte des letzten Jahrhunderts eine völlig sinnlose Mauer über Jahre bauen, die bis heute steht und vielen das Leben gekostet hat, da sie unter unmenschlichen Bedingungen gebaut wurde.
Auf dem Rückweg machten wir noch an einigen Lavagesteinsstränden halt, wobei jedoch keiner davon so richtig zum Schwimmen oder Schnorcheln einlud. Die Hitze war sehr stark und es gab wenig Schatten. Gut dass wir unsere Hüte dabeihatten. Cool war noch eine Landschildkröte auf dem Gehweg, die "schnell" Reißaus nahm und im Gebüsch verschwand (siehe Video).
Den langen aber schönen Weg am Sandstrand Richtung Ortschaft legten wir etwas erschöpft, aber dennoch gerne zurück. Es gab auch vieles, spannendes zu beobachten insbesondere die Meeresvögel. Wie sahen den Blaufußtölpeln beim Fischen zu, was sehr ähnlich zu den Pelikanen aussah. Sie kreisten über der Brandung und schossen immer wieder ins Wasser, vermutlich um sich Fische zu fangen. Auch gab der Pelikan mit der tiefer stehenden Sonne am Strand ein tolles Motiv ab. Als wir wieder zurück waren am Stadtrand an der Pink Iguana Bar entspannten hier ein paar Surfer und Hippies. Einer stellte sich als der Barkeeper heraus, von dem Sarah gesprochen hatte. Wir grüßten ihn von ihr, was sie später bei WhatsApp sehr begeisterte, ihn aber eher nicht so zu erfreuen schien. Vielleicht lag es an der nächsten, jungen Deutschen die neben ihm saß und auch nicht gerade erfreut von unserem Besuch war. Während er uns trotz geschlossener Bar eine Kokosnuss für 5 USD verkaufte, erzählte er uns davon, dass er auf Isla Isabela aufgewachsen sei und später für die Bildung in die USA, wo seine Eltern herkommen, umgezogen ist. Allerdings war die Anziehungskraft seines Geburtsortes so stark, dass er nach der Bildungsphase wieder zurück nach Galápagos gezogen ist und dort diese Bar aufgemacht hat, die sehr beliebt zu sein scheint. Sicherlich ein entspanntes Leben ohne große Ziele hier.
Ansonsten hatten wir uns nicht viel zu sagen, so dass wir zurück in der Ort gingen, wo wir uns nach einer kurzen Pause im Zimmer mit Verena und ihrem Freund Tom zum Abendessen in einem günstigen Laden trafen, wo wir auch die folgenden Tage einkehren würden. Mit Verena hatten wir unsere zweite Reihe Tauchgänge gemacht und sehr gut verstanden, insbesondere da man sich über die schlechten Bedingungen des Tauchens unserer Tauchschule offen austauschen konnte. Auch hatten wir es so koordiniert, dass wir am nächsten Morgen gemeinsam die Tour zu Los Túneles machen würden.
Lange haben wir überlegt, ob wir die Los Túneles Tour machen sollten oder nicht. Es waren nochmal über 100 USD pro Person, die wir zahlen mussten und geschnorchelt waren wir ja an Isabelas Küste während der Kreuzfahrt schon einige Male. Letztendlich entschieden wir uns dennoch dafür, da wir die Möglichkeit haben würden ein Seepferdchen zu sehen, was neu und spannend für uns war und auch die zerklüftete Landschaft, nach der der Ort benannt ist, sollte sehr spannend sein. Leider lief bei unserer Tour alles schief, was nur schief laufen kann und es war nicht würdig dessen, was man bezahlt hatte. Nachdem wir auf dem Boot Richtung Zielort saßen, ging es dann aber zum Glück. Zunächst fühlten wir uns etwas ungemütlich behandelt bei der Anprobe der Flossen am Morgen. Dann wurden wir plötzlich gehetzt hinten (!) in einen Pick-Up einzusteigen, da wir jetzt zum Hafen gefahren werden. Wir folgten widerwillig, auch wenn die kurze und schnelle Fahrt durch das Örtchen jetzt nicht sonderlich gefährlich war. Als wir ankamen, stellte sich heraus, dass ich wohl meine Flossen hätte mitnehmen müssen, was aber in der unnötigen Hektik der Abfahrt untergegangen war. Unseren Guide, den wir hier trafen, was man an dem typischen Galápagos Guide Outfit mit beiger Kleidung erkennen konnte, interessierte das überhaupt nicht. Stattdessen begrüßte er alle völlig und künstlich über euphorisiert zu einer "fantastischen" Tour. Um das Problem mit den Flossen musste sich dann der Mann aus der Agentur kümmern, der auch dabei war. Wir hörten noch mit wie sich der Guide auf Spanisch bei dem Agenturmenschen beschwerte, dass sich die Touristen doch wohl selber um ihr Equipment kümmern sollten und nicht alles hinterhergetragen bekommen sollten nur weil sie bezahlt haben. Das passte so gar nicht zu seiner zuvor angeblich so euphorischen Stimmung. Verena, Tom und wir fanden den Guide jetzt schon unerträglich scheiße, aber spätestens als er meinte, dass wir nur einmal schnorcheln werden, protestierten zunächst nur wir aber dann auch alle anderen Teilnehmer. Ich vermutete, dass wir schon zu viel schlechte Tour Erfahrungen in Lateinamerika hatten und wir deshalb der dünnhäutig waren, aber es war wohl wirklich auch dieser Guide, der alles verkörperte, was einen schlechten Guide auszeichnet. Seine Antwort auf Franzis Frage, warum wir nicht zweimal schnorcheln wie geplant war: "Ich bin Victor und ich sage wie oft wir schnorcheln". Ich ging daraufhin ebenso abenteuerlich mit dem Agenturmenschen wieder zurück zu dem Laden, wo wohl meine Flossen waren, wie ich zum Hafen gekommen war. Es war das erste Mal seit Chiquitania, dass ich auf einem Moped saß. Wir fanden meine Flossen und kehrten mit dem Moped zum Hafen zurück. Zu meiner Überraschung kam uns der Guide entgegen verfolgt von einem meinungsstarken, Spanischen Touristen aus der Gruppe. Als ich wieder bei den anderen war, erzählten sie mir, dass sich Victor inzwischen mit jedem aus der Gruppe angelegt hatte und als ihm vom Spanier schlechte Manieren vorgeworfen worden waren, war er beleidigt abgezischt. Nun versuchte der Agenturmensch so schnell wie möglich einen neuen Guide für die wohl "schwierige" Gruppe, die wir waren zu finden. Tatsächlich kam wenig später eine sympathische und pragmatische Frau, bei der durchklang, dass wir nicht die ersten Touristen mit Problemen mit Victor sind und mit der es nun endlich losgehen konnte. Victor ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Auswahl der Guides in Galápagos nicht gut läuft. Es dürfen nur Menschen, die von den Inseln kommen und angeheiratet sind Guide werden und wenn sie es erstmal sind, ist es wie ein Freifahrtschein mit super Gehalt und wenig Konkurrenz, so dass sie abgesichert leben können. Einigen merkt man auch die Begeisterung für die Tierwelt hier an und ihre Freude darüber sie Fremden zu zeigen. Aber einigen merkt man auch an, dass die eigentliche Arbeit eher eine Belastung für sie ist und sie Touristen eigentlich scheiße finden und ihren Job eher als lästig empfinden.
Wir hatten sicherheitshalber Tabletten genommen und konnten die ruckelige Fahrt daher gut überstehen. Einen Zwischenstopp gab es bei einem Fels im Wasser mit Nazcatölpeln. Danach dümpelten wir durch die zerklüftete Küstenlandschaft von Los Túneles mit dem Boot und stiegen auch aus, um ein paar Fotos zu schießen. In diesem abgelegenen Gebiet leben viele Vögel wie Pinguine und Blaufußtölpel und im Wasser schwammen Meeresschildkröten. Beim Schnorcheln entdeckten wir dann noch einen Fischschwarm von Doktorfische und einen Rochen, der im Sand lag. Das Highlight war allerdings über Wasser, wo Franzis Kopf neben einem Pinguin auf einem Stein auftauchte. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir unseren zweiten Schnorchelspot, der mehr von Mangroven umgeben war. Teilweise war unter Wasser daher auch etwas schlechte Sicht, da es so wirkte als wäre Erde aufgewirbelt worden. Aber wir entdeckten zwei schlafende Haie von etwa zwei Metern Größe unter einem Felsbogen unter Wasser. Auch beobachteten wir Meeresschildkröten beim Essen von Algen. Etwas verzweifelt, da wir noch kein Seepferdchen gesehen hatten und mit wenig Vertrauen in den Guide suchten wir selber nach dem Seepferdchen. Etwas enttäuscht kehrten wir zum Boot zurück, wo auch die Guide gerade zurückkam. Der Vollständigkeit halber fragte ich, ob sie auch kein Seepferdchen gesehen hatten. Sie verneinte und meinte, dass sie gerade vom Besuch des Seepferdchens wiederkommen. Sehr überrascht bat ich sie, ob sie es uns auch nochmal zeigen könne. Etwas genervt weil wir uns von der Gruppe getrennt hatten, willigte sie ein und zeigte es uns. An einem toten Baumstamm einer Mangrove unter Wasser hing mit dem Schwanz am Festhalten ein Seepferdchen, dass man nur mit genauem Hinsehen von einem Ästchen unterscheiden konnte. Es war sehr klein und bewegte sich nur mit der Strömung hin und her. Mehrmals tauchte ich ab, um es genauer zu inspizieren. Dann hieß es aber zurück zum Boot schwimmen, wo alle anderen schon auf uns warteten.
Zurück in Puerto Villamil nutzten wir den Nachmittag und unsere Ausrüstung und gingen im nahe am Hafen gelegenen Concha de Perla Ableger des Ozeans einen Abstecher durch dichten Mangrovenwald, um erneut zu Schnorcheln. Auf dem Ponton, auf dem man sich umziehen konnte, entspannten auch reihenweise Seelöwen und Meerechsen. Im Wasser entdeckten wir viele, niedliche Riffbarsche, die uns böse anschwammen, als wir uns ihren Revieren näherten und schlafende Haie in einer Unterwasser Felsspalte, die wegschwammen als Franzi unvorsichtig angeschnorchelt kam. Nach dem Umziehen passten wir auf, dass wir nicht auf einen Seelöwen traten, um zurück zur Straße zu kommen. Zusammen mit Tom und Verena trafen wir auf dem Rückweg ins Zentrum Anna aus Spanien wieder, mit der wir auch zusammen auf Isla Santa Cruz tauchen waren.
Den Nachmittag verbrachten wir ohne die beiden anderen Deutschen. Zu Fuß ging es zur Aufzuchtstation für Landschildkröten, die es nicht nur auf Isla Isabela gibt. Auf dem Hinweg gingen wir den hässlichen Weg an der Straße entlang, da wir erst auf dem Rückweg den schönen Weg durch die Landschaft für Fußgänger entdeckten. Hier legen einige ältere Schildkröten regelmäßig ihre Eier, die dann eingesackt werden und zu bestimmten Temperaturen von Wissenschaftlern "ausgebrütet" werden. Anhand der Temperatur können Wissenschaftler entscheiden, ob es männliche oder weibliche Schildkröten werden. Dann werden die kleinen Schildkröten bis zu fünf Jahre in der Station aufgezogen. Zunächst in Käfigen, wo sie geschützt sind vor Ratten und Greifvögeln, die sie töten könnten. Und später in offenen Gehegen, um sich an die Natur zu gewöhnen. Dann werden sie in der Natur ausgesetzt, wohingegen ihre Eltern weiterhin in der Anlage neue Geschwister zeugen. Unser etwas trantütiger Guide führte uns durch die Anlage mit allen Stationen und einem kleinen Museum kurz bevor er Feierabend machte. Die kleinen Schildkröten, die wirklich viel kleiner sind als die Erwachsenen, sind sehr niedlich.
Nach unserem gemütlichen Abendritual mit Verena und Tom im Restaurant vergaß ich meinen Rucksack samt Wertsachen im Restaurant. Kein Problem auf Galápagos. Die Betreiber hatten den Rucksack zur Seite gestellt, so dass ich ihn abholen konnte, als ich wiederkam. Tatsächlich war ich auch nie nervös, dass er gestohlen worden sein könnte. Da sind die Inseln schon anders als das Südamerikanische Festland. Der Weihnachtsschmuck, der überall auf den großen Feiertag in nicht einmal zwei Wochen hindeutete, war sehr merkwürdig. Er passte einfach nicht zu der Umgebung wegen unserer Gewohnheiten. Letztes Mal waren wir an Heiligabend ja wenigstens in kalten Gefilden, wenn auch nicht zu Hause. Diesmal deutete aber viel darauf hin, dass wir Weihnachten am Äquator bei tropischen Temperaturen feiern würden.
Den letzten Ausflug auf Isla Isabela am nächsten Morgen bestritten wir ohne unsere Deutschen Freunde. Morgens früh ging es zur Plaza, wo uns etwas unkoordiniert einer dieser umgebauten Lastwagen für Touristen uns abholte, der überdachte Sitzreihen statt einer Ladefläche hat. Nach einiger Zeit ging es dann auch schon los. Der Bus war voll mit jungen, westlichen Touristen. Auch eine Vater-Tochter Gruppe aus Singapur war dabei. Dass wir nur einen Monat später selber in Singapur sein würden, ahnten wir da wohl noch überhaupt nicht. Es ging wie gewohnt von der trockenen Küste einer Insel ins neblige Hochland. Dort wollten wir dann den Krater des Vulkans Sierra Negra (dt.: Schwarzer Berg) entlangwandern, was natürlich nur mit einem Guide geht. Immerhin war der Preis diesmal nicht komplett unverschämt. Leider war das Lauftempo im Folgenden unverschämt. Statt den Ausflug zu genießen und die Umgebung sowie die Tiere wie den roten, sehr seltenen Fliegenschnäpper im Gebüsch genießen zu können, wurden wir wie eine Büffelherde durch die Landschaft getrieben. Zwei nicht so fitte Amerikaner wurden einfach zurückgelassen, da sie zu langsam waren. Wir wissen auch nicht, ob überhaupt eine langsame Tour angeboten wurde. Das Problem war auch nicht, dass die Sonne irgendwann untergeht, sondern dass andere nachmittags Programm hatten wie z.B. die Insel zu wechseln. Genervt versuchte ich auch das positive zu sehen. Oben angekommen hatte man einen tollen Blick über die riesige Kaldera, die kein Krater ist, wobei ich aber bis heute nicht verstanden habe was der Unterschied ist. Spannend und krass war dann der Abstieg auf einer anderen Seite des Kalderarandes in eine Landschaft, die von Lava überschüttet worden war. Im Gegensatz zu grünen, fruchtbaren Landschaft, durch die wir gerade gelaufen waren, war hier fast alles trocken, kahl und voller unterschiedlicher Farben durch die unterschiedlichen Metalle, die der Vulkan hervorgebracht hat. Tatsächlich waren es die Eruptionen des Sierra Negra, die Isabela erst zu einer großen Touristenattraktion werden ließen, da dieses Element auf den bis dato touristischen Inseln Santa Cruz und San Cristóbal fehlte. Außerdem hatte man einen tollen Blick bis zur Mitte der großen Insel. Lediglich in einigen Spalten und Löchern der getrockneten Lava wachsen heute wieder neue Pflanzen. Es erinnerte uns ein wenig an die Lavahöhlen auf Rapa Nui. Danach hetzten wir wieder zurück zum Bus und es ging zurück nach Puerto Villamil. Tatsächlich hatten wir den ganzen Weg "geschafft", aber angenehm war es nicht. Allerdings macht die diverse Landschaft, die man sieht, den Besuch schon lohnenswert.
Nach einem letzten, gemeinsamem Abendessen mit den anderen beiden, ging es bereits um kurz vor vier Uhr morgens in die Küche, um die Fähre um sechs Uhr morgens zu erreichen, zu der wir über fünfzehn Minuten mit unserem schweren Gepäck hinliefen. Ein angenehmer Start in den Tag ist etwas anderes, aber immerhin klappte alles wie geplant. Hat sich der Ausflug nach Isla Isabela also gelohnt? Ich würde sagen ja. Zwar haben wir uns an einigen Missständen auf Galápagos mit den elenden Touren und ihren Preisen und Guides aufgerieben, aber wir haben auch nochmal ganz neue Landschaften besuchen dürfen und eine weitere Perspektive von Galápagos entdeckt.
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