Puerto Baquerizo Moreno
geschrieben von Timo
Der Tag aus Isla Isabela war bereits um vier Uhr morgens losgegangen, da wir die sechs Uhr Fähre bekommen mussten. Damit waren wir nach viel Schlaf bereits um kurz nach acht Uhr morgens in Puerto Ayora auf Isla Santa Cruz, wo wir mit dem Wassertaxi zum Steg gebracht wurden. Wir gönnten uns ein letztes Sailor Breakfast in dem Laden, der außer diesem leckeren Frühstück nicht so viel kann und ließen uns dann erneut mit dem Wassertaxi fahren, wo wir beim Angermeyer Hotel auf der anderen Seite des Hafens ausstiegen. Man kann nicht zu Fuß zu dem Hotel laufen, da es keinen Weg gibt. Unser Gepäck hatten wir beim Verkäufer unserer Fährtickets gelassen, da wir später weiter reisen würden nach Isla San Cristóbal. Nun nutzten wir aber die Zeit bis zur Nachmittagsfähre und erkundeten diesen Teil von Puerto Ayora.
Neben dem Angermeyer Hotel, in dem wir einen Tisch für unser Mittagessen reserviert hatten, gab es hier auch einige andere schicke Hotels. Hier zum Beispiel das Finch Bay Galápagos. Für den noblen Urlaub ist das natürlich toll, aber wenn man so viel erkunden will wie wir und nicht sein gesamtes Reisebudget für Unterkünfte ausgeben möchte, ist es nur hübsch zum Ansehen. Der Besuch im Angermeyer Restaurant war eigentlich als romantischer Teil des Jahrestags geplant gewesen. Dann hatte unsere Tauchschule Galápagos Travellers durch ihre Unfähigkeit zu Organisieren und Kommunizieren aber ja dafür gesorgt, dass wir den Abend stattdessen im Swimming Pool in Tauchausrüstung verbringen, was eigentlich für viel früher geplant gewesen war.
Vorbei am schicken Hotel erreichten wir den Eingang zum Wanderweg nach Las Grietas. Überraschend stellten wir fest, dass Galápagos sich überlegt hat auch hierfür inzwischen Geld zu verlangen. Vor vier Jahren war es laut Reiseführer noch einige der wenigen Optionen gewesen, die man kostenlos besuchen kann. Wie wir später feststellten war es durchaus sinnvoll, dass der Einlass reguliert wird, da die Stelle an der man schnorchelt sehr klein ist. Aber das heißt ja noch nicht, dass man einen Guide dafür braucht und zehn Dollar muss. Ich war schon wieder aufgebracht, aber Franzi versuchte mich zu beruhigen, um nicht unser schönes Mittagsprogramm kaputt zu machen. Umkleidekabinen gab es trotz Eintrittsgeld auch nicht, so dass wir die einzige Toilette am Ort des Wartens für alle sehr lange blockierten. Wir zahlten und gingen die paar Meter mit dem Guide entlang eines salzigen Sees, der wegen der vielen Mineralien rot gefärbt war. Auch war die Landschaft ähnlich zu anderen Inseln sehr trocken und voll mit Kakteen. Angekommen am Ziel Las Grietas bereiteten wir uns für das Schnorcheln vor und stiegen die Treppe hinab in die tiefe Felsspalte, die geflutet ist mit einer Mischung aus Salz- und Süßwasser aber durch den Zugang zum Meer dennoch Heimat für viele Meeresfische ist. Das Wasser war sehr frisch und wegen des geringen Salzgehalts ungewohnt anstrengend, um in einer guten Schnorchel Position zu bleiben. Viele Fische schwammen umher und es gab eine tolle Sicht. Auch die Gesteinsformation an sich war spannend zu erkunden, in dem man den engen Kanal bis zum Ende schwamm, wo sich die Felsen vor einem auftürmten. Ein Asiatischer Tourist, der vielleicht zum ersten Mal in Galápagos schnorcheln war, übertrieb komplett, in dem nicht nur mit Flossen und GoPro unterwegs war, sondern sogar ein Unterwasserlicht an einer langen Stange für seine Fotos dabei hatte, das er gerne im engen Kanal verwendete ohne dabei auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, dass er ja gar nicht alleine hier für exklusive National Geographic Aufnahmen unterwegs ist. Insgesamt ist es schon ein cooler Ort, um hier mal vorbeizuschauen. Der Guide, für den wir ja unter anderem bezahlen mussten, war den Weg zurück zum Eingang auch schon ohne uns angetreten.
Wir machten uns wieder in der Toilette fertig und dann ging es ins Angermeyer Restaurant, das zwar geöffnet hatte aber noch keinen einzigen Besucher dort hatte, was sich auch bis zum Ende nicht änderte. Franzi war es zu peinlich zu erwähnen, dass sie reserviert hatte. Der Kellner war extrem freundlich, höflich und sympathisch und das Essen war wie erhofft sehr lecker. Besonders ein Kokosmilch Shake habe ich in sehr guter Erinnerung und auch das Kokosnuss Panna Cotta mit Mango Chutney war extrem lecker und überhaupt eine tolle Idee. Noch besser gefiel uns allerdings das Ambiente. Wir saßen auf einem Holzponton über dem türkisen Wasser. Die Holzmöbel waren alle weiß lackiert und es gab eine angenehme Brise. Wirklich ein sehr schöner Ort, den man auch gerne als persönliche Terrasse in einem späteren Traumhaus haben wollen würde. Man konnte die Boote im Hafen beobachten, wo viele Wassertaxen warteten, um die Teilnehmer einer Weihnachtsfeier abzuholen oder auch die Darwinfinken die sich einem näherten, da sie am Essen interessiert waren, ohne aber uns zu stören. Und auf dem Boden lief einmal eine Krabbe entlang. Auch auf Anraten des Kellners nahmen wir wieder eine Tablette vor der Abfahrt nach San Cristóbal, da er meinte, dass diese Strecke besonders ruckelig ist. Wir versuchten uns weit nach hinten zu setzen, um möglichst wenig vom Aufschlagen des Bootes auf dem Wasser zu spüren, aber erneut wurden uns die hinteren Plätze verweigert Stattdessen durfte dort später ohne ersichtlichen Grund eine Deutsche Familie sitzen mit einem Mädchen, das komplett verzogen war und seine Eltern während der ganzen Fahrt nötigte die Dinge zu tun, die es wollte. Auch die Fahrt an sich war recht unangenehm, da ich nach etwa der Hälfte aufwachte vom heftigen Aufschlagen des Bootes auf dem Wasser und schon ab und an das Gefühl hatte, dass die nächste Welle die letzte des Bootes sein könnte. Überall dringt etwas Wasser ins Boot und ich habe oft das Gefühl, dass es mit einem Mal alles aufreißen könnte und das Boot an der Kraft des Wassers zerbricht. Beruhigend finde ich immer, dass das Boot wohl jeden Tag die Strecke unter ähnlichen Bedingungen zurücklegt. Und so schafften wir es auch dieses Mal wieder in den sicheren Hafen, den letzten unserer Galápagos Reise bevor es zum Flughafen gehen würde.
Wir liefen das lange Stück vom Hafen zur Unterkunft von unserem Gastgeber Pepe und wurden schon recht erschöpft von ihm auf der Straße eingesammelt, was gut war, da es nicht besonders ersichtlich war wo der Eingang zu seiner Unterkunft ist. Obwohl wir einen sehr langen Tag hinter uns hatten und wir dank der Bewertungen auf Booking.com schon wussten worauf wir uns einstellen mussten, war der Empfang von Pepe, nachdem wir uns beim Smalltalk vor der Haustür noch gut verstanden hatten, doch wesentlich unangenehmer als gedacht. Er zwang (!) uns uns hinzusetzen und ihm während er steht zuzuhören. Dabei redete er in schlechtem Englisch darüber, dass er die günstigste 360 Grad Tour, was die beliebteste Tagestour auf der Insel ist, anbietet. Statt Franzis Frage zuzuhören welche Ziele denn dabei sein, empörte er sich darüber, dass sie ihn unterbrach. Am Ende wusste er nicht mal welche Ziele dabei seien und wir buchten die Tour woanders im Ort. Das ging auch nur, da wir seinen Vorstellungsbeitrag abbrachen, da es wirklich nicht akzeptabel war. Alles hatte übrigens damit angefangen, dass er meinte, dass er uns in eine andere Unterkunft, die nur zwei Blocks weiter sei, bringen würde. Wir bestanden aber darauf, dass wir in dieser Unterkunft bleiben, da wir sie auch wegen der Lage gebucht hatten und solche Spielchen gerade bei so komischen Käuzen wie Pepe gar nicht erst anfangen wollten. Der kontrollsüchtige, alte Mann wies uns am Folgetag noch einmal erbost darauf hin, dass wir vergessen hatten die Klimaanlage für fünf Minuten auszuschalten, als wir in der Küche waren, sonst gab es aber keine Konflikte mir, da wir ihm aus de Weg gingen, bis ich ihm eine schlechte Review schrieb, auf die er antwortete, dass meine Wahrnehmung nicht der Wahrheit entsprach und wir sowieso schlechte Manieren hätten, was allerdings nur seine für Gäste sehr unangenehme Kontrollsucht unterstrich. Witzig war noch, dass selbst seine Tochter von ihm genervt war, als wir während seines Monologs über seine Touren schonmal das WLAN Passwort haben wollten, um Preise der Touren zu vergleichen und er es einfach nicht herausrückte, weil er erst seinen Vortrag beenden wollte. Oder als er uns zwang seiner Englischen Übersetzung zuzuhören wie seine Kaffeemaschine geht, obwohl die Haushälterin es schon längst auf Spanisch erklärt hatte. Wie unangenehm wäre es, wenn ich jemanden zwinge, der schlechtes Deutsch redet auf Englisch zu sprechen, da ich sein Deutsch zu schlecht finde, nur weil es vielleicht nicht perfekt ist oder in diesem Fall vielleicht sogar nur weil ich die falsche Hautfarbe oder Nationalität habe. So schafft man es auf jeden Fall jemand anderen fertig zu machen, der versucht eine neue Sprache zu lernen. Mit der Kaffeemaschine und einem überraschend guten Bäcker die Straße hoch konnten wir uns für das Frühstück immerhin gut selber versorgen und wir hatten sogar auf Galápagos noch etwas von unserem leckeren Floreana Kaffee. Beim Angebote einholen in der Stadt am Abend trafen wir auch Anna aus Spanien wieder, die auf der Suche nach dem besten Tauchgang für Kicker ´s Rock war, dem beliebtesten Tauchziel vor der Insel. Wir buchten eine 360 Grad Tour für zwei Tage später und entschieden uns gegen einen Tauchgang, den wir ja jetzt machen könnten, da er vermutlich erneut sehr anspruchsvoll wäre, hatte ich aber bedenken und wollte meinen ersten "Fun Dive" in einfacheren Gewässern machen. Ich war froh, dass es erstmal vorbei war mit dem Tauchen und wollte davon erstmal nichts mehr wissen.
Statt direkt mit einer Aktivität in den nächsten Tag zu starten, frühstückten wir ausgiebig und unterhielten uns danach noch lange mit einem Australischen Pärchen, die auf San Cristóbal des Surfens wegen etwas hängen geblieben waren und auch in unserer Unterkunft lebten. Mit ihnen konnten wir auch sehr gut die nervigen Eigenschaften von Pepe im Gespräch verarbeiten und uns generell über Reisen in Lateinamerika austauschen. Die beiden haben sogar ihre eigenen Surfboards mit auf der Reise dabei.
Nach dem Gespräch ging es mittags in das Interpretationszentrum zu Galápagos. Wir hatten jetzt noch zwei Tage zur freien Gestaltung neben der 360 Grad Tour, die aber erst zwei Tage später anstand. Das Museum, das den Anspruch hat die Geschichte von Galápagos, ihre tierische und geologische Evolution und die Situation auf den Inseln heute darzustellen, ist stellenweise interessant. Schön waren die 3D Modelle der Inseln auch insbesonde das Modell mit den Wassertiefen. Da neben dem Norden von Isla Isabela eine krasse Abbruchkante vom Land ins Wasser vorliegt, kann man auch verstehen, dass die See dort am rauesten war, als wir mit dem Kreuzfahrtschiff dort unterwegs waren. Schön waren auch die Andeutungen aus welchen Lebewesen vom Kontinent sich die Tiere vor Ort durch die Evolution entwickelt haben. Insbesondere die Meerechsen, die mal normale Leguane an Land waren und dann vielleicht mit einem Stück Holz die über 1000 Kilometer zurückgelegt haben, um nach Galápagos zu kommen, nur im sich dann hier umzustellen und sich im Meer unter Wasser zu ernähren, waren beeindruckend. Im Teil über die menschliche Zivilisation ging es um die vielen Versuche auf Galápagos zu siedeln. Auch über die Deutsche Geschichte von Isla Floreana. Allerdings standen hier keine Details, die wir nicht schon von der Insel selber kannten. Auch eine Replika der Post Office Box von Floreana wird hier ausgestellt inklusive einer Erläuterung zu ihrer Geschichte.
Nach dem Museumsbesuch, den Franzi nach mir beendete als sie das elende Gequengel der Tochter der Deutschen Familie hörte, die wir am Vortag schon zweimal auf unserem Boot hatten, spazierten wir noch Richtung eines beliebten Strandes, an dem wir viele Badegäste und auch viele Seelöwen vorfanden. Hier konnte man die schöne Farbentwicklung des Sonnenuntergangs beobachten und sehen wie einige Heuler nach ihrer Mama suchten. Die Seelöwen kamen einem sehr nah, so dass man manchmal zurückweichen musste, ohne aber dass es gefährlich für einen wirkte. Später spielten auch mehrere Heuler noch miteinander. Eine lateinamerikanische Touristin konnte es natürlich nicht lassen und streichelte einen Heuler, was seinen Tod bedeuten kann, da bei einer Geruchsveränderung, die durch eine menschliche Berührung entstehen kann, die Möglichkeit besteht, dass die Mutter den Heuler künftig ablehnt und er so verhungert. Insgesamt muss ich allerdings sagen, dass die Menschen hier wesentlich respektvoller mit den Tieren umgehen, als ich das vor unserem Galápagos Besuch gedacht hätte angesichts der Omnipräsenz mangelnden Scheu der Tiere. Die weihnachtliche Beleuchtung auf dem Rückweg durch die Stadt fanden wir auf Grund der Temperaturen und der für uns ausgefallenen Adventszeit erneut merkwürdig, auch wenn das Fest der Feste nur etwas mehr als eine Woche später sein würde.
An unserem zweiten "freien" Tag machten wir einen Spaziergang zum etwas abgelegeneren Strand Baquerizo. Der Weg führt über einen Hügel in Ufernähe, der gute Ausblicke über den Ort Puerto Baquerizo Moreno bietet sowie über die Küstenlandschaft zu der man im weiteren Verlauf des Weges wieder herunterwandert. Dort angekommen, sieht man Lavagestein wie auch an den Küsten anderer Inseln sowie trockene Wälder. Es ist schön die starke Brandung in die Steinküste prallen zu sehen. Am Ende des Weges erreicht man einen Sandstrand, der aber nicht zum Schwimmen geeignet ist, wie Franzi feststellen musste. Große Wellen brachen etwas außerhalb auf den Sand und flossen dann weit den steilen Sandstrand hoch nur um dann mit enormer Energie zurück ins Meer zu fließen. Franzi musste breitbeinig im flachen Wasser der gebrochenen Wellen stehen, um nicht mit reingezogen zu werden. Nach einigem Beobachten der schönen Wellen und einem Snack ging es den selben Weg zurück. Ab dem Hügel gab es wieder Signal, so dass ich das Ergebnis von Werder in Gladbach nachschauen konnte. In der Ferne strahlte die Sonne Kicker ´s Rock an, den wir am nächsten Tag besuchen würden. Zurück im Ort besuchten wir noch kurz den Playa Mann, ein beliebter Badestrand, bevor wir uns mit den Australiern zum Abendessen trafen.
Früh ging es am nächsten Morgen los zur 360 Grad Tour, allerdings schafften wir es nicht früh genug, um pünktlich bei der Tour anzukommen. Glücklicherweise verpassten wir trotz leichter Verspätung nichts sondern gingen mit der Frau aus der Agentur zum Hafen wo extrem viele Touristen auf ihre Guides und Boote für die 360 Grad Tour, die sie einmal um die Isla San Cristóbal führen würde, warteten. Wir waren mit einer Amerikanischen Familie auf einem Boot, deren schon etwas ältere Tochter derzeit in der Amerikanischen Botschaft in Quito arbeitet. Sie hat nur ein Wochenende freibekommen und daher sind alle nur für ein verlängertes Wochenende in Galápagos. Krasser Kontrast zu den drei Wochen, die wir hier sein durften und vor allem auch sehr teuer, da sie ja trotzdem 100 US Dollar Eintritt für den Nationalpark zahlen mussten. Auch zwei Kanadier und ein anderes, Amerikanisches Pärchen sowie Lateinamerikanische Touristen waren an Bord. Es war eine der seltenen Touren, bei der wir die einzigen Europäer waren. Der erste Stopp war auch das Highlight des Tages. Vor uns baute sich der Kicker ´s Rock auf. Warum er so heißt, sahen wir als wir wieder weg fuhren. Er sieht aus wie ein großer Fußballschuh. Auf Spanisch wird er allerdings "schlafender Löwe" genannt. Auch ohne zusätzliche Aktivität wäre dieser Ort schon ein Highlight, da dieser beeindruckende Fels einfach so aus dem Ozean ragt und sich über fünfzig Meter vor einem auftürmt. Aber er ist zugleich auch noch ein exzellentes Tauch- und Schnorchel Revier. Zum Tauchen konnte ich mich ja nicht durchringen, aber zum Schnorcheln war der Ort auch fantastisch. Leider war unsere Gruppe etwas unfähig beim Thema schnorcheln. Eigentlich wollten wir durch eine der Spalten zwischen den Felsen durchschnorcheln, da wir dort die meisten Tiere vermuteten, aber das wurde dann im Wasser plötzlich vom Guide verrufen, der zurückgeblieben war, da wir einige komplette Nichtschwimmer in der Gruppe hatten. Die Begründung war zwar offiziell, da der Wellengang zu hoch war, was auch stimmte, aber wir hatten den Verdacht, dass es an den Fähigkeiten in der Gruppe lag. Dennoch war es aus meiner Sicht eines der besten Schnorchel Erlebnisse der Reise und wäre vermutlich noch besser zum Tauchen gewesen. Wir sahen erneut einen Seelöwen im Wasser und der Guide fotografierte auch eine großen Adlerrochen, den ich allerdings nicht selber sah. Das absolute Highlight war aber ein gigantischer Fischschwarm von den endemischen Xenocys, Fischen die vielleicht etwa zwanzig Zentimeter groß sind, in etwa sieben Meter Tiefen unter uns. Es war wie eine große, schwarze Wolke deren Anfang und Ende man nicht sehen konnte. Wenn man hinabtauchte und sich näherte wich der riesige Schwarm nahezu synchron aus. Wenig später sahen wir auch wie der Seelöwe durch die Fischwolke hindurchtauchte und sich vielleicht den ein oder anderen Fisch schnappte. Und dann tauchten auch noch vereinzelt Haie auf, die mit ihren typischen Bewegungen durch die Wolke hindurch schwammen und so einen kleinen Kanal ohne Fische bildeten, da der Schwarm vor ihnen auswich. Im folgenden ein paar Bilder, die der Guide mit seiner GoPro machte. Ab Weihnachten sind wir ja endlich auch selber im Besitz einer GoPro und können ab jetzt ähnliche Aufnahmen machen.
Im weiteren Verlauf der Tour besuchten wir noch einige Strände und schnorchelten dort ohne aber spannende, neue Tiere zu entdecken. Langsam hatten wir alles gesehen, was es in Galápagos zu sehen gibt und es war gut, dass wir am nächsten Tag abreisten. Spannender waren die Rotfußtölpel, die im Nordosten der Insel unser Boot umschwirrten vermutlich da hier auch viele Fischerboote vorbeifahren. Das war für uns eines der Highlights, auch wenn es vom Guide tatsächlich gar nicht gewürdigt wurde. Rotfußtölpel leben fast nur hier sowie auf noch entlegeneren Inseln und werden derzeit von einer Vogelgrippe bedroht, weswegen man nicht mehr landen darf. Trotzdem könnte man den Motor etwas runter drehen und nicht im Eiltempo an den Vogelkolonien an Land vorbeifahren. Wir weckten (!) unseren Guide, der im Boot schlief und der sorgte dafür, dass wir zehn Sekunden lang nur mit halber Geschwindigkeit fuhren, bevor es mit voller Geschwindigkeit weiter ging. Das war sehr enttäuschend. Dennoch konnten wir erkennen, dass die Rotfußtölpel eher graue als rote Füße haben. Nach den blauen Füßen der Blaufußtölpel hatte ich natürlich anderes erwartet. Für Franzi war es auch noch ein Highlight den Rotschnabel Tropikvogel fliegen zu sehen, der auch hauptsächlich in Galápagos lebt und sich durch einen roten Schnabel sowie weiße Fäden am Hinterteil auszeichnet. Er kam uns aber nicht nah genug für ein Smartphone Foto.
Später wurde auf dem eigentlichen Fischerboot auch noch geangelt. Es wurde Leine gelassen am Heck, aber keiner biss an. Später gab es einen zweiten Versuch und es wurde tatsächlich ein Thunfisch aus dem Wasser geholt. Für mich war das in mehrfacher Hinsicht schockierend. Zunächst einmal wusste ich nicht wie ein Thunfisch aussieht, sondern kannte bis dato nur sein dunkelrotes Fleisch. Nun sah ich einen mächtigen, silbern glänzenden Fisch vor mir. Dann war ich schockiert davon wie krass der Fisch aus dem Mund blutete und erst recht wie stark das Blut spritzte, als er von einem Bootsmann vermeintlich totgeschlagen wurde. Ein Spritzer blieb auch auf der weißen Motorenabdeckung hängen. Dann wurde mit dem Fisch posiert. Die Amerikanerin, die ihn hochhielt und wohl auch etwas von Fischen versteht, musste allerdings feststellen, dass er noch leicht zappelte, was darauf hindeutete, dass der Fisch qualvoll minutenlang sterben musste. Es scheint zwar ein Fischerboot gewesen zu sein, aber ohne Experten. Blutig wurde es auch noch als eine Metallstange, die eigentlich zum Aufbau der Brücke oben diente und vermutlich schon abgebrochen war und lose auf dem Boden lag herunterfiel und mit der abgebrochenen, spitzen Kante nach zwei Aufprallern in den Fuß der jungen Schwester der Amerikanerin flog. Die junge Erwachsene beherrschte sich etwas, aber als es anfing leicht zu bluten, konnte sie das Weinen nicht mehr verhindern. Zum Glück hatten wir unser erstes Hilfe Set dabei und konnten die Wunde sterilisieren. Der Guide handelte nicht in diese Richtung. Ich habe meine abnehmende Meinung zu den Galápagos Guides ja schon an der ein oder anderen Stelle kundgetan. Dieser Guide war zunächst stabil wenn gleich auffällig unmotiviert während er das Nötigste bereitwillig tat. Am Ende mangelte es dann aber sogar an den Basics. Umso unverständlicher, dass die Amerikanische Familie ihm sogar noch Trinkgeld gab. Allerdings waren sie auch dabei als wir noch zum Beschweren in die Agentur gingen. Es ging nicht nur um die Fußverletzung, von der wir berichteten, sondern auch darum dass frisches Sashimi aus dem gefangenen Fisch angekündigt war und die Bootsleute den Fisch am Ende für sich behalten hatten. Nachdem Franzi vehement danach gefragt hatte, meinten sie dass sie ihn vorbereiten und Franzi ihn später in der Agentur abholen könne. Das war natürlich nur eine Lüge um ihn selber zu behalten. Die Posse ging allerdings richtig los, als Franzi auch in der Agentur darauf beharrte. Ich war inzwischen sehr müde und wusste, dass ich nicht mehr anfangen würde einen Fisch wie er aus dem Meer kam zu behandeln, so dass ich ihn später essen könnte. Dazu hatte ich schon ziemlichen Hunger. Da später die Frau aus der Agentur sich einschaltete, lieferten die Bootsleute wenig begeistert den Fisch wie er war in der Agentur ab. Das war schon etwa eine Stunde nachdem wir mit der Tour fertig waren. Nun lief Franzi zufrieden mit ihrem Fisch in Zeitung eingewickelt durch die Stadt zur Unterkunft, aber das Drama hatte da schon lange begonnen. Todmüde kamen wir in der Unterkunft an und Franzi wollte jetzt lernen wie man den Fisch zubereitet. Da ich mich auf Grund meines Zustandes nicht mehr einbrachte, fühlte sie sich im Stich gelassen. Aber ich wollte den Fisch ja gar nicht mehr haben! Sie wollte ihn eigentlich auch in der Form von frischem Sashimi haben, da es fangfisch aus dem Meer wohl nochmal viel besser schmeckt. Aber das schien nun schwieriger denn je. Tatsächlich irrte ein potentieller Gast durch die Unterkunft, der eigentlich Pepe suchte. Wir missbrauchten ihn uns zu zeigen wie man einen Fisch seziert, da wir keine Ahnung hatten. Extrem unbegeistert erledigte er es für uns und holte die ganzen Gedärme aus dem Fisch raus. Ich war begeistert. Dann hatten wir einen rohen Fisch ohne Gedärme und mit offenem Bauch. Und nun?
Tatsächlich versprach uns ein Sushi Restaurant, dass sie uns den Fisch als Sashimi zubereiten würden, wenn wir ihn ohne Gedärme vorbeibringen würden und wir einen Rabatt bekommen, da wir das Essen selber mitbringen. Die Australier mochten zwar eigentlich keinen Fisch, aber kamen freundlicherweise dennoch mit, da wir sie vor unserer Abreise am Folgetag nicht mehr gesehen hätten. Am Ende des Tages gab es für uns viel Sashimi und panierten Thunfisch mit ein paar Beilagen, aber uns wurden dafür trotzdem über 60 US Dollar berechnet. Am Ende haben wir also noch Geld dafür bezahlt, dass wir diesen Fisch hatten. Er war natürlich zu schade zum Wegschmeißen. Immerhin war er sehr lecker. Wir verabredeten uns mit den Australiern Weihnachten in Baños zu verbringen nachdem sie auch ihr nicht fischiges Gericht verspeist hatten und verabschiedeten uns erstmal von ihnen. Tatsächlich kam alles anders und wir waren Weihnachten nicht in Baños sondern in Wedel.
Am letzten Tag genossen wir nochmal den Strand Playa Mann im Ortszentrum ehe wir uns abduschten und fertig machten für den Abflug. Über drei Wochen Galápagos waren vorbei und mir haben sie auch genügt. Wir nehmen viele neue Eindrücke aus diesem Paradies mit von Tieren, die es teilweise nirgendwo anders gibt und einen Tauchschein, den wir unter katastrophalen Bedingungen und trotz großer Bedenken meinerseits erhalten hatten. Zum Ende hin verstärkte sich meine Ansicht, dass alles zu teuer ist und man vom Service her nicht das Level bekommt was man hier zahlt und das störte mich von Tag zu Tag mehr. Das gilt natürlich für große Teile Lateinamerikas, aber woanders sind zumindest die Preise deutlich geringer. Vielleicht lag es auch deshalb daran, dass ich zuvor schon nach Flügen nach Asien geschaut hatte um nach über einem Jahr Südamerika nochmal einen anderen Kontinent zu erleben, bei dem man noch nicht so voreingenommen ist und eher das spannende, neue sieht als die sicherlich ebenfalls vorhandenen Probleme und Ärgernisse. Im Flug zurück nach Guayaquil beschlossen wir, dass wir schon am Tag danach für einen nur an diesem Tag verfügbaren Preis über Madrid nach Hamburg fliegen würden und dann in Hamburg schauen, wenn Weihnachten vorbei ist, wie wir nach Asien kommen. So konnten wir Weihnachten doch noch in der angemessenen Kälte verbringen. Nach fast acht Monaten ohne Fliegen saßen wir plötzlich dreimal innerhalb von wenigen Tagen in unterschiedlichen Flugzeugen. Galápagos war sicherlich ein würdiger Abschluss für unser Südamerikaabenteuer. Und obwohl der Archipel viel größer ist, als ich zuvor gedacht hatte, kann ich dennoch behaupten, dass wir ihn nun intensiv und ausgiebig erkundet haben.
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