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Länderwechsel per Boot

Idoih

geschrieben von Timo

Die Vorbereitung für den Länderwechsel von Malaysia nach Indonesien hat uns fast einen Tag gekostet. Indonesien ist echt super anspruchsvoll. Für Malaysia musste man auch schon eine Arrival Card ausfüllen und bekam dann ein Visa, das vermutlich sogar 90 Tage gültig war, wenngleich unser Fährticket dafür sorgte, dass die Beamtin das Ausreisedatum über den Stempel schrieb, auf dem 90 Tage stand. Für Indonesien brauchten wir jetzt ein Weiterreiseticket und ein elektronisches Visa. Leider haben wir hier Probleme mit dem Online Zahlungsprogramm. Bei unterschiedlichsten Kreditkarten scheiterte jeweils der Freigabeprozess der Zahlung, da die Freigabe nicht funktionierte. Tatsächlich klappte es spät am Abend mit der letzten unserer vier verfügbaren Karten. Eigentlich wollten wir schon einen Flug buchen, der uns nach 29 Tagen Sumatra und Umgebung zurück von Penang nach Kuala Lumpur in Malaysia bringt. Das scheiterte aber an der schlechten AirAsia Website und dem Bezahlproblem obwohl der Flug mit 40€ pro Person und Gepäck sehr erschwinglich war. Stattdessen nutzen wir nun auch erstmals den Service Bestonwardticket, der einem für 12 USD pro Person ein Flugticket auf einer Wunschroute und an einem Wunschtag besorgt, nur um nach der Grenzkontrolle wieder storniert zu werden. So kann man ein echtes Ticket an der Grenze vorweisen und hat danach dennoch Flexibilität. Der e Visa Prozess war auch sehr grauenhaft. Eigentlich war die Seite gar nicht schlecht. Sie erkannte sogar von einem Passfoto die Daten und trug sie automatisch ein. Leider übernahm sie das Passausstellungsdatum nicht und trug stattdessen das Datum des heutigen Tages ein. Das übersah ich leider bei Franzis Antrag und schickte so einen nur fast korrekten Antrag ab, in dem sowohl eine PDF als auch ein Bild des Passes sowie ein Passfoto enthalten sein mussten. Leider konnte ich es danach nicht mehr ändern und so füllten wir beide Formulare nochmal neu aus und nur eine Stunde später wollten wir endlich bezahlen. Richtig das Visum kostet neben dem Onwardticket auch noch an sich etwas über 30€ und gilt dann nur 30 Tage. Gastunfreundlicher war bisher kein Land. Zwischenzeitlich wollten wir schon die ganze Indonesienreise wieder absagen. Spätestens als die ersten drei VISA und MasterCards nicht funktioniert hatten. Doch dann rettete uns die sonst so unbeliebte Santanderkarte, die für Auslandstransaktionen sogar noch extra kostet und die wir nur weil wir in Deutschland waren noch haben, da die ursprüngliche im Dezember abgelaufen war und wir uns so die neue haben zuschicken lassen können. Sehr erschöpft und glücklich erhielten wir unser elektronisches Visum per E-Mail.  

Selfiealarm. Es blieb nicht das einzige mit dieser Frau und uns auf dieser Reise
Selfiealarm. Es blieb nicht das einzige mit dieser Frau und uns auf dieser Reise

Statt wie jeder andere normale Traveller für weniger Zeit und Geld zu fliegen, reisen wir nun mehrere Tage lang nach Pulau Weh ganz im Norden von Indonesien. Dafür nahmen wir erstmal ein Taxi von Melaka nach Port Dickson, wo die Fähre fuhr. Der Taxifahrer war überpünktlich um kurz vor sechs Uhr morgens bei unserer Unterkunft wie durch ihn per Whats App bestätigt. Leider fuhr er uns zu wild inkl. Überfahren roter Ampeln mit hoher Geschwindigkeit, Fahren auf der falschen Spur und überhöhte Geschwindigkeit in Wohnbereichen der Hauptstraße. Immerhin hielt er an den Ampeln als wir ihn darum baten. Angekommen um 07:30 Uhr morgens in Port Dickson, einer größeren Stadt mit lauter Rest Strandhotels mit vielen Zimmern, warteten schon viele Passagiere vor einem Tor. Just als wir fragten, öffnete sich das Tor für alle. Auch die Fähre konnten wir nicht online buchen wegen des Bezahlproblems. Unsere Reservierung wäre aber nicht nötig gewesen. Wir konnten direkt ein Ticket kaufen für die Fähre um 12 Uhr, die aber losfährt sobald sie voll ist. Gut dass wir also einen Kontakt zum Unternehmen hatten, der uns das mitteilte. Nach dem Bezahlen fragte ich dann einen Mitarbeiter auf Englisch ob man hier etwas zum Essen kaufen kann, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Er verstand aber nur Bahnhof und guckte wohl auch so, da alle Passagiere und er selber anfingen zu lachen. Das war ein schöner Moment, da alle sehr positiv damit umgingen, dass wir hier so gar nicht reinpassen. Es wirkte so als wären nur Malayen und Indonesier unterwegs. Alle Frauen trugen Kopftuch. In der Tat gingen nach dem Zahlen alle zu einem Imbiss, dessen Betreiber gerade haufenweise gekochtes Essen aus dem Auto auf die Auslage trug. Es gab Nudeln, Reis mit Tofu und Chili, Lamm in Currysauce. Alles war sehr scharf, lecker und günstig. Zwei Frauen kicherten dauerhaft in unserer Nähe und kamen dann zu uns, um Selfies mit mir und Franzi und beiden zusammen zu machen.

Lecker Indonesisches Frühstück. Es mangelte nicht an Herzhaftem.
Lecker Indonesisches Frühstück. Es mangelte nicht an Herzhaftem.

Nach dem Frühstück wurde jedes Gepäckstück einzeln gewogen und abgerechnet. Wenn es über 20 kg wiegt kostet es doppelt pro Kg. Meins wog leider mehr aber insgesamt wogen unsere beiden zusammen weniger als 40 kg. Leider konnten wir nicht mehr umpacken und wussten das Gewicht vorab nicht, aber nach einigem Argumentieren ließ uns der nette Mann den günstigeren Kilogrammpreis für alles zahlen. Bei der Malayischen Ausreise wurden wir gefragt, ob und wie wir wiederkommen würden. Wir antworten passend zu unserem Onwardticket und fragen uns, ob die Aussage nochmal eine Rolle spielen wird.  

 

Die Fähre- ein schicker Katamaran- war dann fast leer. Es gab etwas Essen zum Futtern und es gab wenig Wellengang. Es fühlte sich fast ein wenig so an wie ob in einem Geländewagen in hügeliger Landschaft. Es wackelte zwar etwas, aber es war kein Vergleich zu Galápagos oder dem südlichen Ozean, wo unser Boot laut in Wellentäler krachtem Dennoch hatten wir lieber eine Tablette gegen Seekrankheit genommen. Um kurz nach 14 Uhr wurde gen Bug auf dem Gang gebetet. Gut dass wir genau Richtung Mekka fuhren. Die Malayische Behörde, die das Sicherheitsvideo gedreht hatte, wünschte uns auch dass Allah uns auf der Überfahrt begleitet.  

Nach der sehr lässigen Katamarantour begann der abenteuerliche Teil. Bereits auf dem Anleger der 100.000 Einwohnerstadt Tanjung Balai auf Sumatra bedrängten uns gelb gekleidete Leute, die unser Gepäck tragen wollten. Wir hielten sie zunächst für Taxifahrer und wunderten uns was sie schon vor der Grenze machten. Später bedrängten sie uns, dass wir ihnen Geld geben sollen, aber wir konnten sie überzeugen, dass wir ihren Service gar nicht genutzt hatten. Die potentiell gefährliche Grenzkontrolle lief zwar dubios, da wir vom Rest der Passagiere abgesondert wurden und erst später behandelt wurden, aber dann waren alle recht entspannt und eher interessiert an uns. Wenn hier Drogen im Gepäck erwischt werden, kann es die Todesstrafe geben. Zum Glück hatte niemand etwas ins Gepäck geschmuggelt während der Überfahrt. Wir liefen kurz rüber zur Zollbehörde, wo man sein Smartphone bzw. dessen IMEI registrieren muss. Auch hier waren die Uniformierten eher auf einen Schnack aus. Der Großvater von einem stammte wohl aus Stuttgart. Kurios war die Anmeldung dennoch, die man wohl braucht um eine SIM Karte nutzen zu können. Man musste nicht nur IMEI und Handymodell angeben sondern auch Speicherplatz und RAM. Da war ich dann auch überfragt. Am Ende wurde mein altes Handy, in das wir immer die SIM Karte schieben, dann wohl doch als wertlos genug angesehen, dass wir nichts dafür zahlen mussten es einzuführen. Mit einer Art Motorradrikscha ging es dann 5km bis zum Bahnhof. Wir verhandelten hart und fuhren mit dem Motorrad, in dessen Beifahrergestell wir und unser vieles Gepäck waren, durch Tujung Balais Hauptstraße. Jetzt fühlten wir uns endgültig an Indien erinnert. Wuselige Motorräder auf staubigen Straßen mit unzähligen Schuppen und Läden an der Seite. Man wusste gar nicht wo man hingucken sollte als Fische von Fliegen umflogen wurden, Moscheen sich neben einem erhoben, ohne Schutz geschweißt wurde oder vom Motorrad vor uns Selfies unseretwegen gemacht wurden. Da wohl in der Tat die meisten Touristen nach Sumatra fliegen oder von Java kommen, gibt es in Tujung Balai wohl eher selten Europäer zu sehen. Der Bahnhof fühlte sich ganz gut an, da er etwas von der wuseligen Hauptstraße abgezäunt war. Eine sehr nette Frau gab uns für wenig Geld Hähnchen mit Reis, WLAN und zeigte mir sogar die geheime (und schäbige) Bahnhofstoilette als ich sie brauchte. Ein paar Stunden später fuhr dann auch unser klimatisierter Zug los, der ebenfalls pünktlich war und nur mit Indonesiern besetzt. Unser 6er Sitzplatz war voll, so dass ich mich erstmal woanders hinsetzte, um nicht mit meinem Rucksack auf dem Schoß eingeengt zu sitzen. Es ist unsere erste Zugfahrt seit Machu Picchu auf der Reise von Deutschland und London abgesehen. Es gibt zwar nicht viele Zugstrecken auf Sumatra aber die zur größten Stadt Medan gibt es. Auch das Zugticket war mit 1,50€ für 180 km und 4 Stunden Fahrt sehr günstig. Vielleicht sorgen die günstigen Preise vor Ort dafür, dass man die teure Visumszahlung wieder rausbekommt. Leider wurde der Zug nach kurzer Zeit voll, so dass die verbliebenen vier Stunden eine Art Fußtwister wurde und ich mir unsicher war, ob mich meine Beine danach wieder tragen können würden. Die alte, kleine Frau gegenüber von uns machte es geschickt. Sie saß einfach die ganze Fahrt über im Schneidersitz barfuß auf ihrem Sitz. Das hätten meine Beine keine zehn Minuten mitgemacht, aber ich bin fairerweise auch viel größer. Es war auch ein Kraftakt unser großes Gepäck wieder unter den Sitzen hervorzubekommen.

Als wir es geschafft hatten, liefen wir durch eine Baustelle, viele interessierte Taxifahrer und ein verlassenes Einkaufszentrum zu dem Ort wo wohl das Hotel sein sollte laut einiger Sicherheitsmenschen, die wir gefragt hatten. Und tatsächlich erreichten wir es nach über 19 Stunden Reisestrapazen sehr müde und mit beginnenden Kopfschmerzen. Leider war es ausgebucht und wir hatten nicht reserviert, weil ich es nicht für möglich hielt, dass es ausgebucht ist. Jetzt bloß keinen Nervenzusammenbruch bekommen! Das Hotel das der nette Rezeptionist für uns anrief, nahm leider nicht ab. Und unser anderes Wunschhotel war bei booking.com ausgebucht. Zum Glück ging bei Letzterem jemand ans Telefon als der nette Rezeptionist anrief und so bestellten wir uns ein Taxi, das zum Glück auch kam und uns für etwas zu viel Geld mitnahm und wir bekamen das vorletzte Zimmer im an sich schicken Hotel für einen fairen Preis. Leider war es ein Raucherzimmer mit zwei Einzelbetten, aber es war kurz nach 1 Uhr nachts und es war mit Abstand die bessere Variante das Angebot jetzt zu akzeptieren. 

Deftiges, wenngleich schickeres Frühstück im Boutique Hotel
Deftiges, wenngleich schickeres Frühstück im Boutique Hotel

Das Frühstück im Hotel war hervorragend und spannend. Das Buffet hätte auch Mittagessen sein können. Neben ein paar westlichen Frühstücksstückchen gab es Reis, gebratene Nudeln und lauter Indonesische Nachspeisen und mein Highlight: Krupuk, das ich mit einer scharfen Sauce kombinierte. Alles war schick in grünen Blättern angerichtet.

Chinesisches Neujahr bahnt sich auch in diesem Einkaufszentrum Medans an
Chinesisches Neujahr bahnt sich auch in diesem Einkaufszentrum Medans an

Franzi nutzte das schicke Badezimmer für etwas "Wellness" während ich uns den Nachtbus für den Abend nach Banda Aceh buchte. Danach fehlt nur noch die kurze Fährfahrt nach Pulau Weh unserem entfernten Ziel der Odyssee. Tagsüber besorgten wir uns noch eine SIM Karte und Bargeld in einer schicken Mall mit allen möglichen westlichen Mittelklassegeschäften direkt neben dem Hotel. Abends ging es dann zum Bus. Nachdem wir zunächst lange nicht einsteigen durften und stattdessen in einer Wartehalle sitzen mussten, waren wir schließlich die letzten die in den Bus einstiegen und es ging dann auch direkt los. Unklar bleibt warum wir erst außerhalb des Buses warten mussten. Die Hälfte der angegebenen Funktionen des Buses fehlten zwar inkl. WiFi, aber es gab Bauchgurte, Decken (etwas eklig), gepolsterte Sitze und ein abschließbares Loch zum Hocken in der hinteren Ecke des Buses. Von außen sah der Bus ganz gut aus- von innen wäre eine Renovierung keine schlechte Idee. Dafür dass wir 600 km durch den Norden Sumatras fahren, war der Preis allerdings sehr in Ordnung. Wir hatten auch keinen Luxusbus erwartet. Dass das Multimediaprogramm fehlte, freute uns eher. Auch lief keine nervige Musik und das Gepäck wurde unten im Bus verstaut und war bei der Abfahrt immer noch dort. So weit so gut also. 

Etwas matschig aber nicht allzu kaputt kamen wir morgens im streng islamischen Banda Aceh an, wo wir die Motorradtaxifahrer einfach ignorierten, die uns belagerten solange wir uns etwas frisch machten und schließlich ein Grab riefen, was so ähnlich ist wie Uber. Gut dass unsere neue SIM Karte nun schon funktioniert. Vom Hafen Uleh Uleh fuhr uns eine größere Fähre rüber nach Pulau Weh, die nördlichste Insel von den über 17.000, die zu Indonesien gehören. Franzi entschied sich gegen die Tablette und wurde wegen der eiskalten Klimaanlage und dem Wellengang seekrank. Zum Glück dauerte die Fahrt nicht so lange. Hier auf der Insel funktioniert Grab leider nicht, Aber den Taxipreis, den wir verhandelt bekommen haben, war in Ordnung. Wir wurden über die vielen Hügel der Insel voller Regenwald gefahren, die mehr Bewohner hat als ich gedacht hätte. Schließlich kamen wir in unserer Bungalowsiedlung an, wo es etwas Verhandlung bedurfte, um das Zimmer und den Preis zu bekommen, den wir angepeilt hatten, als wir einige Tage zuvor losgefahren waren. Jetzt haben wir aber einen schicken Bungalow über dem Wasser gegenüber von einer kleinen Insel mit Terrasse und Hängematte. Alles ist recht einfach hier, aber die Unterkunft und das Essen sind preiswert und angenehm und die Umgebung ist sehr schön. Hier werden wir nun Franzis 30. Geburtstag zelebrieren sowie etwas entspannen und vermutlich die guten Tauchoptionen in der Umgebung ausprobieren. 

Indonesien ist auf jeden Fall nochmal einfacher als Malaysia und Singapur sowieso, aber die Dinge funktionieren auch hier und Sumatra ist urbaner als ich es gedacht hätte vor der Überfahrt auf die Dschungelinsel. Der Islam ist omnipräsent in der Form von Moscheen und Kopftüchern. Was im Alltag in Indonesien aber auch Malaysia vor allem anders ist als zuhause sind die Toiletten und das Essen. Klopapier wird durch Wasserschläuche substituiert und Messer durch Garnichts. Wir tragen unser eigenes Klopapier umher und demnächst ggf. auch ein eigenes Messer. Auch wird sehr viel und fast überall geraucht. Das wird für mich sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig gerade nachdem wir in Südamerika durch sehr wenige Raucher verwöhnt waren. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Eleonora (Montag, 19 Februar 2024 22:33)

    Franzi buonasera ,,,è da tanto che nn ci scriviamo,,,come state?