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Interessante Menschen

Medan

geschrieben von Timo

Öffentlicher Nahverkehr in Medan
Öffentlicher Nahverkehr in Medan

In Medan checkten wir wie schon gut einen Monat zuvor im Karibia Boutique Hotel ein, was ein schickes und dennoch preiswertes Vier Sterne Hotel ist. Diesmal bekamen wir auch ein Zimmer mit Doppelbett und ohne Nikotin in den Wänden. Einen ganzen Tag hatten wir in der drittgrößten Stadt Indonesiens und der größten auf Sumatra. Sie hat zwar etwa so viele Einwohner wie Hamburg, aber wirkt aus diversen Gründen weniger attraktiv und lebenswert. Am nächsten Morgen genossen wir zunächst das riesige Frühstücksbuffet mit unzähligen Indonesischen und Chinesischen Speisen, aber auch Kaffee mit Kuhmilch und einer Ecke mit kontinentalem Frühstück, die wir aber nicht nutzten. Diesmal entdeckten wir auch ein weißes Pärchen am Buffet. Ansonsten schienen alle Gäste Chinesen oder Indonesier zu sein. Ich finde es interessant, wie das Hotel gestaltet ist auf Grund der diversen Zielgruppen. Aus dem klimatisierten Hotel stürzten wir uns in die wuseligen, heißen Straßen der Stadt, wo wir ein öffentliches Transportmittel suchten, das Google Maps uns vorschlug. Tatsächlich fanden wir eine Ansammlung Angkots, die kleine, gelbe, umgebaute Minivans sind, an einem einfachen Klamottenmarkt. Der Wagen mit der richtigen Nummer nahm uns mit und auch die Gäste, die noch reinpassten, versuchten uns interessiert zu helfen am richtigen Ort auszusteigen, auch wenn sie nicht verstanden welcher Ort das war. Dank Google Maps konnte ich natürlich verfolgen, wo wir raus mussten. Ein Beispiel dafür wie Technologie auch für Integration sorgen kann. Ohne die Infos hätten wir wohl einfach ein teureres Grab oder Tuk Tuk gerufen.

Museum von Nordsumatra
Museum von Nordsumatra
Auf die Ausstellungsstücke und Inhalte konzentrieren: Schwierig
Auf die Ausstellungsstücke und Inhalte konzentrieren: Schwierig

Das Museum über Nord Sumatra, das die geologische, biologische, religiöse und politische Geschichte dieses Gebiets darstellte war weniger gut aufgebaut als wir gedacht hätten. Die Informationsaufnahme wurde aber vor allem erheblich dadurch erschwert, dass eine Schulklasse nach der nächsten das Museum besuchte. Alle kleinen Kinder in jeweils einfarbigen Schuluniformen je Schule schienen einen Auftrag zu haben, denn sie liefen mit Stift und Heft durch das Museum und sorgten dafür, dass es eher wie ein Abenteuerspielplatz wirkte. Tatsächlich war für sie das interessanteste Ausstellungsstück die frei rumlaufenden, weißen Menschen, die Englisch sprechen konnten. So konnten sie ihr Erlerntes anwenden und waren ganz aufgeregt. Erst war es sehr niedlich und noch etwas witzig, aber als die Fragen nicht abrissen bzw. sich immer wiederholten, wurde es eher belastend dauerhaft von einer Schulklasse umzingelt zu werden. Wir versuchten zu flüchten und liefen einmal durch die ganze Ausstellung und kehrten zum Startpunkt zurück. Leider machten die Horde es uns nach. Als wir irgendwann nicht mehr antworteten, wurde es etwas besser, aber immer noch zu anstrengend, um die Ausstellung in Ruhe anzugucken, da auch die nächste Schulklasse folgte, die ja noch keine Fotos mit uns hatte. Schließlich brachen wir unseren Museumsbesuch ab, da es keinen Sinn mehr hatte und wir such keine Lust mehr hatten wie Tiere im Zoo beobachtet zu werden. Aus Frustration forderte ich den Eintritt vom Museum zurück, da sie nicht gewährleisten konnten, das ich das Museum in Ruhe besuchen konnte und darüber hinaus noch ein zigfaches des Preises gezahlt hatte wie die Einheimischen. Ich bekam zwar das Geld nicht zurück, aber ein junger Mitarbeiter sagte, dass er uns verstehen könne und versprach, dass wir ab nun in Ruhe alles angucken können. Also versuchten wir es nochmals. Es wirkte fast so als wäre ein Teil des Museums für uns abgesperrt worden. Auf jeden Fall liefen Schüler höchstens noch schnell an uns vorbei bis wir gar keine mehr sahen. Wir fühlten uns etwas schlecht, da die Kinder ja nichts Böses gemacht hatten, sondern nur eine positive Neugier uns gegenüber hatten. Aber es war einfach zu anstrengend gewesen.

Berühmtes Peranakan Haus in Medan
Berühmtes Peranakan Haus in Medan

Nach dem Museumsbesuch schauten wir noch die Tjong A Fie Villa an, die sich als weiteres Baba Haus eines sehr reichen Peranakan Chinesen rausstellte, wie wir es bereits aus Melaka und Singapur kannten. Dennoch war die Villa des Philanthropen mit der typischen Innenarchitektur schön anzusehen.

Endlich mal wieder richtig spielen. Outfit war zwar unpassend und Schläger geliehen, aber es hat trotzdem viel Spaß gebracht.
Endlich mal wieder richtig spielen. Outfit war zwar unpassend und Schläger geliehen, aber es hat trotzdem viel Spaß gebracht.

Auf dem Weg zurück zum Hotel hörte ich dann ein vertrautes Geräusch aus dem zweiten Stock eines Gebäudes. Wir folgten einer geöffneten Tür in ein leeres Treppenhaus und gingen die Treppe nach oben. Und tatsächlich hier wurde richtig Tischtennis gespielt. Das erste Mal auf der Reise bestand eine Chance, dass ich mal wieder richtig spielen könne. Und in der Tat war insbesondere ein Gastarbeiter aus Bali- "Eddy"-, der hier fünf Sterne Hotelmanager ist, weil das auf Bali die weißen Ausländer machen, sehr kommunikativ und integrierend. Er besorgte mir von jemandem des Vereins, von dem er auch noch kaum jemanden kannte, einen Schläger und spielte ähnlich stark wie ich. Danach spielten wir ein paar Doppel gegen andere Mitglieder und wurden jedes Mal abgezogen. Als mein Hemd und meine lange Hose schon komplett durchgeschwitzt waren, wollte ein Junge nochmal gegen mich spielen, der auch gut war, aber gegen den ich meine ersten Sätze gewann. Danach war ich zwar völlig durchgeschwitzt und erschöpft, aber auch sehr glücklich. Es fühlte sich gut an mal wieder Sport gemacht zu haben und dann sogar meinen Lieblingssport. Eddy erzielte mir noch, dass fast alles hier reiche Chinesen sind mit eigenem Geschäft und sie nächste Woche sogar für ein Spiel nach Malaysia fliegen, während er sein Geld nach Hause zu seiner Familie schickt. Es gibt wohl viele Vereine in Medan und sogar eine Liga. Also doch zumindest etwas lebenswert die Stadt ;).  

Insgesamt wirkt die Stadt kulturell deutlich vielfältiger als die Dörfer und anderen Städte Sumatras. Aber am nächsten Morgen, bevor uns der Zug zurück nach Tanjung Balai zum Hafen fuhr, besuchten wir nochmal klassisch, Indonesische Ziele. Erst die Große Moschee, bei der wir auch Socken und Franzi ihre lange Hose tragen durfte, und danach einen Sultanspalast vom Sultan von Deli, den es wohl heute noch gibt und der nach der Indischen Stadt benannt ist, da seine Vorfahren auf ihrer Reise von Indien nach China gestrandet waren und dann mit Hilfe des Sultans von Aceh stattdessen auf Sumatra ein Königshaus aufbauten. Heute kann man allerdings nur einen Raum besuchen und sich dort in Malayische Kleidung werfen, was wir nicht taten. Auch sah der Palast aus der Nähe sehr billig aus, da er aus einfachem Holz gebaut ist.

Der Palast des Sultans
Der Palast des Sultans

Medan ist gut, wenn man mal etwas Abwechslung von Sumatra braucht. Auch kommt man nicht wirklich an der Stadt vorbei. Viel mehr zu sehen, als das was wir gesehen haben, gibt es aber wohl nicht, und das alleine wäre den Besuch auch nicht wert gewesen.  

Typische Tankstelle für Sumatra. Das Grüne ist kein Waldmeisterdrink, sondern ein Erfrischungsgetränk für den Motor von Verbrennern.
Typische Tankstelle für Sumatra. Das Grüne ist kein Waldmeisterdrink, sondern ein Erfrischungsgetränk für den Motor von Verbrennern.

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