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Would you like a bit of tea?

Tanah Rata

geschrieben von Timo

Der Ort Tanah Rata von einem Berg aus
Der Ort Tanah Rata von einem Berg aus

Von Kuala Lumpur aus reisten wir in die bewaldete Gebirgslandschaft der Cameron Highlights- ein typischer Gringo Zwischenstopp auf der Reise von KL nach Georgetown auf Penang. Im Lonely Planet ist die Region beschrieben als direkt erholsam wegen der wesentlich angenehmeren Temperaturen auf 1600 Metern Höhe sowie bekannt für Tee- und Erdbeeranbau. Man reist unweigerlich mit dem Bus in die Kleinstadt Tanah Rata, die eine Art synonym für die Cameron Highlands bei Touristen zu sein scheint. Wir fanden und verliebten uns in das kleine Restaurant Singh Chapati, das wie gefühlt jedes Restaurant in der Stadt ein Indisches Restaurant war aber im Gegensatz zu allen anderen nicht in der langen Restaurantmeile an der Hauptstraße eingereiht war, sondern in einer Nebenstraße etwas den Hügel hoch. Von hier konnte man die vielen Hotelbauten sehen, die den Ort prägen. Auch unsere gute Unterkunft wirkte zwar einerseits wie eine gesellige, große Berghütte, aber war andererseits eine Sammelstelle voll mit Deutschen und anderen Europäern. Auch bei Singh Chapati konnte ich am Außentisch nicht sprechen, ohne dass mich meine Tischnachbarn hinter und vor mir inhaltlich verstehen konnten. Das machte aber das Essen nicht schlechter, das hier serviert wurde. Der Masala Tee war sehr gut und die Currys und der Reis waren ebenfalls sehr delikat. Das Mango Lassi war am ersten Tag etwas wässrig. Als ich es auf die Frage wie das Essen war hin erwähnte, kam es beim zweiten Besuch am nächsten Tag ohne erneute Aufforderung wesentlich cremiger daher. Das Chapati (indisches Brot) war auch immer sehr lecker. An den beiden folgenden Tagen bestellten wir jeweils soviel, dass wir auch den Rest des Tages oder sogar noch zum Frühstück am Folgetag genug hatten. Die einzige sinnvolle wie leckere Ergänzung da bildeten die Erdbeeren, die wir an einem Obststand kauften und die wohl lokal waren. Allerdings waren sie auch wie in Deutschland preislich eher eine Luxusware. Einmal zahlten wir 4€ für eine normale Schale Erdbeeren. Einige Tage später war der Preis dann allerdings für dasselbe Produkt deutlich niedriger. 

Beschilderung des Wanderwegs
Beschilderung des Wanderwegs

Der Hauptgrund warum wir hier einen Zwischenstopp einlegten, war allerdings dass wir wandern gehen wollten und uns erstmals eine Teeplantage ansehen wollten. Beides ließ sich kombinieren wie wir nach einem Tag in der Unterkunft feststellten, an dem wir nur planten und relaxten und die angenehmen Temperaturen genossen, die dennoch die Mücken nicht fern hielten. Am nächsten Tag wollten wir es dann in Angriff nehmen und standen extra früh auf mit der Morgenröte. Dann trödelten wir allerdings etwas lange und stellten dabei fest, dass die Wetter App von IBM, die ich nutze, vor sintflutartigen Regenfällen warnte. Wir fragten sicherheitshalber nochmal an der Rezeption und auch die Dame empfahl uns besser nicht in den Dschungel zu gehen, da es bei Regen sehr rutschig sein kann. Tatsächlich wussten wir von einem Bekannten, der im letzten Oktober hier war, dass ein Inder einige Tage zuvor bei einer Wanderung auf der selben Strecke gestorben war. Deshalb wollten wir auch kein Risiko eingehen und beobachten vom Hotel aus wie es ab und an ein bisschen regnete und überlegten schonmal wie unser Leben nach dem Ende der Reise im November weitergehen soll. 

Am nächsten Tag war es dann soweit. Wir wanderten durch den Ort zum Start des Trecks, den ich auch in meiner Wanderapp Wikiloc gefunden hatte. Dass wir richtig waren, wusste ich schon, da auch viele andere westliche Touristen durch die selbe Wohnstraße des Ortes liefen. Im Wald ging es dann steil auf Wurzeln bergauf, wobei es sich anfühlte wie auf einer Deutschen Autobahn. Dieselben Touristen wie im Singh Chapati liefen vor und hinter uns und unterhielten sich lautstark auf Deutsch und dieses und jenes. Klar wusste ich, dass es ein beliebter Touristenort ist, aber dass so viele Deutsche hier unterwegs sind und dann alle denselben Dschungelpfad laufen würden, das hätte ich nicht gedacht.

Süßes auf dem Gipfel- Diesmal: Erdbeeren
Süßes auf dem Gipfel- Diesmal: Erdbeeren

Oben auf dem Gipfel angekommen gab es dann auch eine Deutsche Lagebesprechung aller Anwesenden, wo der Pfad zur Teeplantage weitergehen würde. Dank der App wusste ich Bescheid und konnte Auskunft geben. Vorher genossen wir noch den Blick vom Gipfel und dem Hochspannungsstrommast auf der Grenze der Staaten Perak und Pahang auf den Ort Tanah Rata, in dem wir auch unsere Unterkunft ausmachen konnten. Der Abstieg Richtung Teeplantage war dann sehr steil, sehr rutschig und sehr zugewachsen. Mehrfach hatte man viel Grünzeug überall und musste sich auf den matschigen Boden setzen, um nicht aus dem Stand umzufallen.

Genießen konnte man nur die Ausblicke auf den nebligen Dschungel am Hang vor einem. Als der schlimme Kraxelpart geschafft war, ging es auf einer Straße bergab zu Plantagen. Selbst die Straße war so rutschig, das man lieber im mit Gras bewachsenen Mittelbereich lief. Die ersten Plantagen, die wir antrafen, bauten Auberginen, Schnittlauch und Petersilie an. Auch eine uns nicht bekannte Frucht wuchs hier zahlreich. Einem Baum mit Chilischoten nahm ich eine Schote ab und probierte. Es war zwar nicht sehr scharf aber dafür schimmlig. Einige Inder arbeiteten auf den Feldern und hörten laut Musik von ihrem Moped aus. Es sah nach einem sehr anstrengenden Job aus.

Plantagen an der Straße, auf die der Wanderweg uns führte.
Plantagen an der Straße, auf die der Wanderweg uns führte.
Schleichwerbung
Schleichwerbung

Als wir die Teeplantage erreichten, hatten wir auch die letzten anderen Touristen vor oder hinter uns gelassen und konnten nun gemütlich über das Privatgelände laufen und hatten es quasi für uns. Unter einem Unterstand machten wir eine erneute Pause, bei der wir die letzten Erdbeeren verspeisten. Auch hatte Franzi die Kobrafrucht mitgebracht, die wir schon in Sumatra im Dschungel gegessen hatten, die mir aber weiterhin nicht so mundete. Sie sieht von innen aus wie eine riesige Knoblauchzehe und hat auch eine ähnliche Konsistenz, schmeckt aber ganz anders. Die Hügel voll mit den saftig grünen Büschen voller Teeblätter waren sehr fotogen. Irgendwann erreichten wir dann den touristischen Bereich der Anlage von Cameron Valley Tea, auf der wir unterwegs waren. Interessant war, dass hier die ganzen Malaysischen Touristen mit ihren Familien in den Schulferien mit Caddies umherkutschiert wurden, auf Quads durch die Berge düsten oder einfach nur Selfies machten.

Oben and der Straße, die sich wie eine Landstraße durch die Berge schlängelt und über die wir auch am ersten Tag mit dem Bus gekommen waren, sahen wir dann das ganze Ausmaß des Besuches. Es gab keinen Parkplatz und so füllten die Autos über viele Meter die Ränder der zweispurigen Straße. Unten dachten wir noch darüber nach einen Tee zu trinken, aber ein Schweizer Pärchen riet uns davon ab, da die Teehäuser nicht sonderlich nett waren sondern eher Verkaufshäuser und wir den selben Tee auch in der Unterkunft hatten. Also gingen wir bergauf zum Ausgang und riefen ein Grab, das uns zurück nach Tanah Rata brachte. Der Fahrer schaute einen Chinesischen YouTube Channel auf seinem Bordcomputer, in dem gerade Alice Weidel eine Rede im Bundestag hielt. Wir fragten ihn warum er das gucke und was er mit der Frau und ihrer Partei verbindet. Er meinte, dass er Geld investiert und ihm diese Informationen dabei helfen. Frau Weidel stufte er als "sehr intelligent" ein. Über die Partei wusste er nichts. Wir klärten ihn dann auf, dass sie eine wichtige Politikerin in einer rechtsextremen und teilweise verfassungsfeindlichen Partei ist und was wir von ihr hielten. Aus seiner Sicht gibt es den Trend zu einer stärkeren Rechten in vielen Europäischen Staaten, was wir bestätigen konnten. 

Leider war der Bus am nächsten Morgen nach Ipoh schon ausgebucht, so dass wir auf den Nachmittagsbus ausweichen mussten. Daher hatten wir noch einen Vormittag Zeit und nutzten diesen für eine zweite, kurze Teilwanderung, bei der wir tatsächlich niemand anderen trafen, als wir durch die hügeligen Nadelwälder neben der Ortschaft liefen und einen schönen Flusslauf samt Wasserfall und einigem Müll beobachteten. Nach dem kurzen Ausflug konnten wir uns noch im Gemeinschaftsbereich unseres Gasthauses frisch machen ehe es zum Bus nach Ipoh ging- zurück in die schwüle Hitze Südostasiens.

Auch die Malayen scheinen den Urlaub auf dem Campingplatz mit allem drum und dran für sich entdeckt zu haben.
Auch die Malayen scheinen den Urlaub auf dem Campingplatz mit allem drum und dran für sich entdeckt zu haben.

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