Nakhon Sawan
geschrieben von Timo
Um das Weltnaturerbe Thungyai Huai Kha Khaeng zu besuchen, reisten wir in den untouristischen Westen von Thailand. Große Teile des Grenzgebiets zu Myanmar sind durch Nationalparks und Wildparks geschützte, bewaldete Bergregionen, die auf der anderen Seite der Grenze weiter gehen. Die ganze Region ist nur schwer zu besuchen und so peilten wir das Hauptquartier des Huai Kha Khaeng Naturschutzgebiets an, das schon andere Welterbe Sammler aus meiner Gemeinschaft besucht hatten. Ich war nach meiner Einschätzung allerdings der erste, der es ohne eigenes Fahrzeug versuchen wollte. Mein Plan war alles andere als sicher, aber ich war dennoch optimistisch.
Ich hatte mir den nächstgrößeren Ort in der Nähe des Hauptquartiers des Parks, wo sich auch das Besucherzentrum befindet, ausgesucht und die Idee war dort einen Taxifahrer zu finden, der die 100 Kilometer morgens mit uns hinfährt und abends wieder zurück. Die Stadt, die ich mir dafür ausgesucht hatte, war Nakhon Sawan, das etwa 100.000 Einwohner hat. Der erste Teil des Planes scheiterte schonmal in Bangkok. Nachdem wir vom Taxifahrer mit dem gefälschten Taxameter rausgeworfen worden waren, beschafften wir uns ein Grab, das uns für einen sehr teuren Preis bis zum Bahnhof von Bangkok fuhr. Dieser wirkt wie ein großes Flugterminal. Leider war der Schnellzug, den ich rausgesucht hatte, schon ausgebucht. Ich hatte auch keine Option gefunden ihn online zu buchen. Aber die Verkäuferin empfahl uns am benachbarten, kleinen Bahnhof einen der Tuckerzüge zu nehmen. Das taten wir dann auch obwohl er doppelt so lang fuhr und erst eine Stunde später abfuhr. In der Wartezeit beschaffte Franzi uns sowohl Frühstück als auch Mittagessen im modernen Bahnhof nebenan und kehrte kurz vor der Abfahrt unseres Zuges zurück. Man musste dafür stets über die Gleise des Bahnhofs laufen, die an den geeigneten Stellen zum Überqueren mit Holzpodesten versehen waren. Zunächst setzten wir uns in einen Wagon, dessen Hartplastik Sitzbänke orthogonal zur Fahrtrichtung verliefen. Schnell merkte ich, dass ich es hier nicht fünf Stunden lang aushalten würde. Also gingen wir in ein Vierer Abteil im Wagon nebenan zu einem älteren Herren mit dem wir uns auf eine Anordnung des Handgepäcks einigen konnten. Die letzten, westlichen Touristen stiegen in Ayutthaya aus und erst in Lopburi, der Stadt mit Tempeln und sehr vielen Makaken stieg nochmal einer ein. Ansonsten fuhren wir offensichtlich in ein sehr untouristisches Gebiet. Am Bahnhof von Nakhon Sawan stellten wir fest, dass es wohl keine Taxen gab. Während ich noch die Fahrzeiten der Züge zurück nach Ayutthaya fotografierte, indem ich mit Google Übersetzer ein Foto machte, das die Thai- Texte automatisch ins Deutsche übersetzt, machte der Fahrer eines Pick- Ups mit einer Sitzfläche, wo die Ladung hingehört, auf sich aufmerksam. Uns wurde klar, dass diese Art Sammeltaxi die einzige Option sein würde in das Zentrum der Stadt zu unserem Hotel zu kommen. Der Pick- Up war schon recht voll und es fühlte sich etwas unangenehm an sich mit riesigen Rucksäcken noch reinzuzwängen. Aber die Leute waren sehr nett und verständnisvoll und halfen uns sogar an der richtigen Stelle auszusteigen. Die Leine, an der man ein Haltesignal abgeben konnte, hätte ich ohne sie auch nicht als solche erkannt. Ein junger Mann nutzte unsere Google Übersetzer App und sprach in unser Smartphone Mikrofon, so dass wir seine Aussagen lesen konnten.
Das Hotel, das wir über booking.com gebucht hatten, war wesentlich besser als wir uns eine Unterkunft für 12,50€ die Nacht vorgestellt hatten. Es war ein großes Hotel mit sehr großen Standardzimmern, großem Badezimmer, riesigem Bett und einem Balkon. Dieser Preis für diese Leistung erklärt sich meiner Meinung nach durch die Tourismusmenge an diesem Ort. Der wahre Bewährungstest unsererseits folgte dann aber nach einer erfrischenden Dusche an der Rezeption. Wir fragten, ob sie uns ein Taxi nach Huai Kha Khaeng organisieren könnten, dass zwar "nur" 100 km entfernt liegt, aber in einer anderen Thailändischen Region ist. Ihre erste Reaktion war sehr skeptisch, da es so weit weg sei, und sie wollte uns stattdessen eine Krokodilshow in der Nähe anbieten. Als wir aber auf dem Ziel bestanden, rief sie ein Taxiunternehmen an. Eigentlich war es wohl der Fahrer eines der Sammeltaxen, die wir gesehen hatten, aber für 2200 Baht würde er uns fahren. Da sie diesen Preis für völlig abwegig für uns hielt, präsentierte sie das Resultat für uns als wäre es nicht möglich dort hin zu fahren. Zur ihrer Überraschung stimmten wir allerdings zu. Sie sprach zwar kein gutes Englisch, aber besser als alle anderen. Und da sie im Gegensatz zu ihren Kolleginnen extrem bemüht war und die Tour such klappte, gaben wir ihr am Folgetag noch ein persönliches Trinkgeld, dass sie lachend ablehnte. Aber auch hier blieben wir zu ihrer Überraschung bei unserem Standpunkt. Auf der anderen Straßenseite gab es eine einfache Küche, in der man leckeren Reis mit Chilis, Sud und einer Fleisch- oder Fischbeilage der eigenen Wahl für etwa 1,50€ bekam, die uns für den Abend sättigte. Franzi hatte nichts gesagt und hatte mit der Schärfe zu kämpfen. Mit Kopfschmerzen wie oft nach Reisetagen gingen wir früh ins Bett, da am nächsten Tag der erste Wecker vor 5 Uhr morgens klingeln würde.
Wir deckten uns beim 7-11 ein, der auch in den untouristischen Regionen Thailands eine solide Quelle für eiskalte Klimaanlagenluft und eine Mischung aus asiatischen und westlichen Produkten ist. Wir ließen uns Croissants und Dumpling Spieße aufwärmen und gingen zurück zum Hotel, wo unser Fahrer bereits auf uns wartete. Wir mussten ihn vorab bezahlen und verständigten uns mit ihm über Google Translator. Unterwegs musste er sich noch mit Essen eindecken, aber wir hatten Verständnis auch wenn er sich sicherlich besser hätte vorbereiten können. Ich war bestens über die Gegebenheiten im Park informiert über die Welterbe Gruppe und die Website der Thailändischen Nationalparks, die überraschend gut und auf Englisch informiert. Überrascht war ich dann als der Fahrer einfach am ersten Kontrollpunkt vorbeifuhr, an dem man meiner Einschätzung nach den Eintritt hätte zahlen müssen, der immerhin über 20€ für uns und das Auto gewesen wären. Wir hatten ihm ein Denkmal als Zielpunkt genannt und auch beim zweiten Kontrollpunkt schien er dem Mann in Uniform nur zu sagen, dass wir zu dem Denkmal wollen, auch wenn wir hauptsächlich die Tiere in der Wildnis besuchen wollten. So durften wir passieren und schauten das Denkmal von Seub Nakasathien an, der hier bis 1990 der Leiter des Parks war und auch dafür gesorgt hat, dass der Park Weltnaturerbe wird.
Er tötete sich ob seiner Verzweiflung bevor der Park seinen Schutzstatus als Welterbe erhielt selber, da er der Ausbeutung des Parks nichts entgegenzusetzen hatte und auch schon vier seiner Ranger durch Ermordung verloren hatte. Später sahen wur vier große Gedenksteine für sie. Es wurde gejagt, Staudämme wurden geplant und es wurde abgeholzt und die Umweltschützer wurden als die Feinde angesehen. Tatsächlich sorgte sein Märtyrer Tod dafür, dass sich sogar der König einschaltete und seitdem mehr für den Umweltschutz getan wird.
Nachdem wir auch einige Texte über Seub gelesen hatten, kam ein aktueller Ranger vorbei und erzählte uns, dass wir mit ihm einen Spaziergang durch den Wald machen können. Das war so wie ich es auch erwartet hatte.
Auf einem zweistündigen Spaziergang konnten wir einige kleine Tiere entdecken sowie Spuren von größeren Tieren. Das größte Tier, das wir sahen, war ein Wildschwein, das nicht weit von uns entfernt im Wald stand und nach kurzer Zeit weg lief. Ansonsten raschelten überall kleine Geckos im Laub auf dem Boden und wir sahen viele, rot- weiße Käfer, die uns schon am Hellfire Pass aufgefallen waren. Hier schienen sich zwei Exemplare Rücken an Rücken zu paaren und ein weiteres fraß gerade eine kleine Spinne. Wir hatten auch schonmal gesehen wie ein Exemplar über eine kleine Ameise lief, diese aufnahm, um sie dann zu fressen. Außerdem entdeckten wir einen gelben Specht, der aber zu schnell unterwegs war, um ihn gut zu fotografieren. Auch ein riesiges, schwarzes Eichhörnchen lag auf einem Ast über uns, das so groß war, dass wir dachten es sei ein Affe. Wir schwitzten sehr als wir durch den Wald liefen.
Überall gab es Spuren von den Elefanten, die hier leben, wie uns unser Guide mit Lauten und Bewegungen verdeutlichte. Außer einigen Tiernamen konnte er kein Englisch. Aber er war sehr bemüht uns möglichst viele Tiere zu zeigen und lief aufmerksam durch den Wald. Es gab umgeknickte Bambusgräser, matschige Erde an Bäumen bis zu einer Höhe über unserem Kopf und natürlich große Haufen neben dem Weg. All das deutete auf die Präsenz der wilden Elefanten hin. Auch schienen wir sie manchmal zu hören, in dem Bäume und Äste in der Entfernung knackten. Wir waren den Elefanten also auf der Spur. Wenn wir sie allerdings wirklich getroffen hätten, wäre das problematisch. Unser Guide erklärte uns, dass wir uns dann trennen müssen und in unterschiedliche Richtungen weglaufen. Auch einen Fußabdruck einer großen Wildkatze wie einem Tiger oder Leopard sahen wir. Unser Guide Jeab hatte wohl schon drei Mal einen Tiger in der Nähe des Hauptquartiers herumstreunen sehen. Wir beobachteten noch einige Vögel und kehrten dann zu unserem Fahrer am Hauptquartier zurück.
Ich hatte schon gelesen, dass nun die Mittagspause kommt, allerdings verlief sie etwas anders als im mir vorliegenden Erfahrungsbericht. Wir fuhren mit unserem Fahrer zu einem schönen Picknick Unterstand, wo für unseren Guide gekocht wurde. Wir aßen unsere 7-Eleven Vorräte. Eigentlich wollten wir diese im Beobachtungsturm essen, während wir auf Tiere warten, aber da wir sowieso warten mussten, konnten wir sie auch jetzt essen. Es stellte sich allerdings heraus, dass wir gar nicht auf unseren Guide warten, da dieser uns unerwarteterweise nicht weiter begleiten würde. Stattdessen bekam unser Fahrer eine gut aussehende Portion Reis serviert, die er nun genüsslich aß. Und so warteten wir auf den Fahrer und nicht auf den Guide, damit es weiter ging. Dem Guide gaben wir noch etwas Trinkgeld für die gute Tour, auch wenn wir es lieber gehabt hätten, wenn er uns noch etwas weiter begleitet hätte. Als der Teller leer war fuhr uns der Guide die Straße zurück, die wir gekommen waren. Ihm wurde gesagt, dass irgendwo an dieser Straße der Aussichtsturm sein soll und dort würde auch ein Ranger warten. Nur anhand der Website des Nationalparks konnte ich austüfteln, dass wir ein angelehntes Tor öffnen mussten, um mit dem Auto auf einen Parkplatz eines verlassenen Gebäudes zu fahren. Hier war aber trotzdem kein Ranger zu finden. Bei der Suche bestiegen uns mehr und mehr rote Ameisen, die mich sogar dazu veranlassten mein Hemd auszuziehen, da sie überall krabbelten und auch bissen. Schließlich flüchteten wir sogar wieder ins Auto während unser Fahrer etwas abseits herum stand und nichts mitbekam. Schließlich tauchte ein Ranger auf und erklärte uns, dass er der einzige sei und er uns deshalb nicht begleiten könne. Aber unser Fahrer könnte mitkommen und auf uns aufpassen. Als wenn dieser uns mehr vor einem Elefanten beschützen könnte als wir selber nur weil er Thai spricht. Wir waren sehr froh als der Fahrer nach kurzer Zeit mitteilte, dass er doch nicht mitkommt und im Auto auf uns wartet. Bestimmt hätte er im Beobachtungsturm nur gestört, da er auch permanent rauchte und sicherlich nicht still mit uns auf Tiere gelauert hätte.
Nach dem kurzen Marsch schlichen wir uns an den Turm heran und kletterten in den ersten Stock des Metallturms mit abgehängten Sichtnischen. Das Camouflage sorgte sicherlich dafür, dass man uns von dem ausgetrockneten Flusstal, das vor uns lag, nicht gut sehen konnte, allerdings war auch fast nichts und niemand dort, der uns hätte sehen können. Wir sahen in der Entfernung im Laufe von zwei Stunden zwei wilde Pfaue, die umher liefen. Auch sonst gab es einige nicht sehr spannende Vogelarten zu sehen wie den Rotlappenkibitz. Insbesondere gab es auch viele Tauben, die immer wieder auf uns zu flogen, um dann auf der Spitze des Turmes zu landen. Die hätten wir auch in Bangkok sehen können. Kurz vor Ende tauchte kurz ein größeres Säugetier in der Entfernung am Waldrand auf, dass aber schnell wieder im Wald verschwand. Es wirkte wie ein Reh. Ohne permanentes Fächern war es zu heiß selbst im Schatten des Turmes, in dem wir saßen.
Ich hatte außerdem stärker werdende Kopfschmerzen. Daher verließen wir rechtzeitig den Turm vor 16:30 Uhr wie es auf einem Schild in Thai im Turm stand. Zusätzlich hatten wir unseren Fahrer schon hupen hören, da er vermutlich dachte, dass man bei einem Aussichtsturm nur fünf Minuten braucht und nicht zwei Stunden und wir vorher nichts abgesprochen hatten. Als wir zurück zum Parkdeck kamen war er allerdings verschwunden. Das machte uns sehr nervös, da es selbst zum Hauptquartier des Parks über fünf Kilometer zu laufen waren durch Gebiet, in dem potentiell Tiger, Leoparden und Elefanten herumlaufen können und es langsam dunkel werden würde. Glücklicherweise kam er uns einen kurzen Moment später entgegen gefahren. Er warf uns vor unser Leben zu riskieren mit den Tigern und Elefanten in der Umgebung um diese späte Uhrzeit noch durch die Wildnis zu laufen und uns nicht an die Schließzeit von vier Uhr nachmittags zu halten. Außerdem erzählte er uns jetzt, dass er im Dunkeln nicht sehen kann und wir deshalb dringend losfahren müssen. Wir warfen ihm vor nicht da zu sein, wenn wir ihn brauchen. Ihm zu erklären, dass es der Job des Rangers gewesen wäre uns zu erklären, dass man nur bis vier Uhr bleiben darf und nicht wie überall sonst steht bis vier Uhr dreißig, war zu kompliziert in den Übersetzer einzugeben und außerdem wollten wir ja schnell losfahren, damit wir nicht mit Einbruch der Dunkelheit an einem Baum landen würden. Das gelang auch und im Moment des Sonnenuntergangs fuhren wir auf den Hotelparkplatz. Wir gaben der sehr guten und bemühten Rezeptionistin, die nach anfänglicher Skepsis doch noch ein Taxt für uns gefunden hatte, noch ein Trinkgeld für ihre Leistung, die über das Selbstverständliche hinaus ging. Ohne ihre Organisation wäre der Ausflug deutlich komplizierter geworden und hätte vielleicht erst einen Tag später stattgefunden.
Am nächsten Morgen waren die Kopfschmerzen verflogen und wir entspannten etwas bis wir uns mittags an die Straße stellten, wo wir mit unserem riesigen Gepäck erneut in das grüne Pick-Up Transportmittel einstiegen, das uns auf dem Hinweg vom Bahnhof zum Hotel gebracht hatte. Die Leute waren größtenteils sehr verständnisvoll und hielten unser Gepäck sogar fest, damit es nicht umfiel, auch wenn es für sie deutlich gemütlicher gewesen wäre, wenn wir nicht eingestiegen wären. Eine Frau machte auch einen Videoanruf und zeigte uns ihrem Gesprächspartner sehr auffällig. Das hätte man als unangenehm wahrnehmen können, aber der positive Umgang damit, dass wir für kleines Geld schnell und direkt zum Bahnhof mitfahren konnten, war uns mehr wert, als uns über die Verhaltensweise zu beschweren, die uns in der untouristischen Kleinstadt nicht überraschte. Am Bahnhof wogen wir mal unser Gepäck auf einer riesigen, Niederländischen Waage aus Breda- über 50 kg hatten wir dabei mit den zwei Tagesrucksäcken und zwei Backpacks. Da war aber sicherlich auf viel Wasser mit im Gepäck, da wir wegen der hohen Temperaturen immer viel mitführen. Nun ging es mit dem Zug zurück nach Ayutthaya und damit auch auf die übliche, Thailändische Touristenstrecke.
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