Lam Narai
geschrieben von Timo
Wie vor einigen Tagen in Nakhon Sawan beruhte auch mein Plan die Stadt Lam Narai zu besuchen ausschließlich darauf, dass es in der Nähe der Welterbestätte Si Thep liegt und man von dort aus einen Transport in den Zielort organisieren könnte, da man in Si Thep nur schwerlich übernachten kann. In Lam Narai gibt es sogar ein "Grand Hotel", was es gleichzeitig auch zur einzigen Unterkunft mit einem Namen macht, der aus Lateinischen Buchstaben besteht. Die Tuk Tuk Fahrer am öden Bahnhof wussten Bescheid und fuhren uns hin. Wir hatten telefonisch aus Ayutthaya ein Zimmer reserviert, was aber wohl nicht notwendig gewesen wäre. Das Hotel war schick angelegt und wir bekamen im günstigsten Zimmer trotzdem sehr viel Platz und eine vernünftige Einrichtung. Die Staubschicht im oberen Regalbrett, der Röhrenfernseher, die sehr versteckten Steckdosen oder das etwas träge wirkende Personal waren Anzeichen dafür, dass vermutlich auch wegen geringer Nachfrage das Grand Hotel nur selten den ganz großen Glanz versprüht. Auch der Swimming Pool, den wir nutzten nachdem wir unserem Si Thep Ausflug organisiert hatten, hatte seine besten Tage hinter sich. Er war riesig aber litt unter den Tauben, die Dauergäste zu sein schienen. Es gab auch zwei kleinere Becken, von denen wir das eine benutzten, während das andere aussah als hätte es einen bösen Chemieunfall gegeben. Der Swimming Pool war etwas versteckt über dem Parkhaus des Hotels zu finden und man brauchte einen Coupon von der Rezeption, um ihn zu benutzen. Überraschenderweise sprachen viele Leute ausreichend Englisch in diesem komplett untouristischen Ort und keiner war so überrascht weiße Touristen zu sehen, dass er oder sie uns anstarrte oder fotografierte.
Pünktlich um acht Uhr nach einem weiteren 7-Eleven Frühstück und einem Kaffee vom benachbarten Café Amazon, das in Thailand eine beliebte Cafékette zu sein scheint, ging es mit einem Tuk Tuk Fahrer los Richtung Si Thep. Für ein Taxi hätten wir 2500 Baht zahlen müssen und mit dem Tuk Tuk kosteten 5 Stunden nur 1000 Baht. Der Fahrer schien mit dem Deal auch sehr zufrieden zu sein, was es für uns natürlich auch angenehmer machte. Zum Glück war es eines dieser Power Tuk Tuks, die wir schon in Bangkok angetroffen hatten und so düsten wir im offenen Gefährt auf angenehm gepolsterten Sitzen mit über 70 km/h über die Schnellstraße vorbei an den langsameren LKWs. Dabei verspeisten wir unser Frühstück, da wir es nicht mehr geschafft hatten im Hotel zu essen.
Das Welterbe Si Thep besteht aus drei Komponenten. Wir fingen mit einer pyramidenartigen Ruine, um die man in etwa 5 Minuten gemächlich spazieren kann. Als wir ankamen, empfing uns direkt eine freundliche Verkäuferin von einem der vielen Stände, die hier tagsüber wohl Essen, Trinken und Souvenirs anbieten. Sie bat uns mitzukommen und als ein in Uniform gekleideter, junger Mann dazu kam, waren wir auch sicher, dass sie uns nur sekundär Wasser verkaufen wollte und primär einen netten Empfang bereiten. Der Mann stellte uns zwei Plastikstühle vor einen Fernseher und spielte dann einen englischsprachigen Film von der UNESCO ab, der etwas trocken aber mit schicken Luftaufnahmen erklärt, warum Si Thep überhaupt letztes Jahr Welterbe geworden ist. Die Infotafeln vor Ort waren größtenteils in Thai und wir hatten keine Motivation alles mit dem Smartphone zu übersetzen und so liefen wir nur einmal um das Gebäude herum, das vor etwa tausend Jahren aus der Sicht der hiesigen Bevölkerung das Zentrum der Welt war.
Im Folgenden fuhr uns der Tuk Tuk Fahrer zur zweiten Komponente des Welterbes- die eigentliche, antike Stadt Si Thep. Ihre Hochzeit hatte sie im 10.- 12. Jahrhundert in der so genannten Dvaravati Kultur und auch danach war sie als Teil des Khmer Reichs noch relevant. Erst Anfang des 14. Jahrhunderts verlor sie an Bedeutung als Sukhothai sich zum Zentrum Siams entwickelte. Die von einem runden Graben umgebende Altstadt wurde als erstes Gebaut und hier stehen noch drei Ruinen von vormals wichtigen Gebäuden. Das beeindruckendste sind kleine Figuren, die aus dem Baumaterial des Gebäudes als Stuck geformt wurden und die noch heute tolle Darstellungen von Putten oder Zwergen, Affen oder Tigern darstellen. Sicherlich haben Renovierungsarbeiten bei ihrem Erhalt geholfen, aber ihr Alter und ihre heutige Form in Verbindung miteinander sind schon beachtlich. Als wir auf dem großen Gelände ankamen, wurden wir direkt in einen der Elektrobusse gesteckt, die über das Gelände pendeln. Offenbar gibt es hier einen großen Besucheransturm seit der Einschreibung durch die UNESCO letztes Jahr.
Im Gegensatz zu dem ersten Besuchsort waren wir hier nicht alleine, aber es war auch nicht überlaufen. Es fügte sich, dass wir in einen Bus kamen mit einer Ausflugsgruppe buddhistischer Mönche. Die kahlen Männer unterschiedlichen Alters mit orangenem Gewand, das eine Schulter frei lässt, setzten sich auf die Sitzreihen um uns herum. Der Mönch, der den Ausflug zu leiten schien, begrüßte auch uns kurz auf Englisch ehe er auf Thai etwas zum Besuchsort zu erzählen schien. Als er fertig war, fragte er uns freundlich wo wir her kommen. Ein paar Worte Englisch kannte er. Die anderen Mönche assoziierten sofort Dortmund, Leverkusen und Manchester United mit Deutschland. Wir klärten etwas auf, aber die meisten anderen wussten auch Bescheid. Alle hatten Smartphones dabei und fotografierten die Anlage um uns herum. 2014 habe ich für drei Tage selber mal kurz in einem buddhistischen Kloster gelebt, um einen Eindruck zu bekommen. Die Kombination aus Smartphone und Mönch, vor allem wenn es genutzt wird um Fußball zu verfolgen, erschließt sich mir nicht so sehr. Nach meinem Verständnis geht es darum zu sich selber zu finden, in dem man äußere Einflüsse ausblendet. Überall in Thailand laufen buddhistische Mönche herum. Man kann sie unschwer an ihrer Robe erkennen. Sie sammeln sich ihre Nahrungsmittel von der Bevölkerung zusammen. Für ihr möglichst enthaltsames Leben werden sie als höchstes Glied der thailändischen Gesellschaft angesehen (abgesehen von der royalen Familie natürlich). Frauen haben ihnen auszuweichen und genauso wie zu den vielen, großen, riesigen oder kleinen Buddha Statuen im Land legen viele Thais die Hände zusammen, um einen Mönch zu grüßen, wenn er passiert. Franzi stört diese übergeordnete Sonderrolle ein wenig und vor allem, dass besonders Frauen den Mönchen ausweichen sollen. In Bangkok waren wir mal einem auf der Straße begegnet und er ging nicht weiter, da Franzi einen Weg entlang gegangen war, der vielleicht gerade groß genug für beide gewesen wäre. Vermutlich ist es mit dem Berühren durch Frauen so ähnlich wie Auch stört Franzi, dass man als Frau kein Mönch werden kann. Wir vertieften uns in das Gespräch mit dem Mönch im Bus, während alle anderen schon die Gegend erkundeten. Wir tauschten Nummern aus, da er uns zu sich ins Kloster einlud. Zunächst nur mich, aber auf Nachfrage auf Franzi. Ich fühlte mich sehr geehrt und überlege, ob wir auf unserer zweiten Runde Thailand in gut 2 Monaten nochmal einen Abstecher in die Provinz Chainat machen. Zunächst hatten wir China verstanden, aber es waren doch Thailändische Mönche.
Als wir alle Ruinen zu Ende angeschaut hatten, besuchten wir noch einen relativ neuen, gut gestalteten Ausstellungsraum. Dann wurde unsere Zeit auch langsam knapp, da wir unser Tuk Tuk nur noch eine Stunde gebucht hatten und wieder zurück mussten. Wir fanden noch heraus, dass man eine Genehmigung braucht, um die dritte Komponente zu besuchen. Es handelt sich um einen Buddhistischen Schrein in einer Höhle oben in dem Berg, den man hier überall aus weiter Entfernung sehen kann, da es sonst sehr flach ist. Es dauert wohl fünf Stunden hoch und wieder herunter zu laufen und man kann dort oben Malereien sehen, die den Buddha darstellen. Jedes Jahr im März pilgern wohle viele Gläubige dort hin. Generell sind buddhistische Klöster und wichtige Ort hier oft auf Bergen, so dass man sie aus weiter Entfernung sehen kann, es aber auch sehr anstrengend ist dort hin zu kommen.
Der Fahrer fuhr uns netterweise noch zum Busbahnhof und dann zum Bahnhof. Wir hatten auf einen direkten Bus nach Pak Chong gehofft, da man mit dem Auto nur eine Stunde zum nächsten Ziel fahren würde, es mit dem Zug aber fünf Stunden mit Umsteigen über einen Umweg dauert. Leider ist es mit dem Bus genauso. Also kauften wir bei einem sehr langsamen Bahnmitarbeiter in Uniform ein Ticket für den nächsten Tag. Es gibt zwei Arten von Zügen in Thailand- Expresszüge und lokale Züge. Da beide identisch aussehen, sind ihre Funktionen das, was sie unterscheiden. Der Expresszug hält nur an wenigen Haltestellen, ist vorab buchbar, hat immer zugewiesene Sitzplätze und kostet ein Vielfaches des lokalen Zuges. Beides sind laut ratternde Dieselzüge mit großes Fenstern, die man öffnen kann und durch die man die Landschaft an einem vorbeirasen sehen kann, während einem ordentlich der Wind ins Gesicht pfeift. Wenn man mit offenem Fenster zu nah und zu lange am Motor sitzt, bekommt man einen kurzfristigen Gehörschaden. Man muss aber sagen, dass die Züge sehr pünktlich fahren, das Personal sehr zahlreich ist, sowohl auf den Bahnsteigen als auch im Zug, und man sich so nie alleine fühlt, die Stationen auch gut auf Englisch ausgeschildert sind und jede einzelne Station nett, wenn auch nahezu identisch, aussieht mit seinen beige lackierten Holzhütten, die farblich gut zur Uniform der immer männlichen Mitarbeiter passen, und alle Stationen mit einer sauberen, kostenlosen Toilette ausgestattet sind. Vermutlich arbeitet die Deutsche Bahn deutlich kosteneffektiver, aber wenn ich für eine 300 km Strecke 1,50€ bezahle und das bekomme, was ich hier erhalte, dann ist der Zustand der Deutschen Bahn schon recht traurig. Ich genieße auf jeden Fall die Zugreisen durch Zentralthailand sehr, da mir nicht so schnell schlecht wird wie im Auto und man mit dem Fahrtwind nochmal ein intensiveres Erlebnis der Fahrt hat. Auch sitzt man in Thailand nie so unangenehm eng wie auf Sumatra.
Wir besorgten uns also unsere Tickets für den Anschlusszug und ließen uns versichern, dass im Zug ab Lam Narai zum Anschlusszug auch Platz sein würde. Tatsächlich war er ziemlich leer. Dann ging es zu Restaurant des Vortags, wo uns unser Fahrer absetzte. Er war zwar wieder sehr freundlich, lachte aber auch sehr dreckig, als wir ihm noch 100 Baht Trinkgeld gaben zusätzlich zu dem vereinbarten Preis. Nach dem leckeren Essen ging es ins Hotel und statt erneut den Pool aufzusuchen, beobachteten wir das erste Gewitter und den ersten Starkregen seit über zwei Monaten. Die Regenzeit scheint zu beginnen und wenn sie das Ende der extrem heißen Zeit zuletzt bedeutet, heißen wir sie gerne willkommen.
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