Vang Vieng
geschrieben von Timo
Im ehemaligen Rave Party Paradies Vang Vieng liegt der Fokus heute auf Tourismus für Adrenalinjunkies. Viele weiße Touristen kommen in diesen Ort zwischen Luang Prabang und Vientiane und so bleibt die Kleinstadt bis heute ein Partyort, auch wenn man ebenfalls ruhige Ecken findet. Wie in Vientiane zuletzt waren wir teilweise die einzigen Gäste in unserer schönen Unterkunft und wir checkten erneut eine Nacht früher aus, als wir es angekündigt hatten. Das lag daran, dass wir die zwei Aktivitäten, die wir am spannendsten fanden beide an einem Tag unternommen hatten und alles andere am besten mit dem Moped unternommen wird und auch nicht wie etwas klang, dass wir noch nie gemacht hatten wie z.B. Aussichtspunkte und Wasserfälle erkunden.
Die erste Aktivität, die wir unternahmen, nennt sich Tubing und durch gute Infos von der netten Rezeptionistin bekamen wir es relativ preiswert und einfach organisiert. Wir gingen in eine Garage voll mit qualmenden Männern und großen Gummireifen und drückten ihnen knapp 10€ in die Hand. Dann luden sie zwei Reifen in einen kleinen Laster und wir setzten uns dazu. Wir wurden drei Kilometer nördlich der Stadt am Fluss rausgelassen und bereuten etwas, dass wir uns gegen Schwimmwesten entschieden hatten als wir eine Stromschnelle des Flusses sahen. Eine halbe Stunde später und 100 Meter weiter waren wir allerdings schon entspannter. Wir hingen mit dem Hintern im Wasser im inneren Ring des großen Gummidonuts und wurden sehr gemächlich mit der Strömung zurück Richtung Vang Vieng getrieben.
Bei der Geschwindigkeit würden wir allerdings sehr lange für die gesamte Strecke brauchen. Umso gelegener kamen einige Stromschnellen, an denen das Wasser flach war und einige Steine herausragten. Hier musste man mit der Hüfte hoch, um nicht schmerzhaft an einem Stein hängen zu bleiben. Ansonsten ging es aber ganz gut, auch wenn es in den Stromschnellen etwas kribbelig war. Man passierte schöne grüne und steile Berge an der Seite des Flusses. Die angenehme Stille zu Beginn wurde später durch unangenehme Technomusik durchbrochen, die immer lauter wurde je mehr wir uns einer Ansammlung von Bars näherten. Dort angekommen stellten wir fest, dass sogar verschiedene Musik extrem laut und sich überlappend von unterschiedlichen Läden abgespielt wurde- sehr ungemütlich. Vermutlich halten wir die Touren, um einen Absacker zu trinken. Man kann nämlich überall die Tubing Tour buchen, bei der man mehr bezahlt und dann in einer Gruppe mit Guide unterwegs ist und während des Tages öfter hält und säuft. Später erfuhren wir von zwei Engländerinnen auf dem Mekong Slowboat, dass ihr Freund nur etwa eine Woche nach uns auf dem Fluss aus dem Ring gerutscht ist in einer Stromschnelle und unter Wasser gesogen wurde. Sie meinten, dass er wohl zum Glück nur ein Bier vorher gehabt hatte. Angeblich sind schon 37 Touristen auf dem Fluss beim Tubing gestorben. Man sollte ein Alkoholverbot einführen und nicht noch Alkohol promoten
Auch eine Schwimmwestenpflicht wäre gut, wenn gleich wir zum Glück keine vermisst haben während der Tour. Teilweise war es etwas langweilig im Ring. Immer wieder überholen uns Chinesische Touristen im Kayak mit ihrem Guide. Wenn die Sonne schien, musste man regelmäßig Wasser auf den Ring schütten, damit man nicht Minuten später Brandwunden an der Haut hatte. Mein Bein war später rot, da es trotz 50er Sonnencrème 3 Stunden lang geröstet wurde. Man konnte nicht gut lenken, so dass wir uns in der ein oder anderen Stromschnelle trennten und im ruhigeren Bereich wieder trafen. Einmal wurde ich in einer Stromschnelle gefährlich auf einen ins Wasser ragenden Ast getrieben, hatte aber glück, dass ich mich etwas drehte und ihn so mit dem Arm abwehren konnte. Ein komischer Typ filmte uns noch unfreiwillig mit seiner Drohne, die über uns flog. Man fühlt sich dem ausgeliefert. Schließlich kamen wir wieder in Vang Vieng an und gaben den Ring zurück.
Nach dem Mittagessen und einer Dusche wurden wir auch schon wieder abgeholt. Es ging mit anderen Touristen auf eine Freifläche außerhalb des Ortes. Dort waren große Planen ausgebreitet worden und Körbe aufgestellt. Wir wurden begrüßt und dann begann auch schon die Show. Drei große Ventilatoren wurden vor jeweils einer der Planen aufgestellt und angemacht, während Mitarbeiter diese aufhielten. So trat mehr und mehr Lust in den Hohlraum des riesigen Stoffes ein. Als der Ballon schon liegend aufgepustet war, wurde das Feuer im Korb angemacht und das Feuer blies den Ballon weiter auf bis dieser sich aufrichtete. Er war aber noch mit einem Seil mit dem Pick-Up verbunden, der ihn angeliefert hatte. Nun hieß es schnell einsteigen, damit die Fahrt losgehen kann. Sieben Gäste kletterten in den Korb und unser Fahrer pustete regelmäßig mehr Feuer über unseren Köpfen in den Ballon. Es war unfassbar heiß unter dem Feuer und ich hatte Angst flambiert an diesem Ort zu enden.
Von unten sieht eine Ballonfahrt sehr harmonisch aus. Wenn man allerdings selber in der Gondel sitzt, kann es durchaus unkomfortabel sein. Wir hatten einige Ballonfahrer aus einem mittelmäßigen Café mit schöner Terrasse vor der grünen, spektakulären Berglandschaft am Vortag beobachtet und beschlossen selber auch an diesem Ort mal Ballon zu fahren, da es hier außergewöhnlich günstig sein soll. 135 USD kostete uns ein Platz in unserem Ballon bei einer Europäisch geführten Firma, die viel Wert auf Sicherheit legen soll. Das ist immer noch sehr viel Geld aber angeblich kostet es sonst überall mehr als das. Nach einigem Feuer in den Ballon und Hitze auf unserer Haut, schwebten wir plötzlich und es ging immer weiter hoch, da auch regelmäßig Feuer nachgelegt wurde. Mit kleinen Heliumballons testen die Mitarbeiter am Boden die Flugrichtung, da man nur die Höhe und nicht die Fahrtrichtung dieses Fortbewegungsmittels steuern kann. Der Kapitän ist dabei ständig im Kontakt mit dem Bodenteam, das mit dem Pick-Up folgt, über Funk.
Eigentlich ist ein Ballon also ein ziemlich schlechtes Fortbewegungsmittel. Aber so über der Landschaft zu schweben war auch cool. Zunächst ging es sehr weit hoch, so dass man über die Bergketten schauen konnte. Dann näherten wir uns wieder sehr dem Boden. Das war eigentlich sogar besser, da die Anwohner uns alle von ihren Grundstücken zuwinkten. Schließlich sehen sie vermutlich nicht jeden Tag Ballons über sich, da es ja keine festen Flugrouten gibt. Es kann sogar sein, dass der Ballon sich gar nicht seitwärts bewegt und nach über einer Stunde landet, wo er gestartet war. Wir hingegen landeten nach 35 Minuten wieder, was die versprochene Minimalflugzeit ist. Franzi war davon sehr enttäuscht, während ich es optimal fand. Der Grund für das Landen war, dass der Wind uns sonst gegen den Berg gepustet hätte und wir nicht genug Gas hatten, um über den Berg rüber zu fliegen. Ich habe lieber viel Landschaft gesehen, denn wir waren echt recht schnell unterwegs, als nur den selben Fleck. Selbst so wie es jetzt war, drohte es etwas langweilig zu werden, auch wenn es meistens spannend blieb. Einmal startete ein Paramotor, also ein Gleitschirmflieger mit Motor, fast direkt unter uns ehe ihn unser Kapitän aufzuhalten schien über eine Funkmitteilung. Auch mussten wir einmal unsere Hände im Innenraum lassen, da wir durch eine Baumkrone flogen. Insgesamt war es cool mal Ballon gefahren zu sein, aber vermutlich belassen wir es bei einem Mal. Standesgemäß wurde mit Champagner angestoßen und wir bekamen eine Urkunde nach der Fahrt.
Wir unterhielten uns bei frischen Früchten noch etwas mit unseren Mitfahrern. Es war eigentlich ganz gemütlich bis die eine Französin fragte, ob sie am Tisch rauchen könne. Unser Kapitän sagte ihr, dass es okay sei wenn es keinen störe. Daraufhin sah ich mich genötigt etwas zu sagen, da es mich sehr störte Zigarettenrauch in die Nase zu bekommen, während ich frische, saftige Mangos esse. Allerdings entglitt mir meine Aussage etwas, da ich so erbost darüber war, dass sie rauchen könnte und ich sagte: "Ich hasse Raucher". Damit war die Harmonie etwas dahin, auch wenn ich mich daraufhin bemühte das Gespräch vernünftig fortzuführen und sie sich bemühte mir nicht ins Gesicht zu pusten. Schließlich sagte und der Kapitän bei halbvollen Tellern und Gläsern, dass wir jetzt ja sicherlich zurück zum Ort wollen und deshalb würden jetzt die Vans abfahren. Während die anderen beiden Tische, die wesentlich früher beim Snack eingetroffen waren, also schon fertig waren, würde unser Snack abrupt angebrochen. Unsere Mitfahrer schien es allerdings nicht zu stören. Und so verließen wir etwas genervt unsere Snacks, nachdem der Kaffee vor der Ballonfahrt auch schon ohne Erklärung ausgeblieben war.
Spontan beschlossen wir schon am nächsten Morgen weiter zu reisen, da wir alles gemacht hatten, was wir wollten. Leider vergaßen wir dabei Franzis Badehose wie wir allerdings erst ein paar Tage später feststellten. Der junge Mitarbeiter, der sehr gut Englisch sprach, schickte sie uns nach Luang Prabang auf eigene Kosten (es war sehr günstig) und half uns sogar noch das Paket in Luang Prabang zu finden dank seiner
Telefonbetreuung. Sowohl er als auch die junge Laotin an der Rezeption sprachen nicht nur exzellent Englisch, sondern konnten unsere Denkweise auch nachvollziehen und unsere Bedürfnisse verstehen. Bei ihr lag es sicherlich auch am Belgischen Freund, den sie hat und der auch Timo heißt. Sie ist eine Hmong und spricht damit sogar drei sehr
verschiedene Sprachen. Ganz Laos besteht aus einigen unterschiedlichen, ethnischen Gruppen, deren erste Sprache nicht unbedingt Laotisch ist. Wir hatten später im Land Schwierigkeiten mit anderen Laoten so gut ins Gespräch zu kommen wie mit den beiden. Vermutlich lag es natürlich an mangelnden Englisch Kenntnissen, aber ich denke auch, dass es in Zeiten von digitalen Übersetzern und Ähnlichem auch an fehlender Motivation und fehlendem Interesse sowie Schüchternheit lag. So bleiben uns die beiden aber umso besser als positive Begegnungen im Gedächnis.
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