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Stadtstress und Agrarvergnügen

Luang Prabang

geschrieben von Timo

Luang Prabang ist der Inbegriff des Backpackerortes in Südostasien. Vermutlich alle Laos Reisende kommen hier her. Wir waren hier im Juni in der Nebensaison. Trotzdem fühlte es sich an wie ein Ort voller, weißer Touristen. Unser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass wir am zweiten Abend zusammen mit unseren neuen, Israelischen Freunden zur Bowlingbahn fuhren, die sich als ultimativer Partytreff herausstellte. Daran waren mehrere Sachen erstaunlich. Erstens war es schön nach über 24 Stunden mal wieder Spaß zu haben, da wir immer noch an unserem physischen Konflikt mit dem Tuk Tuk Fahrer am Vortag zu knabbern hatten. Zweitens dass wir dennoch wieder mit einem Tuk Tuk fuhren. Unsere Freundin Gili vereinbarte aber alles mit dem Fahrer und es gab keine Probleme. Und drittens dass in der vollen Halle mit viel zu lauter, westlicher Partymusik die einzigen Laoten die Gäste bedienten. Unsere Israelitin identifizierte viele andere Israelis auf der Anlage anhand des geselligen Ganges und natürlich der Sprache, die hier jedoch schwer zu verstehen war. Es gab einige Bowlingbahnen voll mit feiernden Briten und auch ein betrunkener Norweger stellte sich uns vor. In der Stadt hörten wir außerdem viele Französische Touristen und natürlich auch ein paar Deutsche. Das Bowlen brachte trotz leicht schiefer Bahn viel Spaß. Franzi gewann gleich drei Mal und ich immerhin auch einmal jeweils mit über hundert Punkten.  

Schicke, Französische Brötchentüte für leckere Schokocroissants aus dem Le Banneton
Schicke, Französische Brötchentüte für leckere Schokocroissants aus dem Le Banneton

Auch ansonsten genossen wir die Kombination aus westlichem mit Laotischem. Kulinarisch gab es einige Highlights. Der Ableger oder die Kopie des Italienischen Restaurants Il Tavolo verkaufte uns gleich dreimal leckere Pizza frisch aus dem Steinofen. Beim dritten Anlauf schaffte es die Laotische Kellnerin sogar keinen neuen Plastikstrohhalm in unser Getränk zu stecken und freute sich auch selber darüber. Ebenfalls war die Französische Bäckerei Le Banneton um die Ecke von unserer Unterkunft ein Highlight, da es hier nicht zur leckeres Gebäck gab, sondern auch aus Europa importierten Aufschnitt wie Käse und Wurst und auch einige weitere, Europäische Produkte wie guten Honig, Marmelade aber auch Sonnencrème, die hier manchmal schwer zu finden sind. Und auch sonst gab es viele gute Restaurants und Cafés, die wir besuchten. Entweder wurde hochwertiges Laotisches Essen für die Gäste in schickem Ambiente serviert oder es gab eine Fusion von Elementen beider Seiten, die oft sehr gelungen war. 

Das gemütliche Frühstück ließen wir uns nicht von unserem ungemütlichen Gastgeber kaputt machen.
Das gemütliche Frühstück ließen wir uns nicht von unserem ungemütlichen Gastgeber kaputt machen.

Nachdem wir auf der Bowlingbahn Spaß gehabt haben, waren wir wieder etwas aufgelockert, so dass wir an unserem dritten Tag in Luang Prabang erstmals wagten uns etwas umzuschauen. Das Frühstück, das es jeden Tag auf unserer Terrasse serviert wurde, war immer etwas unangenehm, da der Vietnamese, der hier Rezeptionist ist und mit dem wir schon seit dem ersten Abend nicht gut gestellt waren, es uns täglich servierte. Dabei erwähnte er häufig wie schlecht es ihm doch gehe, was sicherlich auch stimmt, aber er vielleicht eher seinen Freunden als seinen Kunden erzählen sollte. Mitleid hatten wir nach dem schlechten Start keines mit ihm. Das Frühstück sah zwar nicht ansatzweise so traumhaft aus wie auf den Fotos im Internet von dem Hotel, aber es schmeckte ganz gut und vor allem die Tatsache, dass man es auf der überdachten Terrasse bekam, machte es sehr gemütlich. Es gab sogar eine Filterkaffee Maschine an der Rezeption für das Frühstück, was an sich ein starkes Upgrade ist gegenüber dem Pulverkaffee, den man sonst überall bekommt. Tatsächlich schaffte der Rezeptionist es durch starke Beschränkung der verfügbaren Menge und die Unklarheit wie viel einem zusteht auch hier ein wenig ein gutes Erlebnis zu verhindern. 

Wiedertreffen mit der Badehose nach über einer Woche und 200 km weiter nördlich.
Wiedertreffen mit der Badehose nach über einer Woche und 200 km weiter nördlich.

Nachts schlief er übrigens neben der Rezeption auf einer Matratze auf dem Boden. Als wir los wollten, fing ein sehr starker Regenschauer an, den wir gut unterhalten auf der Veranda beobachteten ehe wir los gingen. Mit Hilfe unseres Rezeptionisten aus Vang Vieng am Telefon und einem weiteren Tuk Tuk Fahrer schafften wir es zu einem Logistikbetrieb etwas außerhalb zu kommen, in dem Franzi tatsächlich freudestrahlend ihre Badehose wieder in Empfang nehmen durfte. Der Rezeptionist hatte diese aus Vang Vieng auf eigene Kosten im Paket hier her schicken lassen, nachdem wir sie dort vergessen hatten. Vielen Dank nochmal dafür! 

Der Tuk Tuk Fahrer brachte uns auf Nachfrage noch wie vereinbart zum Textilmuseum, das mal wieder ein sehr spannendes Museum war. Es ging sehr viel um die verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Laos, von denen es so einige gibt. Dabei wurden die speziellen Trachten und Gebrauchsgegenstände der Gruppen anhand echter Objekte und Erklär Tafeln vorgestellt. Besonders spannend fand ich die Sonderausstellung "Claiming Inspiration". Dabei ging es um ein konkretes Beispiel, in dem ein Italienischer Modekonzern eine traditionelle Tracht einfach kopierte und mit anderen Materialien und ohne Kennzeichnung als hippe Sommermode in der ganzen Welt verkaufte. Ein Team aus Anwälten und Mitarbeitern des Textilmuseums und einer Organisation zum Schutz der Traditionen in Laos ging daraufhin gegen den Modekonzern vor, um entweder eine Beteiligung an den Gewinnen zu erreichen oder zumindest zu unterbinden, dass der Konzern mit ihren traditionellen Trachten Profit generieren kann, ohne sie je um die Rechte gebeten zu haben. Der Konzern stritt natürlich alles ab bzw. Reagierte wenig bis zu dem Moment, in dem eine Social Media Kampagne öffentlichkeitswirksam aufgesetzt wurde, die das Vergehen des Konzerns präsentiert. Daraufhin wurde mit einem Prozess gedroht. Im selben Raum wurden auch noch weitere Fälle aus der ganzen Welt vorgestellt, bei denen Konzerne einfach das geistige Eigentum von Ethnien dieser Erde ungefragt genommen haben, um damit erfolgreiche Produkte zu entwickeln. Der letzte Teil des Museums, noch hinter dem Shop mit vielen lokal erzeugten Produkten, war der interaktive Teil, in dem man testen konnte, ob man erkennt ob Produkte handgefertigt sind oder industriell gefertigt, um entsprechend das eigene Einkaufsverhalten zu steuern, oder ob man an einer Pappe mit einem Faden seine Webkünste an einem Mini- Webstuhl umgesetzt bekommt.

Klare Kennzeichnung des Weges durch die privaten Hinterhöfe einiger Anwohner
Klare Kennzeichnung des Weges durch die privaten Hinterhöfe einiger Anwohner

Praktischerweise war neben dem Museum ein Schneider, der meine viel benutzte Baumwollhose nähen konnte, da sie am Knie komplett aufgerissen war. Direkt hinter dem Museum ging es den Berg Phu Si hinauf, auf dem ein buddhistisches Kloster sitzt, aber auch ein toller Blick auf die Stadt ergattert werden kann, die vom großen Mekong und dem kleineren Nam Khan begrenzt wird. Statt eines Sonnenunterganges sahen wir Nebel in den fernen Bergen hängen und die beiden trägen, braunen Flüsse, die am Zipfel der Altstadt in der Nähe unseres Hotels miteinander fusionieren. Auch wegen des Stresses, den wir vor Ort mit anderen Leuten hatten, stritten wir uns auch immer wieder gegenseitig. Zum Glück konnten wir uns aber auch wieder vertragen und ließen den ersten richtigen Tag in der Stadt mit einigem Fast Food und den Israelis auf dem Nachtmarkt ausklingen. 

Blick vom Phu Si auf den Nam Khan und die entfernten, nebligen Berge
Blick vom Phu Si auf den Nam Khan und die entfernten, nebligen Berge

Die Hauptattraktion der Welterbe Altstadt sind die vielen hölzernen Gebäude- viele im Französischen Kolonialstil-, aber auch viele Wats, also buddhistische Tempel mit Mönchen in orangenen Roben. Wir besuchten in den folgenden Tagen viele der Wats. Auch das Nationalmuseum war mit dabei, das auch ein Wat beherbergt, aber auch den Sitz den royalen Herrschers von Luang Prabang, der hier noch im 20. Jahrhundert seinen Sitz hatte bis die kommunistische Revolution siegte und die Macht im ganzen Staat übernahm und alle Regierungsaufgaben nach Vientiane verschob. In den Wats konnte man viel Handwerkskunst entdecken wie hölzerne Figuren, die vergoldet waren. Die meisten Figuren stellten natürlich den Buddha da, aber auch Tiere und Legendengeschichten konnte man erkennen. Manchmal wurden die Geschichten auch als Mosaike aus buntem Glas präsentiert, was eine spannende Abwechslung war. Schön sind auch die Französischen Kolonialhäuser, die besonders abends nett beleuchtet sind und von denen sich hier eines an das andere reiht. Abends lernten wir mehr über die Legenden der Stadt.

Gemütliches Kleintheater mit Spinne hinter der Bühne
Gemütliches Kleintheater mit Spinne hinter der Bühne

 Bei Garaveks Storytelling saßen wir mit einer Handvoll anderer Interessierter in einem kleinen, dunklen Raum, der durch schwarze Vorhänge begrenzt war. Es gab eine kleine Bühne mit zwei Stühlen, auf der wohl die Protagonisten sitzen würden. Ich war ganz nervös, da hinter dem einen Stuhl eine riesige Spinne am Vorhang hing und ich mir unsicher war ob sie echt oder gefährlich sei. Als der junge Erzähler und der noch jüngere Musiker eintraten, entdeckte der Erzähler die Spinne und schlug sie fix mit dem Holzklöppel seiner Trommel tot. Dann erzählte er viele, unterschiedliche, lokale Geschichten, die die Herkunft der Berge und Flüsse im Volksmund begründen. Viele der Geschichten waren recht brutal und trotz des guten Englisch des Mannes verstanden wir nicht alles. Dennoch war es eine gemütliche Atmosphäre während sich Erzählungen und immer wieder dieselben Töne auf zwei Instrumenten abwechselten.  

Der nächste Tag startete sehr früh und wir machten das, was vielleicht alle Touristen in Luang Prabang mal machen, auch wenn es nicht mal im Lonely Planet, der sehr ausführlich von Luang Prabang berichtet, erwähnt war. Jeden Morgen vor sechs Uhr laufen die Mönche aus der Stadt aber auch aus Klöstern aus dem Umland durch eine Straße hinter unserem Hotel und sammeln Almosen in der Form von Klebereis in ihren großen Eimern ein. Obwohl es so viele Touristen in der Stadt gibt und alle spannend finden, was da passiert, gibt es keine einheitlichen Erklärungen wie man sich zu verhalten hat, um das Ritual richtig zu respektieren. 

Die scheinbar offiziellen Schilder erklären, dass man mit etwas Abstand fotografieren soll, keinen Blitz verwenden soll und sich angemessen kleiden soll, also Schultern, Knie und den Oberkörper bedecken. Vor Ort sprechen einen dann lauter Straßenhändler an, die Sticky Rice verkaufen, den man dann auf den aufgebauten Plastikhockern auf der einen Straßenseite an die Mönche geben kann. So kann man sich als Tourist scheinbar am Ritual beteiligen und einige Chinesische Touristengruppen machten auch genau das. Ansonsten saßen oft ältere, lokale Frauen alleine auf Hockern und übergaben ihren Reis den Mönchen. Ich fand es komisch mich zu beteiligen und beobachtete alles im sicheren Abstand von der anderen Straßenseite während Franzi viele Bilder schoss, von dem Ritual, das wegen der orangenen Mönchsroben und den schönen Wats im Hintergrund sehr ansehnlich ist. Wenn jemand den Reis nicht rechtzeitig in der Hand hatte, ging der Mönch an einem vorbei. Gesprochen wurde nicht. Später lasen wir in der Karte eines schickes Restaurants, das man sich nicht an der Zeremonie beteiligen soll, wenn man nicht gläubiger Buddhist ist, da es ein rein religiöses Ritual ist. Auch hörten wir, dass die Mönche sich primär von Essensspenden an ihren Tempel ernähren und der Reis gar nicht unbedingt von ihnen gegessen wird, sondern ggf. weiter gegeben wird an Bedürftige. Unterm Strich ist alles sehr verwirrend und es bleiben einige Fragezeichen zu dieser täglichen Zeremonie für die Luang Prabang berühmt ist. 

Vorbereitung des Bodens zum Pflanzen der Reiskörner
Vorbereitung des Bodens zum Pflanzen der Reiskörner

Das absolute Highlight unseres Aufenthaltes in Luang Prabang war aber der Besuch eines Bauernhofes etwas außerhalb der Stadt. Die Tour war zwar recht teuer, aber das lag auch daran, dass sie wissen dass sie gut sind und es kein vergleichbares Angebot in der Region gibt. Wir wurden mit einem Tuk Tuk beim Hotel abgeholt und auf den Bauernhof gebracht. Genauer gesagt ist es eine Reis Farm im Tal unter einem grün bewachsenen Berg. Wir lernten unsere nette Gruppe aus weiteren Touristen kennen. Daraufhin bekam jeder von uns einen der typischen Hüte, die spitz zu laufen und aus Bambus geflochten sind. Sie sind zwar recht schwer, aber so sieht man natürlich aus wie ein echter Reisbauer. Mit unserer Impfung gegen Japanische Enzephalitis waren wir ja ebenfalls vorbereitet, wobei es die ja vor allem auf den Reisfeldern in Vietnam geben sollte. Vor der Abfahrt hätte ich allerdings auch nicht gedacht, dass wir so nah an das Gefährdungsgebiet dieser Krankheit heran kommen würden wie es nun der Fall war. Im Folgenden gingen wir die über zehn Schritte des Reisanbaus, seiner Ernte und Weiterverarbeitung durch. Zunächst suchten wir die richtigen Reiskörner aus dem letzten Anbau heraus und mixten sie mit etwas Salz und Wasser. Daraufhin ging es auch schon zum spannendsten Teil des praktischen Erklärungsprozesses. Die Flip-Flops wurden abgestreift und es ging aufs Feld hinaus. Zunächst standen wir noch auf dem matschigen, mit Gras bewachsenen Erdwall, der ein Reisfeld umgibt und sahen unserem sympathischen Führer zu wie er die Reiskörner im überschwemmten Feld stehend im Boden versenkte.

Säen
Säen

Dann waren wir allerdings dran und wir sanken einer nach dem anderen fast bis zu den Knien im Wasser bis unsere Füße den matschigen Boden berührten, der sehr an das Wattenmeer erinnerte. Während des Watens durch das Feld streuten wir unsere Reiskörner auf einen angehäuften Matschberg, so dass an dieser Stelle auch mal Reis wachsen würde. Da wir natürlich nur einen halben Tag Zeit hatten, wurde im Wachstumsprozess der Reispflanze etwas vorgespult und wir gingen auf einen anderen Acker, auf dem schon knallgrüne Gräser auf dem Reiskorn entsprungen waren. Tatsächlich dauert das weniger lange als ich dachte, aber trotzdem mehr als ein paar Minuten und auch mehr als ein paar Tage. Jeder bekam einen Batzen Erde mit einer Reispflanze in die Hand und es ging barfuß weiter über den festen Matsch zum nächsten bewässerten Acker. 

Hier musste nun zunächst mal gepflügt werden ehe man die Pflanzen, die wir in der Hand hielten, erneut in die Erde stecken konnte. Das Pflügen war schon vor dem Tag mein Highlight dieser Tour gewesen und nun war es so weit. Susan stand schon mit einem Mitarbeiter im nassen Feld und wartete auf uns. Hinter ihr war ein hölzerner Pflug mit Metallschiene über Riemen mit ihr verbunden. Sie kackte nochmal heftig in das bewässerte Feld ehe der erste Tourist vom sicheren Matschufer in das knietiefe Wasser auf grauem Schlamm vermengt mit Wasserbüffelkot und –urin hinein treten durfte und eine Runde mit Susan dem Wasserbüffel und dem Pflug drehen durfte. Vermutlich hat das Pflügen wenig gebracht, da alle die es versucht haben mehr darauf konzentriert waren die Schritte so zu setzen, dass man nicht in den Schlamm fällt und gleichzeitig mit Susan Schritt zu halten, damit sie nicht mit dem Pflug davon marschiert.

Theoretisch muss man wohl mit den Armen noch eine Bewegung machen, damit das Feld wirklich gepflügt ist. Nichts desto trotz fühlte es sich nach harter und authentischer Arbeit an und deshalb drehten Franzi und ich auch jeweils eine Runde mit Susan. Mit komplett matschigen Füßen ging es ins nächste bewässerte Feld, das wohl schon gepflügt war und hier setzten wir unsere Sprösslinge nun wieder in die Erde. Unser Guide erzählte uns, dass sein Großvater das Bewässerungssystem aus den umliegenden Bergen und Hügeln angelegt hatte, so dass man nun steuern konnte wie das Wasser durch die Felder fließt. Wir spulten im Kopf wieder einige Zeit vor, und schwups die wups war der kleine, grüne Spross zu einer großen, grün-gelben, hüfthohen Pflanze gewachsen, die aussah wie Getreide. Angeblich kann man den ganzen Prozess mehrmals jährlich durchlaufen, wobei die Ernte nach der starken Regenzeit von November bis Januar die größten Erträge bringt.

 Oben an der Pflanze finden sich die neuen Reiskörner wieder. Mit einer Sichel durfte jeder Freiwillige einen Bündel Halme abschneiden und folglich in der Mitte zu einem Bund verknoten, das wir zurück zum Gebäude nahmen. Daraufhin durften auch die Füße wieder gewaschen , die Hüte abgelegt werden und ich konnte mir nach der harten Zeit auf dem Feld einen Kaffee gönnen, während wir zuschauten und selber ausprobierten aus Bambusstreben eine Figur zu basteln. Einige Männer der Familie sind für die Erstellung der Bambushüte zuständig aber auch für die kleinen Behälter, in denen der Sticky Rice, der hier angebaut wird, am Ende des Tages dem Essenden serviert wird. Nach dem kurzen Durchschnaufen ging es weiter mit der körperlichen Arbeit.

Bastelkunst mit der Universalressource in Südostasien
Bastelkunst mit der Universalressource in Südostasien

Auf einem schrägen Holzbrett wurde die trockene Pflanze ausgeschlagen, so dass die Reiskörner aus ihren Schoten fielen. Daraufhin wird alles zusammen gefegt und die Reiskörner aufgesammelt. Uns wurden unterschiedliche Transportgefäße der unterschiedlichen Ethnien in Laos präsentiert. Spätestens jetzt wird die Ernte auf den Hof gebracht, wenn dieser nicht neben dem Feld liegt. Dort finden sich dann einige Maschinen an, mit denen der Reis weiter verarbeitet wird. Wir durften zwei ausprobieren. Mit einer riesigen Holzwippe mörserten wir die Reiskörner, so dass sie aus ihren Schalen herauskamen. Durch geschicktes Schwingen eines Tellers kann die Frau (Männer können das anscheinend nicht, zumindest musste auch hier die sonst nicht anwesende Schwester des Guides es vormachen) die alten Schoten herunter schleudern, so dass nur noch die geschälten Körner übrig bleiben.

Alle fanden das Wippen sehr anstrengend für Bein und Oberschenkel. Eine weitere Maschine aus Holz bewegte zwei Steinplatten zwischen denen die Reiskörner platziert worden waren, so dass sie weiter zerkleinert wurden. Nun war es endlich soweit und die konnten in einem großen Bambuskorb in einen Metalltopf über dem Feuer gestellt werden, wo sie kochten während wir uns noch einer dritten Maschine zuwendeten, die wir allerdings schon kannten. Das große Holzgerät, an dem man im Kreis einen Holzbalken schiebt, damit in der Mitte zwei Holzkolben die Zuckerrohrstangen zerquetschen und den Saft freigeben, war uns schon im Amazonas Regenwald von den Indigenen in Bolivien gezeigt worden. Den Saft genossen wir natürlich trotzdem wie beim ersten Mal.

Mösern des Reis mit großem Gerät
Mösern des Reis mit großem Gerät

Es hatte wohl keiner das teure Mittagessen im Anschluss gebucht, aber wir durften eine Portion Sticky Rice genießen und bekamen auch noch andere Reissnacks. Insbesondere eine Art Reiswaffel schmeckte hervorragend, da der scharfe Dip so ein Gaumenschmaus war. Gut dass Franzi ihn nicht essen konnte. Eine Amerikanische Mutter staunte noch über Franzis unglaublich schöne Augen und darüber, dass sie mit drei Wochen Südostasien nicht die am längsten Reisenden am Tisch waren. Gut dass sie nur ein anderes Pärchen fragte und nicht uns, da diese nur ein paar Monate unterwegs waren und sie davon schon sehr erschrocken und überrascht war. Nach der verdienten Stärkung ging es mit dem Tuk Tuk zurück zur Unterkunft. The Living Land ist wirklich ein toller Ort, um über das wichtigste Produkt der Laotischen Landwirtschaft auf spielerische Weise zu lernen. Es war genauso spaßig und informativ wie erhofft. Jeder bekam sogar noch eine Urkunde fürs Reispflanzen in Luang Prabang überreicht. 

Kinder spielen im Fluss
Kinder spielen im Fluss

Trotz einiger Reibereien und einigem Stress konnte sich Franzi am letzten Abend, der zugleich den ersten der nahenden EM darstellte, noch dazu durchringen ihre Tipps im Familientippspiel abzugeben. Es lohnte sich, denn bis zum Ende spielte sie um den Sieg mit. Luang Prabang ist wirklich eine schöne, wenn auch etwas zu touristische Stadt, die uns mit seinen Buddhistischen Attraktionen, einigen kleineren und größeren Streitereien und natürlich dem wunderbaren Reispflanzen und –ernten mit Susan in Erinnerung bleiben wird. 

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