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Reisen kann so angenehm sein

Ban Houayxai

geschrieben von Timo

Vorbereitung für 2 Tage Bootsreise. Sandwiches mit leckeren, Französischen Zutaten
Vorbereitung für 2 Tage Bootsreise. Sandwiches mit leckeren, Französischen Zutaten

Vanfahrten in Laos sind absolut schrecklich wie man den vorherigen Artikeln schon entnehmen kann. Umso mehr freute ich mich auf unsere zweitägige Mekongfahrt von Luang Prabang über Pak Beng, wo man in einer Unterkunft nächtigen muss, nach Ban Houaixay an der Grenze zu Thailand. Die Fahrt dauert zwar ähnlich lange wie Fahrten mit dem Van mit der selben Strecke, aber es wurde auch auf dem langen Holzboot sofort klar, dass es viel komfortabler ist. Da es gerade absolute Nebensaison ist u.a. wegen der Regenzeit, auch wenn es seit 2 Tagen nicht mehr geregnet hat und die Temperaturen viel angenehmer sind als noch Ende April, war das Boot mit nur etwa 30 Passagieren belegt statt etwa 100 in der Hauptsaison. So hatten wir eine Sitzgruppe aus lackiertem Holz mit Sitzpolster für uns zu zweit, wo sich sonst vielleicht die Besucher etwas stapeln. So konnte man sogar die Beine ausstrecken, auch wenn man sich damit in Laos nicht sicher sein kann, da es wohl beleidigend ist die Füße auf jemanden zu richten. Insbesondere Buddha Statuen mögen es gar nicht, wenn man sein unterstes Körperteil auf sie richtet. Auch das Kartenspielen an Bord klärten wir lieber mit einem Mitarbeiter ab. Glücklicherweise wurde es genehmigt nachdem wir darauf hinwiesen, dass wir nicht um Geld spielen, was in Laos illegal ist.

Unser Slowboat an Tag 1
Unser Slowboat an Tag 1

Das wunderbare an der Bootsfahrt ist, dass man sich frei bewegen kann und es weder besonders kurvig wird noch heftige Schlaglöcher gibt. Ganz geschmeidig wird man durch die große, braune Suppe namens Mekong zwischen den saftig grünen Hügeln mit gelegentlichen schroffen Karststeinwänden befördert. Im Wasser steuert man auch immer mal wieder durch Steingruppen hindurch, bei denen es durchaus eine heftige Strömung geben kann, der das lange Boot aber locker gewachsen ist. Die ersten anderthalb Stunden staunte ich über die schönen Aussichten und das angenehme Fahrterlebnis. Unangenehme Begleitumstände wie der Quam aus dem Mund und das Gedudel aus dem Smartphone des Mannes, der hinter mir saß, verschwanden bei Abfahrt im Lärmpegel des Motors und dem Fahrtwind. Wir fuhren deutlich schneller als ich gedacht hätte, aber dennoch waren wir den ganzen Tag unterwegs. Daher rührt auch der Name Slowboat, den dieses Gefährt hat. Das gegenteilige Speedboat soll es auch geben und es soll laut Lonely Planet und Auswärtigem Amt sehr gefährlich sein.

Schöne Natur, die von den Chinesen langsam mit effektiver Infrastruktur durchdrungen wird
Schöne Natur, die von den Chinesen langsam mit effektiver Infrastruktur durchdrungen wird

Im Slowboat gab es immerhin sogar Schwimmwesten, die vielleicht gerade so für alle Gäste reichen. Immer wieder sah man Wasserbüffel an Ufer baden und auch Müll trieb viel im großen Fluss. Zweimal fuhren wir unter der riesigen Brücke der modernen, Chinesischen Eisenbahn nach Yunnan durch und einmal sahen wir sogar einen Schnellzug drüber fahren. Ein Uferabschnitt, der extrem industriell bearbeitet wurde und wo nicht mehr viel vom grünen Hügel übrig war, tippte ich auch als Eigentum Chinesischer Firmen. Die Laoten sah man als einfache Leute am Ufer oder auf den Hügeln. Viele Passagiere unseres Bootes stiegen unterwegs aus an Orten, die nicht mal Dörfer waren. Eine ältere Frau wurde vermutlich von ihrem Gatten abgeholt und strahlte als sie in seinem Boot, das an unserem Boot angedockt hatte, davon fuhr.  

Der Chinasender war nicht so stark wie die Chinabrücke- aber immerhin gab es ihn
Der Chinasender war nicht so stark wie die Chinabrücke- aber immerhin gab es ihn

Wir waren nicht im besten Zustand auf dem Boot angekommen. Völlig unnötigerweise wurde uns gesagt, dass wir bereits um 6:00 Uhr abfahrbereit sein müssen. Schließlich wurden wir um 06:40 Uhr abgeholt und fuhren dann noch durch ganz Luang Prabang um andere Passagiere abzuholen. Einer wurde sogar noch ins weit entfernte Busterminal gebracht und erst nach gut einer Stunde im ungemütlichen, offenen Sammeltaxi erreichten wir zum Glück das Fährterminal, da unser Fahrer keinen Unfall gebaut hatte, auch wenn er mehr aufs Handy guckte, das er meistens mit beiden Händen fest hielt, als auf die Straße. Dort warteten wir dann noch eine Stunde im Boot bis zur regulären Abfahrtszeit. Also 1,5 Stunden hätten wir locker später vom Hotel abfahren können als wir startklar waren. Das wäre durchaus nett gewesen, da ich um sechs Uhr morgens, bei der eigentlichen Öffnungszeit der leckeren, Französischen Bäckerei, bereits bei dieser auf der Matte stand und auf mein Gebäck drängte, während das Personal mich wieder los werden wollte, da es noch nicht so weit war.

So wurde dieser Artikel im Slowboat geschrieben
So wurde dieser Artikel im Slowboat geschrieben

Natürlich hatten wir am Vorabend als Schokocroissants und Baguettes ausverkauft waren, gefragt ob es diese am folgenden Tag um sechs Uhr geben würde. Aber wir sind natürlich noch in Laos auch wenn die Bäckerei Französisch erscheint und auch sehr lecker war. Franzi schmierte uns dann noch den leckeren und teuren Schinken und Kümmelkäse aus dem Shop der Bäckerei auf die Baguettes, damit wir etwas leckeres für unterwegs haben würden. Sie hatte immerhin fünf Stunden etwas unruhig geschlafen, während ich mir den Wecker auf 1:30 Uhr gestellt hatte und Deutschlands Eröffnungsspiel gegen Schottland schaute. Ich hatte uns ein Monatsabo bei Nord VPN geholt, so dass ich den ZDF Stream schauen konnte. Das Spiel lief auch auf einem Chinesischen Sender im schlechten Fernseher, aber ich bevorzugte den Deutschen Kommentar trotz einer ruckeligen Übertragung samt Internetausfall in der zweiten Hälfte.

Der fehlende Nachtschlaf wurde teilweise auf dem Boot nachgeholt
Der fehlende Nachtschlaf wurde teilweise auf dem Boot nachgeholt

Dennoch sah ich fast alle Tore so live es geht. Franzi wachte ab und an kurz auf, wenn ich mich im Dunkeln bewegte. Auf dem Boot hatte sie dann aber das deutlich größere Schlafbedürfnis. Mal schauen wann meine 2 Stunden Nacht mich zurückwerfen wird. Im Moment plane ich nur die Deutschen Spiele zu schauen und von den anderen die Highlights auf YouTube anzusehen. Der Katarische Sender beIn Sports zeigt in Laos und Thailand stets gute Zusammenfassungen. Da die Spiele alle erst zwischen 20 Uhr und 2 Uhr nachts beginnen, würde es die Reise untergraben, wenn ich alles schauen würde. Mich hat aber auf jeden Fall das EM Fieber gepackt. Besser als andere Fiebervarianten in den Tropen.  

Gemütliches Ambiente für das Abendessen
Gemütliches Ambiente für das Abendessen

Im Gegensatz zu unseren neuen, Englischen Freundinnen auf dem Boot zog es uns in ein Luxusresort. Eigentlich hatten wir überlegt zusammen zu einer stabilen Unterkunft zu gehen, doch die beiden ließen sich von einem der penetranten Hotelschlepper am Pier mitnehmen, der ihnen ein Zimmer mit Klimaanlage für unter 5€ die Nacht versprach. Der Preis stimmte auch, aber Eidechsenkot und tote Bettwanzen auf den Kissen sorgten dafür, dass sie weiter zogen. Später aßen sie noch in einem Restaurant, in dem sie Sticky Rice in einem Bambuskorb bekamen, der unten komplett verschimmelt war. Sie mussten zwar nicht zahlen und der Kellner entschuldigte sich, aber dennoch ging es ihnen am nächsten Tag schlecht. Wir hingegen wurden mit einem Begrüßungsgetränk auf einer fantastischen, überdachten Terrasse über dem Mekong empfangen. Das wäre auch eine super Hochzeitslocation wie unser Lieblingspark in Santa Cruz de la Sierra. Über eine schicke Holztreppe ging es ins obere Stockwerk des Gebäudes, das von einem riesigen Dach geschützt wird. Unser hübsches, hölzernes Zimmer hatte eine Terrasse mit Mekong Blick und eine Schiebetür, mit der man fast die gesamte Fensterfront zum Mekong öffnen konnte. Das machten wir aber nur kurz auf Grund der zahlreichen Moskitos.

Swimming Pool with a view
Swimming Pool with a view

Unser Bett hatte eine Trennwand am Kopfende, die die Begrenzung zum offenen Badezimmer darstellte, das eine kleine Duschkabine und eine kleine Toilettenkabine umfasste. Die Rückseite der Trennwand war ein Schrank. Auf Grund des Zimmeraufbaus konnte man beim Zähneputzen im Kreis um das Bett herum spazieren gehen. Sonst laufe ich dabei meistens nur auf und ab. Wir richteten uns schnell ein und dann ging es auch schon zum Swimming Pool weiter unten am Hang, der der am besten gepflegte Swimming Pool seit langem war. Wir sprangen ins klare Wasser, in dem nur ein paar vereinzelte Insekten das harmonische Bild störten. Franzi rettete einige von ihnen ans Ufer. Unter uns floss die braune Mekong Suppe. Als es dunkel war, flogen einige Glühwürmchen um den Pool herum und blitzten regelmäßig hell auf . Auch vereinzelte Fledermäuse flogen über unsere Köpfe. Später gab es ein schönes Abendessen auf der traumhaften Terrasse bei unserem Zimmer, wo wir die einzigen Gäste waren, und alle Angestellten nur uns bedienten. Das zweite EM Spiel lief und damit das erste, das ich nicht schaute. Stattdessen lauschten wir dem Laotischen Gesang, der sehr dem Isan Gesang aus dem Nordosten Thailands glich. 

Auch das Frühstück am selben Ort wie das Abendessen hat etwas
Auch das Frühstück am selben Ort wie das Abendessen hat etwas

Natürlich war es morgens wieder etwas stressig, aber nach der zwei Stunden Nacht zuvor waren die 7 Stunden Schlaf im sehr bequemen Bett sehr wohltuend. Das Frühstück war vor allem wegen des tollen Ausblicks von der Terrasse wunderbar. Wir stopften uns rasch alles rein was uns gebracht wurde. Wir waren schon etwas gestresst, als der super freundliche, serviceorientierte Rezeptionist erst das Tuk Tuk rief als wir schon 10 Minuten zu spät waren für die Abfahrtszeit. So viel Service und Denken wie der Gast wie hier, hatten wir noch gar nicht in Laos erlebt. Der Fahrer kam schnell und schließlich fuhr das Boot doch erst knapp eine Stunde später ab als wir ankamen. Das Boot war eine große Enttäuschung nach dem Vortag. Zwar war der Typ gleich, aber statt mit gepolsterten Holzbänken an Tischen gefüllt zu sein, standen hier nur reihenweise, marode und lockere Bus Sitze. So gestaltete sich auch die Fortführung des Wizard Spiels schwierig. Auch fühlte ich mich unwohl mich auf den zwei Sitzen, die ich beanspruchte, auszustrecken, da zwei minderjährige Mönche gegenüber von mir Platz genommen hatten

Das Boot an Tag 2- wesentlich weniger gemütlich aber immer noch viel besser als eine Busfahrt
Das Boot an Tag 2- wesentlich weniger gemütlich aber immer noch viel besser als eine Busfahrt

Füße in Richtung Mönch soll ja fast so schlimm sein wie Füße in Richtung der Buddha Statue. Die beiden saßen auch sehr diszipliniert wie vorgesehen auf dem Stuhl. Andere Laoten schmissen ihre Plastikflaschen und Dosen in den Mekong. Laut der gastfeindlichen, Laotischen Hinweisschilder machen das ja eigentlich nur die bösen, Weißen Touristen und die Laoten leiden so sehr darunter, wie durch die entsetzten Gesichter der Karikatur untermauert wird. Mich macht es richtig wütend zu sehen wie die Menschen so offensichtlich ihre Umwelt zerstören, auch wenn sie es vermutlich nur tun, da sie nicht wissen was sie anrichten. Auf dem ersten Boot am Vortag hatte es an jedem Tisch Mülleimer gegeben und Hinweisschilder, dass es 20€ kostet den Mekong zu verschmutzen. Auf dem zweiten Boot gab es keine offensichtlichen Hinweisschilder und Mülleimer. Unsere größte Sorge waren allerdings Franzis Symptome für eine Blinddarmentzündung.

Ankunft in der Grenzstadt- die ersten Hochhäuser seit langem
Ankunft in der Grenzstadt- die ersten Hochhäuser seit langem

Eine Blinddarmoperation auf der Reise reicht doch eigentlich. Aber alles was sie beschrieb, erinnerte mich an meine Symptome. Schon zwei Monate hat sie Schmerzen im Arm, seit einem Monat angeschwollene Lymphknoten an der Brust und in der Wange und nun neben Verdauungsproblemen auch leichte Schmerzen im rechten, unteren Bauch. Wir fahren heute an die Grenze Thailands und wollen vor unserer Rückkehr eigentlich nochmal in den Dschungel zur Gibbon Experience in die Baumhäuser und auf die Ziplines. Einiges deutet aber darauf hin, dass wir schnell ein Thailändisches Spital aufsuchen sollten. 

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