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Abenteuerliche Klassenreise in ein Karen Bergdorf

Ban Mae Na Chang

geschrieben von Timo

Zwei Wochen vorher hatten wir Nop kennen gelernt. Nop ist Mönch in einem Kloster bei Chiang Mai und hat wie wir an den "Monk Chats" im Wat Chedi Luang teil genommen, wo wir ihn kennen gelernt haben. Er ist 21 Jahre alt und seit sieben Jahren Mönch. Er spricht gutes Englisch und ist sehr sympathisch, aufgeschlossen und lebt ein ähnlich modernes Leben wie wir z.B. auch mit Smartphone. Nach einem langen und interessanten Gespräch hatte er uns eingeladen in sein Heimatdorf in der Provinz Mae Hong Son zu kommen und dort ein paar Tage zu bleiben. Er gehört der Ethnie der Karen an, die ihre eigene Sprache haben und ursprünglich aus dem Gebiet des heutigen Myanmar stammen. Wir waren direkt begeistert ihn zu besuchen, da es wie ein ähnliches Abenteuer abseits der touristischen Pfade klang wie damals bei den Mennoniten. Allerdings tüftelten wir noch lange mit einer Excel Tabelle herum wie wir kein wichtiges EM Spiel verpassen würden und gleichzeitig den Dorfbesuch realisieren könnten. So lagen schließlich zwei Wochen zwischen unserem Gespräch mit Nop und dem Tag der Abfahrt. Über WhatsApp waren wir noch in Kontakt geblieben und klärten so unter anderem, dass er uns die Tickets für den Van besorgt, der uns in die Nähe seines Dorfes bringen würde. Es hieß ständig, dass noch eine Italienerin mitkommen würde und dann wieder dass sie abgesprungen sei. Nop sagte uns auch, dass er sich wünschen würde, dass wir den Kindern an der Schule etwas Englisch beibringen könnten. Wir hatten einige Fragen dazu, aber wirklich klären konnten wir die nicht vor der Abfahrt. Angeblich sollten wir 60 Kinder unterrichten. Wir wussten schon, dass das eher im Chaos enden würde. Am Abend vor der Abfahrt erweiterte sich unsere WhatsApp Gruppe "Franzi, Timo & Nop" noch um eine Deutsche und eine Schweizer Telefonnummer. Hatte Nop noch weitere Besucher für den Ausflug gefunden? Uns war klar, dass das Erlebnis ganz anders sein würde, wenn nur wir und Nop fahren oder wenn noch andere Backpacker, erst recht wenn sie auch Deutschsprachig sind, mit dabei wären. Spät abends kamen dann nochmal eine Luxemburger Nummer und eine weitere Deutsche Nummer hinzu. Ich dachte bereits an eine Art Klassenfahrt während Franzi erst vor Ort erfuhr, dass gleich vier weitere Backpacker dabei sein würden. 

Spät wie immer erreichten wir das Terminal, wo der Fahrer gehetzt unser Gepäck auf dem Dach verstaute, während alle anderen Passagiere schon im Van saßen. Auch Nop und ein weiterer, junger Mönch namens Kim aus Vietnam, der mit Nop studiert, saß bereits im Auto und wir grüßten uns hastig ehe wir uns auch hinsetzten. Aus Gründen sollten Franzi und ich nebeneinander sitzen wie uns der Fahrer verdeutlichte. Dann saßen wir noch einige Zeit, in der der Fahrer gemächlich hin und her lief und einigen Leuten noch ein Getränk ausgab ehe es eine Viertelstunde später endlich losging. Van Fahrer sind wirklich auf der ganzen Welt ähnlich und werden nicht mehr meine besten Freunde. Chiang Mai ist eine flache aber sehr großflächige Stadt und die Mittagspause absolvierten wir nach über einer Stunde noch in einer Art Vorort von Chiang Mai. Dort lernten wir mit Luk und Alina zwei unserer "Mitschüler" kennen, die bei der Abfahrt bereits auf der Rückbank eingepfercht waren. Luk stammt aus Weinheim, wo heute meine Tante lebt und Alina stammt aus Basel und lebt nun aber in Zürich. Beide waren jünger als wir und wirkten sehr sympathisch und entspannt. Ich war beruhigt, dass wir zu diesem spannenden Ausflug immerhin keine Pai- Partytouristen dabei hatten. Wobei die anderen beiden Telefonnummern würden erst mit dem Van nach uns ankommen, da der mit dem wir fuhren bereits ausgebucht war. Nach der Pause fuhr der Van in die grünen Berge von Mae Hong Son an dem ein oder anderen Nationalpark vorbei. Immer wieder prasselte der Regen auf die Windschutzscheibe. Ich versuchte auf der kurvigen Straße etwas zu schlafen. Auf der anderen Seite angekommen im belebten Tal durch das die Straße 108 führt, machten wir noch einen Halt. Wir überzeugten Nop davon, dass wir schonmal Rückfahrttickets kaufen sollten. Nop hatte dafür plädiert die einfach später online zu kaufen. Wir hatten aber auch das EM Finale und unsere entsprechende Hotelbuchung für den Sonntag im Awanahaus in Chiang Mai in Kopf und wollten keine Unglücke riskieren. Tatsächlich war die Buchung der Rückfahrttickets komplizierter als gedacht. Zunächst wirkte es bei dem Gespräch zwischen der Verkäuferin und Np auf Thai so, dass es gar keine Tickets mehr gäbe. Dann erklärte er uns, dass es noch sechs Plätze gäbe, aber er und Kim auch zurückreisen wollten. Also müssten zwei von uns dann dort bleiben? Wir konnten ja schlecht für uns sechs Tickets besorgen und die zwei aus dem späteren Van im Dorf zurück lassen. Es stellte sich heraus, dass es noch einen früheren Van gab und so kauften wir zwei Plätze für diesen Van und noch sechs weitere im späteren Van. Das Abenteuer war schonmal gut ausgegangen, deutete aber auch schon das Level an Überraschungen an, das noch kommen würde. Auch die Frage wann wir zu Abend essen würden verunsicherte uns mehr, als dass es uns beruhigte. Franzi und ich hatten zum Glück Snacks mitgenommen, aber die anderen hatten schon sehr lange nichts mehr gegessen. Nops Aussage passte überhaupt nicht zu den Tatsachen wie Fahrtzeit laut Google Maps und nicht mal zu seinen eigenen Aussagen über die Fahrtzeit. Wir mussten nämlich an einer Polizeistation an der Landstraße aus dem Van aussteigen und die Straße von dort in die Berge nehmen. Angeblich sollte uns ein autofahrender Mönch aus dem Dorf von dort abholen kommen. Allerdings mussten wir natürlich noch auf die anderen Backpacker im späteren Van warten. 

Unsere Packsäcke sind leider nicht wasserfest, hielten aber etwas Nässe vom Backpack ab.
Unsere Packsäcke sind leider nicht wasserfest, hielten aber etwas Nässe vom Backpack ab.

Die Fahrt ging also weiter und schließlich stiegen wir mitten an der Landstraße aus. Immerhin gab es einen Unterstand, denn es regnete nicht wenig. Auch der Fahrer hatte keine Lust unser Gepäck im Regen vom Dach zu holen, merkte aber dass sein Vorschlag es dort zu lassen und es uns nicht wieder zu geben auch nicht auf Zustimmung treffen würde. Wir hatten zwar unsere Packsäcke ums Gepäck gemacht, aber diese waren auch nicht regendicht. So waren unsere Packsäcke und auch die Backpacks nass, aber immerhin waren die Klamotten verschont geblieben. Die Plane auf dem Dach war wohl nicht optimal hingelegt worden. Wir hängten unsere Packsäcke zum Trocknen auf, da wir ja noch mindestens eine Stunde warten mussten bis Vanessa und Maria mit dem nächsten Van kommen würden. Wir schauten uns ein wenig um, wobei Franzi lieber beim Gepäck blieb, um darauf aufzupassen. Tatsächlich waren hier aber kaum bis keine Menschen außer die gelegentlich vorbei fahrenden Autos auf der Landstraße.

Der Fahrer hätte uns auch mitgenommen aber wir lehnten dankend ab. Stattdessen wurde Nop zu einer Hochzeit in der Familie des Fahrers eingeladen.
Der Fahrer hätte uns auch mitgenommen aber wir lehnten dankend ab. Stattdessen wurde Nop zu einer Hochzeit in der Familie des Fahrers eingeladen.

 Ich fragte Nop ob erst der Mönch käme mit dem Auto, der uns abholen sollte oder doch erst der Van. Nop war sich sicher, dass erst unser Fahrer kommen würde. So hätte ich es auch organisiert. Irgendwann kurz bevor es dunkel wurde an der Landstraße kam der Van und brachte unsere beiden Mitreisenden vorbei. Nun war die Klassenreise perfekt. Alle sprachen sehr gutes Hochdeutsch außer den jungen Mönchen. Wir saßen im Unterstand und die Stimmung war gut, auch wenn die Mücken kamen und heftig und viel stachen. Nope erklärte uns, dass hinter den Bergen in die andere Richtung Myanmar lag und dass es dort gefährlich ist. Er begründete das mit Landminen, aber auch die aktuelle Situation macht es natürlich gefährlich. Das Dorf lag aber in die andere Richtung. Nop telefonierte nun immer wieder, aber den Fahrer konnte er nicht erreichen. Ein Pick-Up mit Schweinen auf der Ladefläche hielt an und der Fahrer unterhielt sich auf Karen mit Nop.

Warten im Unterstand auf den Abtransport gen Dorf. Wann haben wir zuletzt mal die Pullis genutzt?
Warten im Unterstand auf den Abtransport gen Dorf. Wann haben wir zuletzt mal die Pullis genutzt?

 Ich sah uns schon kurz mit den Schweinen zusammen ins Dorf fahren, aber Nop lehnte das Transferangebot des Mannes ab und auch die Einladung für eine Hochzeit am späten Sonntag, da wir dann schon wieder unterwegs sein würden. Wir gingen wieder in den Unterstand und Nop konnte den Fahrer nicht erreichen. Ein Unbekannter Typ im weißen T-Shirt kam vorbei, während wir uns zu sechst auf Deutsch unterhielten und fragte mich wo wir herkommen. Es wirkte wie Smalltalk, aber dann wollte er plötzlich unsere Pässe sehen. Das war sehr irritierend. Ich informierte die anderen darüber und fragte dann auch Nop, was er will, denn der telefonierte gerade. Nop wirkte auch irritiert und vermutete, dass der Polizist betrunken sei. Das schien mir möglich, allerdings musste man natürlich auch den Aufforderungen eines betrunkenes Polizisten nachkommen. Immerhin ist er ja weiterhin Polizist. Verunsichert zückten einige ihre Pässe. Aber wir wollten ihm die Pässe eigentlich nicht geben. Schließlich winkte er nach einem Gespräch mit Nop ab und sagte "Never mind".

Der Großvater von Nop in der Küche
Der Großvater von Nop in der Küche

Ich war noch leicht verunsichert aber auch erleichtert. Er lud uns noch ein, dass wir in seinem Büro auf das Auto warten können, aber nach mehrfachem Ablehnen zischte er endlich ab. Eine sehr unangenehme Situation. Schließlich wartete ein Pick-Up vor dem Wartestand auf uns und Nop erklärte uns, dass wir einsteigen sollen. Der eigentliche Fahrer hatte wohl eine Panne in einem Gebiet, in dem es kein Funknetz gibt und nun würde uns dieser Pick-Up bis zur Werkstatt mitnehmen, in der das eigentlich organisierte Auto gerade repariert wird. Das konnte einige Minuten bis mehrere Stunden dauern, da Nop bereits angekündigt hatte, dass die Fahrt auf der Bergstraße zu seinem Dorf zwei bis drei Stunden dauern würde. Wir saßen also alle auf der Ladefläche des Pick-Ups in der Dunkelheit mit unserem Gepäck. Franzi und ich setzten bei einsetzendem Regen Buffs und Regenjacken auf und ein und wurden schnell von den anderen beneidet, die erst die Fahrt auf der Ladefläche als tolles Abenteuer betitelten, aber nach einiger Zeit auch erste Probleme mit Kälte und Regen hatten. 

Nach nicht allzu langer Zeit erreichten wir die Werkstatt im Dunkeln in der ein Mechaniker mit einem Mönch mit Stirnlampe um einen Pick-Up mit überdachter Ladefläche herum stand. Es roch nach über beanspruchten Bremsen. Wir packten das Gepäck wieder vom ersten Auto herunter und warteten nun darauf, ob es mit dem anderen Auto weitergehen konnte. Die Zeit für das Abendessen, die Nop auf sieben Uhr angesetzt hatte war natürlich schon längst überschritten, aber das war uns vorher klar gewesen. Auch hatten wir uns einen anderen Transfer vorgestellt, als wir ursprünglich einen Schulbus für Geld buchen wollten statt kostenlos mit Motorrädern von Nops Freunden ins Dorf gefahren zu werden. Angeblich waren die Bremsen repariert und alle anderen zwängten sich unter die überdachte Ladefläche während wir – die Ältesten dieser Reisegruppe- zusammen mit dem alten Mönch, dem jungen Mönch Kim und einem uns nicht bekannten Vater mit seiner kleinen Tochter im Innenraum des Autos saßen. Der Mönch- weiterhin mit seiner Stirnlampe ausgestattet- fuhr langsam, sehr langsam, auf der dunklen kurvigen Straße, die bald ihren Belag von Asphalt zu Schotter wechselte. Warum fuhr er nur immer im zweiten Gang die Hügel hoch. Es wirkte als könnte das Auto das vielleicht nicht schaffen. Tatsächlich erreichten wir eine steile, lange Stelle der Straße, an der er im zweiten Gang hochfuhr und das Auto packte es nicht. Er zog die Handbremse und alle mussten aussteigen. Interessanterweise roch es wieder stark nach über beanspruchten Bremsen, obwohl wir ja bergauf fuhren. Franzi und ich nahmen jeweils den Rucksack mit raus mit unseren Wertsachen und wir marschierten einige hundert Meter durch die Dunkelheit, denn das Auto schaffte es ohne Passagiere bergauf und verschwand irgendwann in der Dunkelheit. Ob es auf uns warten würde, oder wir jetzt hier mitten im Nichts als Gruppe ausgesetzt waren? Nop war immerhin auch dabei. Irgendwann sahen wir die roten Rücklichter des Autos wieder und stiegen wieder ein. Dann fuhren wir noch über eine Stunde mit geringer Geschwindigkeit in Richtung des Zielortes und erreichten diesen schließlich gegen halb elf Uhr nachts.

Marsch von der Schule zum Tempel für die Schüler
Marsch von der Schule zum Tempel für die Schüler

Sehr gut funktionierte dann tatsächlich das Abendessen. Wir zogen mit unserem Gepäck in das Haus von Nops Großeltern ein. Seine Oma wohnt seit vielen Monaten in Chiang Mai und daher ist sein Opa meistens alleine in dem hölzernen Stelzenhaus. Er hockte lachend in der Küche und bekam von Nop eine neue Mütze und auch die nächsten Tage hockte er meistens strahlend irgendwo auf dem Gelände herum. Wir setzten uns alle in die offene Küche, die barfuß die Treppe hoch lag und aus ein paar Holzbrettern neben einer Feuerstelle bestand. Nops Mutter hockte plötzlich auch auf der Treppe zur Küche und es gab eine Art knuspriges Soja Gebäck sowie viel Reis und eine Suppe und eine Sauce, die man mit dem Reis zusammen essen konnte. Wir konnten uns alle satt essen und Franzi wusch am Ende an der Wasserstelle der Küche ab, so dass das Wasser auf den Boden im Erdgeschoss durch die Holzbretter tropfte. Dann bezogen wir die Quartiere.

Schon der Weg auf das Grundstück stellte eine Herausforderung dar.
Schon der Weg auf das Grundstück stellte eine Herausforderung dar.

Das "junge Gemüse" inklusive der Mönche schliefen unten auf dem Boden auf Matratzen, die sogar von Moskitonetzen umgeben waren. Das ältere Ehepaar- also wir- durften die Treppe rauf in einem eigenen Zimmer schlafen. Das hölzerne Zimmer neben dem Zimmer, in dem Nops Onkel schlief, war im Prinzip oben offen, denn das Hausdach schloss das Zimmer nicht oben ab, sondern schützte es nur vor Regen und Sonne, aber nicht vor Insekten. Es gab auch einen überdachten Balkon, von wo aus wir Zähne putzten und die Zahnpasta in den ersten Stock spuckten, wenn gerade niemand auf dem Naturboden des Geländes herum lief. Dann ging es unter das Moskitonetz auf die sehr harten Betten aus Holz oder Bambus, die durch Decken und unsere dünnen Schlafsäcke etwas abgefedert wurden. In wenigen Stunden sollten wir dann die Schulklasse der Schule unterrichten. Daran war nach dieser anstrengenden Anreise eigentlich noch gar nicht zu denken.

Auch der Weg von der Schule zum Tempel war in Flip Flops herausfordernd
Auch der Weg von der Schule zum Tempel war in Flip Flops herausfordernd

Der Hahnenschrei weckte uns spätestens, aber spätestens unser Handywecker sorgte dafür, dass wir aufstanden. Es gab in der Küche ein kleines Frühstück ehe wir die paar Meter zur Schule zurücklegten. Dort warteten schon viele aufgeregte Kinder in Schuluniform auf uns. Die älteste war vielleicht zwölf Jahre alt und der Jüngste erst sechs. Nop hatte eine große Kerze aus Chiang Mai mitgebracht und die durften wir nun zum Tempel tragen. Der Weg durch den Ort war matschig und mit den offenen Schuhen, die wir anhatten sehr anspruchsvoll. Der Tempel war eine öffentliche Halle auf einem Hügel. Alle Kindern nahmen Platz und der alte Mönch, unser Fahrer vom Vortag, saß bereits auf einem Podest. Nop übergab wieder einem von uns die Kerze und wir übergaben sie dem Mönch. Dann wurde gebetet und gesungen. Witzigerweise kannten wir das Gebet auf Pali, da es das selbe war wie das Gebet was wir beim Thai Massage Kurs gelernt hatten und man jeden Tag vor einer auszuführenden Massage aufsagen soll: "Namothasa Pakha Watho, Arah Hatho....". Die beiden jungen Mönche saßen mit auf dem Podest und beteten mit während wir filmten und zuschauten.

Franzi erklärt den Kindern "Fischer, Fischer wie tief ist das Wasser?"
Franzi erklärt den Kindern "Fischer, Fischer wie tief ist das Wasser?"

Nop ist hier ja aufgewachsen während Kim noch nie hier gewesen ist. Die Buddhistische Tradition Thailands mit einer Buddha Statue wird hier im Tempel gelebt, einige sind aber auch Christen, da eine Amerikanische Missionarin sich im Nachbardorf niedergelassen hat und einige missioniert hat. Sonntags gibt es einen Gottesdienst und vor unserem Schlafzimmer stand ein kleiner Schrein mit Kreuzen, Gebetsketten, Jesusstatue und einem Bild vom Papst. Nach dem Tempel ging es zurück in die Schule. Dort eröffnete uns Nop, dass nun wir verantwortlich sind. Wir hatten natürlich gar keinen Plan und besprachen uns kurz zu sechst. Die Kinder warteten gespannt während die Lehrer die nächsten Stunden nicht mehr gesehen wurden. Die waren vermutlich froh einen halben Tag frei zu haben. Tatsächlich erzählte uns Nop, dass die Lehrerinnen alle Thai seien und gezwungen werden hier fernab ihrer Familien zu unterrichten. Man erkannte es schon an ihrer viel helleren Hautfarbe, was bei Thais dem Schönheitsideal entspricht, während im Dorf bei den mehrheitlich als Bauern arbeitenden Karen Menschen wohl keiner nach einer besonders weißen Haut strebte.

Franzi und ich mit den Kindern und Kim auf dem Schulhof
Franzi und ich mit den Kindern und Kim auf dem Schulhof

Alle Kinder in Thailand lernen Thai in der Schule. Vermutlich ergibt aus Sicht des Staates Sinn hier Thais in der Abgeschiedenheit unterrichten zu lassen, aber für die Lehrerinnen ist es natürlich ein hartes Leben, auch wenn es vielleicht eine befristete Aktivität ist. Täglich zu pendeln, wäre illusorisch. Wir teilten die Kinder in drei Gruppen ein und jeweils zwei von uns übernahmen einen Kinderkreis von etwa zwanzig Kindern. Franzi und ich machten eine Vorstellungsrunde, die nicht wirklich gut funktionierte, da fast niemand seinen Namen so sagte, dass man es akkustisch verstehen konnte. Dann übernahm Franzis pädagogische Erfahrung was wesentlich besser funktionierte. Wir gingen auf den Betonplatz unterhalb des Unterstandes unter dem alle bisher waren und Franzi erklärte auf einem aufgemalten Volleyballfeld "Fischer, Fischer wie tief ist das Wasser?", ein beliebtes Kinderspiel aus Deutschland, dass sie bei den Aktivitäten für Kinder bei der Kirche immer wieder erfolgreich angewendet hat.

Der Fußballplatz im Dorf gesponsort von Leicester City und King Power
Der Fußballplatz im Dorf gesponsort von Leicester City und King Power

Zwar war der Anteil an Englischer Sprache bei den immer gleichen Wörtern sehr beschränkt, aber es war sowieso illusorisch zu glauben, dass wir hier den Kindern in zwei Stunden Englisch beibringen würden. Zwar war es weiterhin so, dass die Kinder extrem schüchtern waren und kaum etwas alleine sagten, aber wenn ich laut sagte "Fisherman, Fisherman", dann wiederholten sie es doch laut und im Chor. Kim machte auch einen guten Job und erklärte das einfache Spiel von Englisch auf Thai für die Kinder, sonst wäre es schwer geworden, da die Kinder vermutlich kaum Englisch konnten. Dennoch war in den Klassenzimmern zu sehen, dass sie viele Materialien hatten, um die Basics im Englischen zu lernen. Unser Spiel lief sehr erfolgreich und Franzi machte einen tollen Job es zu moderieren. Da merkt man, dass der Umgang mit Kindergruppen eine echte Fertigkeit ist, die man lernen muss, denn ich fühlte mich sehr hilflos was ich mit dieser Gruppe Kinder anfangen sollte. 

Fundstück neben dem Fußballplatz
Fundstück neben dem Fußballplatz

 Die anderen beiden Kindergruppen machten aber auch eine gute Figur wie wir sahen als Nop uns hoch zum Kunstrasen Fußballplatz holte. Der schicke, blaue Platz war von Leicester City und King Power gesponsort worden, wie man unschwer erkennen konnte. Leicester City ist gerade erst wieder in die Englische Premier League aufgestiegen und gehört dem Thailändischen Konzern King Power. 2016 sind sie sensationell Englischer Meister geworden während ich in London lebte. Es war spannend zu sehen welchen Einfluss der Europäische Fußball auf die Thailändische Provinz hat, auch wenn die Finanzierung sicherlich über das Thailändische Unternehmen erfolgt ist. Aber ohne die Brücke zum Europäischen Fußball wäre hier heute vielleicht kein Fußballplatz in diesem Dorf. Auch eine platt getretene DFB Hose lag interessanterweise neben dem Platz auf dem Boden.

Nop beim Frühsport mit Kim. Wir schliefen da noch, während das junge Gemüse aktiv war
Nop beim Frühsport mit Kim. Wir schliefen da noch, während das junge Gemüse aktiv war

Nop wird in seiner Kindheit jedenfalls noch auf einem anderen Geläuf geübt haben. Es stellte sich heraus, dass er ziemlich gut kicken konnte. Er war wohl sogar schon mal bei einem Auswahlturnier in Bangkok, aber es lief nicht so gut und auch deswegen wurde er Mönch. Eigentlich dürfen Mönche in Thailand ja keinen Sport betreiben, aber Nob hatte schon gesagt dass er heimlich in seinem Zimmer im Kloster Work Out betreibt und in seinem Dorf spielte er auch jeden Morgen und auch nun mit den Kindern etwas Fußball. Er hatte schon angekündigt, dass er in seinem Dorf, das ja nicht Thai ist und auf die Buddhistischen Verhaltensweisen bei Mönchen pocht, ein etwas anderer Mensch ist. Mir brachte es richtig Spaß mal wieder etwas Fußball zu spielen und da ich doppelt so groß war wie die Gegner außer Alina, die tatsächlich größer ist als ich, konnte ich meine technischen Mängel auch gut mit körperlichem Einsatz kompensieren. 

Klassenzimmer
Klassenzimmer

Dennoch hatte ich Schwierigkeiten einen sehr guten Jungen beim Dribbeln zu stoppen, der mich wundern ließ warum bei so viel Fußballbegeisterung so wenig gute Thailändische Spieler existieren. Vermutlich alles eine Frage der Strukturen des Verbandes. Während die meisten Jungs Fußball spielten, spielten die Mädchen mit Vanessa und Maria Korbball oder so ähnlich. Die ältesten Mädchen waren aber ähnlich unbegeistert von Sport wie einige Pubertierende in Deutschlands Schulen (Zumindest war es damals in meiner Klasse so). Dafür zeigten sie Franzi ihre Schulbücher, in denen sie feststellte, dass die meisten Englischen Sätze, die die Kinder lernten Aussagen waren, was sie alles NICHT dürfen. Nach der Sporteinheit, die tatsächlich der längste Teil unseres Schultages war, was ich sehr angenehm fand, gab es Mittagessen in der Kantine. Wir bekamen eine Sonderportion, die spannender aussah aber vielleicht nicht besser schmeckte als das was die Kinder auf ihren Blechtabletts serviert bekamen. Insbesondere ein grünes, röhrenartiges Gemüse schmeckte auf der Deutschen Zunge ausschließlich bitter und wurde von fast keinem von uns gegessen. 

Mittagessen im Speisesaal
Mittagessen im Speisesaal

Als wir noch saßen, wuschen die Kinder brav alle ihre Tabletts ab und einige Kinder trugen den großen Kochtopf draußen zu einem Wassertank, wo sie diesen abwuschen. Einige Mädchen zeigten uns noch eine Raupe, die einem von ihnen über den Arm lief. Offenbar juckt diese Sorte nicht so wie andere in Asien. Wir gingen die paar Meter zu unserer Unterkunft bei Nops Großeltern, wo Nop direkt auf uns wartete, da er meinte dass wir etwas auf dem Feld helfen können. Alle außer die Mönche brauchten etwas Zeit dafür sich umzuziehen und zu packen, was ich Nop erklärte, der sich wunderte warum es nicht direkt weiter ging. Nop empfahl Flip- Flops für den Weg, da er auch selber welche trug und versicherte uns dass der Weg zwar länger aber nicht so anspruchsvoll sein würde wie morgens zum Tempel. Während unsere jungen, Deutschsprachigen Freunde nur lange brauchten, da sie unsicher waren was sie anziehen sollten und zudem etwas erschöpft vom Vormittag, cremte ich mich mit Sonnencrème ein, packte Wasser und Regensachen in meinen Rucksack und dann konnte es los gehen.

Nach dem Mittagessen wuschen die Kinder die Tabletts wieder ab und stellten sie zum Trocknen für den nächsten Schultag auf ein Regal
Nach dem Mittagessen wuschen die Kinder die Tabletts wieder ab und stellten sie zum Trocknen für den nächsten Schultag auf ein Regal

Das Wasser Thema war sowieso auch ein interessantes. Nop hatte uns empfohlen für die gesamten 3 Tage nur eine kleine Flasche Wasser mitzunehmen und diese dann ab und an mit abgekochtem Wasser aufzufüllen. Einmal kochten wir tatsächlich  

Wasser in der Küche in der kleinen Kanne ab und es dauerte eine halbe Stunde für etwas mehr als einen Liter. Wenn es die Filteranlage in der Schule nicht gegeben hätte, wären wir also entweder alle dehydriert, hätten das ungefilterte Bergwasser trinken müssen oder hätten nur noch an der Feuerstelle gesessen, um Wasser für acht Leute hygienisch aufzubereiten. In weiser Voraussicht hatten wir für uns große Mengen Trinkwasser aus Chiang Mai mitgenommen. Vermutlich auch wegen der langwidrigen Beschaffung verzichteten die anderen Europäer darauf Wasser mitzunehmen und hatten nach unserem langen Ausflug ganz schön zu kämpfen mit der Dehydrierung und teilweise auch Sonnenbränden. Franzi hatte sowieso schon vermutet, dass der Ausflug länger dauern könnte, als Nop den Anschein machte.  

Nop und Kim gingen voran durch die landwirtschaftlich genutzten Hügel um den Ort herum
Nop und Kim gingen voran durch die landwirtschaftlich genutzten Hügel um den Ort herum

Zunächst ging es in der Tat entspannt eine Straße entlang um den Hügel herum, wo wir die Felder auf den nächsten Hügeln sahen. Nach über einer Stunde erreichten wir erschöpft einen Unterstand. Dann ging es den Hügel hoch, was bei den meisten eher auf Unwillen stieß. Wir kämpften uns halb hoch wo Nop feststellte, dass er etwas unten im Unterstand vergessen hatte. Wir gingen weiter bergauf und in der selben Zeit sprintete Nop in seinem Mönchsgewand runter zum Unterstand und dann wieder hoch bis zur Gruppe und war dann sogar als Erster oben auf der Kuppe. In einem weiteren Unterstand warteten wir den starken Regenschauer ab bis wir weiter gingen. Wir waren mit unseren Klamotten auch auf Regen vorbereitet, aber die anderen eher nicht wobei es die Mönche wohl nicht gestört hätte im Regen zu gehen. Alle waren nach den bisherigen Anstrengungen und dem Vormittag in der Schule recht erschöpft. Nur Nop wirkte noch sehr fit.

Flip Flops waren eher nicht das geeignete Schuhwerk.
Flip Flops waren eher nicht das geeignete Schuhwerk.

Er erklärte uns dann auch mehr oder weniger, dass wir in unserem Zustand sowieso keine große Hilfe auf dem Feld wären und wir daher nicht anfangen werden Mais zu pflanzen wie ursprünglich angedacht. Stattdessen liefen wir nach der Regenpause bergab in Richtung einer Höhle. Nun war es wirklich unangenehm mit Flip Flops, da sich extrem viel Schlamm und Erde am Schuh sammelte, der bei jedem Schritt mehr wurde. So trugen wir eine große Extralast mit uns rum und hatten auch noch weniger Halt auf dem sowieso schon rutschigen Weg. Als ein Baumstamm kam, versuchten wir den Schlamm ab zu bekommen, aber es war nicht einfach. Dementsprechend weit hinter dem Rest der Gruppe waren wir nach den Verbesserungsversuchen. Die Gruppe trafen wir später an einem steilen und matschigen Hang wieder, an dem jeder nur versuchte nicht mit einem Erdrutsch hinunter zu stürzen. Nop hingegen kraxelte barfuß viel weiter oben herum und suchte die Höhle.

Regenpause in einem Unterstand
Regenpause in einem Unterstand

Es stellte sich heraus, dass er selber noch nie hier war und nur von einem Freund von der Existenz gehört hatte. Er fand den Eingang mit Erde versperrt auf. Sein Fazit war, dass die Dorfkinder hier heimlich Aökohol trinken und die Eltern die Höhle daher verschlossen haben. Wie er wohl darauf jetzt gekommen ist? Und vermutlich finden die Kinder auch andere Wege und Orte zum Trinken. Also ging es im Tal wieder zurück über viele Reisfelder. Für uns war es nun nicht mehr das erste Reisfeld aber immer noch etwas Schönes und Besonderes eines im Sonnenschein zu sehen. Die strahlend grünen Halme, das Plätschern des Wassers, das durch die Felder geleitet wird und die grünen Hügel um das Feld herum. In einem Unterstand machten wir eine dritte Pause und ich wusch meine schlammigen Flip-Flops in einem der kleinen Kanäle am Reisfeld. Während die anderen nach frischem Wasser klagten, tranken wir noch etwas von unseren Reserven. Sie waren aber hart im Nehmen und lamentierten nicht zu sehr.

Solide Brücke zur Flussüberquerung
Solide Brücke zur Flussüberquerung

Nop trank den ganzen Tag fast nichts und erzählte uns, dass er im Kloster täglich literweise Wasser trinke, aber in seinem Dorf nicht. Das kam uns komisch vor, da er hier ja viel mehr in der Sonne ist und körperlich aktiver. Nun ging es auf den schlammigen Hügelchen neben den gefluteten Reisfeldern zurück Richtung Dorf. Das Gefühl hier lang zu laufen, erinnerte mich an unsere The Living Land Erfahrung bei Luang Prabang. Wir fühlten uns wohl beim Gedanken an die Stirnlampen in unserem Gepäck, denn es wurde spät. Über eine einfach zusammengeknotete Brücke aus ein paar Bambusrohren ging es über einen mittelgroßen Fluss. Nop watete einfach hindurch, während wir einzeln und umständlich über die Balken balancierten und er suchte noch nach Farn am Ufer für das Abendessen. Kurz danach kam ein kleiner Strom, für den Franzi ihren Wanderstock nutze, um hindurchzukommen. Das schaffte sie zwar, aber an einem ihrer Füße fehlte der Flip Flop. 

Mönche mit Technik: Das Smartphone ist auch bei ihnen ein ständiger Begleiter. Im Hintergrund der alte Mönch, der uns fuhr und die Zeremonie leitete.
Mönche mit Technik: Das Smartphone ist auch bei ihnen ein ständiger Begleiter. Im Hintergrund der alte Mönch, der uns fuhr und die Zeremonie leitete.

Ich dachte zunächst, dass er bestimmt im braunen Back liegen geblieben ist und man ihn nur nicht sehen konnte. Doch kurz danach entdeckte ich ihn wie er unter dem Bambuszaun in Richtung des Reisfeldes zurück geschwemmt wurde. Ich handelte nicht schnell aber entschlossen und ließ meinen Rucksack bei Franzi und watete im Bach mit Flip Flops dem verlorenen Schuh hinterher. Ich dachte, dass es wohl nicht so schwer werden würde, aber der Strom war echt schnell und ich im rutschigen Fluss echt langsam. Als ich fast selber auch noch einen Flip Flop bei der Verfolgung verlor, sprang ich auf den Boden mit knietiefem Gras neben mir und entschied mich für eine der Führungen des Wassers durch das Feld, die mir erfolgsversprechend erschien. Tatsächlich entdeckte ich den schnell dümpelnden Flip Flop in einiger Entfernung,  im von mir verfolgten Kanal. Ich beschleunigte an Land, brachte mich vor dem Flip Flop in eine gute Stellung über dem nun recht kleinen, aber immer noch schnellen Wasser und griff zu. Nicht ohne das Gefühl ein Held zu sein kehrte ich mit drei Flip- Flops zur Gruppe zurück, die sich nur wunderte wo wir geblieben waren. Franzi stand noch am Bach und hatte den Erfolg wohl erwartet. Ich hatte auf jeden Fall eine spannende Geschichte mehr erlebt.  

Abendessen auf dem Teppich. Es war reich für uns gedeckt, als wir zu Nops Eltern kamen.
Abendessen auf dem Teppich. Es war reich für uns gedeckt, als wir zu Nops Eltern kamen.

Zurück beim Großvater wurde mit einem Losverfahren entschieden, dass Franzi und ich als erstes duschen dürfen. Alle hatten das starke Bedürfnis sich neben dem Klo, dass ein Loch im Boden war, einen Eimer Wasser über den Kopf zu schütten. Das war wirklich etwas mehr als nur ein flinker Spaziergang über das Feld gewesen. Zum Abendessen ging es diesmal ins Haus von Nops Eltern. Es war schon ein riesiges Menü mit lauter Gerichten in Schälchen auf dem Teppich vorbereitet. Jeder hatte eine Schale mit Reis und konnte nun von unterschiedlichen Gerichten mit Bambus oder Soja auswählen, um sie mit dem Reis zu mischen. Alle wurden satt und wir waren sehr glücklich. Die Eltern saßen hinter unserem Essenskreis in der Küche und redeten nicht mit uns. Auch Nop schien gar nicht mit ihnen zu reden, sondern nur bei uns zu sitzen und entweder mit Kim auf Thai zu reden, oder mit uns auf Englisch, wenn wir nicht mal wieder ins Deutsche abgedriftet sind. Wir bedankten uns und dann ging es zu Fuß zurück durch das dunkle Dorf mit den Lampen zu unseren Schlafplätzen.  

Luk durfte mit dem hier üblichen Traktor das Feld pflügen.
Luk durfte mit dem hier üblichen Traktor das Feld pflügen.

Am nächsten Morgen ging es wieder zu den Eltern und wir aßen Reste vom Abendessen. Als alle genug Wasser hatten begann unser eigentlicher Wanderausflug und diesmal hatten Franzi und ich Wanderschuhe an. Anfängliche Probleme mit den Schuhen verschwanden glücklicherweise und so ging es auf der Straße bis in den nächsten Ort. Hinter dem Ort sahen wir die Dorfbewohner auf dem Reisfeld arbeiten. Es ist wohl Gemeinschaftsarbeit des Dorfes das Feld eines jeden einzelnen zu bewirtschaften. Wir schauten einem Mann zu wie er mit dem motorisierten Pflug den schlammigen Acker bearbeitete. Es dauerte nicht lange bis Luk und Alina auch mal eine Runde mit dem Gerät drehen durften. Wir verzichteten, da wir weder mur Wanderschuhen noch ohne Schuhe durchs Feld laufen wollten, da wir ja danach die Schuhe wieder anziehen mussten. Spannender fanden wir die Älteren und Frauen, die in einem abgezäunten Bereich die jungen Triebe der Reispflanzen ernteten, die langen Halme kürzten und die Halme bündelten.

Umtriebiges Feld mit jungen Reispflanzen, die bearbeitet wurden, um auf den frisch gepflügten Acker gebracht zu werden.
Umtriebiges Feld mit jungen Reispflanzen, die bearbeitet wurden, um auf den frisch gepflügten Acker gebracht zu werden.

 Mit unserem Vorwissen müssten diese Halme dann wieder auf dem großen Acker eingepflanzt werden, der gerade noch gepflügt wurde. Das kleine Feld funkelte uns schon aus der Entfernung hellgrün an und auch hier durften wir wieder selber mitmachen. Das Schneiden der Halme war auch sehr anstrengend, da die Arbeitsposition bei der benutzten Sichel wie für die Einheimischen üblich die Hocke ist. Während ich es nicht mal schaffe mit meiner ganzen Fußfläche zu hocken, war es für Franzi zwar für kurze Zeit möglich, aber dass es so wäre wie für Nop und Co, dass Hocken eine gemütliche Ruheposition ist und man Stunden so verbringt, das ist für uns beide nur schwer vorstellbar. Es war total idyllisch, da alle freundlich waren und ein kleiner Kanal durch das Reisfeld durchfloss. Wir wurden sogar noch zum Mittagessen eingeladen, aber wir wollten noch zum Wasserfall also ging es trotz einsetzendem Regen weiter. Ohne Nop als Vermittler wäre ein solches Erlebnis natürlich unvorstellbar.

Einmal hatten wir in Laos ja auch Reisbauern angesprochen und versuchten zu kommunizieren, aber wurden nur angeguckt wie ein Auto. Es war wirklich toll, dass Nop uns diese Momente ermöglichte. Kompliziert zogen wir unsere Regenklamotten an, die wieder mal zu heiß waren während die anderen einfach weiter liefen. Ich bin mir unsicher was ich im nachhinein besser gefunden hätte. Da es bergauf ging war nach der kurzen Regendusche unter der Jacke ähnlich viel Feuchtigkeit wie über der Jacke. Bei einem Bauern konnten wir auf Toilette gehen und unsere Sachen zum Trocknen aufhängen. 

Anspruchsvoller Weg durch den Dschungel zum Wasserfall.
Anspruchsvoller Weg durch den Dschungel zum Wasserfall.

Dann ging es auf einem trotz Wanderschuhen sehr rutschigen und schlammigen Pfad im Wald durch die Pflanzen zu einem spektakulären Flusslauf mit Wasserfällen und Wasserbecken. Wir zogen die Schuhe aus und wateten aufwendig durch den Fluss Richtung Wasserfall. Auch ein paar Schulkinder waren dabei, da samstags schulfrei ist. Wir kannten sie noch vom Unterricht und ich vom Fußball spielen am Vortag. Franzi und ich zogen uns Badesachen an und versuchten etwas beim Wasserfall zu baden. Es war aber echt schwierig außer in einem erdigen Becken, das aber trotzdem einen schönen Schwall frischem Bergwasser lieferte. Luk badete auch kurz und die anderen warteten auf einem Stein auf uns. Nop kletterte schon wieder. Diesmal im Mönchsgewand durch den Wasserfall bergauf. Er hatte barfuß einen tollen Grip diagnostizierte aber, dass es für uns zu rutschig wäre. Es kam uns auch wesentlich zu gefährlich vor hier zu klettern. Hier war Nop als Kind wohl jeden Wochenendtag unterwegs- kein Wunder dass er so selbstsicher herumturnte. Man kaufte ihm richtig die Natur Begeisterung ab.

Manchmal geht er als Mönch wohl auch eine Woche in den Wald zum Meditieren und Beten. Beim Klettern kamen auch seine großen Karen Tattoos auf den Oberschenkeln zum Vorschein, die ihn wohl hinderten die meisten Jobs in Thailand auszuüben. Es ist wohl ein traditionelles Tattoo mit natürlichen Motiven, das typisch für die Karen Kultur ist. Es gibt übrigens auch unterschiedliche Karen Kulturen. Die Langhalsfrauen mit Ringen um den Hals sind zwar auch eine Karen Kultur, aber nicht die zu der Nop gehört. Langsam zogen wir uns wieder an und um während alle anderen schon wieder losgelaufen waren. Nop kam sogar wieder zurück, um zu gucken ob wir nicht verunglückt sind.

Eispause auf der Klassenfahrt
Eispause auf der Klassenfahrt

 Zurück im zweiten Dorf aßen wir zunächst Mittag in einem Restaurant, das laut Nop "immer geöffnet hat" und dann noch am Kiosk Eis und dann noch ein Eis und ich verkündete, dass ich mich nicht danach fühle noch bergauf zu einer weiteren Höhle zu laufen. Da Franzi aber wollte, kam ich mit und nur zwei andere gingen selber zu Fuß auf der Straße wieder ins Dorf, während wir uns den nächsten Hügel hinauf kämpften. Oben angekommen war das Gras sehr hoch und der Hang steil und man drohte immer wieder umzuknicken. Kim war auch schon müde und ruhte sich lieber in einem Unterstand aus als mitzukommen. Man hatte einen tollen Blick über das Tal von hier oben und das Dorf, in dem wir eben noch gegessen hatten. Nop turnte in der Höhle ähnlich viel herum wie beim Wasserfall und versuchte in entlegene Höhlenkammern zu kommen, in dem er die Überreste zusammengestecker Bambushalme verwendete, die mal eine Leiter waren.

Nop erntet frische Sternfrüchte
Nop erntet frische Sternfrüchte

Wir machten ein schönes Erinnerungsfoto in der Höhle mit Langzeitbelichtung und danach auch noch ein tolles Motiv mit Nop vor der Landschaft. Die anderen entdeckten eine weitere Höhle nebenan, die sie erkunden wollten, und ich schloss mich sehr erschöpft an. Kim hatte keine Lust mehr zu warten und haute ab. Interessant war, dass er ja auch zum ersten Mal hier war, aber den Weg zurück zur Straße hätte ich vielleicht auch alleine gefunden. Danach ging es für uns eine Abkürzung über den Hügel Richtung unserer Unterkunft. Nop und die beiden ehemaligen Leistungssportler liefen schnell schnellen Schrittes doch auch Franzi mit Wanderstöcken und ich kamen halbwegs hinterher. Bergauf über den Acker zu laufen ist gar nicht so einfach ohne auszurutschen. Wir erreichten nach einiger Zeit einen Sternfruchtbaum und Nop war schon in der Baumkrone als wir ankamen. Er schmiss uns frische Früchte zu und nachdem wir in Rurrenabaque täglich zum Frühstück den frischen Sternfruchtsaft  hatten, durften wir nun in eine frische Frucht hineinbeißen, die in der Form schon recht sauer aber auch erfrischend war.

Zwischenmahlzeit bei den anderen Verwandten im Dorf
Zwischenmahlzeit bei den anderen Verwandten im Dorf

Wir sahen schon das Dorf mit dem blauen Fußballplatz unter uns und liefen bergab bis wir wieder eine Straße erreichten. Wir bogen auf ein Grundstück ein und besuchten spontan Onkel und Tante von Nop, die gerade gekocht hatten. Es ist wohl üblich mehr zu kochen auf jeden Fall gab es ohne Ankündigung genug für vier weitere Europäische Gäste. Wir aßen mit Nop auf dem Boden der Küche, in der noch das Feuer brannte, auf dem gekocht worden war. Es gab ein scharfes Gericht natürlich mit Reis. Ich erholte mich auf einigen Reissäcken während Nop sich noch länger mit der Familie unterhielt bevor es endgültig zurück zur Unterkunft ging. Dort trafen wir die anderen beiden Mädels sowie Kim an. Er war mit einem Motorrad zurück gefahren, von dem wir nicht wussten woher er es gehabt hatte. Nach dem Duschen gab es erneut ein großes Buffet bei Nops Eltern, das ähnlich ablief wie am Vortag. Als Nachspeise gab es Durian, die bei mir im Mund aber eine ähnliche, leichte, allergische Reaktion auslöste wie beispielsweise Ananas. Es ist so ein Kribbeln im Mundwinkel. 

Nop kocht bei einem Fremden in der Küche Frühstück. Es gibt Instantnudeln für alle.
Nop kocht bei einem Fremden in der Küche Frühstück. Es gibt Instantnudeln für alle.

Sehr früh am nächsten Morgen standen wir auf und packten. Hoffentlich haben wir unseren Nachbarn und Onkel von Nop nicht zu sehr belästigt, da er ja alles hörte und auch das Licht sehen konnte, was wir anmachten, da die Decke nicht auf den Wänden abschloss sondern höher gebaut war. Draußen im Flur packte ich meine Tasche unter dem katholischen Altar. Schon um 06:30 war ein Auto an der Straße angekommen, das uns zurück zur Kreuzung bringen sollte, da der Van die ersten beiden ja bereits um 9:30 Uhr abholen würde. Die Idee war unterwegs bei dem Restaurant, das immer geöffnet hat zu frühstücken, damit wir schnell los kommen. Bei dem Erfolg bisheriger Pläne dieses Ausflugs befürchtete ich bereits das Schlimmste, da ich ohne Frühstück schnell sehr mürrisch und unbrauchbar werde. Zu unserer Überraschung war es nicht Nops Vater, der uns fuhr wie am Vorabend angekündigt sondern ein professioneller Fahrer mit einem funktionieren Pick-Up, den wir diesmal auch tatsächlich bezahlten. Nichts desto trotz mussten einige hinten sitzen.

Frisch gekochtes Frühstück an der Bushaltestelle
Frisch gekochtes Frühstück an der Bushaltestelle

Franzi und ich waren in voller Regenmontur bereit die lange Fahrt unter des Himmels Zelt im Regen zu verbringen, aber die abenteuerlustigen Mitreisenden wählten freiwillig die Ladefläche, so dass Platz für mich im Innenraum war. Wir fuhren los und passierten das Restaurant, das immer offen ist. Es hatte leider geschlossen an diesem Sonntag um kurz vor sieben Uhr morgens. Da ich nicht draußen saß, bekam ich Nops Kommentar dazu nicht mit. Franzi lieh ihm das Regencape, damit er nicht ganz ungeschützt im Regen saß. Die anderen waren dann doch nicht mehr so begeistert von ihren Plätzen wie sich im nachhinein herausstellte. Mir ging es allerdings auch sehr mies auf der Rückbank im Innenraum. Vermutlich war es eine Mischung aus fehlendem Frühstück und der kurvenreichen Straße. Als wir endlich die Hauptstraße erreichten und ausgepackt hatten, legte ich mich im Unterstand auf unser Gepäck und musste erstmal etwas entschwindeln. Dann ging es aber auch schnell auf Nahrungsmittelsuche. Zum Glück hatte der Kiosk an der Kreuzung geöffnet. In der Küche der Polizei gab es einen Wasserkocher und im Kiosk Instant Kaffee und so konnten wir mit Hilfe einiger Plastikbecher aus der Küche und des Kiosk schonmal ein Getränk zubereiten. Kurz danach hatte sich Nop schon mit dem einzigen Anwohner angefreundet dessen Küche er benutzen durfte. Während der Anwohner Bambus im Garten bearbeitete, kaufte ich zahlreiche Instant Nudeln und Nop kochte sie in einem großen Topf. Auch ein paar Schüsseln und Besteck gab es und so hatte doch jeder ein Frühstück. Natürlich hatte Nop uns durch seine mangelhafte Planung erst in die Situation gebracht, aber dadurch, dass er die Sprache spricht, so offen ist die Leute um Hilfe zu bitten und sicherlich auch da er ein Mönch ist, waren die Leute scheinbar sehr hilfsbereit. Wenn wir zu zweit hier gestrandet wären, bezweifle ich dass wir dazu gekommen wären die Küche des Herren zu benutzen, aber das ist natürlich hypothetisch. Der erste Van kam pünktlich und nahm die ersten zwei Frauen mit. Wir waren alle relativ geschafft außer Nop, aber wir versuchten dann doch noch den anderen Wizard bei zu bringen. Tatsächlich verstanden es die beiden Mönche so gar nicht gut und machten Fehler, die wir noch nie bei Leuten gesehen hatten, die das Spiel neu gelernt hatten, während die Schweizerin es direkt recht souverän konnte. Dann kam aber auch schon der Bus und wir hatten gerade noch genug Zeit die Sachen wieder in die Küchen der Polizei und des Mannes zurück zu bringen. Dem Alten schenkten wir noch eine Packung Instant Nudeln aus dem Kiosk und er wirkte recht zufrieden. Dann ging es in den Van und zurück bis nach Chiang Mai. Es wurde wenig gesprochen, denn alle waren müde und erschöpft. In Chiang Mai hatten wir kaum die Gelegenheit und zu verabschieden von Nop, denn da saß er schon auf einem Motorrad, das ihn weg fuhr. Ich winkte ihm noch hinterher und er rief zurück. Wir hatten ihn mehrfach gefragt ob wir etwas Gutes für ihn machen könnten, aber außer die Kosten für den Transport zu zahlen, hatte er immer alles abgelehnt. Mit einem Songthaew, die man auch über die Grab App bestellen kann, fuhren wir mit Luk zurück ins Zentrum, wo wir wieder in unser Stammhotel eincheckten um einige Abenteuer reicher. Abends ging es noch mit Luk auf den Nachtmarkt, aber nach dem Essen waren wir so müde, dass es ins Bett ging, da ja um 1 Uhr nachts bereits wieder der Fernsehen mit dem EM Finale lief. Am nächsten Tag hieß es dann erstmal ausschlafen. Wir hatten mal wieder richtig was erlebt und es war etwas Besonderes und nicht Replizierbares. Dadurch dass es eine Deutschsprachige Klassenreise war, war es sicherlich anders als wenn wir das Erlebnis nur mit Nop und vielleicht Kim gehabt hätten, aber so oder so war es eine Erfahrung, an die wir uns noch lange erinnern werden. 

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