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Tropisches EM Fieber

Chiang Mai

geschrieben von Timo

Nach unserer Ankunft in Thailand und unserem Zielort Chiang Mai hatte ich mich endgültig infiziert. Das EM Fieber legte mich regelmäßig nachts flach und sorgte dafür, dass ich tagsüber, wenn keine Spiele liefen, lange schlief und wenig machte. In der KO Phase machten wir zwei Ausflüge in Orte in der weiteren Umgebung von Pai für mehrere Tage, die aber so von mir selber verschrieben worden waren, dass eigentlich kein Spiel verpasst werden musste. Tatsächlich habe ich am Ende des Turniers nur zwei Achtelfinals nicht gesehen und einige Gruppenspiele. Vor allem waren es aber die Gruppenspiele, die liefen während wir noch auf dem Slowboat in Laos unterwegs waren. In Chiang Mai in den Unterkünften war die Versuchung einfach fast immer zu groß nachts von 20 Uhr bis 4 Uhr morgens die drei Partien des Spieltags zu sehen. Später, ab dem Halbfinale, war die Herausforderung natürlich noch größer, da ich zunächst ein paar Stunden schlief und dann für den Anpfiff um 2 Uhr nachts aufstand, nur um dann wieder schlafen zu gehen. Der Trick ist rechtzeitig vor dem Anpfiff aufzustehen, so dass man wieder komplett wach ist, wenn das Spiel läuft, da ansonsten gerade bei Partien von England, Portugal oder Frankreich drohte, schnell wieder einzuschlafen. Tatsächlich passierte mir das aber nicht einmal bei der nächtlichen Partie England gegen Slowenien, die wirklich entsetzlich und komplett ohne Highlights verlaufen war. Die ganz große Euphorie keimte nach Deutschlands knappen Ausscheiden gegen den späteren Sieger des Turniers leider nicht mehr auf, aber das lag wohl eher an der Stimmung der Deutschen im Allgemeinen als an den Anstoßzeiten in Thailand und der Herausforderung zum Zeitpunkt der Spiele so auf der Höhe zu sein, dass man es genießen konnte. Zu frustrierend war das Aus im Viertelfinale auch für mich gewesen, da es sehr unvermittelt und nicht unbedingt verdient geschah. Die Übertragungen des ZDF machten inhaltlich deutlich mehr Freude als die der ARD, allerdings war es von der Qualität des Livestreams auf der Website der jeweiligen Sender genau anders herum. Die 12€ für einen Monat Deutsches Fernsehen über VPN lohnten sich aber dennoch, da die Übertragung im Thailändischen Fernsehen geprägt waren von Kommentatoren, denen man nicht akustisch anmerken konnte, ob etwas Spannendes passiert ist, und der steten Dauerwerbesendung für den Schuh Aerosol in der Halbzeitpause sowie vor und nach jedem Spiel. Die Werbung beinhaltete das ständig abgespielte Lied über die EURO und den Schuh von einem Thailändischen Sänger, der mit dem Schuh auf dem Teppich im Wohnzimmer stand und sang- Schuhe im Haus sind eigentlich ein No Go in Thailand- und der völlig lächerlich dargestellten Familie, die in dem Wohnzimmer lebt, in der jeweils ein oder zwei Personen für jeweils eine der großen Fußballnationen in Europa waren, entsprechend geschminkt worden waren und diese mit Bewegungen und Mimik anfeuerten, die wohl nur Menschen verwenden, die noch nie wirklich ein Team angefeuert haben, sondern den Auftrag erhalten haben für den Werbespot erstmals ihre Begeisterung für eine Fußballmannschaft körperlich auszudrücken. Nichts desto trotz war es immer gut zu wissen das Thailändische Fernsehen in HD Qualität als Back-Up zu haben, wenn der ZDF Stream mal wieder über eine Minute ruckelte oder die Bildqualität so schlecht war, dass es mich an Übertragungen aus meinen Teenagertagen auf illegalen, Russischen Websites erinnerte, in denen der Ball aus höchstens 4 Pixeln bestand und man an den Bewegungen der Arme der Spieler und der Stimme des ausländischen Kommentators erkennen musste, ob ein Tor gefallen ist. Beim ZDF konnte man das zumindest auch an der Worten des Kommentars erkennen, auch wenn die Phasen so schlechter Qualität meistens kurz genug waren, um kein Tor zu verpassen. Insgesamt war es für mich eine spannende Phase der Reise, in der es mal nicht primär ums Reisen ging, sondern eher sekundär. Man könnte aber auch sagen, dass es eine willkommene Gelegenheit für eine Reisepause war. Ich muss sagen, dass mir die zwei Jahre am Stück reisen etwas zu lange vorkommen und ich jetzt nur noch die Gelegenheit nutzen möchte die letzten vier Monate weiter zu reisen, da ich weiß dass es schwer ist erneut in die Situation zu kommen vier Monate so reisen zu können wie man möchte. Ich denke, dass ein Jahr eine gute Menge Reisezeit ist, um einen Teil der Welt zu erkunden wie letztes Jahr in Südamerika und dass ein Jahr Südostasien sicherlich auch super ist, wenn man nicht vorher gerade ein Jahr eine andere Ecke intensiv bereist hat. Wenn man sich die zwei Jahre mit einiger Zeit Pause dazwischen hätte aufteilen können, würde ich das für das nächste Mal bevorzugen. Ich will mich aber auch nicht beschweren. Tatsächlich haben wir auch während des Monats im Norden Thailands einiges anderes gemacht als Fußball zu gucken. Franzi hat sowieso fast nur die Deutschen Spiele gesehen und selbst dabei hatte sie teilweise Schwierigkeiten wach zu bleiben. Außer bei Cucurellas Handspiel, da war sie auch voll auf der Höhe. Dafür genoss sie sichtlich das tägliche, lange Ausschlafen. 

Der Chedi des Wat Phra That Doi Suthep it seinen kleinen Glöckchen an der Spitze.
Der Chedi des Wat Phra That Doi Suthep it seinen kleinen Glöckchen an der Spitze.

Genauso wie in Luang Prabang gibt es in Chiang Mai viele Wats, also buddhistische Tempel, die architektonisch interessant sind und die wir daher angeguckt haben. Ich musste Franzi davon überzeugen, da sie eigentlich kein einziges Wat mehr sehen kann und ich hingegen immer einen guten Grund fand warum ein Wat noch interessant ist, den sie allerdings als scheinheilig wahr nahm wie das Wat mit dem größten Tempel im Südwesten Chiang Mais als fiktionales Beispiel. Ich fand alle Wats recht ansprechend aber keines atemberaubend. Das Beste ist vielleicht das Wat Phra That Doi Suthep, denn es thront auf den grünen Bergen über Chiang Mai. Tatsächlich kann ich es aus der mittelalterlichen Altstadt aus der obersten Etage unseres Hotels golden am Hang leuchten sehen, wenn es nicht gerade hinter einer Gewitterwolke verschwindet. Nachts wird es schön angestrahlt. Aber auch die Gewitter in der Regenzeit können sehr beeindruckend sein, wenn sie durch das weite Tal des Flusses Mae Nam Ping ziehen und sekündlich Blitze absondern und teilweise ohrenbetäubenden Donner verursachen.

Toller Blick vom Kloster auf die Stadt Chiang Mai im Tal
Toller Blick vom Kloster auf die Stadt Chiang Mai im Tal

Die Fahrt auf den Berg zum Wat mit den typischen, roten Pick-Up Taxen in Chiang Mai mit Sitzbänken parallel zur Straße wird mir in sehr schlechter Erinnerung bleiben. Wir fuhren zwar nur zu zweit aber auf der kurvigen Straße bergauf drehte ich mich nicht die wichtigen 90 Grad nach hinten, um den Verlauf der Fahrbahn zu folgen, sondern schaute Franzi und die Seite der Fahrbahn an. Es war ein folgenschwerer Fehler, der für einen engen Kampf in meinem Magen sorgte, den schließlich mein Wille nicht zu spucken gewann. Statt die finalen Stufen zu nehmen, fuhren wir mit einer Bergbahn auf Schienen bergauf zu Tempel, da mir immer noch sehr übel war. Der Ausblick über die Stadt in der Dämmerung und später im Dunkeln war sehr beeindruckend. In der Entfernung konnten wir immer wieder Blitze die Wolken erhellen sehen und einmal sahen wir ein Licht aus den Bergen langsam näher kommen bis es schließlich auf dem Flughafen unter uns landete. Das Kloster selber hatte eine ruhige, harmonische Ausstrahlung. Mönche und Touristen liefen im Uhrzeigersinn um den goldenen Chedi herum, den man auch aus großer Entfernung noch sehen kann. Ich fand insbesondere die kleinen, goldenen Glöckchen an der Spitze der Pagode schön, da ihr leichtes Bimmeln angetrieben durch die schwache Brise am Berghang teilweise das einzige war, was man hören konnte. Die Rückfahrt mit ausgestreckten Beinen in Richtung Heck des Autos verlief dann wesentlich angenehmer als die Hinfahrt. Lediglich die ungewollten Blickduelle mit Motorradfahrern hinter einem waren zwischenmenschlich etwas merkwürdig. 

Den besten Wat Besuch aus Franzis Sicht hatten wir im Wat Chedi Luang in der Altstadt Chiang Mais, die voll ist von Wats. Dort trafen wir beim Monk Chat, den wir explizit aufgesucht hatten, den jungen Mönch Nop mit dem wir uns lange und intensiv über alles Mögliche unterhielten. Er spricht sehr gut Englisch und ist bereits sieben Jahre- seitdem er 14 ist- Mönch. Er stammt aus einem kleinen Dorf in den Bergen der Provinz Mae Hong Son und gehört zum Stamm der Karen, die einst aus Myanmar nach Thailand gekommen waren. Er erklärte uns, dass es es ganz anders sieht als wir, nachdem wir das Siam Museum in Bangkok besucht hatten. Wir fanden, dass das Museum extrem rassistisch ist, da es Thailänder, die nicht Thai sind sondern exemplarisch Karen als nicht Thailändisch bezeichnete. Wir verglichen es mit Deutschland, wo es ein Skandal wäre Deutsche, die aus dem Ausland hergezogen sind oder deren Vorfahren aus dem Ausland hergezogen sind als nicht Deutsch zu bezeichnen. Nop allerdings stellte klar, dass er nun mal Karen sei und nicht Thai, auch wenn er den Thailändischen Pass besäße und dass das nun mal zwei komplett unterschiedliche Kulturen mit unterschiedlicher Sprache seien.

Franzi durfte die Stadtsäule nicht angucken und war darüber nicht erfreut
Franzi durfte die Stadtsäule nicht angucken und war darüber nicht erfreut

Thai spricht er natürlich trotzdem, da jeder Thailänder in der Schule die Sprache lernt und er in Chiang Mai auch alles auf Thai bespricht. Aber zuhause im Karen Dorf wird Karen gesprochen. Ebenfalls erklärte er uns deutlich, dass es Unterschiede gibt zwischen der Buddhistischen Lehre, nach der er lebt und der Interpretation von dieser von den Menschen in Thailand oder anderen Ländern. Für ihn braucht es keine eingesperrten Vögel, die man frei lassen kann, großartige, goldene Tempel mit prächtigen Buddha Statuen, zu denen man beten kann oder Gaben und Geschenke, die der Verkäufer nach dem Ritual erneut verkaufen kann. Das sind für ihn alles Bräuche der Gesellschaft, die um den Buddhismus herum entstanden sind. Dazu zählt auch, dass Mönche in Thailand kein Auto fahren dürfen oder kein Sport machen dürfen. Gerade letzteres sieht er sehr kritisch und macht daher sein Work-Out immer in seinem Zimmer im Tempel. Wir sollten später noch feststellen, dass er sehr fit ist. Er berichtete aber auch von einem Mönch, der Kreislauf Probleme hat trotz noch geringen Alters, da er nie Sport machte.

Buddhastatue mit Blattgoldflecken im Wat Phra Singh
Buddhastatue mit Blattgoldflecken im Wat Phra Singh

Etwas das ausschließlich etwas mit Traditionen zu tun hat und nichts mit dem Buddhismus ist die Tatsache, dass Frauen die so genannte Stadtsäule auf dem Gelände des Wat Chedi Luang nicht in ihrem Gebäude besuchen dürfen, da ihre Menstruation sie unrein macht. Diese aus unserer Sicht extrem lächerliche Begründung regte Franzi als angehende Feministin, zu der sie auf dieser Reise geworden ist, natürlich wieder mal sehr auf. Nob erklärte aber, dass das eine uralte Stadttradition ist und Franzi konnte sich schon denken, dass irgendwelche Männer sie sich mal ausgedacht haben, um Frauen mal wieder zu benachteiligen. Tatsächlich fragten wir ein Mädchen einer Schulklasse, die ebenfalls am Tisch saß und mit anderen Mönchen sprach, ob sie sich benachteiligt fühlt. Sie fühlte sich nicht benachteiligt, da sie die Säule nicht interessiert. Auch fühlte sie sich nicht benachteiligt, dass es für Frauen schwerer ist Mönch zu sein. Sie wolle ihre Haare und Freunde nicht dafür aufgeben. Bei Nop hatten wir allerdings nicht das Gefühl, dass er soziale Kontakte aufgegeben hatte. Zumindest virtuell war er mit seinem Smartphone besser vernetzt als wir es sind. Seine Meinung dazu war, dass jeder Mönch die Nutzung des Smartphones für sich selber entscheiden müsse. Es bietet viel Nützliches aber natürlich auch Gefahren sich gehen zu lassen.

Diese Zombiefiguren rufen zur Spende im buddhistischen Kloster auf. Ob sich der Buddha das vor 2000 Jahren so gewünscht hat?
Diese Zombiefiguren rufen zur Spende im buddhistischen Kloster auf. Ob sich der Buddha das vor 2000 Jahren so gewünscht hat?

 Sowieso geht es bei allem um die Intention. Eine Mücke aus Versehen zu Töten sei akzeptabel, sie aber anzuvisieren und zu erschlagen ist nicht mit der buddhistischen Lehre vereinbar. Es gibt übrigens auch weibliche Mönche, aber diese müssen sogar noch mehr Regeln befolgen als männliche. Es gibt nur ein paar Exemplare in ganz Thailand laut Nop. Üblicher sind weibliche Nonnen, die aber kaum Regeln beachten müssen. Beides haben wir noch nicht gesehen im Gegensatz zu den omnipräsenten, männlichen Mönchen. Später lud uns Nop noch ein sein Dorf in den Bergen von Mae Hong Son zu besuchen, was wir als tolle Gelegenheit wahrnahmen und sogar so gelegt bekamen, dass wir nicht verpassten wie Deutschland gegen Spanien rausflog. Dadurch trafen wir noch einige weitere Deutschsprachige an, die mit uns und Nop und einem weiteren Mönch abenteuerlich sein Heimatdorf für ein paar Tage ansteuerten ehe es pünktlich zum EM Finale wieder zurück in unser Stammhotel Awana Haus in Chiang Mais Altstadt ging. Abgesehen vom Gespräch bestand das Wat aus einer Ruine aus Stein in der Mitte, in der einige, goldene Buddha Statuen zu sehen waren sowie aus weiteren Tempeln. Auch kuriose Spendenaufsteller gab es wieder einige, die die Reparaturarbeiten im großen Tempel mitfinanzieren. Drei sitzende und angekleidete Skelette nebeneinander oder eine goldene Buddhastatue für jeden Wochentag, außer für Mittwoch, für den es zwei gibt, nämlich eine für vormittags und eine für nachmittags, zählten sicherlich zu den interessantesten Varianten Geld zu sammeln. Auch unser Eintrittsticket war eine Spende laut des Belegs, den wir bekamen. Vermutlich ist das praktisch für die Steuer. 

Frühstück im Stammlokal Stories. Tropicana Smoothie, Açai Bowl mit Früchten, leckere Sandwiches und guter Kaffee. Im Hintergrund die Stadtmauer Chiang Mais.
Frühstück im Stammlokal Stories. Tropicana Smoothie, Açai Bowl mit Früchten, leckere Sandwiches und guter Kaffee. Im Hintergrund die Stadtmauer Chiang Mais.

Abgesehen von den Wats war einer unserer besten Ausflüge der zum Sticky Watterfall- also dem klebrigen Wasserfall. Viel mehr wussten wir auch nicht, aber die roten Taxen Chiang Mais wussten Bescheid und eines fuhr uns über eine Stunde in einen Nationalpark im grünen Umland der Stadt, wo wir dann auch viele andere, weiße Reisende wieder sahen. Wir schlossen unsere Sachen in ein Schließfach und dann ging es bergab neben dem Wasserfall herunter, in dem schon einige mit Seilen wieder am bergauf klettern waren. Ganz unten angekommen ging es in Badeklamotten auf die Steine und in der Tat war der Name des Wasserfalls Programm. Die Steine waren sehr rutschfest, so dass man teilweise ohne sich an angebrachten Seilen festhalten zu müssen wieder hochklettern konnte. Lediglich an manchen überspülten Stellen waren Algen entstanden, auf denen man ausrutschen konnte. An manchen Stellen des langen Aufstiegs war man auch mal einige Zeit alleine und konnte sich in das herunter rauschende Wasser legen wie in einem Pool mit Massagefunktion. Von unserem Lieblingsfrühstückscafé Stories hatten wir Sandwiches mitgenommen und so konnten wir mit Snackpause fast den ganzen Tag bleiben bis es wieder zurück in die Stadt ging. Sehr hervorhebenswert war auch, dass es keinen Eintritt kostete, und das obwohl es angeblich ein Nationalpark ist, die sonst immer Eintritt kosten, und obwohl es eine tolle Infrastruktur mit Unterständen, Schließfächern, modernen Toiletten und Duschen gab. Sehr beeindruckend! 

Schöne Hostelausstattung- Tischtennisplatte mit Pride Schmuck
Schöne Hostelausstattung- Tischtennisplatte mit Pride Schmuck

Die ersten Tage in Chiang Mai waren noch von dem Verdacht geprägt, dass Franzi vielleicht schwer krank sein könnte, was uns schon dazu bewegt hatte die Gibbon Experience in Laos sausen zu lassen, um in der Nähe eines gutes Krankenhauses zu sein, von denen es in Chiang Mai einige gibt. Tatsächlich waren die Symptome dann aber am Morgen nach der Ankunft wieder weitestgehend verschwunden. Dafür verbrachten wir viel Zeit in und um unser Hostel, das schick war und ungewohnterweise viele Asiatische Backpacker zu Gast hatte. Ein Chinese aus Guangdong arbeitet wohl als digitaler Nomade und nach Chiang Mai geht es für ihn nach Myanmar weiter. Er erklärte mir, dass der Bürgerkrieg nur in ausgewählten Grenzgebieten stattfindet. Viel Erfolg für diese Reise! Vorher spielten wir noch etwas Tischtennis an der Hostelplatte, die aber keine guten Schläger zu bieten hatte, weswegen ich auch wieder mal gegen Franzi verlor. Das Hostel setzte sehr auf Regenbogenfarben und Gleichstellung und versprühte eine positive Atmosphäre. Nur bei dem ganzen Gequalme auf der Terrasse verfinsterte sich meine Mine oft. Es gab zwar eine Hälfte für Raucher und eine für Nichtraucher, aber es war weder super deutlich gekennzeichnet noch brachte es sehr viel, da der Rauch von der Raucherhälfte auch zur Nichtraucherhälfte rüber wehen konnte. 

Franzi mit den Darstellerinnen der Siam Dragon Cabaret Show
Franzi mit den Darstellerinnen der Siam Dragon Cabaret Show

Franzi schaffte es zwei Tage in Folge kaum einer Chinesin zu erklären, dass sie während unseres Frühstücks doch bitte in die Raucherhälfte gehen möge, da mit wir es etwas mehr genießen konnten. Sie wechselte darauf hin genervt ihren Platz innerhalb der Nichtraucherhälfte und qualmte weiter- abartig. Super war hingegen der Kaffeeautomat, der 24/7 zur Verfügung stand. Der war vor allem zwischen den späten Spielen der EM ein willkommener Ort für mich, um die einsetzende Müdigkeit zu bekämpfen. Wir lernten hier auch eine junge Schweizerin mit Ecuadorianischem Vater kennen, mit der Franze während eines EM Spiels zu einer Show mit "Ladyboys" ging, also Frauen in Männerkörpern, wie man sie häufig in Thailand antrifft. Auch der eine Rezeptionist des Hostels wirkt wie eine sehr männliche Frau. Es ist schön zu sehen, dass man hier so leben darf wie man sich fühlt, allerdings haben wir auch schon gehört, dass die Thais die Rolle des Ladyboy zwar akzeptieren, aber ihr keinen besonders hohen Stellenwert zurechnen. Die Show präsentierte die Frauen in extravaganten Kostümen und ließ sie zur Musik tanzen.

Buddhastatue des Wat Rajamonthean bei Nacht
Buddhastatue des Wat Rajamonthean bei Nacht

Teilweise wurden aber wohl die Grenzen etwas überschritten zum Beispiel in dem eine Sängerin in einem Spiel mit dem Publikum wegen ihrer kräftigen Statur als besonders hässlich kenntlich gemacht wurde, obwohl es bei der Show und insbesondere dem Lied aus dem Film "The Greatest Show" gerade darum geht, dass jeder so schön ist, wie man ist. Außerdem waren die Damen bei einer weiteren Inszenierung mit Mann aus dem Publikum auf der Bühne wohl etwas übergriffig. Insgesamt fand Franzi es aber ein spannendes Erlebnis und sie kehrte auch rechtzeitig zur Deutschen Nationalhymne ins Zimmer zurück, was mir einen Teil meiner Anspannung nahm. Nach ein paar Tagen wechselten wir dann das Hotel und zogen an das andere Ende der quadratischen Altstadt, die noch immer teilweise von einer Stadtmauer und einem Wassergraben umgeben wird. In einem ruhigen Hotel gab es Privatzimmer zu einem ähnlichen Preis, die allerdings zum Monat Juli hin preislich stark anstiegen, da dann vermutlich die Europäische Urlaubssaison einsetzt.

Diese Blüte ist in Chiang Mai omnipräsent, da ihr Baum überall wächst. Dadurch ergaben sich immer wieder Möglichkeiten Franzi unterwegs zu schmücken.
Diese Blüte ist in Chiang Mai omnipräsent, da ihr Baum überall wächst. Dadurch ergaben sich immer wieder Möglichkeiten Franzi unterwegs zu schmücken.

Dennoch blieben wir hier fast die gesamten vier Wochen mit Ausnahme der zwei mehrtägigen Ausflüge ins ländlichen Mae Hong Son. Es war ein kleines Hotel, in dem immer die selben beiden, jungen Frauen an der Rezeption saßen und lecker Joghurt mit frischen Früchten auf Bestellung servierten, es einen erfrischenden, kleinen Swimming Pool gab und große Zimmer mit Balkon, der gerade gut genug zum Trocknen der Wäsche war, geschmeidigen, großen Betten und einer hübschen wenn auch heißen überdachten Terrasse oben im Gebäude, die mit gemütlichen Möbeln bestückt war. Der letzte Ort war der perfekte Bereich, um nach aufregenden Wochen mal wieder ein paar Tage zu notieren was alles passiert ist zwischen Mitte Juni und Juli. Jeden Tag wurden frische Plastikflaschen mit Wasser ins Zimmer gebracht, aber wir füllten unsere stets an der Station im Erdgeschoss auf, um Plastik zu sparen. Wir hatten uns auch drei neue wieder auffüllbare Falschen im Stile der verloren gegangenen Flaschen von Galápagos gekauft in einem Restaurant, das diese im Angebot hatte. 

Frisch zubereitetes Essen auf dem Nachtmarkt
Frisch zubereitetes Essen auf dem Nachtmarkt

Kulinarisch hat Chiang Mai für alle Geschmacksrichtungen etwas zu bieten. Von unserer ersten Unterkunft aus ging es abends regelmäßig auf den Nachtmarkt, der allerdings keinen Stand hatte, der mich wirklich begeisterte. Schön war das Café neben unserem ersten Hotel, das wie in einem kleinen Wald mit Farnen und Wassergeplätscher mitten in der nicht sehr schönen Stadt voller Beton und Asphalt zu operieren schien. Auch ein imbissartiger Hühnchenladen war gut von unserer ersten Unterkunft aus zu erreichen. Ansonsten besuchten wir vor allem von unserer ersten Unterkunft aus regelmäßig ein teures Café an der Straßenecke, in dem es eine komplette Karte mit Kaffeespezialitäten, Toasts, Süßem und Herzhaftem gab. Das Avocado Toast war zwar immer etwas ungewürzt, aber man konnte mit Salz und Pfeffer nachbessern. Der Tropicana Smoothie mit frisch gemixter Mango und Maracuyakernen war auch regelmäßig ein Highlight. Und aus den großen Fenstern konnte man die vielen Touristen und Tuk Tuk Fahrer auf der Straße beobachten, die auch uns jedes Mal ansprachen, wenn wir das Hotel verließen.

Vorräte auffüllen und industrielle Leckereien verspeisen- Vorzüge des Stadtlebens
Vorräte auffüllen und industrielle Leckereien verspeisen- Vorzüge des Stadtlebens

Spannend waren auch die Asiatischen Touristen, die gerne vor der fotogenen Backsteinstadtmauer in traditionellen Outfits posierten. In der kleinen Nebenstraße unseres zweiten Hotels gab es einen kleinen Laden einer älteren Dame mit sehr buckligem Gang die typische Gerichte zu geringen Preisen in ihrer Küche direkt am Straßenrand vor ihrem Zuhause kochte. Pad Thai für 50 Baht und Pad Kra Pao (gebratenes Hackfleisch mit Chili und Basilikum) für 60 Baht wurden hier regelmäßig als Mittagssnack von mir bestellt oder in einer mitgebrachten Box für Franzi mitgenommen. Auch ein Italiener, der vor einem Thailändischen Koch in einem sehr schicken Hotel betrieben wurde und gutes Olivenöl hatte, sowie eine Bootsfahrt auf dem Mae Nam Ping, bei der mein Curry in einer Kokosnuss serviert wurde und Franzi eine Schweinshaxe verspeiste, während romantische Musik lief, zählten zu den Highlights. Aber auch ein Roti vor der Tür (Gebäck ähnlich zu Crêpe, das man z.B. mit Banane und Nutella füllen lassen konnte) und die regelmäßige Schokomilch von 7-Eleven zählten zu den erfreulichen Seiten des Aufenthaltes.

Foodcourt des Sonntag Nachtmarktes in einem Wat direkt um die Ecke unseres Hotels
Foodcourt des Sonntag Nachtmarktes in einem Wat direkt um die Ecke unseres Hotels

Sogar verhältnismäßig günstige Nivea Sonnencrème und Tempo Taschentücher fanden wir in Chiang Mai. Tatsächlich durfte Franzi zwei Wochen lang keine Milchprodukte oder Ei zu sich nehmen, da sie starke Antibiotika für die leichten Schmerzen, die wir für eine Blinddarmentzündung gehalten hatten, nahm. Dadurch war sie relativ eingeschränkt mit dem Essen und freute sich umso mehr als sie wieder alles zu sich nehmen konnte. Wir hatten übrigens umfangreiche Untersuchungen im Krankenhaus gemacht, das sich an die Besuche im Krankenhaus von Udon Thani vor über einem Monat anschloss, da Franzi immer wieder kleine Beschwerden hier und da hatte. Bluttests und Ultraschall gaben aber immerhin Aufschluss, dass es wohl nichts Schlimmes war, wenn auch nie eine Erklärung für die angeschwollenen Lymphknoten an unterschiedlichen Stellen erfolgte. Tatsächlich vertrat sogar die Ärztin beim letzten Krankenhausbesuch die Meinung, dass sie die Erkrankung, weswegen sie zwei Wochen lang diese extrem starken Antibiotika genommen hatte, gar nicht gehabt hätte. In anderen Worten hatte sie also umsonst die Antibiotika genommen.

Kokosnusscurry und weitere Leckereien auf der romantischen Restaurant Bootsfahrt in Chiang Mai
Kokosnusscurry und weitere Leckereien auf der romantischen Restaurant Bootsfahrt in Chiang Mai

Und die befürchteten Nebenwirkungen, von denen der Arzt nichts wissen wollte, traten natürlich auch auf. Abgesehen von der generellen Gefahr von resistenten Bakterien durch zu viel Einsatz von Antibiotika. Thais sind mit Antibiotika vermutlich genauso wie mit Plastik. Wenn es für den Moment praktisch ist, wird es angewendet. Was danach kommt ist egal. Insgesamt bezahlte unsere Krankenkasse bestimmt über 1000€ an das Krankenhaus für 4 unterschiedliche Besuche und die Beschwerden sind danach etwas verschwunden. Den größten Wert hatte aber wohl die Feststellung, dass nichts Schlimmes bei Franzi sein sollte. Auch die Besuche im Krankenhaus wurden durch die Organisation vor Ort sehr angenehm gestaltet. Alle Angestellten sind sehr freundlich, alles wird gut kommuniziert und alles ist sehr hygienisch. Nur leider mangelt es etwas an kompetenten Ärzten. Nur bei einer Ärztin hatten wir wirklich das Gefühl, dass sie Ahnung hatte und Franzi zuhörte und sie nicht anhand einiger Stichworte behandelt wie es im Medizinstudium theoretisch gelernt wurde. Mit einer Schwester, die Franzi eine Spritze verabreichte, verstanden wir uns auch sehr gut, da sie selber auch eine Spritzenphobie hat und sehr verständnisvoll für Franzis Situation war. Wir waren aber auch froh als alle Behandlungen und Termine nach zwei Wochen vorbei waren und wir nicht wieder kommen mussten. 

Frische Durian gefällig? Den typischen Thaitee mit Milch gab es auch noch dazu.
Frische Durian gefällig? Den typischen Thaitee mit Milch gab es auch noch dazu.

Das absolute kulinarische Highlight war aber schon alleine wegen der Intensität der Auseinandersetzung mit dem Essen unser eintägiger Kochkurs. Diese Aktivität ist in Chiang Mai sehr beliebt und es gibt viele Angebote dafür. Wir wählten eines, von dem wir vorher nicht gelesen hatten und es lief wunderbar und wir würden es jedem weiter empfehlen. Unser Guide Paint holte uns bei unserer neuen Unterkunft ab und hatte bereits die Schweizerin aus dem alten Hostel, mit der wir uns erneut verabredet hatten, im Auto dabei sowie eine nette Koreanische Touristin. Bei unserem ersten Stopp bei einem lokalen Markt, auf dem wir erstmals Durian probierten, stieß noch ein Pärchen aus Taiwan dazu, was unsere Besuchsgruppe komplettierte. Die "Stinkfrucht" wie die Durian umgangssprachlich auch genannt wird, verfolgt uns eigentlich schon seit Beginn der Asienreise in Singapur. Manche lieben sie und alle finden, dass sie stinkt, weswegen sie auch in vielen Unterkünften und öffentlichen Verkehrsmitteln untersagt ist mitzuführen. Trotz Gestanks bis ich rein und es schmeckte ein wenig überreif bis gegoren. Allerdings war der Geschmack nicht so schlimm wie der Gestank. 

Franzi pflückt Chilis für ihr Gericht im Garten- oder auch nicht
Franzi pflückt Chilis für ihr Gericht im Garten- oder auch nicht

Trotzdem hatte ich kein Verlangen nach mehr. Nach etwas Umschauen auf dem Markt ging es zu Paints kleinem Hof im Großraum der Stadt. Wir durften erneut mit Bambushüten in seinem Garten einige Zutaten wie Chili und blaue Blüten pflücken, die wir wie schon in Vientiane für einen Schmetterlingspipitee nutzten, der sich bei Hinzugabe von Zitronensaft von Blau in Violett verwandelte. Auch das ein oder andere weitere benötigte Kraut durften wir mit einer Schere vom Busch trennen und in die erhaltenen, kleinen Körbchen legen. Das war wirklich sehr liebevoll gestaltet. Genauso liebevoll waren die fertigen Tabletts mit verschiedenen Zutaten für den Kochkurs, die bereits in der Küche bereit standen für jeden. Anders hätte man es wohl auch nicht realisieren können, dass sechs unterschiedliche Laien teilweise fünf unterschiedliche Gerichte an einem halben Tag lernen und umsetzen. Das ein oder andere mussten wir allerdings schon noch selber machen, um die Gerichte zuzubereiten.

Zunächst einmal durfte jeder einen Haufen unterschiedlicher Gewürze und Zutaten in einer Schüssel zermörsern, um eine Currypaste zu erzeugen. Dabei unterschieden sich die Zutaten für ein Massaman Curry etwas vom roten Curry und dem grünen Curry, das ich wählte. Jeder durfte anhand der gewählten Chilischotenmenge entscheiden wie scharf das Essen wird. Paint erzählte uns, dass er kein echter Thai sei, da er nicht scharf essen könne. Franzi schloss sich also seinen Chili Empfehlungen an. Paints Freundin scheint von anderer Schule zu sein, zumindest reichten unsere scharfen Gerichte nicht ansatzweise an die Anzahl an Chilischoten heran, die sie wohl in ihren Gerichten konsumiert. Ein weiteres Gericht, das wir gewählt hatten, waren Frühlings- bzw. Sommerrollen. Das Gemüse war schon fein geschnitten, aber wir durften es selber in dünnes Reispapier einrollen und mit einer stärkehaltigen Flüssigkeit schließen.

Meine Frühlingsrollen wurden danach in sehr heißem Öl fix in einer Pfanne frittiert. Die passende Chilisauce dazu kam wie zuhause aus dem Supermarkt. Auch das Pad Thai und den Mango Sticky Rice machten wir selber. Beim Braten des Pad Thai auf der extrem heißen Gasplatte hatte ich Schwierigkeiten, da trotz langem Stab die Ölspritzer in meine Nähe kamen und mich teilweise auf der Haut berührten. Ob die Profiküche das einfach akzeptieren können oder geschickter sind, weiß ich nicht. Den Klebereis für den süßen Nachtisch färbten wir mit der blauen Blüte blau. Und auch eine Tom Kha kochten wir noch, also eine Kokosnussmilchsuppe mit vielen Geschmacks- und Gemüseeinlagen. Tatsächlich kann man wohl alle davon essen auch wenn manche wie das Zitronengras schon eine hohe Kaudauer erfordern, um sie herunterschlucken zu können. Nach dem ganzen Zubereiten und dem Hotelwechsel am Mittag war ich schon ziemlich müde geworden. Aber kurz danach waren alle fünf Gerichte zubereitet und wir konnten unser Festmahl genießen. Währenddessen stellte Paint die Fotos von uns zusammen, die er im Laufe des Tages gemacht hatte und sendete uns ein schön gestaltetes Rezeptbuch der Gerichte, die wir bei ihm gekocht hatten und auch der Gerichte, die wir nicht gekocht hatten.

Beim Pad Thai wurde die Pfanne sehr heiß und das Fett spritzte weit.
Beim Pad Thai wurde die Pfanne sehr heiß und das Fett spritzte weit.

Ob wir die Zubereitung zuhause reproduzieren können, wird sich dann natürlich erst später zeigen. Insbesondere die Beschaffung mancher Zutaten und kleine Details, die man vielleicht nicht im Rezept findet, könnten zur Herausforderung werden. Dennoch hatten wir fünf Gerichte nun zumindest selber schonmal zubereitet und man kann sich das dadurch sicherlich auch schon merken, was gemacht werden muss. Zunächst aßen wir unsere Tom Kha und danach das Pad Thai. Ehrlicherweise waren wir dann schon relativ satt. Auch die Rollen waren schnell weg. Das Curry kriegten wir mit dem vollen Magen dann kaum noch herunter und waren froh, dass wir es einpacken lassen konnten. Auch den Mango Sticky Rice als süßen Abschluss verdrückten wir schon etwas angestrengt. Erstaunliche Erkenntnis war nach dem Kochkurs auf jeden Fall wie viel Zucker auch in teilweise herzhaften Thaigerichten enthalten ist wie dem Pad Thai. Man muss aber auch festhalten, dass die Thais eine sehr leckere Küche haben und zuhause werden wir sicherlich mal ein Restaurant ansteuern oder es sogar selber versuchen. 

Eine weitere, prägende Aktivität unseres Aufenthaltes und erneut keine typische Touristenattraktion wie sonst oft auf der Reise, war unser viertägiger Thai Massagekurs in einer Schule direkt um die Ecke von unserem Hotel. Eigentlich war der Kurs auf drei Tage ausgelegt und ein Deutsch-Israelisches Pärchen, das sich erst kürzlich in Thailand beim Muay Thai (Thaiboxen) kennengelernt hatte und neben uns im Raum übte, überholte uns sogar an ihrem dritten und unserem vierten Tag. Dafür haben wir jetzt eine Mappe mit Notizen und die Erinnerung im Kopf von 156 verschiedenen Massagepositionen, die man teilweise noch auf das andere Bein oder den anderen Arm erweitern kann. Wenn man alle in Folge umsetzt, dauert es für unseren Lehrer wohl etwa drei Stunden und für uns würde es im Moment entsprechend länger dauern. Allerdings macht man meistens auch nur eine Auswahl der Übungen. Das Schöne ist, das man im Prinzip keine Materialen für die Massage braucht, sondern einfach auf dem Boden in Kleidung den anderen massiert. Eltern auf dem Land haben wohl oft ihren Kindern die Techniken beigebracht, damit diese die Eltern nach einem Tag auf dem Feld massieren können. Eine Idee die wir vielleicht übernehmen sollten. Manche der Übungen hatten wenig Effekt bei jeweils anderen aber an manchen Stellen wie dem inneren Oberschenkel oder mit manchen Arbeitsmaterialien wie dem eigenen Ellenbogen konnte man auch heftige Schmerzen verursachen, wenn die Dosierung nicht stimmte. Manche der Übungen erinnern an eine Massage wie man sie kennt und andere sehen eher aus wie eine Akrobatikübung. Jeden Morgen sagten wir ein Gebet in Pali auf, das weder wir noch der Lehrer inhaltlich verstanden und wir später in einem buddhistischen Gebet mit Mönch und Schülern wieder erkannten. Es gehört wohl zur Tradition der Thai Massage dazu, da der Guru, der sich die Übungen überlegt haben soll, wohl Pali, also eine Altindische Sprache, gesprochen haben soll. Im Zimmer hingen auch Übungen wie man als Eremit sich selber massieren kann, aber wir hatten nach den vier Tagen auch genug gelernt. Eine weitere Israelitin machte gleich vier Kurse und will sich nun mit ihrem Wissen und der Urkunde, die auch wir bekamen, in Israel selbstständig machen und Massagen anbieten. So hohe Ambitionen haben wir nicht. Uns ging es eher darum, dass wir uns mal gegenseitig massieren. Unser Lehrer Don wirkte immer recht müde am Morgen, da er nach dem Kurs, der täglich von 10 bis 16 Uhr ging noch bis spät in die Nacht in seinem eigenen Massagestudio Kunden durchknetete. Auch wenn wir nicht komplett auf einer Wellenlänge waren, verstanden wir uns gut mit ihm und haben einiges mitgenommen. Gefühlt hatten unsere Nachbarn aber deutlich mehr Spaß beim Lernen, auch wenn wir so konzentriert waren alles aufzunehmen, dass gar kein Bedarf nach mehr Spaß beim Lernen bestand. Es ist auf jeden Fall auch eine Art Sport so eine Massage durchzuführen. Insbesondere die Finger werden schnell müde bei den angewendeten Anstrengungen. 

Zwei Museen gaben uns weniger Einblicke in Nordthailand als es die Besuche auf dem Land taten. Nachdem mein Smartphone nach dem Rafting Ausflug für immer mit einem Wasserschaden verloren schien, was auch vom offiziellen Samsung Reparaturladen diagnostiziert wurde, rettete es ein Straßenreparateur es mir für 25€ inklusive aller Daten und es läuft wieder so wie zuvor. Das zählte sicherlich zu den größten Erfolgen unseres Aufenthaltes. Insgesamt ist Chiang Mai eine sehr lebenswerte Stadt und Grund genug für viele Expats hierher zu ziehen, um zu arbeiten. Nichts desto trotz sind die 31°C und schwüle Luft mit das Erfrischendste was das Jahr in Chiang Mai zu bieten hat und so bevorzuge ich doch lieber das Europäische Klima mit Jahreszeiten, größtenteils niedrigeren Temperaturen und auch anderen Annehmlichkeiten, die es hier nicht gibt. Dennoch war Chiang Mai für uns ein natürlicher Rastplatz auf einer Langzeitreise, dessen Vorzüge wir sehr genossen haben. 

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