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Zu Gast im Riesentempel

Pathum Thani

geschrieben von Timo

Luang Phi vor Luang Phos Foto in der Meditationshalle unserer Unterkunft
Luang Phi vor Luang Phos Foto in der Meditationshalle unserer Unterkunft

Schon in der Dunkelheit kamen wir beim Dhammakaya Tempel an, der sich in einer urbanen Umgebung befindet mit Shopping Malls und viel Aktivität auch nach Sonnenuntergang. Wir bogen in eine Nebenstraße und fuhren die schier unendlich lange Mauer des Tempels auf der linken Seite entlang bis wir rechts abbogen in eine Nebenstraße, in der nur ein paar Häuser standen. Eines dieser Häuser war wie eine Art Pilgerherberge und wir durften darin für eine Nacht wohnen. Luang Phi kennt wohl den Mönch, dem die Herberge gehört. Es war wie ein schön großes Hotelzimmer. Das einzig auffällige war, dass die Matratzen wie im Tempel in Chainat erneut nur sehr dünn waren und man daher gut das harte Holzbett beim Schlafen spüren konnte. Positiv hervorzuheben war, dass der Check-Out flexibel war und wir den ganzen nächsten Tag während der Tour durch den Dhammakaya Tempel das Zimmer bewohnt lassen konnten ehe wir abends packten und auscheckten. Außerdem kostete es im Gegensatz zu einem Hotel kein Geld. Wir stellten unser Gepäck im Zimmer ab und  Luang Phi zeigte uns die große Meditationshalle im Obergeschoss der Herberge, in die weit mehr Meditierende passten als Bewohner in die Herberge. Ein großes Porträtfoto in schwarz-weiß eines alten Mannes hing zentral hinter dem Tresen und der Bühne an der Wand. Es handelte sich um Luang Pho, der so etwas wie der spirituelle Vater oder Großvater des Dhammakaya Tempels und auch der aktuell gelehrten Meditationstechnik ist. Er lebt schon länger nicht mehr und eine große Erinnerungshalle auf dem Tempelgelände erinnert an ihn so wie alle möglichen Gemälde, Statuen und Infotafeln. Luang Phi honoriert Luang Phos Bildnisse ähnlich wie die des Lord Buddha, da beide für ihn große Vorbilder der Lehre sind, der er nachgeht und die er weiter verbreitet. 

Franzi mit frischen Lotusknospen zum Offerieren
Franzi mit frischen Lotusknospen zum Offerieren

Wir fuhren abends im Dunkeln nochmal mit der ganzen Runde auf eine Tempeltour mit dem Auto. Es regnete als wir an dem Denkmal mit der angeblich größten Steinkugel der Welt vorbei fuhren. Es steht sogar ein ausgeblichenes Guinness World Records Schild daneben. Dann fuhren wir vor eine Halle, die sehr an eine riesige Messehalle erinnerte. Sie hatte keine Türen und so spazierten wir unter das gigantische Dach. Es gab einen großen Stand, in dem wunderschöne Lotusknospen verkauft wurden, die noch geschlossen waren, aber schon einen tollen pinken oder gelben Farbton hatten. Wir durften uns einfach welche nehmen- Luang Phi und Ying kannten die Verkäuferinnen, die auch Nonnen waren. Die Lotusknospen sind Geschenke an den Buddha und man darf nicht daran riechen. Ich befolgte die Regel, die ich zu dem Zeitpunkt nicht kannte, nicht und kann sagen, dass es sich nicht lohnt an ihnen zu riechen. So toll sie auch aussehen, sie riechen nach nichts. 

Schuhablage im riesigen Tempel. Die Mönche haben ihren eigenen Bereich
Schuhablage im riesigen Tempel. Die Mönche haben ihren eigenen Bereich

Wir stellten unsere Schuhe auf einer Twister ähnlichen Plane ab, auf der Schuhfelder markiert waren und bei der es eine Plane für Mönche und eine für alle anderen gab mit etwas Abstand voneinander. Dann liefen wir barfuß auf dem Beton zu der anderen offenen Seite der Halle, von wo aus sich der Blick auf die so genannte Cetiya eröffnete. Eine Cetiya ist ein Ort der Erinnerung an den Buddha im Theravada Buddhismus. Dieser moderne Tempel ist sehr anders von allen anderen Tempeln, die wir bisher gesehen haben. Die Cetiya besteht aus 300.000 kleinen Buddhafiguren, die nachts wunderbar golden angestrahlt werden. Im inneren sind nochmal 700.000 Ersatzstatuen, da der Tempel tausend Jahre überdauern soll. Nur Techniker und hohe Mönche dürfen das Innere betreten. Man sieht die Buddha Statuen nachts nicht als Einzelteile, sondern nur als Teil eines großen, UFO artigen, goldenen Gebäudes. 

Die Cetiya des Dhammakaya Tempels bei Nacht- zusätzlich reflektiert in einer Glaskugel
Die Cetiya des Dhammakaya Tempels bei Nacht- zusätzlich reflektiert in einer Glaskugel

Es steht in der Mitte eines 1km² großen Platzes, der von den messeartigen Hallen umgeben wird. Die Idee ist, dass auf dem Platz und in den Hallen auf zwei Stockwerken um die Cetiya herum bis zu einer Millionen Menschen gleichzeitig meditieren können. Das Motto des ganzen Tempels, der mit einem minimalen Budget in den 1970ern angefangen hat und sich nur durch Spenden finanziert, ist es Frieden durch inneren Frieden zu erlangen. Also quasi Massenmeditation mit dem Ziel Aggressionen, Wut und Hass abzubauen. Bisher haben noch nicht eine Millionen Menschen gleichzeitig meditiert, aber es gibt beeindruckende Bilder von riesigen Veranstaltungen mit tausenden Mönchen in Orange oder zehntausenden Meditierenden in Weiß auf dem Platz oder auch nachts mit zehntausenden Kerzen zum Lichterfest. Viele Lautsprecher sagten immer wieder den selben Pali Gesang auf und bei leichtem Regen näherten wir uns barfuß durch die Pfützen mit unseren Blüten der Cetiya. Dort entschieden wir uns erstmal eine von drei Runde um die Cetiya zu absolvieren, die hier mit 800 Metern pro Runde eine nicht unwesentliche Distanz bedeutete.

Wie in einer Leichtathletik Arena sind Bahnen um die Cetiya gebaut, auf denen man laufen kann. Es ist angenehm auf dem Boden barfuß zu laufen, auch wenn es mit dem Regenwasser teilweise etwas rutschig war. Ich fand es schwer mich während des Laufens auf das Meditieren zu konzentrieren und erst recht die Augen zu schließen. Daher versuchte ich es mit offenen Augen, weswegen ich aber nicht besonders ertragreich meditieren konnte. Franzi liefen wir schlichtweg zu schnell, so dass sie eher gestresst war als wir nach bestimmt zehn Minuten die Cetiya umrundet hatten und eine kurze Lagebesprechung machten. Wir liefen noch zwei weitere Runden aber dafür langsamer. Dann konnten wir uns einen Wunsch überlegen und den Lotus vor der Cetiya in einem goldenen Steckplatz zurücklassen wie viele andere Knospen, die schon hier standen. Der Lotus steht für die Schönheit, aber auch die Vergänglichkeit des Lebens und eben jener Schönheit. 

Es ging zurück in die Halle, aus der wir gekommen waren, und wir würdigten nochmal eine Buddha Statuen durch Verbeugung ehe es zurück zum Auto ging. Am nächsten Morgen standen wir extra früh auf, da wir an unserem letzten Tag noch Spenden an unsere Wegbegleiter übergeben wollten. Wir hatten uns einen netten Text überlegt und übersetzten ihn mit Google Übersetzer auf Thai und schrieben ihn in Thai Buchstaben auf Umschläge. Für mich war die Schrift bisher komplett kryptisch trotz mehrerer Monate im Land, aber nun erkannte ich direkt Muster und häufige Buchstaben. Die meisten waren auch gar nicht so schwer zum Schreiben. Dennoch dauerte es einige Zeit bis die Umschläge fertig waren und wir ließen Ying, Luang Phi und den Fahrer etwas warten. Als wir uns entschuldigten, erklärte Luang Phi wie gewohnt nur: "Sabai, Sabai", also in etwa: "Alles ist gut, ganz ruhig", was sein Lieblingsmotto zu sein schien. Manchmal baute er auch etwas Englisch in seine Thai Sätze ein, was wir sehr lustig fanden wie etwa "In buddhism", wenn er etwas erklärte zu Bräuchen, oder "The lord buddha", wenn er etwas über die Lehren des Buddha erläuterte oder "very gooood", wenn er uns sagen wollte, dass wir etwas sehr gut gemacht haben. Wir gaben Luang Phi im Tempel ab, wo er essen konnte nachdem der Fahrer ihm Essen offeriert hatte und fuhren selber zu einem nahe gelegenen Food Court, wo uns der Fahrer wieder Essen schenkte. Die Frucht, die knackig und recht geschmacklos war und ein wenig wie Gnocchi aussah, mochten wir allerdings gar nicht. Ying hatte sich einen Eis Grünen Tee mit Kaffee und Zitrone geholt. Sie versteckte ihren Plastikbecher spielerisch hinter unseren Sachen auf dem Tisch, da sie wusste, dass wir kein Plastikmüll mögen. Es war sehr lustig zu sehen wie sie damit umging, da sie es ernst nahm, dass wir Plastik reduzieren wollten, aber auch klar war, dass das Land nun mal mit Einweg Plastik funktioniert.

Nach einem hastigen Frühstück sammelten wir Luang Phi wieder ein und wir fuhren in das riesige, kugelförmige Bürogebäude mit dem großen Logo, das aus einem Mond und einem Pfau bestand. Es ist das administrative Zentrum des Tempels. Hier sollte auch unsere Tour beginnen. Alles wirkte wie bei einer sehr reichen Sekte in dem Gebäude und letztendlich ist dieser Tempel vermutlich auch eine sehr reiche Sekte. Alles war extrem sauber, alle Leute, die hier herum liefen, waren Mönche in Orange oder Nonnen in Weiß, es standen große, künstlerische Kugeln auf dem blitzsauberen Boden und neben dem Bildnis eines alten Mannes stand: "World Peace" geschrieben. In mir drin dachte alles irgendetwas ist hier doch faul, aber für die Annahme gab es keine Belege. Wir zogen uns auch die Gastoutfits an- weiße Hose mit weißem Hemd- und durften unsere Klamotten sogar in der Umkleide hängen lassen. Offensichtlich waren wir die einzigen Besucher des Tages.

Unterkünfte der Mönche- angeblicher viel schicker von außen als von innen
Unterkünfte der Mönche- angeblicher viel schicker von außen als von innen

Dann begann unsere Tempel Tour. Zunächst wurde uns ein Video in einem kleinen, hübsch gestalteten Konferenzraum mit Pflanzen und Blumen gezeigt, in dem es um die Regeln im Tempel ging, die einem freundlich nahe gelegt wurden. Daraufhin wurde die Vision des Tempels präsentiert durch Meditation Weltfrieden zu erlangen. Es klingt vielleicht erstmal primitiv, aber so wie es dargestellt wurde, wirkte es nicht lächerlich und es ist auch eine Vorstellung, die ich deutlich erstrebenswerter finde, als den steten Konkurrenzkampf, der menschliche Opfer mit sich bringt. Das letzte Video war ähnlich zu dem, was wir in Chainat geschaut hatten, denn es war eine englischsprachige Meditationseinleitung, zu der ein Wasserfall in einem Wald plätscherte und die über zehn Minuten ohne Text am Ende beinhaltete. Die Mitarbeiterin, die das Video abgespielt hatte, ist auch eine Nonne und Freiwillige so wie Ying. Alle Nonnen wohnen in einem Gebäude, das extra für Nonnen ist. Genauso wie die Mönchsunterkünfte ist es einfach gebaut mit Schlafzimmern für bis zu acht Leute, Ventilatoren und Gemeinschaftsbädern. Ying hat sich ihren persönlichen extra Ventilator angeschafft, da es ihr sonst zu heiß wird, was wir gut nachvollziehen konnten. Ihr stehen jeden Monat 5000 Baht zur freien Verfügung, also etwa 125€. Essen und Unterkunft sind natürlich als Nonne inklusive, dafür arbeitet man freiwillig in unterschiedlichen Rollen. Alles im Tempel wurde von den Nonnen bearbeitet.  

Wir vor dem Dhammakaya Bürogebäude mit dem Mond und Pfauenlogo
Wir vor dem Dhammakaya Bürogebäude mit dem Mond und Pfauenlogo

Die eigentliche Tour machten dann zwei andere Nonnen mit uns und Luang Phi. Eine war Fotografin und Fahrerin des Golfcarts und die andere die Guide. Die Tour war auf Englisch, aber Ying kam trotzdem mit, was sehr nett war, auch wenn sie nichts übersetzen musste. Wir verstanden uns sehr gut mit ihr. Wir schauten uns eine Kunstausstellung an mit Motiven der Protagonisten dieses Tempels. Die wichtigste Person schien uns die Nonne Chandra Khonnokyoong zu sein. Sie hatte den Tempel mit einem Startbudget von 100 Baht (heute 2,50€) in den 1970er Jahren gestartet, in dem sie Land nördlich von Bangkok kaufte, wo noch nichts gebaut war. Sie war eine Schülerin von Luang Pho, dem Mann dessen Bildnis hier ebenfalls überall hing. Beide waren in einem anderen Tempel in Bangkok aktiv gewesen. Die Nonne bildete nun zwei Mönche aus, die bis heute den Tempel führen. Diesen vier Personen waren die Gemälde der Ausstellung gewidmet. Das Symbol der Nonne ist der Mond und der Pfau. Ihr war Sauberkeit sehr wichtig und sie putzte jeden Tag selbstständig und sehr gründlich den Tempel.

Man muss sagen, dass dieses Prinzip nach ihrem Tod einwandfrei übernommen wurde, denn das Bürogebäude und auch der Tempel von außen sind extrem sauber. Die Toiletten suchen in Südostasien auch ihres gleichen. Nach dem Gebäudebesuch ging es raus über einen kleinen Platz zur offenen Küche mit Essensaal. Auch dieser Teil war wieder extrem groß. Die Idee war hier, dass für jeden mit Speis und Trank gesorgt ist, damit man sich auf das Meditieren konzentrieren kann. Als wir ankamen, sangen gerade Mönche in Pali und einige Laien in weiß saßen in der Halle, um an der Zeremonie teilzunehmen. Gegenüber der Halle stand eine riesige, grüne Pfauenfigur, die gebaut wurde, um den Leichnam der Nonne Chandra Khonnokyoong durch die Straßen zu fahren, nachdem sie Anfang des Jahrtausend gestorben war. 

Ying, wir und eine Fremde offerieren einem Mönch des Tempels sein Mittagessen
Ying, wir und eine Fremde offerieren einem Mönch des Tempels sein Mittagessen

Nun stand das Mittagessen an. Alle Laien gingen zu einer erhöhten Ebene, auf der alle Mönche bereits Platz genommen hatten und vor denen schon Tabletts mit fertig gekochtem Essen standen. Wir knieten uns vor den Mönch, übergaben das Tablett, in dem wir es anhoben und wieder abstellten, und sagten "Sa To". Eine andere Laiin machte mit. Sie hatte auch noch ein zusätzliches Geschenk für den Mönch dabei und bedeutete uns, dass wir es zusammen offerieren können, was wir dann auch taten. Erneut war es merkwürdig etwas zu schenken, für das wir nichts getan hatten, aber wir machten natürlich mit. Uns war bereits auf jedem Tablett eine Packung mit "Emily´s Chicken Noodles" aufgefallen, und die Herkunft erklärte sich uns dann in der Kantine für Gäste, wo wir mit Luang Phi aßen.

Franzi offeriert Luang Phi sein Mittagessen auf ein gelbes Tuch
Franzi offeriert Luang Phi sein Mittagessen auf ein gelbes Tuch

Er saß wie gewohnt an einem eigenen Tisch, an dem wir ihm zunächst das Essen anhoben und damit offerierten, bevor wir das selbe Essen an unserem Tisch aßen. Bitter war, dass die Meeresfrüchte extrem scharf waren- ein Konflikt für Franzis Mundraum. An zwei Tischen neben uns saßen einige Mönche in weinroten Roben. Alle kamen aus Myanmar. Dann tauchten zwei sehr, sehr wohlhabend aussehende Thais auf. Das Ehepaar war schick gekleidet, beide hatten schick gemachte Haare und einen Fotografen dabei und übergaben nun an jedem Tisch Spenden und auch die angesprochene Nudelpackung. Wir erhielten auch eine und es stand darauf geschrieben, dass es wohl ihr Jahrestag oder ein Geburtstag war. Das Paar speiste an einem anderen Kantinentisch, was gar nicht zu ihrem pompösen Aussehen passte, da es eher so wirkte als gehörten sie in ein Sterne Restaurant.

Scheinbar reiches Paar spendet an Mönche aus Myanmar und lässt es fotografisch festhalten
Scheinbar reiches Paar spendet an Mönche aus Myanmar und lässt es fotografisch festhalten

Aber auch diese Verhaltensweisen gehören zur Thailändischen Tradition und Kultur. Die Kantine war darüber hinaus sehr gut und die Mitarbeiter super hilfsbereit. So bekam Franzi ein Glas frischer Milch, damit sie etwas von den Meeresfrüchten genießen konnte. Ying fragten wir bei der Gelegenheit, ob sie es unfair findet, dass sie in Thailand wegen ihres Geschlechts kein Mönch werden kann, da die Mönche ja die Personen im Zentrum der Religion sind und man außer der Nonne Chandra noch von keiner wichtigen Nonne gehört hat. Ihre pragmatische Antwort war, dass Frauen denen das System nicht gefällt vermutlich kein Mitglied des Systems werden. 

Gruppenfoto in der ursprünglichen Kapelle des Tempels
Gruppenfoto in der ursprünglichen Kapelle des Tempels

Nach einem Verdauungskaffee ging es mit dem Golfcart los zum ersten Tempel des Geländes, der vor etwa fünfzig Jahren gebaut wurde. Er ist viel einfacher und kleiner als die gigantische Meditationshalle mit Meditationsplatz und heute schick gestaltet. Die Chilis und der Kaffee sorgten dafür, dass ich nochmal dringend auf Toilette musste und die Tour so unterbrach, aber alles an der Tour war sehr "Sabai, Sabai". Die Toilette auf dem Gelände war dann nicht mehr so gut ausgestattet wie die im Bürogebäude und so kam ich erstmals in den Genuss des Schlauches statt Klopapier zu verwenden. Franzis Gegenargument für den Schlauch ist ja, dass man danach nass ist, aber das war man bei gewohnt schwülem Wetter sowieso schon. Die Unterkünfte der Mönche wirken von außen so wie schocke Hotels, sollen aber von innen genauso simpel sein wie die für Nonnen.

Zum Abschluss ging es erneut zur Cetiya, die bei Tageslicht deutlich weniger imposant aussieht. Bei Nacht hatte sie für mich etwas von einer aufgehenden Sonne. Lustig waren Golfcart- oder Motorradfahrer, die mit einem Mob hinter sich die riesige Halle reinigten. Erneut bekamen wir Lotusknospen und offerierten sie dieses Mal in Ständern in der Halle gegenüber der Cetiya. Die letzte Aktivität bestand darin kleine Goldpapierchen auf die Buddha und auf die Luang Pho Statue zu kleben. Auch das soll Glück bringen und den Respekt zeigen. Die Blätter waren so dünn, dass sie mir immer schon zerrissen, als ich sie aus der Papierhülle holte. Luang Phi war vielleicht auch etwas durch zumindest verbrachten wir die letzten zwei Stunden des Tages damit im Wartesaal des Kinos zu sitzen, damit wir noch einen zwanzigminütigen Film im Kino gucken können.

Die Kinoarbeiterin hatte ein Namensschild mit eine Druck ihres Gesichtes- sehr cool!
Die Kinoarbeiterin hatte ein Namensschild mit eine Druck ihres Gesichtes- sehr cool!

Ying hatte uns erzählt, dass Luang Phi meistens nur zwei Stunden schläft, da er nachts die Geschäfte des Tempels bearbeitet. Wir hoffen, dass das höchstens vorübergehend so ist. Auf jeden Fall wirkte er tagsüber immer sehr energiegeladen und extrem positiv. Im Film, der spielfilmartig gemacht worden war, ging es um die Existenz der Naga, also der siebenköpfigen Schlange. Der Film baute auf dem Mythos auf, dass an manchen Tagen im Jahr Leuchtkugeln aus dem Mekong aufsteigen. Diese sollen von den Nagas erzeugt werden. Im Zuge dessen wurden im Film auch die anderen Fabelwesen vorgestellt wie der Garuda. Der halbe Mensch, halbe Greifvogel steht in der Nahrungskette über der im Wasser schwimmenden Naga. Beide Wesen waren in ihrem früheren Leben Menschen und sind wegen ihrer Verhaltensweisen zu dem geworden, was sie jetzt sind.

Eine der gigantischen Meditationshallen des Dhammakaya Tempels
Eine der gigantischen Meditationshallen des Dhammakaya Tempels

Die Idee ist glaube ich, dass wenn man die Erleuchtung im Leben erreicht, dass man den Kreislauf der Wiedergeburt durchbrechen kann. Ein Riese, der sehr aggressiv und brutal wirkte, war die Folge eines Menschenlebens mit viel Streit und Party machen. Wir haben uns gefragt warum man dann in dem Körper eines so aggressiven Lebewesens wiedergeboren wird und ob es nicht besser wäre diesen Menschen einen harmloseren Körper zu verleihen. Nach dem Film erklärten uns Luang Phi und Ying, dass sie an diese Fabelwesen glauben würden. Luang Phi begründete ihre Existenz u.a. damit, ob wir wüssten, dass es ein Morgen gäbe. Hier hatten wir also nochmal einen Punkt erreicht, in dem wir grundsätzlich unterschiedlicher Meinung waren. Zum Abschied vom Tempel überreichte mir Luang Phi nochmal einen Flyer über die buddhistische Universität und machte deutlich, dass er jedem Mann empfehlen würde vor der Hochzeit drei Monate als Mönch zu ordinieren. Auch Ying empfahl mir später noch, als Franzi auf Klo war, eine Website eines Tempels in Chiang Mai, der dafür sehr geeignet ist. Ich bin der Idee nicht ganz abgeneigt, halte es aber für unwahrscheinlich, dass ich sie wirklich verfolgen werde. Vermutlich würde es mir gut tun. 

Luang Phi erhält unsere Spende
Luang Phi erhält unsere Spende

Wir hatten den Nachtzug ab Ayutthaya gebucht und natürlich wurden wir rumgefahren. Bei McDrive holte sich Luang Phi ein McSundae- eine kleine Ausnahme vom Fasten in der zweiten Tageshälfte. Auf der Raststätte, die in Thailand sehr gut ausgestattet sind und viele Annehmlichkeiten haben, wie kostenlose, schicke Toiletten, fand ich auch noch einen Kokosnussshake bevor die Verkäuferin ihren Laden schloss. Vor der Weiterfahrt übergaben wir unsere Umschläge und alle freuten sich sehr. Luang Phi wollte es erst gar nicht annehmen, aber er hatte uns zu so viel eingeladen und sich so toll um uns gekümmert, dass wir es komplett unangemessen gefunden hätten nicht eine vernünftige Summe an ihn zu übergeben. Auch der Fahrer bekam von uns etwas und Ying sogar etwas mehr. Alle konnten den Text auf dem Umschlag mehr oder weniger lesen, auch wenn die Buchstabentrennung wohl nicht ganz richtig war. In Ayutthaya besuchten wir noch einen Tempel, in dem Luang Phi den Abt kannte. Wir unterhielten uns kurz im Meditationsraum mit ihm, während die anderen Mönche beteten mit einigen Laien. Franzi bekam eine Decke, da sie ihre kurze Hose anhatte für den Zug und daher die Knie nicht bedeckt hatte. Scheinbar aus Solidarität bekam Ying auch das gleiche, weiße Tuch für ihren Schoß. Der Abt schenkte uns eine Buddha Statue, die uns Glück auf der Reise bringen soll. 

Solidarische Damenbeinbedeckung
Solidarische Damenbeinbedeckung

Wir fragten uns ob es legal ist sie nach Laos einzuführen und auszuführen, da der Im- und Export von Buddha Statuen illegal ist. Ich ging nochmal auf der Wattoilette auf Klo vor der Zugfahrt und dann mussten wir uns auch schon beeilen. Es war lustig am Bahnhof voller weißer Backpacker mit einem Mönch und zwei weiteren Locals einzutreffen und auch zwei Bahnmitarbeiter fragten mich wo ich hin will, nachdem Luang Phi vorgegangen war und gefragt hatte wo unser Wagon sein würde, da sie nicht glaubten, dass wir zusammen gehören. Dann traf der Zug ein und wir verabschiedeten uns natürlich mit begrenztem Körperkontakt. Der Fahrer war etwas sentimental und Ying deutete an, dass Luang Phi es auch sein würde. Ich war einfach sehr dankbar für die tolle, eindrückliche Erfahrung der vergangenen Tage. Alle hatten uns total herzlich und zuvorkommend empfangen und wir mussten uns nicht verstellen und konnten gleichzeitig ganz viel über die Lebensrealität der anderen und natürlich den Buddhismus lernen. Im Zug hatten wir zwei sehr weit auseinanderliegende Betten, aber nach einigem Diskutieren konnten wir tauschen, so dass wir näher bei einander schlafen konnten und so auch beide Internet vom Hotspot hatten. Dadurch merkten wir aber nicht, dass der Zug schon losgefahren war. Als ich es merkte, rannte ich schnell noch mit Backpack auf zur stets offenen Tür des Zuges und lehnte mich weit heraus und winkte den dreien auf dem Bahnsteig aus der Ferne nochmal zu, wie es sich Luang Phi gewünscht hatte. Der Schlafwagen hatte keine Fenster. Tatsächlich fragte Ying ob ich es war, der am nächsten Tag noch gewunken hat. Schön dass die Abschiedsgrüße noch angekommen sind.  

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