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Im Mekong

Don Det

geschrieben von Timo

Unser zweiter Aufenthalt in Laos sollte nur von kurzer Dauer sein. Die Inseln im Mekong an der Grenze zu Kambodscha sollten allerdings ein großes Highlight sein laut Reiseführer und es klang auch nach einem guten Ort, um sich nochmal zu sortieren, den Blog zu aktualisieren und schonmal die Reiseroute für Kambodscha zu planen. Des Weiteren hatten wir von unserem Tauschgeschäft in Vientiane immer noch sehr viele Kip übrig, die wir ausgeben wollten, da man sie sonst nur schwer wieder los wird. Einer der Gründe für den Besuch der Inseln ist die Beobachtung der Irawadi Delfine. Die letzten Exemplare sind aber inzwischen vertrieben oder tot und daher werden wir bei Kratie in Kambodscha nochmal unser Glück versuchen. Damit beschränkte sich unser Aufenthalt auf eine Tour mit dem Kajak mit einem Guide und einer Fahrradtour zu zweit über die flachen Zwillingsinseln Don Det und Don Khone. Der Mekong ist hier beeindruckende 10 Kilometer breit, aber man sieht immer nur einzelne Ströme des großen, braunen Flusses. In der Nähe des Piers war unser schickes, teures Gasthaus und wir hatten schnell drei Lieblingsrestaurants identifiziert, die exzellentes Essen und leckere Getränke servierten.  

Mekong Überquerung bei Champasak mit Gepäck
Mekong Überquerung bei Champasak mit Gepäck

Um von Champasak nach Don Det zu kommen, benötigten wir zahlreiche Transportmittel. In Champasak war ja Nebensaison und so waren die ersten drei Teile des Transports exklusiv für uns. Ein Tuk Tuk holte uns ab und fuhr uns auf das Gelände eines Wats, wo der freundliche Fahrer den Bootsmann bezahlte, der uns dafür über eine kleine Holzrampe in sein motorisiertes Holzboot führte und mit uns den Mekong überquerte. Auf der anderen Seite des Flusses zahlte der Bootsmann im Arsenal London Trikot eine alte Frau auf ihrer Terrasse, die gerade aus Bananenblättern die typischen Geschenke für den Buddha bastelte. Wir saßen auf ihrer Terrasse bis erneut ein Tuk Tuk Fahrer kam, der uns etwa fünf Kilometer über eine schlechte Straße zur Hauptstraße fuhr, die im Gegensatz zum Norden von Laos asphaltiert und wegen der Landschaft auch nicht kurvig ist. Da er uns sogar in seinem überdachten Wagen auf den bald eintreffenden Van warten ließ, wussten wir dass er von dem Pauschalpreis Kuchen, den wir gezahlt hatten, kein zu kleines Stück abbekommen hatte. 

Ankunft auf Don Det
Ankunft auf Don Det

 Ein Van mit weißen Touristen von einem Tour Anbieter traf ein und wir fuhren bis zum Hafenort Nakassong. Dort tauschten wir unseren Gutschein gegen Fährtickets ein und die langen, diesmal überdachten Motorboote aus Holz fuhren uns die kurze Strecke durch einige bewaldete Inselchen hindurch zum Pier von Don Det. Einen kleinen Fußmarsch durch die knallende Sonne später erreichten wir das Baba Guesthouse. Wir hatten vier Nächte gebucht, aber verlängerten sofort auf sechs und später noch auf sieben Nächte. Der Franzose, der den Laden betrieb und täglich zuverlässig hinter dem Rezeptionstisch von morgens bis mittags zu finden war, ist inzwischen Großvater Laotischer Kinder und spricht dementsprechend auch die Sprache neben Französisch und  seinem guten Englisch. Bei den Preisverhandlungen am Smartphone war er keinen Zentimeter von den 33€ ohne Frühstück abgewichen, die wir hier trotz Nebensaison zahlten, aber es waren auch immer viele andere Gäste in seinen sieben Zimmern und man bekam auch eine sehr gute Qualität.

Netter Empfang im schicken Zimmer mit einer Lotusblüte aus Handtüchern
Netter Empfang im schicken Zimmer mit einer Lotusblüte aus Handtüchern

Er konnte uns viele Tipps geben, half uns am Ende keine Kips mehr übrig zu haben, in dem er uns flexibel Dollar und Kip tauschte bzw. Teile der Rechnung mit Karte zahlen ließ und war auch sonst sehr zuvorkommend. Das Zimmer war groß und geräumig und schön hell und hatte viele schöne Möbelstücke aus Bambus zum Lagern unseres großen Gepäcks, so dass ich mich nicht ein einziges Mal über Franzis Gepäck beschweren musste, da es nie im Weg lag, wie sie am Ende erfreut feststellte. Auch das Badezimmer war sehr groß und total hell, da durch die Glaskacheln Sonnenlicht einfiel. Die Lavendelseife, die hier als großes Stück gestellt wurde, war auch besonders schön und wohl riechend. Trotz der extremen Sauberkeit fanden auch in dieser Unterkunft die kleinen Echsen, die es in ganz Südostasien gibt, immer wieder Wege um in das Zimmer einzudringen. Im Gegensatz zu Kakerlaken, die wir glücklicherweise erst selten während der Reise in der Unterkunft hatten, stören sie uns aber kaum.

Unsere bzw. meine Terrasse vor dem Zimmer
Unsere bzw. meine Terrasse vor dem Zimmer

Lediglich kleine Kotspuren findet man immer wieder, wo sie sich aufgehalten hatten. Auch war das Zimmer spärlich aber effektiv eingerichtet. Es gab zwei Ventilatoren und eine Klimaanlage, so dass es auf alle Fälle Möglichkeiten zur Ventilation gab. Uns genügte die Klimaanlage. Auch einen Wasserkocher nutzten wir oft, um uns den Nescafé zuzubereiten, an den wir uns inzwischen halbwegs gewöhnt haben. Wir fanden sogar etwas H-Milch auf der Insel, die wir in acht kleinen Tetra Packs mit Plastikstrohhalm an jedem Pack kaufen konnten. Mein Highlight war aber natürlich die Terrasse vor dem Zimmer mit Sichtschutz zu den anderen Zimmern und dem Balkon über uns als Regen- und teilweise als Sonnenschutz. Morgens schien die Sonne in ihrer ganzen Intensität auf die Terrasse und wenn man dort gegen neun Uhr morgens zwanzig Minuten saß, war man komplett durchgeschwitzt. Angenehm war, dass die Mücken erst kurz vor Sonnenuntergang kamen. Die Terrasse war durch ein paar schöne Blumen und Pflanzen vom asphaltierten Weg getrennt und dahinter lag auch schon der Mekong, den man von den Holzstühlen aus zuschauen konnte wie er schnell gen Süden um andere Inseln mit Bäumen floss.

Das Baba Guesthouse im ganzen
Das Baba Guesthouse im ganzen

Es gab deutlich günstigere Bungalows auf der Insel, aber hier fühlten wir uns wirklich wohl und das wollten wir nicht wieder aufgeben. Am Ende mussten wir sogar noch ein paar Dollar und Baht gegen Kip tauschen, damit das Geld reicht. Auch auf Don Det wie in ganz Laos gilt: Bringt Thai Baht mit und tauscht sie hier. Eine günstigere Methode an Kip zu kommen, gibt es nicht. Aus irgend einem Grund kriegt man für einen Baht mehr Kip als laut offiziellen Kursen. Und für andere Währungen gilt das nicht.  

Wie in Holland: Flache, gute Radwege
Wie in Holland: Flache, gute Radwege

Unsere Fahrradtour auf einfachen Drahteseln brachte uns zu einigen unterschiedlichen Orten auf den Inseln und war wenig anstrengend, da die Insel sehr flach ist und die dünnen Straßen, die eher für Zweiräder als Vierräder gemacht sind, gut asphaltiert sind. Ich fühlte mich ein wenig wie in Europa mit aufgemalter Straßenmarkierung und mehrsprachigen Infoschildern wo die Attraktionen liegen, so dass man gar nicht oft auf das Handy schauen musste zum Navigieren. Das war positiv überraschend. Die Küstenstraße führte einen zur alten, Französischen Brücke, die Don Det mit Don Khone verbindet. Die Landschaft ist voll mit Palmen und Pfahlhäusern aus Holz und die Kinder winken einem hinterher und freuen sich, obwohl es auch viele andere Touristen gibt. Unsere erste Station waren die Li Phi Wasserfälle. Wie bei den Rheinfällen stürzt der große Fluss hier mehrere Meter in die Tiefe. Neben den anderen Inseln gibt es weitere Wasserfälle in etwa parallel zu diesen. Wir hatten im Lonely Planet gelesen, dass sich der braune Mekong hier türkis schimmernd verfärbt und wir konnten uns das nicht so recht vorstellen. Tatsächlich war es auch einfach nicht so. Das liegt wohl daran, dass gerade Regenzeit ist und die Verfärbung findet nur bei den geringen Wassermassen in der Trockenzeit statt. Stattdessen konnten wir nun wesentlich mächtigere Wasserfälle beobachten, die viel mehr Wasser passieren ließen als in der Trockenzeit. Immer wieder stellte ich mir vor wie es wäre hier zu raften. Es war natürlich illusorisch, denn man würde kentern, aber manche Stellen sahen aus als könnten sie viel Spaß bringen. Wir entdeckten einige, heftige "Waschmaschinen", wo das Wasser wie in einer Schleudertrommel über einem Stein wieder zurück gedrückt wird. Es war beeindruckend den Wassermassen zuzuschauen, die um die Stein und kleinen, bewaldeten Inseln herum ihren Weg flussabwärts suchten und fanden. Hier fischen auch lokale Bewohner mit Fischfallen unter lebensgefährlichen Umständen. Wir trafen aber keine Fischer an. Es gab einige Metallhängebrücken, die über die Wasserfälle zu kleinen Inselchen führten, aber es wurden Wucherpreise für die Nutzung der Brücken zusätzlich zum kleinen Eintritt zum Park verlangt, so dass wir uns gegen die Nutzung entschieden.

Ein schickes Restaurant? Das hätte es sein können, aber es sieht aus als wäre es nie in Betrieb gegangen.
Ein schickes Restaurant? Das hätte es sein können, aber es sieht aus als wäre es nie in Betrieb gegangen.

Stattdessen erkundeten wir noch etwas das Gelände und fanden einige schöne Orte, wo man auch nochmal tolle andere Perspektiven auf die Wasserfälle zu Gesicht bekam. Neben dem Büro für die neuen Brücken und eine ebenfalls neue Zipline, in dem viele Mitarbeiter wie so oft in Laos gelangweilt abhingen, gab es noch ein schickes, neues Restaurantgebäude und tiefer in der Anlage im Wald auch noch eine Toilettenanlage mit einem schönen Steinmosaik an der Außenwand. Der Haken an diesen Einrichtungen war, dass es offensichtlich Bauruinen waren. Sie waren nicht in Betrieb, aber wirkten wie fast fertig. Vermutlich hatte die Pandemie die Inbetriebnahme verhindert. Auf der anderen Seite der Anlage fanden wir noch ein cooles Café.

Sehr cooler Ort für einen Imbiss. Bei Hochwasser ist die Bude allerdings als erstes weg.
Sehr cooler Ort für einen Imbiss. Bei Hochwasser ist die Bude allerdings als erstes weg.

Es war auf einer kleinen, grünen Wiese gebaut, die von zwei Strömen des Mekong, die man jeweils als starke Bäche bezeichnen könnte, umspült wurde. Im Hintergrund nicht weit entfernt rauschten die riesigen Wassermassen des Mekong bergab. Wir gönnten uns an diesem Stand eine Kokosnuss, die wir zunächst austranken und dann aufaßen und schließlich hatte ich die spaßige Idee die zwei Hälften der Kokosnuss in einem der beiden Bäche schwimmen zu lassen und zu schauen wie weit ich sie verfolgen könnte. Tatsächlich gingen sie direkt am Anfang mehrfach in der braunen Masse unter und als sie an einem waagerechten Stock über dem Strom hängen blieben und untergingen und dahinter ein schneller Wasserfall hinab ging, verlor ich sie schnell endgültig aus den Augen.  

Nach den beeindruckenden Wasserfällen, die mich auch ohne türkise Farbe faszinierten, ging es mit dem Rad über die schöne Asphaltstraße weiter zum südlichsten Punkt der Insel Don Khone, an dem einst die Delfintouren starteten. Hier konnte man auf die Inseln und das Festland auf Kambodschanischer Seite starren. Ein Denkmal mit den Delfinen erinnerte an die einstigen Bewohner und die einstige Einkommensquelle. Ein von der Australischen Regierung und dem WWF gesponsortes Schild warnt die Einheimischen vor der Nutzung von Dynamit und elektrischem Strom beim Fischen, da es verboten ist und das Ökosystem zerstört. Die Delfine können die "Fischer" mit diesen Methoden immerhin nicht mehr vernichten. Auch wird hier von der Geschichte eines Norwegers berichtet, der es als Erster und wohl bisher auch einziger schaffte den Fluss zu beschiffen und zwar entgegen der Flussrichtung. Dafür baute er an den Mekongfällen das Schiff auseinander und transportierte es ein Stück über Land, um danach weiter den Mekong hoch zu fahren.

Palmen und Reisbauern auf Reisfeldern- immer wieder fotogen
Palmen und Reisbauern auf Reisfeldern- immer wieder fotogen

Warum er dieses wilde und energieraubende Projekt vor zwei Jahrhunderten auf sich nahm, wurde nicht wirklich beschrieben. Die Franzosen sollen ihm nicht geholfen haben, aber es wurde gratuliert, als er es geschafft hatte. In einem kleinen Imbiss aßen wir Mittagessen neben dem einfachen Zuhause der Familie, die das Essen zubereitete. Ich durfte in der "Küche" Hände waschen, also einem Bambuspodest, wo die junge Frau sonst den Abwasch etwas abseits der Sitzplätze im Wald macht. Dafür schüttete sie mir netterweise Wasser aus einer Schüssel über die Hände, so dass ich unbesorgt mein Curry genießen konnte. Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft machten wir noch einen Offroad Abstecher runter zu einem Sandstrand. Ich hatte Bedenken, ob unsere klapprigen Räder den ungepflasterten Weg voller Löcher heil runter und wieder hoch kommen würden, da es auch eine kleine Steigung gab, aber wir schafften es mit etwas Anstrengung sogar im Fahren. Am Strand spielten einheimische Kinder im Wasser und zwei sehr junge Männer befestigten im Fluss auf einem Boot ein Fischernetz an einem großen Fels. Generell war aber wenig los und baden wollten wir sowieso nicht. Also fuhren wir wieder nach Hause und nahmen nach der Brücke diesmal den Weg im Inneren der Insel zwischen den Reisfeldern. In der Nachmittagssonne war es ein traumhafter Anblick auf die gefluteten Felder mit hellgrünen Halmen und hier und da einer Palme und einem Wasserbüffel.  

Sonnenauf- und Untergänge sind auf Don Det eines der Highlights. Der Sonnenaufgang lief gegen halb sechs Uhr morgens meistens recht unspektakulär vor unserem Fenster, so dass ich mal rausspähte, als ich um die Zeit schon wach war. Der Sonnenuntergang war meistens um so spektakulärer. Unseren ersten wollten wir in einer Bar auf der Westseite der Insel verbringen. Die Bar hatte aber "geschlossen", wobei die komplette Holzterrasse geöffnet war und wir uns dort erstmal umschauten, bis wir rausfanden, dass niemand da war. Da es so schön war und der orangene Ball schon kurz davor war im großen Fluss zu versinken, blieben wir kurz dort bis es mir etwas zu unangenehm war auf einem fremden Privatgrundstück den Sonnenuntergang zu schauen. Allerdings passt es zur Einstellung auf der Insel, auf der alles etwas locker und entspannt ist. Wir liefen an einer sehr lauten Bar mit alten bis sehr alten Hippies vorbei und gingen stattdessen in ein gemütlich aussehendes Restaurant, wo wir uns auf der offenen Terrasse am Fluss jeweils auf ein Liegenkissen setzten, das waagerecht auf dem Holzboden lag und im Menü auf dem Tisch mit winzigen Beinen vor uns studierten, was wir später essen wollen würden. Auf Don Det war diese Art von Tischen, an denen man auf dem Boden saß bzw. im Schneidersitz hockte oder die Unterschenkel unter den Hintern faltete bis in den Füßen kein Blut mehr ankam, in den Restaurants recht üblich.

Das gemütliche Vixay Sunset Restaurant
Das gemütliche Vixay Sunset Restaurant

 Sie ermöglichte einem auch nach dem Essen mit vollem Bauch und einem weiteren Kissen im Rücken sich auszustrecken und zu entspannen. Bevor wir uns die Karten genauer ansahen, bestaunten wir mit anderen Backpackern an anderen Tischen den Sonnenuntergang. Alles war orange gefärbt: Die Wasserpflanzen, die Fischerboote, die Holzbauten am Ufer, der Fluss und der Himmel. Dann versank die orangene Sonne und es wurde langsam ganz dunkel. Daraufhin begann die Blitzshow zu beginne. In der Ferne bei den Hügeln, die schon zu Kambodscha gehören, sah man alle paar Sekunden teilweise heftige Blitze vom Himmel zischen. Stundenlang dauerte das Schauspiel, ohne dass es langweilig wurde es zu beobachten. Es war allerdings schwierig es auf Video aufzunehmen. Das Essen im Vixay Sunset Restaurant war genauso gut wie der Ausblick. Ein junges Pärchen in ihren Dreißigern betrieb das Restaurant und es schmeckte alles hervorragend.

Sonnenuntergang auf der Terrasse eines geschlossenen Restaurants anschauen.
Sonnenuntergang auf der Terrasse eines geschlossenen Restaurants anschauen.

Franzi bestellte an mehreren Tagen die Pasta und an einem sogar fast zweimal nacheinander, da sie nicht nur al dente serviert wurde, sondern auch noch richtig lecker schmeckte mit Sauce und Beilagen. Auch die Getränke waren super insbesondere der Ananas Smoothie, der pürierte, frische Ananas mit Eis beinhaltete. Den konnte man in einem Rutsch wegtrinken. Wir waren schon beim zweiten Besuch erinnert worden als diejenigen, die ihre Strohhalme selber mitbringen und konnten entsprechend bei den weiteren Besuchen viel Plastik sparen. 

Sowohl im Vixay Sunset Restaurant als auch in unserem Lieblingsrestaurant unweit der Unterkunft für ein Mittagessen spielten wir regelmäßig Schach. Inzwischen ist Franzi ein ernstzunehmender Gegner und man muss aufpassen, dass man nicht verliert. Da wir ohne Uhr spielen, überlegt sie meistens sehr lange, aber kommt dann auch oft mit guten Zügen um die Ecke. Leider lässt die Konzentration bei langen Spielen bei ihr irgendwann nach, so dass sie einige vernünftige Ausgangslagen noch schnell in deutliche Niederlagen umwandelte. Das passierte meistens durch unfreiwillig geopferte, wichtige Figuren, weil eine Bedrohung übersehen wurde. Einmal passierte ihr aber kein großer Fehler und mir zwei mittelgroße und sie schaffte es tatsächlich in einem langen Spiel ihren Sieg zu verwirklichen. Das war eine große Freude für sie und ich freute mich auch mit ihr mit. Umso beschämter versteckte sie sich unter den niedrigen Tischen im Restaurant, als sie im nächsten Spiel erst einen Turm und im nächsten Zug auch noch ihre Dame unfreiwillig geopfert hatte.

Weiß beginnt, schwarz gewinnt und grüm schmeckt lecker mit Minze, Eis und Zitrone.
Weiß beginnt, schwarz gewinnt und grüm schmeckt lecker mit Minze, Eis und Zitrone.

Ihr Erfolg blieb ein einmaliges aber sehr einprägsames Erlebnis. Kurios waren die Figuren auf dem Papierbrett im Vixay Restaurant. Der Springer war mit Abstand am größten und Läufer, König und Dame sahen nicht nur ähnlich aus, sondern hatten auch eine ähnliche Größe. Die Bauern waren einfache Platten wie beim Dame Spiel. Das andere Restaurant lag auch direkt am Wasser mit schöner Terrasse und man blickte auf eine bewaldete, kleine Insel und es fuhren regelmäßig Boote unter einem vorbei, die Waren aus dem Ort Nakassong auf ihre jeweiligen Inseln zu ihren jeweiligen Häusern transportierten. Hier schmeckte der Zitronen- Minze Smoothie am besten und ich aß mehrmals ein pfeffriges aber gutes, grünes Curry oder das Pad Kra Pao, das wir aus Nordthailand kannten und das aus gebratenem Hackfleisch gewürzt mit Minze und Chili besteht. Beide Gerichte schmecken mir super gut in Verbindung mit gekochtem Reis. Im Vixay Restaurant mochte ich das Larp am liebsten, das in Laos und auch im Issan von Thailand beliebt ist und ebenfalls aus einer Art Hackfleisch aber anderes Gewürzen und Kräutern besteht. Ich durfte es einmal statt mit Reis sogar mit der leckeren Pasta kombinieren. Es war nicht selbstverständlich, dass wir hier so gute Restaurant fanden, denn sehr, sehr viele Läden hatten auch geschlossen, da Nebensaison war. Die die geöffnet hatten, sind aber wohl die Läden mit der nötigen Qualität auch bei wenigen Besuchern viele anzuziehen. 

Minigolf im Halbdunkeln auf der Bahn einer einheimischen Familie auf Don Det
Minigolf im Halbdunkeln auf der Bahn einer einheimischen Familie auf Don Det

Grundsätzlich waren wir nicht nur wegen des aufgeräumten Zimmers entspannt untereinander, sondern auch wegen der schönen Urlaubsatmosphäre, die die Unterkunft und die Restaurants und die ganze Insel und alle Leute ausstrahlten. Einmal gab es aber doch Streit und das war nach einem eigentlich sehr netten Abend. Wir waren ein gutes Stück im Dunkeln gelaufen, um eine Minigolfanlage aufzufinden, die im Hafen mit einem komischen Donald Trump und Stormy Daniels Spruch beworben worden war. Hier zwischen einheimischen Häusern und vor den großen Feldern lebte eine Familie und wir waren uns sicher, dass sie uns sagen würden, dass heute die Anlage geschlossen hat oder dass es hier gar keine Anlage mehr gibt. Stattdessen machten sie einen mauen Scheinwerfer an und es konnte losgehen. Wir waren die einzigen Gäste am ganzen Abend. Es gab nur eine Handvoll Bahnen und es war schwer gerade zu spielen, um den Ball ins Loch zu bekommen. Dennoch spielten wir zwei Runden, da die Hindernisse witzig gestaltet waren. Die Namen der Bahnen und die Hindernisse waren teilweise darauf ausgelegt, dass man an der Bar einige alkoholische Getränke in sich hinein kippt, da sie einen flachen Humor bedienten. Manche Bahnen waren aus Alltagsgegenständen der Insel, wie einem Schiff, oder aus den Häusern, wie einem alten Röhrenfernseher, gebaut worden.

Manche Bahnen ergaben auch einfach wenig Sinn und manche konnte man kaum innerhalb von sieben Schlägen schaffen. Glücklicherweise hatte ich nach verpatztem Start das erste Spiel noch gewonnen, da ich im zweiten noch jämmerlicher versagte. Ich war nun auch müde und wollte den weiten Weg zurück laufen und als ich aus der Toilettenkabine kam, bekam ich die ersten Tropfen ab. Dennoch gingen wir los und die nächste Stunde schüttete es sintflutartig. Wir hatten keinen Regenschutz dabei dafür aber die empfindliche Kamera, die immerhin in ihrer Stoffhülle war. Franzi hielt sie unter dem T-Shirt, aber es war zu viel Regen und so stellten wir uns in einem scheinbar unbewohnten Haus am Fußweg unter. Kurze Zeit später versuchten wir weiter voran zu kommen und ich weigerte mich völlig durchnässt in ein gut besuchtes Restaurant zu gehen. Hier drohte die Stimmung unter dem Dach eines geschlossenen Restaurants zu kippen, aber wir zogen dann in moderatem Regen durch und liefen mit nassen und matschigen Füßen durch die oder neben den vielen Pfützen bis ins Gästehaus. Wir hatten es geschafft und die Kamera war weiterhin funktionstüchtig. Aber mit etwas besserer Kommunikation oder Ausrüstung wäre der Ausflug deutlich angenehmer verlaufen.  

Einen Tag, an dem wir neben unserem Fahrrad Ausflug mal nicht zuhause blieben, war unser Kajak Ausflug mit Etappen auf anderen Transportmitteln durch die Umgebung. Wichtig war mir, dass wir Khone Phapheng Wasserfälle des Mekong besuchen, also im Prinzip auf derselben Höhe wie die Li Phi Wasserfälle ein Höhenunterschied im Mekong nur einige Kilometer weiter im Osten. Hier hatte man den Blick vom eigentlichen Ufer auf den Fluss und nicht von einer Insel aus. Doch wie sollte die Kajaktour mit den Wasserfällen funktionieren? Wir konnten uns ja schlecht die Fälle mit den offenen Kajaks runter arbeiten. Dafür fragten wir bei einem der vielen Verkaufsstände neben unserem Hotel für eine Tour an und fragten dann auch alle unsere technischen Fragen. Wir hatten mit dem schlecht Englisch sprechenden Mann schon den Preis geklärt, als er scheinbar überfordert war mit unseren Fragen und plötzlich ein jüngerer Mann mit sehr gutem Englisch seinen Platz im Verkaufshäuschen einnahm. Er erklärte uns, dass die Tour komplett individuell ist und mit sehr wenigen Leuten und dass er der Guide sei. Das klang sehr gut allerdings schwante mir schon Böses. Es handelte sich gar nicht mehr um dieselbe Tour, sondern um eine viel privatere Tour mit viel besserem Guide, die aber auch doppelt so viel kosten würde. Es war schon ein kurioser Start mit unserem Guide, da er davon ausging, dass wir intuitiv verstanden hatten, dass er eine andere Tour anbietet als der Mann, dessen Platz er plötzlich eingenommen hatte und mit dem wir schon fast handelseinig waren. Tatsächlich konnte er uns dann aber von seiner Tour überzeugen, da sie in kleineren Gruppen stattfand, der Fluss anspruchsvoll ist und daher auch eine engere Betreuung nicht schlecht wäre und er sehr gut Englisch sprach und wie er nicht aufhörte zu wiederholen bisher nur optimale Bewertungen auf Google Maps hat. Er erzählte uns, dass ein Deutsches Pärchen ihm die Google Maps Seite aufgebaut hatten und seitdem läuft sein Laden. Früher hatte er selber noch die Touren von anderen geleitet und war völlig geschlaucht von riesigen Gruppen abends zurückgekehrt. Nun nimmt er es sich heraus nur noch kleine Gruppen privat zu betreuen und das ganze selbstständig zu machen. Später sahen wir seinen Verkaufsstand neben unserem Schachrestaurant, wo er auf einer großen Leinwand seine Google Maps Seite aufgedruckt hatte, so dass alle seine 5,0 Bewertung ablesen konnten. In der Tat ist eine so gute Bewertung rar bei vielen Bewertungen, die schon abgegeben wurden und eher ein Anzeichen für einen Betrug. Die Texte zu den Bewertungen lasen sich jedoch alle recht authentisch und wir hatten auch ein gutes Gefühl mit ihm. Ein bisschen komisch war unser Guide aber schon. Vor allem redete er gerne sehr viel und so versuchten wir ihm außer während der Tour auf der kleinen Insel etwas auszuweichen.  

Kajaktour auf dem Mekong
Kajaktour auf dem Mekong

Morgens aßen wir erstmals nicht in unserem Lieblingsfrühstücksrestaurant, wo es so eine Art Bauernfrühstück gab, das auf einen ehemaligen Schweizer Mitarbeiter zurückzuführen war, sondern im Restaurant gegenüber von unserem Hotel, was zwar nicht sehr lecker war, aber dafür inklusive und wir konnten uns danach noch im Zimmer fertig machen. Es war tatsächlich eine Privattour mit unserem Guide, da sich niemand anderes angemeldet hatte. Am Vortag musste er noch Kunden kurzfristig absagen, da sein Freund beerdigt wurde. Unser Guide ist etwa um die vierzig Jahre alt und es klang so als wäre sein Freund jung verstorben. Tatsächlich sagte er es so nebenbei, dass man gar nicht wusste wie man auf die Info reagieren sollte. Auch brachte er mehrfach das Datum der Beerdigung durcheinander. Es sollte nicht die einzige Horrorgeschichte bleiben, die wir an diesem Tag erfuhren. Mit den Kajaks ging es diesmal unten an zwei der drei Lieblingsrestaurants vorbei und unser Guide erklärte uns, dass die Einheimischen, die vom Ufer rufen, einen zum Essen einladen, aber er netterweise für uns absagen würde. 

Er erklärte uns, dass es in Laos üblich sei Fremde zum Essen einzuladen, wenn man sie sieht. Wir fuhren ein gutes Stück den Fluss in Richtung der Wasserfälle hinab und unterhielten uns nebenbei. Teilweise war ich etwas nervös wegen der Strömung. Franzi lenkte hinten und unser Guide fuhr etwas wirr mal hier und mal dort neben uns. Als wir nahe eines bewaldeten Ufers waren, informierte er uns plötzlich von hinten, dass wir hier anlanden sollen. Wie von unserem Weserausflug gewohnt, bei dem im Fluss auch eine starke Strömung herrschte, lenkte Franzi unser Boot 180 Grad entgegen der Strömung, so dass wir vorwärts anlanden können würden. Dazu kam es aber gar nicht, denn als wir quer zur Strömung standen, drückte uns diese einfach um und wir kenterten. Wie hatten unseren Guide noch informiert, dass wir keinesfalls im Fluss schwimmen wollen würden, weil  beim Auswärtigen Amt vom äußerst abartig klingenden Pärchenegel Parasiten im Fluss gewarnt wird. Auch unser Guide hatte schon von Symptomen berichtet, die darauf zurückzuführen sein könnten. Ich sah nun nur noch braunen Wasser und war komplett im Fluss, hatte aber noch den Kontakt zum Boot. Franzi war schon wieder auf dem Kajak und konnte meinen Hut davor bewahren für immer in den Wasserfällen zu verschwinden. Unser Guide unterstützte etwas von seinem Einerkajak. Meine Schwimmweste half ultimativ gar nicht, was ich ihr auch vorher schon angesehen hatte, aber dennoch trug ich sie. Mit viel Aufwand drückte ich mich auf das Boot und kam wieder rein. Unser Guide zog uns im Wasser stehend die letzten Meter ans Ufer, von dem wir nicht mehr weit weg waren. Da war es also passiert- wir sind zum ersten Mal mit dem Kajak gekentert. Unser Guide erklärte uns, dass es auch eine schwierige Stelle sei und hier viele kentern. Wir dachten nur, dass er dann doch vorfahren solle oder uns zumindest mehr informieren als gar nicht, insbesondere wenn wir ihm doch sagen, dass wir nicht im Mekong schwimmen wollen. Er sah das alles nicht so bedeutend und wollte lieber mit seinem Programm fortfahren. Ich war froh, dass Franzi meinem und seinem Druck nicht nachgegeben hatte und unsere Utensilien zu Beginn der Fahrt in dem wasserdichten Beutel, den er uns gestellt hatte, noch an das Boot gebunden hatte. Sonst wäre an dieser Stelle nämlich unsere Kamera, die GoPro und einiges weiteres im braunen Strom Richtung Wasserfall gespült worden. Tatsächlich verloren wir an diesem Punkt nur einen Lippenstift aus Franzis offener Hosentasche und alles in den Beutel blieb tatsächlich komplett trocken.  

Reisbauern auf den 4000 Inseln beim Umsetzen der Setzlinge auf den gepflügten Acker
Reisbauern auf den 4000 Inseln beim Umsetzen der Setzlinge auf den gepflügten Acker

Nach dem Schock und mit nassen Klamotten marschierten wir nun über die bewohnte aber nicht touristische Insel gegenüber von Don Khone. Wir schauten uns Reisfelder an und unser Guide war etwas enttäuscht, als wir ihm erzählten, dass wir sogar in Laos schonmal selber Reis angebaut hatten. Er wollte es uns nämlich mit Hilfe der Bauern zeigen. Dennoch ist es immer wieder schön zu sehen wie die Bauern in den Reisfeldern arbeiten, da es einfach fotogen ist und zwar erst recht, wenn diese einen noch anlächeln. Wir besprachen auch mit ihm, dass wir uns sonst in Laos immer etwas wenig willkommen gefühlt haben und den Eindruck hatten, dass die Leute uns blöd finden. Er führte das primär auf die Schüchternheit zurück und die fehlenden Englischkenntnisse. Wir besuchten einen weiteren Wasserfall des Mekong, in dem man zur Trockenzeit wohl baden kann, aber nun war er viel zu mächtig, um auch nur einen Fuß ins Wasser zu setzen. Wir hatten komplett ihn für uns und wir schossen schöne Fotos. Dann schauten wir noch bei einer Familie vorbei unter ihrem Pfahlhaus, deren Vater uns seine Fischfalle aus Holz zeigte, die er im Fluss montiert, um zu fischen.

Unser Guide erzählte uns auch von seiner Familie und das war sowohl sehr interessant als auch mittelmäßig schockierend. Er ist immer noch Single und hat einen ausgeprägten Hass auf Chinesen. Bei dem was er uns erzählte, konnte man das aber auch nachempfinden. Seine Eltern sind Landwirte gewesen in der Nähe von Vang Vieng bis ihnen die Laotische Regierung das Land wegnahm für einen niedrigen Preis. Dafür wurde dort die neue Schnellstraße gebaut, die wir auch genutzt hatten bzw. Die Eisenbahn nach China. Letztendlich steckt China hinter der Ausführung und die korrupte, Laotische Regierung macht gegen Bestechungsgeld nur was China möchte, so die glaubhafte Darstellung von unserem Guide. Das Politbüro wird ja auch nicht gewählt, sondern entscheidet einfach selber wer Präsident ist. Inzwischen hat sein Vater Krebs und kann nicht mehr aufstehen. Eine sehr teure Krebstherapie im Krankenhaus von Vientiane blieb ergebnislos. Unser Guide erklärte uns, dass er der Ethnie der Khmu angehört und dass seine Ethnie die bedeutungsloseste in Laos sei. Die Lao sind in allen wichtigen Positionen und haben Geld und so werden auch alle wichtigen Posten besetzt z.B. auch die der Ärzte. Die Bevorteilung startet schon bei der Vergabe von Schulplätzen und wird auch dort oft über Bestechungsgelder an Entscheidungsträger gesteuert. So haben Khmu Kinder nach seiner Darstellung kaum eine Chance in wichtige Posten zu kommen genauso wenig wie die der Hmong, die damals im Krieg mit der CIA gegen die bis heute bestehende, kommunistische Regierung gekämpft haben. Die Khmu sind oft Landwirte und haben entsprechend dunkle Haut. Die Lao sind eher hell und streben wie die Thais nach einem fast mitteleuropäisch, weißen Teint. Unser Guide hat Geschwister und wie in vielen Laotischen Familien gibt es mit seinem Bruder einen Streit um das Erbe. Dieser geht wohl in einigen Fällen auch tödlich aus. Unser Guide verzichtet jedoch einfach auf seinen Anteil. Ein Hintergrund ist die Tradition, dass Männer eine Frau aus der anderen Familie kaufen müssen, da die Eltern Geld für die Erziehung der Tochter verlangen, die ja kein Geld selber verdient im traditionellen Familienbild. Es ist quasi das Gegenteil zur mittelalterlichen Mitgift in Europa. Natürlich wird der Wunsch des Brautvaters nicht unbedingt erfüllt. Die Mutter von unserem Guide wollte diesen als Teenager sogar zweimal verheiraten. Einmal war die mögliche Braut aber gar nicht sein Fall und das zweite Mal war sie in einer Beziehung mit jemand anderem. Da die Mutter die Beziehung als wertlosen Zustand deutete, stand unser Guide schließlich sogar zu dritt mit dem Paar im Schlafzimmer, aber keiner im Raum wollte, dass unser Guide mit der Frau zusammenkommt außer seine Mutter daheim. Damit blieb es bei zwei Versuchen und die Eltern sind bis heute enttäuscht von seinem Solo Dasein. Sein eigenes, erfolgreiches Business wird nicht als Erfolg anerkannt.   

Wir auf dem typischen Traktor in Südostasien
Wir auf dem typischen Traktor in Südostasien

Dem Wasserfall folgte der coolste und für uns besonderste Teil des Ausflugs. Wir wurden mit einem der hier üblichen Traktoren von einem Bauer über schlaglochhaltige Feldwege über die Insel gefahren. Im Gegensatz zu den vierrädrigen Traktoren, die wir von uns zuhause kennen und von denen die Bauern hier träumen, handelt es sich bei den hier üblichen Traktoren um einem Motor auf zwei großen Reifen, den man wie einen Rasenmäher auf einem Anhänger sitzend lenkt und damit sich und den Anhänger befördert. Der Anhänger muss natürlich auch nochmal vier Räder haben und besteht aus langen Holstreben zur Ablage von Objekten oder in unserem Fall zum drauf sitzen und sich umher kutschieren lassen. Die Modelle kommen ursprünglich aus Japan, doch nun gibt es auch günstige und schlechte Modelle aus China, wie uns unser Guide erklärte. Er sagte uns auch, dass man in ländlichen Kreisen als Mann mit einem Traktor beliebter ist bei Frauen, da man schon Material hat für einen erfolgreichen, landwirtschaftlichen Betrieb. Genauso sind fülligere Frauen für Männer beliebter, da sie mehr Stärke versprechen, als dürre Frauen, wie sie das heutige, westliche Schönheitsideal vermittelt. Wir kamen wieder beim Wasser auf der anderen Seite der Insel an und setzten uns ein einen Unterstand.

Unser Guide lief weg und der Bauer fuhr weg und wir warteten wie versprochen. Ein paar Minuten später kam unser Guide und ein fremder Mann mit Tellern in der Hand wieder. Offenbar organisiert unser Guide das Mittagessen von einer Familie, die nahe dieses Unterstandes lebt. Es gab füllenden, gebratenen Reis, aber als Besonderheit auch Grillspieße mit Fleisch und erfrischende Wassermelone. Eine wirklich nette Variante für eine kleine Tourgruppe das Mittagessen zu gestalten. Während des Essens startete unser Guide dann recht subtil seinen Vortrag über das Thema, das in wohl berechtigterweise am meisten beschäftigt. Und das ist nicht seine Verlobte, die im nahen Pakse lebt und ihm derzeit nicht mehr antwortet, da er denkt, dass sie ihn betrügt.

Er erzählte uns davon, dass ein Bekannter während der Pandemie von einem lukrativen Job im Goldenen Dreieck hörte, also dem Grenzgebiet von Thailand, Laos und Myanmar am Mekong weit weg von Don Det. Eine Frau, die angeblich selber dort arbeitet, hatte ihn angeworben. Also ging er hin und landete in einer Art abgesperrtem Kasino, das von Chinesen betrieben wurde und dessen Geschäftsmodell es war reiche Leute weltweit durch angebliche Liebesbeziehungen davon zu überzeugen ihr Geld zu überweisen und es dann kriminell einzukassieren. Das wurde natürlich erst verraten, als er schon dort war und seinen Pass in der gefängnisartigen Struktur abgegeben hatte. Nun war er also eingesperrt und musste zu unterschiedlichen Schichtzeiten unter sehr genauer Aufsicht sich im Internet als attraktive, reiche Frau ausgeben und reiche Männer überzeugen ihr Geld in erfundene Finanzprodukte zu stecken. Der Trick funktionierte so, dass die ersten beiden Male bei geringen Beträgen noch eine gute Rendite für die Opfer raussprang und diese das Geld abheben können und erst wenn sie richtig viel überweisen nichts mehr zurück kommt. Unser Guide erzählte, dass sie so einen reichen Amerikaner erwischten, der alles dadurch verlor was er hatte. Der Bekannte selber war gegen das Geschäftsmodell konnte aber auch nicht mehr fliehen und wurde daher unter Druck gesetzt, da er nicht ablieferte. Die meisten anderen vor Ort waren viel jünger als er, berichtete unser Guide. Irgendwann beschloss er zu fliehen und machte das geschickt, in dem er einen Laotischen Grenzbeamten, der das Grundstück am Ausgang bewacht, überzeugte dass er nur kurz ein Geschenk holen wolle. Trotz abgehörtem Smartphone, dass die Chinesen wohl mit einer Abhörsoftware infiltriert hatten, konnte er sich einen Transport organisieren, der direkt den Motor startete, als er kam und mit dem er rasch davon fuhr. Er floh nach Vientiane und meldete sich dann kurioserweise bei seinem Chinesischen Chef, der ihm wenig überraschenderweise mitteilte, dass er ihn finden und umbringen möchte. Bisher ist das wohl nicht passiert. Den Touristen erzählt er von dem was dem Bekannten in dem Grenzgebiet passiert ist und es wirkt authentisch und wie eine Geschichte für den investigativen Journalismus. Wir haben schon von ähnlichen Orten gehört, an die auch Araber und Afrikaner gelockt werden mit Jobs und an denen dann Organe geraubt werden. Auch im Goldenen Dreieck gab es viele Männer dieser Herkunft laut unserem Guide. Das war in seiner Geschichte nicht der Fall. Unser Guide berichtete davon, dass sein Bekannter mit anderen Gefangenen schon drauf und dran war einen sehr schlimmen, Chinesischen Wächter umzubringen. Außerdem berichtete er von Vergewaltigungen von jungen Frauen und dass diese danach gefesselt in den Mekong geschmissen wurden. Wir können nicht beurteilen, was wirklich passiert ist und welcher Teil der Geschichte wahr ist. Aber die Erzählungen von unserem Guide wirkten authentisch und solche kriminellen Machenschaften in einem staatenlosen Gebiet wirken durchaus plausibel. Ich hoffe, dass wenn die Geschichte wahr ist sich eine Ehrenperson findet, die dort mal aufräumt. Wir waren natürlich mittelmäßig schockiert und auch sehr erschöpft von der Erzählung, als unsere Tour wieder weiter ging und unser Guide uns sagte, dass wir nicht traurig sein sollen.  

Genauso wie wir wurden auch die Boote über die Insel gebracht.
Genauso wie wir wurden auch die Boote über die Insel gebracht.

Nun begann unser zweiter Kajakteil. Der Traktor hatte vorher schon unsere Boote über die Insel transportiert und so hatten wir die Wasserfälle nun hinter uns gelassen. Ich war etwas nervös erneut auf den schnellen Fluss zu fahren, auch wenn wir zumindest keine Wasserfälle mehr runterstürzen konnten. Wir schafften es aber ein gutes Stück stromabwärts gespült zu werden, wo wir problemlos anlandeten und die Boote und wir abtransportiert worden. Das Kajakfahren auf dem Mekong war zwar nur sehr kurz aber auf jeden Fall sehr intensiv. So richtig wohl gefühlt habe ich mich nicht dabei und ich hoffe, dass ich nicht noch den Pärchenegel und seine Konsequenzen abbekomme. Mit dem Auto fuhren wir durch den äußersten Süden von Laos zurück Richtung Nakassong. Hier war das Projekt offensichtlich weswegen unser Guide seine Zukunft nicht auf Don Det sieht. 

 China baut eine riesige Ferienhausanlage mit Flughafen und Einkaufszentrum neben den Khone Phapheng Wasserfällen, die wir nun besuchen würden. Alles südlich eines großen Torbogens mit Chinesischen, Englischen und Laotischen Texten bis hin zur Grenze würde für die Anlage genutzt werden. Die Häuser der Einheimischen sind wohl schon feststehendes Arbeitsmaterial für den Bulldozer. Hier wurde wirklich offensichtlich, dass Laos sein Land und seine Seele an die Chinesen verkauft. Durch die kommunistische Bruderbeziehung zwischen dem Präsidenten von Laos, der durch die Deals sicherlich auf Kosten seiner Bevölkerung reich wird, und dem großen Nachbarstaat, ist Laos vermutlich schon jetzt verloren und wird irgendwann von China verschluckt werden und zu einem Urlaubsgebiet für die große Chinesische Mittelschicht. Für ein Land wie Kambodscha gibt es vermutlich aber noch Hoffnung nicht geschluckt zu werden. Ich denke, dass hier auch westliche Staaten Einfluss nehmen sollten, dass der Einfluss Chinas nicht zu groß wird. Das gilt natürlich für alle Staaten weltweit, da China ja bekanntlich eine Strategie des modernen Kolonialismus fährt und durch die Finanzierung von Infrastruktur Macht in den Ländern bekommt. Selbst bei mir zuhause in Hamburg stand China ja kurz davor in den wichtigen Hafen einzusteigen bis die Politik das verhinderte. Das sehe ich inzwischen auch wesentlich polarisierter kritisch als zuvor. 

Die Khone Phapheng Fälle mit Vegetation...
Die Khone Phapheng Fälle mit Vegetation...

Nun wollten wir aber die beliebten, großen Wasserfälle besuchen und nicht über negative Thema nachdenken. Auch hier beeindruckte der Mekong mit seinen Wassermassen, die herabstürzen, auch wenn es nach den zwei anderen Orten mit Wasserfall nicht mehr nötig gewesen wäre hier auch noch hinzukommen. Hier war das Wasser natürlich auch nur braun und etwas gelb und nicht türkis wie zur Trockenzeit. Unser Guide ließ uns alleine die Promenade erkunden. Ein schickes Haus, das aussah wie ein Hotel mit Restaurant Terrasse war bei unserem Besuch ausgestorben und stand wohl seit mehreren Jahren einfach leer. Mich bissen rote Ameisen als ich Fotos von nahe der Brüstung schießen wollte. Wir holten und bei einem kleinen Imbiss ein Magnum und schauten dem Wasser noch etwas zu ehe wir zurück zum Parkplatz gingen. 

....und der Teil der Fälle mit mehr Wasser und weniger Grün
....und der Teil der Fälle mit mehr Wasser und weniger Grün

Wir entschieden uns für ein letztes Mal Kajakfahren und paddelten nahe Nakassong los und mussten den Mekong einmal überqueren, um wieder am Anleger auf Don Det rauszukommen. Dabei mussten wir schneller ans andere Ufer kommen als uns die Strömung Richtung der Insel schob. Wir starteten ein gutes Stück oberhalb von Nakassong aber die Strömung war auch hier stark, auch wenn sie uns immerhin nicht umstieß obwohl wir orthogonal zur Stromrichtung standen. Ich war dennoch recht nervös und patzte etwas woraufhin Franzi beleidigt ihr Arbeitspensum auf ein Minimum reduzierte, was mich wieder noch nervöser werden ließ. Am Ende klappte das Überqueren ohne Kentern. Nur als wir in die Nähe eines Baumes im Wasser, der wohl auf einer überfluteten Insel steht, kamen, war es einmal brenzlig. Hier wird das Wasser wegen des Widerstandes ganz plan und nimmt eine uneinsehbare Strömung an. Wir wurden plötzlich heftig zur Seite geschoben, als wir in diese Zone kamen. Also passt auf, dass ihr Abstand zu Bäumen im Wasser haltet bei solch starken Flüssen! Wir hatten uns nicht mehr viel zu sagen. Die Tour war eigentlich nicht schlecht, aber auf jeden Fall auch nicht optimal. Es schien uns so als hätte unser Guide einen Berg an persönlichen Problemen und keinen, der ihm wirklich damit hilft. Ich hoffe, dass er gut zurecht kommt und wünsche ihm nur das Beste! Er war sehr bemüht und die Tour ist eine coole Mischung an Transportmitteln, um die Insellandschaft zu erkunden. Ich war aber auch froh, als ich im hellen, großen Badezimmer mit der schönen Lavendelseife den restlichen Mekong Dreck von meiner Haut schrubben konnte.  

Insgesamt ist Don Det ein super Ort zum Chillen und Rasten gewesen. Bei uns kam dieses Urlaubsgefühl auf und gleichzeitig haben wir einiges erledigt bekommen. Nach einer Woche fühlten wir uns bereit für Kambodscha und brachen in Richtung der Grenze auf. Mehr dazu im ersten Kambodscha Artikel.  

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