Kratie
geschrieben von Timo
Die Grenze zwischen den beiden leicht verfeindeten Staaten Laos und Kambodscha in einer recht unbesiedelten Landschaft am Mekong zu überqueren war unsere Absicht wie auch die vieler anderer Backpacker und alle haben eines gemeinsam- sie müssen eine für ihre Korruption bekannte Grenze überqueren. Unser Ticketverkäufer und vorheriger Kajaktouranbieter auf Don Det Mr. Lek, der Korruption eigentlich schlecht findet, empfahl uns auch die 2 US Dollar Gebühr an den Laotischen Beamten zu zahlen, damit er uns den Ausreisestempel in den Pass haut, den man braucht, um nach Kambodscha einzureisen. Aber warum sollte man zwei Dollar bezahlen, wenn man aus dem Land ausreisen will? Wir hatten unseren Ausreisezettel, den man bei der Einreise nach Laos bekommt, parat und auch sonst hatten wir uns nichts zu Schulden kommen lassen. Also ließen wir uns mit zwei anderen Pärchen aus Frankreich und der Schweiz an die Grenze fahren, an der fast nichts los war und gingen gespannt zu Schalter 2, an dem die Laotischen Beamten saßen. Von den Touristen vor uns wurden in der Tat zwei Dollar Gebühr gefordert. Vielleicht hatten die ihren Zettel verloren? Die Franzosen hinter uns fanden ihren Zettel im Pass neben lauter Boarding Pässen erst wieder, da wir sie informierten, dass dieser Zettel relevant sein könnte. Als wir dran waren, warteten wir gespannt hinter dem Fenster was passieren würde. Erst wurden die zwei Dollar von Franzi am Nebenfenster gefordert und dann auch bei mir. Franzi fragte nach warum und ich fragte dasselbe. Als ich erklärte, dass wir bei der letzten Ausreise aus Laos in Ban Hoayxay auch nichts bezahlen mussten, wurde der uniformierte Beamte unfreundlich und sagte klipp und klar: "No money, no stamp", und gab mir meinen Pass zurück und verwies mich Richtung Kambodscha. Da ich aber wusste, dass man dort ohne Laotischen Ausreisestempel nicht einreisen kann und ich auch offiziell aus Laos ausreisen wollte, um theoretisch in dieses Land zurückkehren zu können, auch wenn es mir wenig Gründe dafür geliefert hat, gab ich ihm meinen Pass zurück. Ich fand es aber schon genug eskaliert und die Korruption war klar und offensichtlich und ich wollte es nicht weiter eskalieren lassen, also bezahlte ich ihn und auch Franzi bezahlte die Frau mit den geforderten zwei Dollar. Auch Tage später rege ich mich noch über diese Menschen auf. Sie nutzen ihre Machtposition aus, um Ausländer zu erpressen. Eine Schande dass der Staat Laos das zulässt, aber von Mr. Lek hatten wir einige Tage zuvor noch ganz andere Korruptionsgeschichten aus Laos gehört, die nichts im Vergleich zu dem kleinen Geldbetrag waren, den die Beamten hier kassieren. Nichts desto trotz hätte ich meine Aggression gerne in ihre Richtung ausgedrückt, ich wusste aber vorher schon, dass das keine gute Idee wäre, da sie am längeren Hebel sitzen und ich nur mehr Ärger bekommen würde. So verarbeite ich das Erlebte eben in diesem Blog und in einer sehr schlechten Google Review, wobei ich bei letzterem wahrlich nicht der Erste war. Über 200 Reviews hat diese Grenze auf Google und von den möglichen fünf Sternen hat der Ort eine 1,9 von den Leuten bekommen. Einen schlechter bewerteten Ort mit so vielen Bewertungen habe ich glaube ich noch nie besucht. Alle regen sich über die zwei Dollar auf und es gibt einige, die behaupten sie hätten sich so lange geweigert zu zahlen, bis sie den Stempel auch so bekommen haben. Die Beamten wissen ja auch, dass das was sie machen falsch ist, aber sie ziehen es halt trotzdem gnadenlos durch bis jemand sehr vehement protestiert. Eine Rechnung für die zwei Dollar wollten sie mir natürlich auch nicht ausstellen. In Bolivien dachten wir mal, dass wir Geld für den Ausreisestempel zahlen müssen, aber dann mussten wir es doch nicht. Nun haben wir das erste Mal in über 1,5 Jahren außerhalb von Europa Bestechungsgeld bezahlt. Das schöne war, dass wir nun dieses Land, das ich am schlechtesten von allen besuchten Ländern bisher fand, endgültig hinter uns lassen konnten und mit unserem Gepäck Richtung Kambodscha marschierten.
Dort winkte uns ein Beamter zu seinem Kontrollhäuschen und checkte, ob wir den Ausreisestempel aus Laos haben. Das hatten wir nun natürlich. Für diesen "Service" wollte der Mann nun auch einen Dollar haben. Immerhin war er freundlich dabei im Gegensatz zu den Laoten. Wir konnten ihm einen hundert Baht Schein geben- unseren letzten-, den in Don Det keiner annehmen wollte, da er in der Mitte mit Tesafilm zusammengeklebt war. Franzi gab ihn geschickt gefaltet zu dem Beamten und alle waren glücklich- Win Win. Für 35 US Dollar pro Person bekamen wir zügig unser Visa on Arrival von einem freundlichen, jungen Mitarbeiter und am Schalter, an dem wir den Einreisestempel erhielten, stand sogar ein Regierungsschild, dass man hier nichts zahlen muss auf Englisch. So fortschrittlich ist man in Laos natürlich noch nicht. Vermutlich wird das Land in ein paar Jahrzehnten sowieso von China annektiert und dann macht der große Bruder neue Regeln. Schon jetzt verkauft der Präsident und die Partei für persönlichen Reichtum alles, was das Land zu bieten hat an den riesigen Nachbarn.
Aber zurück zu Kambodscha: Wir warteten auf unseren Transfer und nach über einer Stunde fuhr uns ein Minivan nach Stuang Treng, wo wir die Gelegenheit bekamen Mittag zu essen. Erneut warteten wir eine Stunde und alle anderen Reisenden waren schon in andere Minivans zu anderen Zielen gestoßen, als endlich unser Bus ankam, der uns nach Kratie weiter im Süden bringen sollte. Der Mercedes Sprinter, der noch original Deutsche Beschriftungen wie "Notausgang" hatte, war schon mit ein paar Einheimischen gefüllt. Tatsächlich sammelten wir noch so viele weitere Einheimische ein, dass ein junger Mann und seine Frau mit Baby auf dem Arm am Ende auf den berühmt berüchtigten Hocker im Gang neben mir sitzen mussten. Auch der Kofferraum war mehr als voll und ein großer Sack Fischfutter war hinten an den Wagen drangeknotet mit Seilen, so dass die Passagiere die ausstiegen ihr Gepäck vom Fahrer aus dem Innenraum heraus ausgehändigt bekamen. Dafür stiegen alle im Gang wieder aus und dann wieder ein. Oft hielten wir ohne ersichtlichen Grund lange an unterschiedlichen Orten und die Luft im Wagen stand. Bitter ist, dass unser Fächer seit geraumer Zeit kaputt ist.
Die anderen Gäste hatten Fächer. Es gab eine Klimaanlage, aber sie war nicht stark genug. Nach einem langen Reisetag erreichten wir dann Kratie am Mekong, wo wir uns ein schönes Touristenhotel gegönnt hatten und entsprechend herzlich und professionell begrüßt wurden. Das Personal war jung, freundlich und sehr verständnisvoll. Unser Zimmer mit großer Glasfront zum Mekong wurde mit dem Licht der untergehenden Sonne genau gegenüber von uns geflutet. Auf der hübschen Terrasse mit Blick auf den Fluss über unserem Zimmer aß ich direkt am ersten Abend in Kambodscha Fish Amok, was wohl das Nationalgericht ist. Wir hatten uns auch für die Kajaktour am nächsten Morgen angemeldet, die der Hauptgrund war warum wir nach Kratie gekommen waren. In der Nähe der Kleinstadt soll es die letzten Flussdelfine im Mekong geben. Man kann sie auch mit einem Motorboot ansteuern, aber mit dem Kajak ist es natürlich viel schöner für die Delfine und man hat auch mehr im Griff wie nah man an sie herankommt.
Früh starteten wir in den nächsten Tag. Das Frühstücksmenü ist sehr auf westliche Touristen ausgelegt und dementsprechend ansprechend fanden wir es. Da wir die Tour gebucht hatten, an der auch Besucher anderer Unterkünfte teilnehmen können, gab es nach dem Frühstück gleich noch ein zweites Frühstück. Das Kürbisbrot war aber so mächtig, dass wir es uns für später zurückstellen ließen. Sehr schön war der große Obstteller, den es zum Frühstück dazu gab. Auch werden hier schon Papierstrohhalme verwendet, da der Nachhaltigkeitsgedanke in diesem Hotel wohl schon Einzug erhalten hat. Witzig ist auch die Seife, die in einer Pappe im Hotelzimmer lag und die wohl wegen der fehlenden Plastikpackung mit "One Earth" betitelt wurde. Als wir nach den Kajaktour wieder kamen, war das Stück Seife nicht mehr da und eine neue Packung mit neuer Seife lag bereit. Auch die Handtücher wurden gewechselt, ohne dass es für uns nötig gewesen wäre.
Einige Kambodschaner bekamen im Restaurant auch einen Plastikstrohhalm- vermutlich finden sie diese blöden Strohhalme aus Pappe lästig, da sie sich auflösen. Während wir unser Getränk leerten, lernten wir schon unsere Kameraden für die Kajaktour kennen. Ein älteres Paar aus San Diego stellte sich vor. Sie kam gebürtig aus Kambodscha und war im Alter von sechs Jahren vor den Roten Khmern geflohen, an deren krasser Geschichte und deren krassen Einfluss auf Kambodscha schon an den ersten Tagen hier kein Vorbeikommen ist. Ihr Mann ist gebürtiger Amerikaner und dem sympathischen und gesprächigen Mann fehlten die oberen Vorderzähne seit einem Unfall beim Basketball. Als auch noch ein Pärchen aus dem Elsass mit am Tisch saß, das sehr gut Deutsch sprechen konnte, waren wir komplett und einer der freundlichen Hotelmitarbeiter gab uns ein Briefing für den Ausflug. Er erklärte uns auch, dass selten jemand umkippt mit dem Kajak, aber es kommt ab und an vor. Ich war noch relativ angespannt, da wir ja erst ein paar Tage zuvor im Mekong umgekippt waren und wegen der möglichen Gefahr vom Pärchenegel, einem Parasiten im Mekong vor dem das Auswärtige Amt Deutschlands warnt, besorgt waren erneut ins Wasser zu fallen. Der Mitarbeiter erzählte mir aber, dass er seit zehn Jahren hier arbeitet und noch nie etwas von einem Parasiten mitbekommen habe.
Die Kajaks waren schon auf dem kleinen Lastwagen verstaut und wir durften neben ihnen auf der Bank auf der einen Seite der Ladefläche Platz nehmen. Franzi unterhielt sich viel mit dem Amerikaner und ich genoss unsere erste Fahrt in Kambodscha unter freiem Himmel. Wir fuhren auf einer sandigen Straße am Fuß entlang vorbei an vielen Holzhäusern auf Pfählen und auch dem ein oder anderem Wat. Es dauerte bestimmt über eine Stunde bis wir die Einstiegsstelle erreichten. Es gab Schwimmwesten und die Paddel und dann ging es schnell ins Doppelkajak. Franzi saß erneut hinten wie wir es eigentlich schon oft erprobt haben und es besser klappt, auch wenn wir uns bei der letzten Fahrt in dieser Konstellation viel angemault haben. Bei den anderen beiden Paaren saß jeweils der Mann hinten, auch wenn eigentlich der Steuernde hinten sitzen soll und es wenn beide gleich gut steuern können schlauer ist, wenn der Stärkere vorne sitzt. Wir machten uns als Letzte im Kajak bereit, während die anderen an einer ruhigen Stelle des Flusses warteten. Dann paddelten auch wir los und fingen an den großen, braunen Mekong zu überqueren.
Die Strömung war nicht so stark, dass sie uns erneut umhauen konnte, aber dennoch war ich etwas nervös als Franzi lieber etwas hinter dem Guide zurück blieb, um den Franzosen zu erklären dass sie das Paddel besser anders herum benutzen sollten. Schließlich erreichten wir eine Zone des Flusses, in der immer wieder Bäume aus dem Wasser ragten, die in der Trockenzeit wohl von Inseln umgeben werden. Wir knoteten alle Boote zusammen und der Mekong spülte uns langsam zurück Richtung Kratie, während der Guide uns viel über die Umgebung und die Delfine erzählte. Zur Zeit der Roten Khmer und im Bürgerkrieg wurden sie wegen der Öle gejagt, aber seitdem werden sie geschützt nicht zuletzt weil sie eine Touristenattraktion sind. Aber angeblich haben die Khmer auch Respekt vor großen Tieren und wollen diese deshalb nicht ausrotten. Andere Umweltthemen sind weniger wichtig. Zum Beispiel wird direkt vor dem Hotel im Mekong gebaggert. Es ist nicht so wie die Elbvertiefung, da hier gar keine großen Schiffe fahren. Stattdessen wird der Sand für den Bau benutzt. Die Genehmigung zum Abbau wird noch klassisch vom Bürgermeister für Scheine in die Hand vergeben.
Wir brutzelten recht lange in der Sonne bis wir uns wieder entknoteten und die ersten von uns dann sehr schnell einen Delfin entdeckten. Ich hatte noch keinen gesehen, aber wir kamen dann in ein Becken zwischen ein paar Flussinseln und dort hatten die anderen schon den ein oder anderen Delfin entdeckt. Auch ein anderer Tourist wartete hier schon mit seiner weiblichen Begleitung auf auftauchende Delfine in einem Holzboot mit Motor und Kapitän. Dann sah ich auch den ersten Delfin, der in einer halbkreisförmigen Bewegung seinen Rücken samt Rückenflosse aus dem Wasser streckte. Ab diesem Moment tauchten immer wieder Delfine um uns herum auf und ich versuchte sie noch zunächst mit der Go Pro und später mit unserer normalen Kamera zu fotografieren, während Franzi das Boot in der leichten Strömung lenkte. Es war wirklich nicht einfach, da sie immer nur kurz und teilweise weit weg auftauchten und nach wenigen Sekunden wieder unter Wasser waren, nachdem sie geatmet hatten. Immerhin blieben sie lange Zeit im uns herum und tauchten mal hinter und mal vor uns auf.
Fast immer sah man nur die Rückenflosse und den Rücken, aber auf den Fotos konnten wir später auch mal den Kopf sehen, der rund ist und zwei schwarze Knopfaugen auf jeder Seite hat. Ich hatte bald keine Lust mehr Fotos zu machen, auch da ich die Delfine immer noch nicht richtig mit eigenen Augen gesehen hatte. Also tauschten wir Rollen und Franzi fotografierte, während ich vorne lenkte. Es war nicht so schwer zu lenken, aber neben einer der Inseln, die uns umgaben, herrschte eine starke Strömung. Ich versuchte uns nicht in die Strömung hinein zu führen, damit wir nicht kenterten und nicht weg getrieben würden. Die anderen beiden Kajaks und der Guide hatten irgendwann den kleinen Strand neben dem Becken mit den Delfinen angesteuert, um dort zu pausieren und zu baden. Wir paddelten noch ein wenig umher, um den Delfinen nahe zu sein, aber irgendwann hatte ich auch keine Lust mehr.
Es waren auch noch fünf weitere Boote mit Motor eingetroffen inzwischen, die zwar im Becken nur einen Holzstab zum Steuern nutzten, aber mehr und mehr die Sicht versperrten. Ich fand nicht nur die Delfine schön, sondern auch die Landschaft. Weiße, puffige Wolken vor blauem Himmel (es hätten ruhig ein paar mehr Wolken sein können, da die Sonne sehr stark war), der braune Mekong und grüne Palmen und andere Bäume in der Entfernung am Ufer. Dazu die kleine Sandinsel, auf der wir picknickten ehe es wieder ins Kajak ging. Es gab den hier scheinbar typischen Klebereis in einem weißen Bambusrohr, der den Hunger stillte, den ich erst während des Essens mit bekam. Der Guide sammelte sogar die Bambusschale ein, um sie später in einen Mülleimer zu schmeißen.
Erneut als Letzte ging es wieder ins Kajak, da Franzi noch lange fotografierte und sich dann auch noch lange auf die Rückfahrt vorbereitete. Auf der erneuten Überfahrt zurück ans andere Mekong Ufer hängten alle die Franzosen ab, die weil sie zu langsam waren unweigerlich auf eine der Inseln aus herausragenden Bäumen zusteuerten. Der Guide paddelte also zurück und fuhr mit ihnen anders herum um die Insel. Dafür waren aber wir und das Amerikanische Pärchen etwas auf verlorenem Posten, da wir mitten auf dem Mekong mächtig flussabwärts gespült wurden und nicht allzu weit entfernt weitere Inseln aus Gestrüpp auftauchten. Dadurch dass wir nicht wussten, wo wir hin sollten und der Guide nicht mehr zu sehen war, fühlte man sich etwas hilflos, was diesmal bei Franzi zu starker Spannung führte. Als der Guide wieder da war und plötzlich Richtung Ufer steuerte, mussten wir uns richtig anstrengen und am Ende sogar gegen die starke Strömung paddeln, um ebenfalls hinter die nächste Insel zu kommen und nicht an der anderen Seite vorbei gespült zu werden.
Zum Glück kenterten wir bei dem Manöver nicht. Damit hatten wir allerdings den schönsten Abschnitt der Kajakfahrt erreicht. Wir fuhren durch die Landschaft, die in der Trockenzeit eine Insel ist, aber nun nur herausragende Bäume und Äste. Die Vögel zwitscherten, die Strömung war nicht so stark und man musste geschickt durch die Vegetation durchpaddeln. Einmal mussten wir auch zurück, da der Zweig stärker war als wir und uns nicht durchlassen wollte. Auf dem letzten Abschnitt ging es dann wieder über den großen Fluss, der hier zum Glück nicht ganz so stark strömte. Hier sammelte der Mann aus San Diego noch einen durch den Mekong treibenden Röhrenfernseher auf, den der Guide später auf einem angeschwemmten Baumstamm am Ufer platzierte, wo die größte Müllabfuhr Südostasiens diesen bei dem nächsten, höheren Pegelstand dann wieder mitnehmen kann. Der Guide meinte, dass er seine Fernseher zu einem Schrotthändler bringt, der die Einzelteile noch verwerten kann, als ich ihn fragte. Wir bewunderten die schöne Landschaft und die schönen Wolken auf dem letzten Abschnitt. Der Amerikaner sagte, dass er diese Wolken richtig genieße, da sie in San Diego nicht mehr solche schönen Wolken hätten seitdem dort "Geo Engineering" betrieben wird. Ich vermutete, dass er die Praxis meinte mit Chemikalien Regen auszulösen in Wolken bei Trockenheit, von der ich schonmal gehört hatte. Franzi war aber gleich viel skeptischer und fragte, was der Mann denn von Chemtrails hält. Er meinte er wisse nicht was "sie" da rein machen.
Damit war dann auch klar, dass der sympathische Mann offenbar den Verschwörungstheorien erlegen war. Später auf der Rückfahrt bediente er dann alle Klischees. Er impft sich nicht, er glaubt den "Mainstream Medien" nicht, es gibt eine Geheimorganisation, die die ganze Welt beherrscht und nur wenn man alles in Frage stellt, kann man zu ihnen finden. Immerhin wählt er auch nicht Trump, da er auch nur eine Marionette von "ihnen" ist und er durch eine Wahl "ihr" System unterstützen würde. Er wählt entsprechend gar nicht. Achso und 9/11 war natürlich inszeniert. Franzi argumentierte energiegeladen gegen alles, aber konnte seine Weltvorstellung der einfachen Erklärungen natürlich nicht umstürzen. Immerhin hörte er gespannt zu, als Franzi ihm erklärte, dass man nach einem Hundebiss mit Tollwut sterben würde. Wir hatten da ja schon Erfahrungen gesammelt bei dem Thema.
Das hatte er noch nie gehört. Seine Frau glaube inzwischen auch all diese Geschichten erklärte sie Franzi. Schade denn eigentlich waren die beiden echt nett, aber wenn man die Welt so unterschiedlich wahr nimmt, wird man wohl nie auf eine gemeinsame Linie kommen. Immerhin verlief das Gespräch hinten im Lastwagen auf der Rückfahrt sehr respektvoll, während ein heftiger Regenschauer über uns niederging und alle den Kopf senkten und die Sonnenhüte und Käppis die Regentropfen von ihren Köpfen abwehren ließen. Nach der Rückkehr waren wir genauso nass wie als wenn wir in den Fluss gefallen wären, aber der Pärchenegel fällt hoffentlich nicht auch vom Himmel. Auf das zunächst angedachte Abendessen zusammen mit den Amerikanern verzichteten alle Beteiligten dann doch und wir erholten uns lieber zu zweit vom anstrengenden Vormittag. Der Guide hatte sich noch recht emotional dafür bedankt, dass wir bei seinem Arbeitgeber gebucht hatten, denn dabei käme das Geld auf jeden Fall bei ihm und seiner Familie sowie der Familie des Lastwagenfahrers an. Auf der schönen Terrasse im Hotel spielten wir nach einer Mittagspause noch Schach und ich bestellte gleich zwei von den leckeren, selbstgemachten Chais, die hier zubereitet wurden und sehr an den Indischen Masala Tee erinnerten.
Weil man sich so schön heimisch in dem Hotel fühlte, blieben wir eine Nacht länger als ursprünglich gedacht und nutzen den zweiten, ganzen Tag dafür unsere Kambodscha Route genauer zu planen, aber auch dafür ein neues Tagesgeldkonto mit guten Konditionen anzulegen, eine SIM Karte zu besorgen und für mich nochmal den Bart zu kürzen. Bei den Aktivitäten außer Haus hätte ich fast Franzis letzte Bankkarte zerstört, da ich den PIN mehrmals falsch am Bankautomaten eingegeben hatte und das erst sehr spät merkte, da man keine Info bekommt, dass die PIN falsch war. Nach über einer Stunde in der heißen Sonne und dem Ausprobieren verschiedenster Automaten kam ich ohne physischen Ertrag und mit der Befürchtung, dass ich die Karte kaputt gemacht hatte zurück ins Hotel. Zum Glück geht die Karte bisher weiterhin. Meine Karte von derselben Bank war ja im Mai einfach gesperrt worden. Wir verdächtigen eine Bar in Bangkok etwas komisches damit gemacht zu haben, da es der einzige Ort war, an dem jemand die Karte von uns unbeaufsichtigt weg genommen hatte zum Zahlen. Mir wurde zwar eine neue Karte nach Hause geschickt, aber ich bin natürlich nicht zuhause. Und so hätten wir fast den physischen Zugriff auf unser Girokonto an diesem Tag verloren. Hoffentlich funktioniert die Karte noch die letzten drei Monate der Reise weiter. Nachdem ich wieder Kraft getankt hatte, besorgte ich uns eine SIM Karte in einem Juweliershop beim Anbieter Metfone, der hier omnipräsent wirbt. Tatsächlich war ich erst in der Filiale von Metfone und die hatten keine SIM Karten und schickten mich weiter zu de n Straßenständen, die welche hatten. Kurios dass man als Telekommunikationsunternehmen keine SIM Karten mehr auf Lager hat. Für sieben Dollar konnte ich beim Juwelier für einen Monat 60 GB kaufen. Hier wurde nun auch die Bezahlung interessant. Aus dem Bankautomaten kamen nur US Dollar, die hier noch präsenter sind als in anderen Ländern. Tatsächlich stehen auch z.B. im Restaurant alle Preise in Riel, der einheimischen Währung, und in Dollar. Es kamen bei der Abhebung leider nur 100 US Dollar Scheine aus dem Automaten und ich hatte schon Panik, dass wir die hier nicht mehr los werden. Ich konnte die sieben Dollar dann aber mit dem Hunderter zahlen und bekam die 93 USD Wechselgeld in der Form von Riel zurück mit denen man auch überall zahlen kann. Da der Wechselkurs dem offiziellen Kurs entsprach, konnte ich so quasi gratis und ungefragt Riel abheben. Danach fand ich einen Barbier, der mir in fünf Minuten mit der Maschine den Bart kürzte. Zwar war der Service sehr basic, da er nicht mal die Haare aus dem Gesicht wegputzte nach der Rasur, aber mit 2000 Riel (etwa 45 Cent) habe ich glaube ich auf der gesamten Reise noch nicht weniger für eine Rasur gezahlt als hier. Sonst bewegte es sich immer im Bereich von ein bis fünf Euro. Auffällig war, dass die Leute zwar kein Englisch sprachen (und ich gar kein Khmer), aber alle sehr hilfsbereit waren und ich mich trotz Sprachbarriere verständigen konnte. Ein krasser Unterschied im ersten Eindruck zum Nachbarland Laos, wo die Leute oft eher weglaufen oder einen mit großen Augen anstarren, wenn man versucht mit allem was man hat sein Bedürfnis auszudrücken. Auf dem Rückweg an der Mekong Promenade sah ich dann einige Männer in Ufernähe im Wasser schwimmen, so dass nur noch ihr Kopf zu sehen war. Es waren wohl Fischer, die die Netze im Wasser einholten- eine sehr körperliche Tätigkeit. Wir hatten überlegt noch eine weitere Nacht zu verlängern, da es viele Themen waren, die wir an unserem "freien" Tag bearbeiteten, aber entschieden uns dann doch wegen der vielen, weiteren Ziele in Kambodscha und weil wir die letzten drei Monate nochmal richtig viel sehen wollen, weiter zu ziehen. Mein erster Eindruck von Kambodscha ist auf jeden Fall sehr positiv und ich hoffe er bleibt lange bestehen.
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