Kampong Thom
geschrieben von Timo
Während die anderen Touristen in unserem Van Transport für Siem Reap und damit Angkor War sitzen blieben, stiegen wir in Kampong Thom aus. Von hier aus wollen wir den Welterbe Tempel Sambor Prei Kuk besuchen, der sich etwa 30 Kilometer entfernt von der Kleinstadt befindet. Der Van Transport war eigentlich gar nicht so schlecht, aber ich war die meiste Zeit angespannt und gestresst. In unserem schönen Hotel in Kratie hatten wir 11 Dollar pro Person gezahlt für den Transfer, was uns prinzipiell viel vor kam für eine drei Stunden Fahrt. Dann klappe auch das vorgezogene Frühstück nicht und wir bekamen unser Sandwich serviert, als der Van vor fuhr, während wir auf der Terrasse saßen. Der Mitarbeiter des Hotel beschwichtigte aber und sagte der Van würde noch eine Runde fahren und uns später einsammeln. Das tat er aber nicht. Sichtlich genervt war der Mann vom Van als wir etwa fünfzehn Minuten später in den Van einstiegen. Er verwies uns auf die schlechten Plätze in der letzten Reihe ohne Bodenkontakt für die Füße. Wir protestierten und wollten uns auf andere freie setzen, aber er winkte ab. Dann ergab es sich doch noch, dass wir uns umsetzen konnten. Im Folgenden ließ der Assistent, der so genervt gewesen war, keine Gelegenheit aus uns Schmerzen zuzufügen.
Am liebsten stellte er Gepäck im Gang auf meine Füße oder touchierte Franzi unangenehm an der Ferse als wir eigentlich schon endgültig ausgestiegen waren. Immerhin kümmerte er sich mit einem analogen Handy und einem Smartphone um die Planungen und nicht der Fahrer während der Fahrt wie wir es in Laos oder Bolivien oft erlebt hatten im Minivan. Wie auf unserer ersten Fahrt in Kambodscha war es wieder ein Sprintermodell von Ford mit dem wir fuhren und das mehrere "Notausstieg" Beschriftungen vorzuweisen hatte, wobei die entsprechenden Ausgänge natürlich mit Gepäck zugestellt waren. So richtig gut kann die Planung der Route aber nicht gewesen sein, denn als wir die Stadt schon fast verlassen hatten, kehrten wir mit einer weiteren Passagierin wieder um und fuhren die gesamte Strecke wieder zurück und ließen sie nahe unseres Hotels raus. Nach einer Dreiviertelstunde waren wir also wieder am Ausgangspunkt. Der Russe, Mann einer Frau die im Van vor uns saß, nutzte jede Pause aus und rauchte vor dem Van. Dabei stellte er sich immer so hin, dass der Qualm bei offener Tür in den Van rein zog. Statt etwas zu sagen, ärgerte ich mich die gesamte Fahrt über ihn. Beim viel zu frühen Mittagessen oder späten Frühstück, für das wir um zehn Uhr hielten, qualmte er natürlich auch als einziger wieder am Essenstisch, aber ich hatte mir einen Platz ausgesucht, der weit genug weg war von seinem Schadstoffaustoß.
Ich war froh als die Fahrt dann endlich zu Ende war und wir unser Gepäck durch die Mittagshitze zu einem der Hotels der Stadt schleppen konnten. Das Hotel hatte noch ein Zimmer für uns und wir waren so erschöpft vom Transfer, dass wir einen stundenlangen Mittagsschlaf machten. Abends wachten wir wieder auf und unser Rezeptionist sprach zwar kein Englisch, aber war trotzdem sehr bemüht uns zu helfen. Er holte dann aber seine Schwester aus dem Restaurant und Café nebenan heran und sie konnte recht gut Englisch sprechen. Auffällig war, dass beide sehr bemüht waren und total positiv mit der Situation umgingen. Franzi ermahnt mich zwar regelmäßig, dass ich keine vorschnellen Urteile fällen soll, aber in Laos wären wir vermutlich nur irritiert angestarrt worden. Das Essen im Restaurant, das wie ein schickes Café gestaltet war und von früh morgens bis spät abends geöffnet hatte, führte wohl recht typisches Essen für Kambodscha. Die meisten Gäste im Hotel sind wohl auch Inländer und als wir da waren, sahen wir keine offensichtlichen Ausländer herum laufen. Das World Food Programme schien gerade eine Art Kongress im Hotel zu haben.
Nichts vom Menü sprach uns trotz Fotos so richtig an, aber weil es praktisch war, aßen wir dann doch sowohl beim Abendessen als auch beim Frühstück hier. Das Frühstück war natürlich gewohnt herzhaft mit Reis oder Nudeln. Die Schwester arbeitete sowohl bis abends um 9 und war aber auch morgens um sieben Uhr schon wieder im Café. Von entspannten Arbeitszeiten ist man hier weit entfernt, zumal sie auch immer in Action war, da das Café viele Besucher hatte. Leider war ich mal wieder genervt davon, dass ich schon mich und den Rucksack vorbereitet hatte für den Ausflug und Franzi gerade erst aufgestanden war. Da ich meine Meinungsäußerungen dazu nicht zurückhalten konnte, dauerte es bis nachmittags dass wir aufbrachen. In Kompong Thom erlebten wir auch unsere nächsten Kapitel wie Bargeldzahlungen in Kambodscha funktionieren. Das Hotel konnte mit dem 100 Dollar Schein, den uns der Bankautomat in mehrfacher Ausführung gegeben hatte, wenig anfangen bei einer 29 USD Rechnung. Später wechselte uns die Canadia Bank netterweise acht hundert Dollar Scheine kostenlos klein. Am nächsten Tag konnte mir das Hotel dann auch das Wechselgeld geben- ich bekam 40 USD und 126.000 Riel zurück. So eine Mischung von zwei Währungen hatten wir noch gar nicht erlebt. Während in Ecuador nur noch der US Dollar verwendet wird, war in vielen anderen Ländern bisher der Dollar eine Option, die wir kaum nutzten. Hier ist es ohne Dollar aber schwierig und es ist auch günstiger Dollar abzuheben als Riel, wenn man größere Mengen abhebt.
Die Penetranz eines Tuk Tuk Fahrers machte sich für ihn bezahlt, denn wir willigten ein, dass er uns für 20 Dollar zum Tempel Sambor Prei Kuk und dann wieder zurück fuhr. Das war sein erstes Angebot und laut unseren Infos im Reiseführer und im Hotel kein Mondpreis. Nach dem Streit tuckerten wir nun also durch die Kambodschanische Landschaft und düsten auf der Landstraße an großen Lastwagen vorbei, wobei wir immer mal wieder bei Unebenheiten gut durchgeschüttelt wurden. Wir waren froh, dass wir uns vertragen hatten und es an diesem Tag noch zum Tempel schafften, da wir für den nächsten Tag schon einen Privattransfer zu BeTreed gebucht hatten, wo wir zwei Tage bei einem Dschungelprojekt leben wollten. Wir hätten alternativ umständlich nach Kompong Thom zurückkehren müssen. Die Fahrt ging durch die grell grünen Reisfelder des flachen Landes. Schließlich erreichten wir die Welterbestätte in einem Wald. Die Tickets kosteten 10 Dollar pro Person und für ein Gemeinschaftsprojekt nahmen wir uns noch einen Guide für weitere 10 Dollar. Insgesamt zahlten wir also fünfzig Dollar für den Besuch einer Tempelruine- das war schon ganz schön happig. Gerade die Ticketpreise, die auch bei allen anderen Tempelruinen so hoch sind, fand ich sehr überteuert. Der Eintritt zur Khmer Ruine Wat Pho vor zwei Wochen in Laos, die als Attraktion vergleichbar ist, hat noch lediglich zwei Euro dreißig pro Person betragen.
Die Guide die der Gemeinschaft angehört, die um den Tempel Sambor Prei Kuk lebt, sprach gerade gut genug Englisch, um sie zu verstehen und hatte einiges zu berichten. Zunächst schauten wir die wohl spektakulärste Tempelruine an, die der Park zu bieten hat. Der Tempel, der aus dem 7. Jahrhundert stammt, wurde von einer Feige, die vor etwa zweihundert Jahren einen angrenzenden Baum vereinnahmt hatte, umschlungen und so einerseits stabilisiert, aber andererseits auch kräftig gedrückt. Die Guide Sok erzählte uns, dass die lokale Bevölkerung eine Mischung aus Hinduismus, Buddhismus und Animismus lebt. Man meditiert, opfert und betet die Natur an. Nach einigen Schicksalsschlägen wie dem Tod ihrer Eltern als sie fünfzehn Jahre alt war und der Tatsache, dass ihr Mann sie für eine andere Frau verließ, als sie schon zwei Kinder hatten, veranlassten sie dazu jeden Tag um vier Uhr dreißig aufzustehen um zu beten. Darüber hinaus arbeitet sie als Guide mit anderen Leuten aus der Umgebung zusammen, um den Tempel den Touristen zu zeigen und auch um ihn zu beschützen.
Die Polizei ist wohl auch hier zum Schutz des Tempels, da die meisten Offiziellen aber von anderen Provinzen kommen, drücken sie auch mal ein Auge zu, wenn der Tempel beschädigt oder bestohlen wird. Ihre Gemeinschaftsorganisation weiß den Wert der Tempel hingegen zu schätzen, in dem man die Anlage, die ja auch unter dem Schutz der UNESCO steht, so lässt wie sie heute vor zu finden ist. Tatsächlich wurden die Tempel nicht nur durch Schatzjäger beschädigt, sondern auch Amerikanische Bomben sollen Teile zerstört haben, während diese den Ho Chi Minh Pfad, also die Versorgungslinie der Kommunistischen Kämpfer Nordvietnams, attackierten. Ein UNESCO Logo suchten wir in dem großen Waldgebiet allerdings vergeblich. Sambor Prei Kuk bedeutet so viel wie viele Tempel im Wald und das ist auch was man vorfindet. Wir liefen etwa eineinhalb Stunden durch den Wald und besuchten die drei Tempelzentren, von denen man die Ruinen noch besichtigen kann.
Im Wald befand sich die Tempellandschaft und außerhalb des Waldes, ein gutes Stück entfernt auf einer offenen Fläche, soll sich der historische Ort befunden haben, von dem aber heute nichts mehr sichtbar ist. Die Ruinen im grünen Wald, die teilweise selber grün überwachsen sind, gaben ein schönes Bild ab. Kurze Zeit später wurde der regelmäßige Donner immer lauter und Wind pfiff durch die Bäume. Es wurde so dunkel, dass es schwierig wurde die Tempel zu fotografieren, da die dunklen Wolken und das Blätterdach die Sonnenstrahlen abblockten. Auch mussten wir mit der Kamera aufpassen, da immer mal wieder etwas Regen fiel, der dem Objektiv aber nicht gut tut. Man kann in den unterschiedlichen Ruinen noch typische Khmer Symbole wie Steine in Lotusform und Stuck an den Außenwänden entdecken. Tatsächlich war Sambor Prei Kuk das Zentrum des Khmer Reichs vor Angkor Wat und obwohl alle Bewohner es gen Angkor verließen, hatte es trotzdem noch eine Bedeutung im Reich nach seiner Blütezeit, denn es wurde noch ein weiterer Tempel hier errichtet. Heute werden auch einige Tempel restauriert, wie wir beobachten konnten. Eigentlich ist es eine super Anlage für eine Erkundung mit dem Rad. Es gibt sogar Schilder in welcher Richtung welcher Tempel ist und Schotterwege. Leider hatten wir online keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden, aber Sok informierte uns, dass sie und ihre Gemeinschaftskollegen Homestays anbieten. Nach unserer Tour baten wir unseren Tuk Tuk Fahrer noch uns zu einem etwas abgelegeneren Tempel im Wald zu fahren, der nicht Teil der Tour war. Er war auch sehr schön, aber natürlich auch ähnlich zu den anderen. Daher beschlossen wir, dass wir genug hatten und der Tuk Tuk Fahrer fuhr uns zurück nach Kampong Thom. Unterwegs schlug er uns noch vor ein Museum zu besuchen, aber wir waren nach dem langen Tag zunächst im Hotel und dann unterwegs etwas geschlaucht und ließen uns in einem Restaurant in der Nähe der Unterkunft absetzen.
Im Restaurant herrschten fast Laotische Verhältnisse. Es standen über zehn weibliche Bedienungen im Laden, ohne dass ein einziger Gast da war. Es wirkte wie ein großes Café war aber auch ein Restaurant. Eine freundliche Frau bat eine andere Bedienung uns das Menü zu geben. Diese guckte uns mit großen Augen und ohne Freude an, als sie uns diese überreichte. Viele Sachen im Menü gab es gar nicht. Schließlich fanden wir noch Essen, das man bestellen konnte und waren froh als wir fertig waren mit essen und nach Hause gehen konnten. Von unserem Balkon aus konnten wir einen schönen Sonnenuntergang in Kampong Thom beobachten, das nicht wegen seiner Gastronomie Szene empfohlen werden sollte.
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