BeTreed Adventures
geschrieben von Timo
Im Lonely Planet hatten wir vom Ökotourismusprojekt BeTreed Adventures gelesen und ich habe gedacht, dass es eine gute Alternative zur Gibbon Experience wäre, die wir ja hatten sausen lassen, da Franzi Verdacht auf Blinddarmentzündung hatte, als wir im Norden Laos waren. Daher waren wir nicht in den Dschungel gefahren, wo man mit vielen Ziplines in sein Baumhaus fahren kann, um dort zu übernachten. Auch bei BeTreed sollte es eine Zipline geben sowie ein Baumhaus und natürlich Dschungel. Außerdem unterstützt man mit dem Besuch ein Projekt zum Schutz des Waldes vor der Abholzung, und um die Tiere des Waldes vor der Jagd zu schützen. Es war zwar mit 250 Dollar für zwei Nächte, die Mahlzeiten, den Aktivitäten und einer Spende für die lokale Gemeinschaft ein teurer Besuch, zumal die Anfahrt und Abfahrt mit teuren Privatfahrern erfolgte und den Preis nochmal in die Höhe trieb, aber weil es spannend klang und auch um das Projekt zu unterstützen, wollte ich den Ort besuchen und auch Franzi war ursprünglich angetan von der Idee. Am Tag vor der Abfahrt von Kampong Thom stellte sich heraus, dass das Baumhaus überraschenderweise doch schon ausgebucht sei, aber nach kurzem Zögern entschlossen wir uns dennoch den Ort zu besuchen.
Unser Fahrer holte uns pünktlich um acht Uhr morgens am Hotel im Kampong Thom ab. Bisher hat jeder Privattransfer in Südostasien sehr gut funktioniert und war vor allem auch pünktlich. Es waren eher wir, die meistens etwas zu spät waren, aber die Fahrer lassen einem keine Verärgerung spüren und machen eher den Eindruck als wäre es kein Problem, da man beim Privattransfer sowieso das Auto und den Fahrer für den Tag gebucht hat und man selber das Tempo bestimmen kann. Nach einiger Zeit auf einer Hauptstraße fuhren wir auf einer bei Google Maps als winzige, dünne Linie eingezeichneter Straße weiter, wie ich beim Live Ticker auf der Weltreisekarte feststellte. Tatsächlich war die Straße aber gar nicht so schlecht. Ich musste dringend mal pinkeln, aber es gab in diesem ländlichen Gebiet kaum mal eine Stelle an der Straße, die nicht mit einem Wohnhaus bebaut war.
Es war gut, dass ich die Fahrt auf der Karte verfolgte, denn der Fahrer fuhr an dem Khmer Tempel, den die Frau von BeTreed uns empfohlen hatte, vorbei und nur durch meinen zeitnahen Hinweis willigte er etwas genervt ein, drehte um und fuhr ein paar Meter zurück zur Stichstraße, die zum Tempel führte. Es ging vorbei an einem See mit Lotusblüten und einer großen Statue mit vier Seiten und vier Gesichtern, die an stehende Buddha Posen erinnerte. Am Eingang hingen einige Leute ab, die ggf. Angestellte des Tempels waren. Als wir reingehen wollten, wurden wir angesprochen, dass wir 5 Dollar pro Person zahlen sollen. Da wir den Tempel schon sehen konnten, machten wir Anstalten wieder zu gehen ohne zu zahlen. Glücklicherweise boten uns die Wächter an für 5 Dollar zu zweit reinzugehen und es stellte sich heraus, dass der Tempel viel größer war, als das Ostportal das wir vom Parkplatz aus gesehen hatten.
Genau genommen war das Portal eines von vier größeren Ruinenkomplexen entlang einer geraden Wegachse. Abseits des Weges sah man auch immer wieder Ruinen am Weg oder im Wald. Das erste Portal wirkte recht gut erhalten oder restauriert. Die Ruinen dahinter lagen mehr im Wald aber Holzwege führten durch sie hindurch. Bei einem weiteren Portal fast einen Kilometer entfernt, das von einer großen, mit Pflanzen bewachsenen Mauer begrenzt war, gab es dann kein wirkliches Weiterkommen mehr. Laut Google Maps sollte der Weg hier zwar weiter führen, aber wir sahen, dass hinter der Mauer und dem Tor nur noch Dschungel kommen würde und man ohne Machete und Guide vielleicht besser nicht weitergehen sollte. Außerdem lief uns die Zeit davon und wir wollten unseren Fahrer nicht so lange warten lassen. Die Tempelanalage war vielleicht nicht an sich beeindruckender als andere Khmer Tempel, die wir besichtigt hatten, aber was sie für uns einzigartig machte, war dass wir sie komplett alleine und ungestört erkundeten und niemand sonst zwischen Wald und Ruinen umher lief.
Die Indiana Jones Vibes waren hier bisher am stärksten. Faszinierend sind immer wieder die gut erhaltenen und realistisch geformten Menschen- oder Wesensabbildungen im Stuck in der Sandsteinfassade, die schon so viele Jahre überstanden haben. Vermutlich werden wir noch einige Ruinen in der Umgebung von Siem Reap besuchen, die ähnlich wirken werden, aber ob wir nochmal eine für uns haben werden, wage ich zu bezweifeln. Wie viele Ruinen der Khmer ist auch diese auf der Bewerbungsliste für ein UNESCO Weltkulturerbe. Tatsächlich fand ich das erst nach unserem Besuch heraus. Umso glücklicher war ich, dass wir den Abstecher noch gemacht hatten. Man muss sagen, dass schon vor dem Besuch von Angkor Wat die Khmer Tempelruinen etwas sind, dass wir fast oft genug besucht haben und rund um Angkor potenziert sich ihre Existenz noch einmal und wahrscheinlich werden wir trotzdem viele von ihnen besuchen. Man muss aber auch festhalten, dass sie alle sehr gut erhalten sind, dafür dass sie um die tausend Jahre alt sind und der Zustand vieler Ruinen, die vom Dschungel zurück in die Natur geholt werden einfach sehr ansprechend und fotogen ist.
Ich hoffe, dass wir unsere Begeisterung so hoch halten können, dass wir vom größten, religiösen Gebäude der Erde (Angkor Wat) am Ende nicht enttäuscht oder gelangweilt sind. Aber Machu Picchu hat uns ja auch nicht enttäuscht, obwohl es nicht die erste Inkaruine war, die wir gesehen haben. Normalerweise habe ich keinen Fokus darauf so genannte "Tentative" Welterbe zu besuchen, also Orte im Bewerbungsstadium für den Welterbe Status, da ich auch beim Besuchen der bereits existierenden Welterbe erst bei etwa 10% aller Orte angekommen bin. Wenn ein Ort aber sowieso auf unserer Besuchsliste steht oder keinen großen Umweg oder Aufwand darstellt, dann freue ich mich natürlich wenn wir ihn auch besuchen können.
Kurz nach dem Tempelbesuch verließen wir die kleine Hauptstraße und fuhren noch durch zwei Dörfer ehe die Straße auch nicht mehr auf der Karte zu sehen war, sondern mein blaues GPS Signal im Grünen fuhr. Und nach einigen großen Pfützen, einer klapprigen Brücke und dem Passieren eines offenen Zaunes sahen wir das erste "BeTreed" Schild, das unsere baldige Ankunft signalisierte. Auf dem Gelände mitten im Wald fuhren wir an einigen halb zerstörten Fahrzeugen vorbei. Wie das wohl zum Ökoschutz passen würde, dass hier alte Autos verrotten? Am Ende des Weges angekommen, begrüßten uns zunächst zwei große, sportlich aussehende Hunde, die mich zweifeln ließen, ob ich aussteigen sollte. Dann kam aber auch Sharyn, eine der beiden GastgeberInnen, vorbei und begrüßte uns herzlich mit Worten. Die Australierin lief mit uns zu unserem Bungalow, der ein gutes Stück zurück auf der Straße lag, während unser netter Fahrer das Gepäck mit dem Auto dorthin brachte.
Unser Bungalow lag am Ende eines Abzweigs von dem Hauptweg, der zum Gemeinschaftsbereich führt, und war von dem Hauptweg aus nicht zu sehen. Er stand auf Pfählen und eine Treppe führte in das einzige Stockwerk, das auch keine Fenster oder Moskitonetze in den Fensterrahmen hatte. Nur über dem frisch bezogenen und gemütlich aussehenden Bett war ein großes Moskitonetz angebracht. Im ersten Moment kam mir alles etwas zu offen vor, da auch nachts alle Tiere in den Bungalow reinkommen konnten. Es gab zwar Planen aus Plastik gegen Regen, aber die verhinderten nicht das Eindringen von Tieren. Daher ergaben auch die Türen für mich nur bedingt Sinn, auch wenn ich sie aus psychologischen Gründen abends schloss. Schnell freundete ich mich aber mit unserem neuen Zuhause für kurze Zeit an und genoss es zu beobachten wie Franzi auf einer der zusätzlichen Matratzen lag und vor unserem großen Panoramafenster ohne Glas in den grünen Wald hinein schaute. Einmal konnten wir Affen sehen und auch die Pfaue, die immer in der Nähe der Unterkünfte leben, kamen hier das ein oder andere Mal vorbei und liefen durchs Unterholz.
Sharyn ließ uns einen Moment alleine, aber wir kündigten uns nach dem Einrichten schon für ein Mittagessen im Gemeinschaftsbereich an, da wir beide hungrig waren. Auch die erfrischende Dusche fühlte sich sehr naturverbunden an. Statt ein Dach über dem Teil des Badezimmers mit der Dusche zu haben, waren hier nur grüne Zweige und Äste zu sehen und noch ein Spinnennetz. Es kam frisches Wasser vom nahen Hügel durch die Gravitation durch das Rohr geschossen und man konnte dank der Quelle auf dem Hügel so lange duschen wie man wollte, ohne Wasser zu verschwenden. Dank des Gastanks konnte man das Wasser auch richtig erhitzen. Auch die eingebaute Toilette war sehr schick und sauber nur leider hatte eine große Spinne beschlossen, dass sie während unseres Aufenthaltes dieses WC zu ihrem zuhause machen würde. Mal saß sie in der Schüssel und manchmal fand man sie in der Innenseite des Klodeckels wieder, so dass ich immer etwas nervös war während ich auf Toilette saß. Zum Glück ließ mich die Spinne aber während der Sitzungen in Frieden.
Die Langschwankmakaken oder Javaneraffen, die im Picknickhäuschen auf dem Weg zum Gemeinschaftsbereich, wo auch das Haus von Sharyn steht, zugange waren, ließen uns zum Glück ebenfalls in Frieden. Auf Pulau Weh hatten sie ja sogar eine gewissen Macht über unsere Bungalowanlage und es gab jeden Tag eine Patrouille, bei der wir vom Balkon flüchteten und sie die Gehwege unsicher machten. Auch sonst wirkten sie in Südostasien omnipräsent und speziell in Lopburi, was wir mit dem Zug durchquert hatten, gibt es eine echte Plage dieser Affen in der Stadt. Schon vom Zug aus hatten wir einige von ihnen gesehen. Umso überraschter war ich, als Sharyn erzählte, dass sie vom Aussterben bedroht sind. Sie leben wohl weitestgehend in der Nähe von Menschen und nicht mehr im Dschungel und man kann sie für etwa 20.000 Dollar in die USA verkaufen, wo sie für Medikamententests benutzt werden. Das hat meinen Blick auf diese Affen nochmal verändert, die ich bisher eher als Plage wahrgenommen hatte. Zum Mittagessen gab es frischen Salat sowie Hummus und Pita und weitere, vegetarische Delikatessen.
Unter dem Haus standen zwei Pferde, wobei das junge Pferd wohl beißt, wenn man zu nahe kommt. Daher kamen wir ihm lieber nicht zu nahe. Wir hatten vorher gelesen, dass alles vegetarisch sei und es war eine angenehme Abwechslung zum fleischlastigen, üblichen Essen in Südostasien. Das andere Paar, das für diese Nacht gebucht hatte, kam nun auch an und auch ein Regenschauer war dabei einzusetzen. Wir durften aber nochmal schnell zum Baumhaus gehen und dieses auch von innen erkunden, bevor die anderen Gäste es bezogen. Es lag genauso wie unser Bungalow angenehm abgeschieden von allem anderen im Wald und thronte erstaunlich hoch in einem großen Baum über uns im Wald. Eine lange Treppe, die aus einem langen Baumstamm geschnitzt war und diagonal vom Boden zum Baumhaus führte, ermöglichte es uns zum Baumhaus aufzusteigen. Auf einer Plattform führte eine weitere, kurze Leiter durch eine Falltür ins gemütlich eingerichtete Baumhaus, das wie unser Bungalow offen war und nur Regenplanen als Fensterersatz hatte.
Drei große Baumstämme ragten vom Boden bis zum Dach des Hauses und darüber hinaus und sorgten dafür, dass dieses hier oben blieb. Im Toilettenraum, der mit einem Vorhang abgetrennt war, war ein weiterer, stabilisierender Baumstamm anzutreffen. Es war schon sehr cool gebaut, aber angeblich auch etwas nass im Fall von Regen, da dieser die Baumstämme herunter lief und nur manche Bereiche im Inneren trocken blieben. Das Bett war genauso schick wie in unserem Bungalow. 60 Dollar die Nacht für die Unterkünfte ist zwar happig, aber man bekommt auch eine liebevolle, naturverbundene und große Unterkunft dafür gestellt. Das Baumhaus ist schon neun Jahre alt und später erfuhren wir, dass der Baum sehr schnell wächst und irgendwann dafür sorgen würde, dass das Baumhaus zerbricht, da es von den Baumstämmen gesprengt werden würde. Daher wird es wohl demnächst nochmal eine Renovierung bzw. einen kompletten Umbau geben müssen.
Wieder zurück am Tisch lernten wir Ben, den Mann von Sharyn, kennen sowie die anderen beiden Gäste, die die Nacht im Baumhaus verbringen wollten. Der starke Regen setzte nun ebenfalls ein, als alle im Holzbungalow versammelt waren. Die beiden anderen Gäste sind gebürtige Kambodschaner gewesen, die aber heute in den USA leben. Tatsächlich lebt heute nahezu ihre gesamte Familie in Kalifornien und kaum noch Verwandte in Kambodscha. Angefangen hatte alles mit der Oma, die während des Bürgerkrieges geflüchtet war. Sie "sponsorte" nach und nach alle Verwandten nachzukommen. Heute versucht der 36-jährige Mann gerade den Amerikanischen Pass für seine zehn Jahre jüngere Frau zu organisieren, mit der er bereits in San Diego lebt und dort ein Geschäft mit Gebäck betreibt. Generell sprach eigentlich nur er egal ob wir ihn oder seine Frau etwas fragten. Man konnte ihm anhand der schicken Markenklamotten und einer gut aussehenden Brille auch ansehen, dass er ein Tourist aus Amerika ist und kein wirklicher Inlandstourist mehr, auch wenn er das in seinem Geburtsland natürlich schon noch irgendwie ist. Generell war auch auffällig wie gut gekleidet und parfümiert die beiden während der vierundzwanzig Stunden stets waren, in denen wir mit ihnen im Dschungel waren, während wir eher unsere Funktionskleidung trugen bzw. auch gar nicht mehr so schicke Kleidung dabei haben und Parfüm erst recht nicht. Ben und Sharyn haben sich beide in Kambodscha während der Entwicklungsarbeit kennengelernt und vor über zehn Jahren beschlossen, dass sie ein Stück Wald retten wollen, in dem sie dort leben und es spendenbasiert und mit Hilfe der Regierung schützen. Ben erzählte uns eine Geschichte aus seiner Anfangszeit in Kambodscha. Er war gekommen, um nach dem Bürgerkrieg sanitäre Einrichtungen zu bauen. Er erzählte von einem Projekt, bei dem die Bauern beim Bau neuer Toiletten für ihr Dorf mithelfen sollten, indem sie die Löcher im Boden graben. Danach würden die lokalen Helfer der Organisation auf den Löchern die Toiletten errichten. Die Bauern buddelten aber keine Löcher. Daraufhin wurde ihnen Reis versprochen für das Löcher buddeln. Tatsächlich buddelten sie aber weiterhin nicht, sondern bedrohten schließlich die lokalen Mitarbeiter der Organisation mit Gewalt, wenn sie den Reis nicht bekommen. Daraufhin flüchteten und kündigten diese und das Projekt scheiterte komplett. Für Ben war es ein Beispiel, dass ohne Motivation der Lokalbevölkerung nichts funktioniert. So ähnlich ist es auch bei BeTreed. Sharyn und Ben haben Einwohner der umliegenden Dörfer als Patrouillen angeheuert, damit diese illegale Jagd und illegales Baumfällen aufdecken. Das Problem der illegalen Jagd ist kein abstraktes. Wir machten mit einem der Einheimischen, die hier patrouillieren eine Nachtwanderung, während der der Einheimische eine Wasserflasche fand, die einem Jäger gehören muss. Sharyn und Ben berichten auch von Schüssen, die man nachts auf dem großen Gelände hören kann und die auf Jäger hindeuten. Ihre Patrouillen und Guides für die Touristen sind auch ehemalige Jäger, die nun ihr Wissen und Können zum Schutz der Tiere einsetzen sollen und nicht mehr zur Tötung der Tiere und Vernichtung des Ökosystems. Es geht dabei natürlich weniger um überzeugte Heimatliebe, als darum, dass sie ein ausreichendes Gehalt für ihre Tätigkeit bekommen. Die Idee ist, dass ohne externe Hilfe und Motivation wie hier durch Ben und Sharyn der Wald und seine Tiere verloren sind, weil die lokalen Menschen ihn ausbeuten, um selber zu überleben. Das Ganze ist natürlich nicht nachhaltig, da wenn der Wald weg ist eine neue Einkommensquelle gefunden werden muss. Die gesamte Umgebung ist bereits abgeholzt und ausgebeutet worden und das Waldstück fühlt sich ein wenig so an wie das gallische Dorf von Asterix. Das versuchte ich auch später Ben zu erklären, aber er kannte Asterix und Obelix nicht. Teile des Jahres arbeiten die Patrouillen auch weiterhin als Bauern. Das Projekt kooperiert mit der Polizei und hat auch schon illegale Jäger hinter Gitter gebracht. Auch ist Ben schon in die Gemeinde gefahren, aus der sowohl Jäger als auch Patrouillen kommen und in der natürlich auch durch die unterschiedlichen, beruflichen Interessen soziale Konflikte entstehen und schonmal Felder oder Motorräder gebrannt haben. Ben erklärte aber, dass es nichts bringt mit den Jägern zu sprechen und sie weiterhin nachts durch den Wald des Privatgeländes streifen würden. Auch das illegale Fällen von alten Urwaldbäumen ist ein Problem, das bekämpft werden soll. Die Autos, die zerstört auf dem Weg zum Gelände am Straßenrand standen, sind voller illegal gefälltem Holz. Die Fahrer konnten gestellt werden und mussten ihr Auto als Pfand zurücklassen bis sie eine Strafe zahlen, die sie aber wohl nie zahlen werden. Stattdessen verrotten die Autos am Wegesrand und sind auch durch herabfallende Äste und Bäume inzwischen zerstört. Das Ehepaar hat auch seine beiden Kinder im Teenageralter hier im Dschungel aufgezogen und online zur Schule gehen lassen, was laut eigener Aussage gut funktioniert hat, da beide recht introvertiert sind. Heute ist die ältere Tochter in das Heimatland ihrer Mutter nach Sydney gezogen, um zu studieren und die andere Tochter haben wir nur einmal kurz gesehen, da sie sich meistens im Elternhaus aufhielt. Der Regenschauer war heftig und wir waren froh gemütlich bei einem Kaffee unterm Dach zu sitzen. Einer der Pfauen sah das ganz anders und stand stolz auf einem Pfeiler mitten im strömenden Regen. Wir zogen uns am Nachmittag mit dem Kaffee in unser Bungalow zurück und beobachteten noch ein wenig den Wald und genossen die Urwalddusche. Nach dem eindrucksreichen Tag waren wir etwas müde geworden. Einmal kamen die Pfauen vorbei und einer wanderte auf der Veranda unseres Bungalows.
Zum Abendessen gingen wir wieder zurück in den Gemeinschaftsbereich und auch wenn mein Hunger noch nicht sehr ausgeprägt war, gab es schon wieder sehr viele, leckere, vegetarische Gerichte auf dem Tisch. Nach dem Essen wollten wir noch eine Nachtwanderung machen und es stellte sich als etwas unklar heraus wie das ablaufen sollte. Zunächst fuhren wir mit Ben im Allradantriebs Pick-Up durch den dunklen Wald und erhellten ihn mit den Scheinwerfern. So sahen wir kein Tier, hörten aber noch die ein oder andere spannende Geschichte. Außerdem wurden wir Zeuge, dass bei diesem Waldschutzprojekt nicht alles funktioniert. Die Nachtpatrouillen verteilen sich im Wald und einer steht auf dem einzigen Berg des Geländes, um über Funk im Kontakt bleiben zu können. Ben erreichte mit seinem Funkgerät aber keinen der Kollegen, als er es während der Fahrt versuchte. Auch erzählte er uns, dass unser Guide für den nächsten Tag "hoffentlich" nicht heimlich weiterhin jagt. Danach wollten wir nochmal zu Fuß durch den Wald erkunden und Ben führte uns herum, auch wenn er nicht sehr angetan schien. Wir dachten, dass er als jahrelanger Besitzer dieses Abschnittes Urwalds absoluter Experte sein müsste, aber tatsächlich war er das gar nicht. Wir entdeckten ein paar Insekten, aber sonst nichts. Wir verstanden nun auch, dass das Ehepaar einen Hintergrund in nachhaltigen Entwicklungsprojekten hat und nicht in Biologie. Ben brachte uns noch zu unserem Bungalow und verabschiedete sich dann. Als er gerade weg war und wir das Licht in unserem offenen Bungalow angemacht hatten, entdeckten wir etwas, das uns sehr verunsicherte. Auf dem Boden lagen sehr viele Vogelfedern und auch zwei kleine Vogelbeine. Zudem kroch eine riesige Schnecke an der Innenwand des Bungalows. Es klebte noch eine klebrige Masse an manchen Federn dran. Offensichtlich wurde hier ein kleiner Vogel brutal ermordet und verspeist. Doch wer war der Täter? War es eine Schlange? Oder war es ein Säugetier? Wir wussten es nicht. Franzi schloss die Schlange aus, da sie wohl die Feder und Beine mit gegessen hätte. Dennoch war ich wieder mal nicht so beruhigt als wir uns in unserem offenen Bungalow unter das Moskitonetz zum Schlafen legen. Allerdings war ich auch nicht so skeptisch wie im Amazonas, als wir die riesige, giftige Schlange direkt neben unserem ungeschützten Schlafplatz gesehen hatten kurz bevor wir schlafen gingen.
Am nächsten Morgen beim Frühstück klärte uns Sharyn auf. Sie hatten ähnliche Erlebnisse schon ein paarmal gehabt und daraufhin eine Kamera aufgestellt, um zu filmen was passiert. So konnten sie auflösen, dass ein Uhu seine fliegende Beute im Maul in die Bungalows transportiert, um sie dort zu verspeisen. Das ist natürlich auch nicht so schön, aber besser als zu wissen, dass eine Schlange durch unseren Bungalow kriecht. Wir waren recht früh aufgestanden, da wir heute morgen zusammen mit den anderen Touristen die Zipline ausprobieren wollten. Vor dem Frühstück sind wir schon ein wenig durch den Wald gelaufen und ich konnte ein Muntjak auf dem Weg sehen.
Das braune Säugetier, das an ein kleines Reh erinnert, lief weg bevor Franzi es sehen konnte. Nach dem Frühstück liefen wir zusammen mit Ben und Sharyn durch den Wald und schulterten jeder ein Set mit Klettergeschirr und einem Stück Autoreifen unter einer Metallwinde. Das war unser Material für den Ziplineausflug. Ich war mir nicht so sicher wie sicher der Ausflug sein würde, aber vertraute den beiden, dass ihre Zipline funktioniert. Wir liefen ein wenig den Wald bergauf in Richtung der Bergspitze und dort war das dicke Metallband an einem Baum befestigt und führte durch den Wald weg, so dass man das Ende nicht sehen konnte. Ben flog als erstes und machte in lautes Affengeräusch aus weiter Ferne als Zeichen dafür, dass der nächste starten kann. Dann war ich dran und ich war schon nervös, ob alles gut gehen würde. Insbesondere hatte ich die Befürchtung, dass ich mich in Rotation versetze und durch das Drehen nicht kontrollieren und sehen kann, ob ich Bäume oder Äste treffe, die teilweise die Fahrbahn blockieren. Ben versuchte zwar mit einer Machete die Fahrbahn aufzuräumen, aber verbrannte sich dabei auch am Mettalkabel, das extrem heiß wird, wenn die Winde mit dem schweren Besuch darüber rutscht. Ich wählte noch die Gartenhandschuhe als Material aus, damit ich mir nicht aus Versehen die Finger beim Bremsen verbrenne. Eigentlich ist die Bremse wärmeisoliert, da man auf den Gummireifen drückt, der dann am Metallkabel reibt, so dass man langsamer wird. Ich drückte aber lieber mit den Handschuhen auf den Gummireifen. Dann ging es los. Ich checkte nochmal ob der Karabiner, der die Winde mit dem Metallkabel, also der Zipline verbindet, geschlossen ist. Ich hob die Beine an, während ich in meinem Klettergeschirr hing und hielt beide Hände oben auf den Gummireifen ohne zu Drücken.
Es ging immer schneller werdend durch die Bäume und beim letzten Baum musste ich die Füße gut anheben, damit ich über einen Ast kommen konnte. Plötzlich öffnete sich der Wald unter und neben mir und ich flitzte über eine bewaldete Schlucht zwischen den beiden Hügeln auf denen jeweils ein Ende der Zipline befestigt ist. Es ging tief unter mir hinab. Es war nichts für Menschen mit Höhenangst. Der Ausblick in die Ferne war sehr beeindruckend. Man konnte das grüne Flachland Kambodschas sehen. Ich schaffte es mit meinem Schwung nicht bis zum Ende. So musste ich mich die letzten Meter hoch hangeln bis zum Podest, auf dem Ben bereits wartete. Nun gab es das Affensignal ab und als nächstes kam Franzi angeflogen. Ben rief laut, dass sie bremsen muss. Sie bremste und kam perfekt auf das Podest geflogen, ohne gegen den Baum zu krachen, um den das andere Ende der Zipline gewickelt war. Die GoPro hatte sie in das hänge Klettergeschirr gewickelt und gesichert, so dass sie ein Video vom Flug machen konnte, wenn auch ohne Blicke nach rechts und links. Ben erzählte uns, dass er selber mal die Gibbon Experience in Laos mitgemacht hätte und einer der Besucher sein Smartphone hat fallen lassen. Sie konnten es nach langer Suche im Dschungel nach der Zipline vollkommen zerstört wiederfinden. Es hatte den tiefen Fall nicht überstanden. Nun kam auch der Kambodschaner angeflogen mit einem langen Selfiestick in der Hand. Er hatte sich eine lange Brandwunde am Arm zugezogen, verzog aber keine Mine. Offenbar gehört das für ihr dazu ein Mann zu sein, denn es muss sehr schmerzhaft gewesen sein. Immerhin ließ er sich später verarzten. Er war wohl beim Filmen gegen die heiße Zipline gekommen. Nach seiner Frau kam noch ein Assistent vorbei, der zukünftig die Touristen bei der Zipline betreuen soll. Dann liefen wir einen Moment und erreichten die zweite Zipline, die uns wieder zurück zum ersten Hügel brachte, bei dem Sharyn auf uns wartete. Es hatte uns so viel Spaß gebracht, dass wir gleich noch eine Runde mit der Seilwinde hin und her rutschten. Am Ende hatte ich auch eine anstrengende Technik entwickelt wie ich die Beine hochhalten muss, so dass ich es auch ohne Klettern bis zum Ende der Zipline schaffte und Ben laut "Break, Break!" Rief, als ich angeschossen kam.
Der Kambodschaner war sehr motiviert und schlug vor, dass wir noch einen Ausflug zu einer kleinen Khmerruine auf dem Grundstück machen könnten. Er und der Kambodschanische Assistent marschierten vorweg durch den Wald, so dass wir nicht mal versuchten mit ihnen mitzuhalten. Während Sharyn und Ben zurück zum Haus gingen, lief die Frau des Touristen neben uns her. Ihr gefiel unser Tempo offenbar besser als das von ihrem Mann. Alles wirkte so als wäre der gesamte Urlaub nur auf ihren Mann zugeschnitten und sie muss halt mitkommen, da sie seine Frau ist. Der Mann wollte später am Tag auch zu einem hohen Berg weiterfahren, der ein beliebtes Ausflugsziel ist und diesen am nächsten Tag besteigen. Vermutlich kommt seine Frau mit, aber würde sicher lieber irgendwo Sachen auf ihrem Smartphone machen wie auch bei BeTreed in den Pausen. Manchmal wirft Franzi mir ja auch während dieser Reise vor, dass ich ähnlich dominant und bestimmerisch auftrete.
Aus meiner Sicht mache ich nur Vorschläge und bekommen keine überzeugenden Gegenvorschläge weswegen wir meistens zu den Orten fahren, die ich interessant finde, wenn Franzi kein Veto einlegt. Ich zensiere Franzi übrigens nicht hier im Blog, damit sie meine Ansichten nicht widerlegen kann, sondern sie hat aus freien Stücken entschieden derzeit nicht mehr im Blog schreiben zu wollen. 😉Wir erreichten irgendwann eine uninteressante Ruine im dichten Wald und Franzi und ich beschlossen dort zu bleiben und dann umzudrehen, während die anderen drei noch bis zum Gipfel des Hügels liefen. Wir genossen stattdessen eine ausgiebige und umweltfreundliche Dusche in unserem Bungalow mitten im Wald, nach der wir ohne Bedenken nackt durch den Bungalow laufen konnten, da dieser so tief im Wald steht, dass trotz fehlender Fenster niemand hineinsehen konnte. Die Reste des Vogels wurden langsam von Ameisen abgetragen.
Beim Mittagessen erschienen unsere Co-Touristen wieder frisch parfümiert und bereit zur Abreise. Das super liebe und sympathisch wirkende Küchenpersonal zauberte die nächste gelungene Mahlzeit. Da wir in den folgenden und letzten Nacht erneut eine Nachtwanderung machen wollten, diesmal mit dem ehemaligen Jäger, der wohl geschickter darin sein würde Tiere zu finden, ließen wir es nachmittags gemächlich angehen. Wir unterhielten uns mit Sharyn noch lange über Gott und die Welt und tranken viel leckeren Kaffee. Sie erzählte uns, dass sie für die Finanzierung von BeTreed verantwortlich sei, also für die Touristen aber auch für die NGO, die sich über Spenden finanziert. Gerade arbeitet sie daran, dass BeTreed Wald anbieten kann, der vor der Abholzung geschützt wird, damit Firmen sich für Spendengelder CO2 Schutzzertifikate ausstellen lassen können. So hatten wir ja auch schon unsere Flüge klimaneutral gestaltet. Sharyn wirkte aber selber auch nicht ganz überzeugt von dieser Art des Aufhübschens der Klimabilanz für Unternehmen, auch wenn es für ihr Projekt eine gute Einnahmequelle sein würde, die sich anbahnte. Auch verriet sie uns, dass ein Gemälde an der Wand des neuen Speisebungalows, in dem wir stets aßen, von der Künstlerin Tamara Venn ist, die ein Atelier in Siem Reap eröffnen wird. Auf dem Bild waren viele der Tiere zu sehen, die man bei BeTreed mit mehr Glück als wir im Wald entdecken kann sowie ein Soldat, der die Patrouille darstellt, die den Wald beschützen soll. Später kauften wir dieses Gemälde als Postkarte bei Tamara in ihrem neu eröffneten und sehr hübschen Atelier in Siem Reap. Nach etwas chillen im Bungalow nutzten wir die Gunst der Stunde und konnten doch noch in das Baumhaus umziehen für eine Nacht. Sharyn holte uns nach einem Mittagsschlaf im Dschungel pünktlich mit dem Pick-Up ab und die Damen aus der Küche, die auch die Zimmer reinigen, fuhren mit den Mopeds unser riesiges Gepäck geschickt zum Baumhaus, so dass wir es bereits oben im Baumhaus vorfanden, als wir dieses zu Fuß erreichten. Beim Abendessen setzte dann Regen ein, nachdem es schon stundenlang geblitzt und gedonnert hatte. Der Guide war bereits in einem Militäroutfit erschienen und lief durch die Anlage. Wir waren uns bei diesem Wetter aber mehr als unsicher, ob wir eine Nachtwanderung sinnvoll und komfortabel finden würden. Auch eine Gruppe mit Motorradtouristen sollte noch eintreffen, die aber trotz Gewitter und Dunkelheit noch nicht da waren. Teilweise war der Donner direkt nach einem Blitz so laut, dass ich etwas Angst hatte. Schließlich entschieden wir uns für die Nachtwanderung. Wir wurden mit ein paar besseren Taschenlampen ausgestattet und gingen neben unserem Bauhaus in den dichten Wald. Man hörte einiges aber sah sehr wenig. Ein Muntjak entdeckte unser Guide im Gebüsch direkt am Anfang. Nach 1,5 Stunden drehten wir wieder um und gingen zurück. Nach und nach gingen unsere Taschenlampen alle aus, aber am Ende hatten wir noch genug Licht dabei, um den Weg zurück zu finden. Wir nutzten beide unsere Smartphone Taschenlampen. Wegen des Regens, der nachgelassen hatte und kaum durch das dicke Blätterdach durchkam, machten wir kaum Fotos, aber es gab auch kaum etwas zu sehen. Das ein oder andere Insekt und die ein oder andere Spinne sahen wir.
Schließlich erreichten wir das Baumhaus und verabschiedeten uns spät in der Nacht vom Guide, der natürlich nicht während unserer Tour gejagt hatte und auch keine Waffe dabei hatte. Hier fanden wir dann plötzlich tausende Tiere vor. Das gesamte Holzgeländer des Baumhauses war zu einer Autobahn geworden für Termiten. Sie liefen die Baumstämme unseres Fundaments entlang und dann auf der Veranda und ließen keinen Fleck unbedeckt. Ich machte mir Sorgen, ob sie das Baumhaus fressen würden und wir nachts in die Tiefe stürzen würden. Andererseits werden sie an diesem Abend ja auch nicht zum ersten Mal hier herumlaufen. Im Badezimmer saß ein richtig großer Gecko an der Wand direkt über dem Waschbecken. Wenn wir nicht gewusst hätten, dass er echt ist und sich ab und an bewegt hätte, hätte man denken können, dass das grün-braun schimmernde Tier zur Verzierung an der Wand angebracht worden wäre. Beim Einschlafen hörten wir laute Stimmen aus dem Speisebungalow in der Ferne. Offenbar war auch die Motorradgruppe spät am Abend noch eingetroffen. Der Regen hatte auch weitestgehend aufgehört.
Wir stellten wieder einen frühen Wecker um Tiere in der Morgendämmerung zu beobachten. Erstmal sahen wir gar keine Tiere mehr- die Termiten waren alle wieder verschwunden. Auch der Gecko war nicht mehr da. Wir sahen aber von oben ein Muntjak durch den Wald um unser Baumhaus herum schleichen. Irgendwann entdeckte uns das vorsichtige Tier. Es lief aber nicht weg, sondern erkundete noch weiter das Gelände. Franzi war nun auch nicht mehr so bitter, dass sie das Muntjak am Vortag nicht gesehen hatte. Auch die Pfauen drehten die ein oder andere Runde um das Baumhaus und raschelten regelmäßig im Gebüsch.
Ich hatte Hunger und ging zum Frühstück, wo es im sonst so harmonischen Speisebungalow wild zuging. Über zehn verschiedene Männer teilweise im Outfit von Motorradrallyefahrern wuselten um den Essenstisch herum und kochten in kleinen Tassen Vietnamesischen Kaffee und aßen Suppe. Ich suchte mir einen Platz dazwischen und schmierte mein Brot. Vor dem Bungalow standen viele, dreckverschmierte Motorräder, die für Fahrten durchs Gelände gebaut waren. Sharyn fand mich zwischen der großen Gruppe und kümmerte sich sehr aufmerksam, dass ich auch ein gutes Frühstück bekam. Sie hatte selber nicht mehr damit gerechnet, dass die Männer noch kommen. Deren Mission ist es wohl die schlimmsten Strecken des Landes unter den widrigsten Bedingungen zu fahren.
Daher waren sie auch erst nachts angekommen und als es besonders stark regnete. Nun waren sie schon wieder beim Essen, um dann direkt weiter zu fahren. Sharyn erklärte mir, dass die Termiten in unserem Baumhaus kein Holz fressen und daher unbedenklich sind. Andere Termitenarten essen aber durchaus auch Holz. Außerdem hatte sie mir Vegemite aus ihrer Privatküche besorgt und ich schmierte Franzi ein dick beschmiertes Brot, das ich ihr als Australisches Nutella verkaufte. Das ist die Geschichte wie ich Franzi für immer den Konsum von Vegemite verdarb. Sharyn merkte auch an, dass in der Dicke der Beschichtung das Brot viel zu salzig sei. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich das Brot selber auch so dick beschmiert aß, und dass ich Franzi vor dem ersten Biss noch warnte, dass sie nichts Süßes erwarten soll. Später kam Ben noch dazu, der mit dem obersten Naturschützer der Regierung des Staates Preah Vihear und einem anderen Mann einen Kaffee trank und so den Männeranteil auf der Veranda weiter erhöhte. Der Mann von der Regierung lief mit dicken Stiefeln im Speisenbungalow, den man über eine Treppe erreicht, da er auf Holzpfählen steht, während alle anderen ihre Schuhe und Flip-Flops vor dem Bungalow abgestellt hatten. Er trat sehr bestimmt und selbstsicher auf und schüttelte auch uns zwischendurch mal die Hand. Irgendwann waren alle Männer wieder weg. Ben hatte noch eine Testrunde auf einem der Geländemotorräder gedreht, bevor die große Gruppe unter lautem Getöse abfuhr. Erneut unterhielten wir uns nett mit Sharyn und genossen das Sitzen im Bungalow in der Natur, ohne nochmal einen Ausflug oder Spaziergang zu machen bevor unser Fahrer kam und uns in Richtung Preah Vihear Stadt brachte, von wo ein weiterer Fahrer uns nach Sra'Aerm fuhr. Sharyn vertraute uns sogar so sehr, dass wir ihr das Geld auf ihr Belgisches Konto überweisen durften, als wir BeTreed verlassen hatten. Wir hatten im Wald kein Internet gehabt und auch vergessen die Familien darüber zu informieren. Da Sharyn am ersten Abend eine Bewerbung für eine neue Finanzierung einreichen wollte, fuhr sie sowieso in Richtung des nächsten Ortes und nahm unser Internethandy mit, so dass dieses eine Nachricht an unsere Familien abschicken konnte. Ich habe überlegt, dass wir die 28€ die wir jeden Monat für Projekte von Plan International nach Togo spenden, wo Franzi mal ein halbes Jahr freiwillig gearbeitet hatte, umleiten und ab jetzt an dieses Waldschutzprojekt spenden sollten. Hier weiß ich nun zumindest wo das Geld ankommt und was damit bezahlt wird. Bei Plan hoffen wir, dass das mit dem Geld passiert was versprochen wird, aber wir haben schon genug von Spenden gehört, die überhaupt nicht das bewirken, was der Spendende bezweckt. Ich habe mich auch gefragt, was passiert wenn Sharyn und Ben mal zu alt sein werden, um sich um dieses Stück Wald zu kümmern. Hoffen wir das beste und dass sie das Projekt so nachhaltig aufsetzen können, dass die lokale Gemeinde selber mehr Interesse daran hat den Wald zu schützen als diesen zu vernichten.
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