Siem Reap
geschrieben von Timo
Das erste Mal Angkor Wat sehen- das war ein Moment auf den ich und wahrscheinlich auch Franzi sehr hin fieberte. An unserem ersten ganzen Tag in Siem Reap war es auch schon so weit, und dass obwohl wir die berühmte Tempelanlage gar nicht ansteuerten. Natürlich hatte ich auch die ganze Zeit Vergleiche zu einer anderen Megaattraktion im Kopf, die wir auf der Reise besucht haben- Machu Picchu.
Wir haben im letzten Monat wirklich viele Khmer Tempel besichtigt. Angefangen hatte das schon in Sukhothai, das seine Blüte kurz nach dem großen Khmer Reich in ganz Südostasien hatte nachdem sich die Thais unabhängig gemacht hatten von Angkor. Dann waren wir im Süden von Laos bei einem Khmer Tempel und in Kambodscha haben wir bereits vier Khmer Tempel besucht, von denen drei Welterbe waren und einer auf der Bewerbungsliste für das Welterbe steht. Das letzte Puzzlestück, um alle Welterbe Kambodschas gesehen zu haben war also Angkor. Angkor ist aber nicht einfach nur Angkor Wat. Angkor besteht aus zahlreichen Stätten und Ruinen, die auf ein großes Areal verteilt sind und fast alle ihre Blüte im 11. Und 12. Jahrhundert hatten. Die Tempelruinen sind also schon teilweise über tausend Jahre alt. Das sieht man ihnen natürlich an, aber wenn man vergleicht was man sonst so in der Welt finden kann was tausend Jahre alt ist, dann ist es schon extrem beeindruckend in welchem Zustand man diese Stätten im Dschungel vorfindet. Natürlich wird heute auch viel restauriert, um die Bauwerke für weitere Generationen bestehen zu lassen. Dennoch sind viele der Steinbauwerke mit vielen Verzierungen, die in den Stein gearbeitet wurden auch einfach gut erhalten geblieben.
Das Epizentrum des Khmertums ist sicherlich das Gebiet nördlich der modernen Stadt Siem Reap, die sicherlich durch den Tourismus eine riesige Einnahmequelle hat und vermutlich auch deswegen die zweitgrößte Stadt des Landes ist. Es gibt aber auch Überbleibsel der glorreichen Zeit der Khmer an anderen Orten um die Großstadt herum. Wir starteten mit einer der ältesten Orte im Umkreis von Siem Reap, die eine der drei Komponenten des Angkor Welterbes darstellt. Die so genannte Roluos Gruppe stammt bereits aus dem 9. Jahrhundert und wurde erstellt bevor die antike Metropole Angkor etwa zwanzig Kilometer weiter entstanden ist. Wenn in der näheren Umgebung nicht Angkor wäre, dann wäre die Rolous Gruppe sicherlich eine große Attraktion. So gehören die Tempel aber zu den weniger besuchten Khmer Tempeln in Kambodscha. Wir hatten uns einen Fahrer mit einem so genannten Remork für den Tag an der Rezeption unseres netten Gasthauses bestellt. Ein Remork könnte man auch als Motorradrikscha bezeichnen.
Während wir gemütlich auf einer gepolsterten Bank mit Überdachung und damit Sonnen- sowie Regenschutz saßen, fuhr unser Fahrer Lee die Rikscha vor uns auf seinem Motorrad sitzend, das mehr oder weniger permanent mit dem Anhänger verbunden ist. Früher waren es sicherlich Pferde und vermutlich auch Menschen, die die Schönen und Reichen do von Start zu Ziel brachten, nun wurden wir so durch die nicht besonders hübsche Stadt Siem Reap kutschiert, während wir uns die neue Umgebung anschauten, winkenden Kindern auf dem Motorrad ihrer Eltern zuwinkten und überhaupt häufiger spaßeshalber eine Handbewegung machten, die eine Mischung aus Papst im Papamobil und Queen Elizabeth II darstellte.
Es war sehr gemütlich auf der Bank und man konnte die Umgebung sehr gut mit allen Sinnen aufschnappen. Das galt für lecker riechendes Straßenessen genauso wie für LKW's ohne Rußpartikelfilter, die wir mit unseren Pferdestärken nicht sofort überholen konnten. Der Preis für einen ganzen Tag mit dem Fahrer und dem Remork von 15 Dollar war aus unserer Sicht für so einen touristischen Ort sehr günstig. Auch deswegen strichen wir Pläne trotz Hitze, Regen und Schlamm sowie langer, schwitziger Hosen für die Tempel mehr als zwanzig Kilometer Fahrrad zu fahren auf Straßen voller Autos und Motorräder und ließen uns jeden Erkundungstag kutschieren. Der Preah Ko Tempel war der erste Tempel, an dem wir hielten.
Etwas nervös waren wir, als unser Fahrer samt unseres Rucksackes mit Wertsachen wegfuhr direkt nachdem wir ausgestiegen waren. Er holte sich aber nur kurz eine Dose Cola und war dann schon wieder da. Dennoch nahmen wir ab dem Zeitpunkt immer unseren Rucksack mit bei jedem Stopp. Zuvor war an einem Checkpoint an der Straße schon von der Angkor Enterprise das Ticket für die Tempel gecheckt worden. Wir hatten uns einen sieben Tagespass für 72 Dollar pro Person gegönnt, da wir sehr viele Tempel in und um Siem Reap besuchen wollten. Es gab auch einen Eintagespass und einen Dreitagespass, aber zusammen waren sie deutlich teurer als der Siebentagespass. Wir benutzten schließlich vier Tage und so gesehen hat sich unsere Wahl gelohnt. Man hätte auch weniger Zeit hier verbringen können, aber wir haben nun alles gesehen was wir wollten und konnten uns bei Regen oder Müdigkeit auch mal gönnen einen Ausflugstag früher zu beenden und uns nicht noch den letzten Tempel reinzuquälen, daher waren vier Tage für uns genau richtig. Die Kontrollen funktionierten fast immer reibungslos. Meistens standen zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens, das Angkor verwaltet an den Checkpoints und einer von ihnen scannte den QR Code von dem Ticket auf meinem Handy ein, so dass unsere Fotos auf seinem Gerät auftauchten. Dann bedankte sich der Mitarbeiter freundlich und wies Lee an weiter zu fahren. Mit dem Ticket konnte man auch die standardisierten, gepflegten Toiletten außerhalb der Tempel kostenlos nutzen, auch wenn nur einmal dabei ein Ticket kontrolliert wurde. Insgesamt war das Ticket Thema viel unkomplizierter und praktischer als bei Machu Picchu. Man konnte es auch auf einer guten, Englischsprachigen Website online erwerben.
Der Preah Ko Tempel war wie die meisten bisher besuchten Khmer Tempel trotz seines Alters immer noch sehr schön anzusehen, aber konnte uns nicht (mehr) faszinieren. Umso besser, dass wir ihn als ersten Tempel in Angkor besuchten, so dass wir uns langsam steigerten. Spannend war, dass wir hier von einem Schild lernten, dass der Tempel wie viele andere Khmer Tempel auch vom Sohn für den Vater des Königs, also den vorherigen König, gebaut wurde. Erst wenn man einen angemessenen Tempel zu Ehren der Eltern hatte bauen lassen, durfte man weitere Tempel zu Ehren der Götter und auch etwas zu Ehren von sich selber bauen. Natürlich war auch dieser Tempel hinduistisch und mit Löwen-, Rind-, Naga- und Apsara Statuen verziert, aber gebaut worden war er zu Ehren des Vaters.
Apsaras sind weibliche, göttliche Wesen, die Oberkörperfrei bedeutungsschwangere Tänze mit krass abgespreizten Fingern aufführen. Wir bekamen im Phare Zirkus, den wir am ersten Abend besucht hatten, eine Aufführung von zwei Tänzerinnen (mit Textilien um den Oberkörper), die beim Tanzen ihre Finger krass abspreizen konnten. Bei der einen sah es uns so aus als könnte sie sich die Fingergelenke gebrochen haben, um den Tanz aufführen zu können. Vielleicht kann man das aber auch trainieren. Die Organisation zum Restaurieren der wunderschön in den Stein gehauenen Flachreliefs an den Khmer Tempeln von Angkor wurde jedenfalls auch nach den weiblichen Fabelwesen benannt, die so sehr abweichen von dem konservativen Kleidungsstil von Südostasiatinnen, der auch von den ausländischen Besucherinnen erwartet wird.
Wir spekulierten schon, ob die Apsaras mit ihren großen, runden Brüsten eine Art antike Form der Pornografie waren, die in die Steine der Tempel der Herrschenden gehauen wurden. Spannend fanden wir ebenfalls, dass auf einem Schild von Apsara, das über Restaurierungsarbeiten an einem der Türme des Tempels informierte auch die Sponsoren des Projektes erwähnt waren. Die Restaurierung schien komplett aus Deutschland finanziert zu sein und auch organisiert zu werden. Neben dem Deutschen Staat war eine Hochschule aus Köln beteiligt und auch Rossmann sprang uns als Sponsor ins Auge. Das selbe Restaurierungsprojekt mit diesem Schild fiel uns am Folgetag auch an einem der fünf ikonischen Türme von Angkor Wat auf, der gerade auf der Innenseite mit einem Baugerüst eingekleidet war.
Der nahe Bakong Tempel ist der größte und sicherlich beeindruckendste aus der Roluos Gruppe. Ähnlich wie der Haupttempel von Koh Ker thront ist er eine große Steinpyramide, auf der ein kleiner Schrein steht, in dem heute eine Buddhafigur zu finden ist. Wie alle Tempel aus der Frühzeit der Angkorperiode war der Tempel aber ursprünglich hinduistisch. Die Ecken der Level der Pyramide schmücken Elefantenstatuen aus Stein, wobei nur noch manche als solche zu erkennen waren. Hier waren einige Besucher, aber es war überschaubar. Wie viele andere Khmer Tempel oder auch einige Tempel in Sukhothai wird der Bakong von einem großen Wassergraben umgeben. Am Wassergraben konnten wir noch ein schönes Foto vom Tempel, dem Wasser und einer Steinstehle machen, auf der der Welterbestatus von Angkor vermerkt ist.
Zum Abschluss des Vormittages schauten wir noch den Lolei Tempel an, der auf der anderen Seite der Hauptstraße lag. So.it wollte ein Kontrolleur am Tempel nochmal mein Ticket sehen bevor wir reingingen. Er schien zu wissen, dass der Mann die Tickets bei sich führt, denn Franzi ließ er ohne Kontrolle passieren. Es war noch gar nicht spät am Tag als wir uns auf die lange Fahrt von der Roluos Gruppe bis in den Norden des antiken Angkor begaben. Die Fahrt dauerte bestimmt eine Stunde und ich verfolgte auf der Karte welche Strecke wir fahren würden. Irgendwann informierte ich Franzi aufgeregt, dass wir gleich zum ersten Mal Angkor Wat sehen würden. Bis vor kurzem dachte ich noch, dass Angkor Wat die einzige große Attraktion hier sei. Inzwischen weiß ich, dass es nur ein Puzzlestück, wenn auch das berühmteste, von ganz Angkor, was auf Khmer Stadt bedeutet, ist. Auf jeden Fall ist es einer der Sehnsuchtsorte, die ich während unserer langen Reise besuchen wollte. In unmittelbarer Nähe des großen, rechteckigen Komplexes, der ebenfalls mit einem rechteckigen Wassergraben umgeben ist und den man schnell auf einer Karte nördlich von Siem Reap entdecken kann, war noch Garnichts zu sehen, da wir durch einen Wald fuhren. Es folgte eine erneute Ticketkontrolle am Straßenrand. Woher wissen sie in welchen Gefährten Touristen sitzen? Na gut bei der Rikscha ist es recht offensichtlich. Wir fuhren an einem riesigen Parkdeck mit vielen Ständen vorbei. Es deutete sich an, dass in exakter Verlängerung von Angkor Wat ein gerader Weg zum Tempel führen würde, da alle Touristen rechts in diesen Weg hinein liefen. Gespannt schauten wir nach rechts als wir den Weg erreichten. Und tatsächlich: in weiter Entfernung konnte man Angkor Wat sehen in der selben Form wie es in der Flagge Kambodschas verewigt ist. Man sieht den zentralen Turm sowie die beiden vorderen der äußeren vier Türme, so dass es aussieht als gäbe es nur drei statt fünf. Alle haben die Form einer geschlossenen Lotusknospe, wobei der zentrale Turm deutlich größer ist. Nach dem kurzen Blick konnte man das vermeintlich achte Weltwunder (meiner Meinung nach ist es nicht der Grey Gletscher, auch wenn das vor Ort behauptet wird) noch einmal kurz sehen ehe wir nur noch den Wassergraben und die dahinter liegenden Bäume sehen konnten, die den Blick auf den berühmten Tempel versperren. Das war ein aufregender Moment! Ich hätte gedacht, dass das größte, religiöse Gebäude der Welt noch größer ist und eindrucksvoller, aber dafür war es noch zu weit weg.
Lange konnten wir aber sowieso nicht verschnaufen, da wir kurze Zeit später an 108 überlebensgroßen Steinfiguren, die an einer Schlange ziehen vorbeifuhren ehe wir ein großes Steintor passierten, an dessen Spitze ein riesiges Gesicht auf jeder Seite auf einen herunterblickt. Wir waren in Angkor Thom angekommen, der riesigen Königsstadt des Khmer Königs, der Angkor eine weitere Blütezeit bescherte, nachdem die Cham Mitte des 12. Jahrhunderts Angkor erobert hatten und Angkor Wat ausgebeutet hatten. Wir fuhren durch eine gerade Straße im Wald direkt auf den Bayon Tempel zu, dessen zahlreiche, riesige Steingesichter auf Türmen uns schon zu erwarten schienen (siehe Bild in der Blogartikelübersicht). Im Viereck fuhren wir um den Tempel herum und von allen Seiten wurden wir vom Gebäude beobachtet. Wir freuten uns schon darauf diesen Tempel zu erkunden, doch nun ging es erstmal noch weiter nach Norden zum Prasat Preah Khan. Die Fahrt war ein wenig wie in einem Themenpark wie Disney Land. Überall gab es nette und spannende Gebäude zu entdecken, andere liefen genauso interessiert herum und es gab Essens- sowie Souvenierstände entlang der Straße.
Franzi unterschätzte den Preah Khan Tempel gewaltig, während ich mir schon seiner Ausmaße bewusst war. Der Lonely Planet beschreibt ihn als Spiegelkabinett und das trifft es schon sehr gut. Es gibt zwar klare Hauptwege in einer Art Kreuzformation mit zwei Achsen durch den Tempel, wobei im Mittelpunkt eine Stehle steht. Aber neben den Hauptwegen gibt es auch noch zahlreiche, ehemalige Räume und kleine Gärten. Vielleicht waren die Gärten auch mal Räume mit Holzdächern, aber im Gegensatz zum Stein ist vom originalen Holz nichts mehr da. Dafür gibt es neues Holz. Auf einer der Mauern ist ein riesiger Dschungelbaum gewachsen, der vermutlich aus Konservierungsgründen gefällt wurde. Heute steht nur noch der Stamm dessen Wurzeln wie invasive Finger die Mauer packen. Überall an den Steinwänden findet sich Stuck, vor allem Apsaras.
Viele Touristen haben einen Tourguide dabei. Wir begnügen uns mit den Infos aus dem Lonely Planet, dem bereits gesammelten Wissen von anderen Tempeln und dem was wir bei den Spanischen, Italienischen, Französischen und Englischen Touren aufschnappen können. Eine Deutsche Tour hörten wir gar nicht in Angkor, aber wie letztes Jahr im August sahen wir auch dieses Jahr wieder zahlreiche Italienische Reisegruppen in der Haupturlaubszeit des Stiefellandes. Franzi konnte so legendäre Aussagen wie: "Ich bedecke meinen Schweiß, ich bedecke meinen Schweiß", von einem Italienischen Touristen beim Sonnenaufgang von Angkor Wat aufschnappen. Auch waren extrem viele Spanischsprachige Touren mit extrem vielen Kambodschanern, die Spanisch sprachen unterwegs. Viele kamen sicherlich aus Spanien, im Museum trug sich aber auch ein Kolumbianisches Pärchen in das Besucherbuch ein. Natürlich zieht eine Weltsensation wie Angkor Menschen aus allen Ländern an. Im Wald um Preah Khan herum konnte man ungestört pinkeln, nach Vögeln horchen (auch wenn die Merlin App, die in Südamerika lauter Vögel anhand des Gesangs erkannte, hier kaum mal funktioniert) und wir beobachteten eine große, bunte Spinne (bzw. Franzi fotografierte sie von sehr, sehr nah und ich wartete in einiger Entfernung bis sie fertig war).
Der Weg vom Tempel führte bis zum Ost Baray, einem riesigen Wasserbecken, dass die Khmer aus spirituellen und praktischen Gründen angelegt haben. Einerseits soll es den Ursprungsozean im Hinduismus darstellen, andererseits war es auch Hochwasserschutz und Bewässerungsgrundlage für Felder bei Dürre. Später legten die Khmer den noch größeren West Baray an, der auf der Karte nicht zu übersehen ist. Am Ufer des künstlichen Sees war es viel zu heiß, aber etwas weiter weg vom Wasser unter den Bäumen war ein guter Ort zum rasten. Wir beobachteten wie einige Wasserbüffel im schlammigen Wasser badeten. In der Mitte des Sees konnten wir schon den kleinen Tempel Neak Pean erkennen, den wir als nächstes besuchen wollten. Schon etwas angeschlagen von Hitze und Hunger liefen wir zurück durch den Tempel zum Remork. Auch dieser Weg führte über einen Wassergraben, auf dessen Brücke Devas (Götter) und Dämonen auf jeweils einer Seite die große Naga (mehrköpfige Schlange) ziehen. Diese Steinfiguren stellen die kunstvolle Brüstung der Brücke dar.
Lee fuhr uns zu einem der imbissartigen Restaurantplätze, die auf einem Schotterparkplatz mit überdachten Plastikstühlen und -tischen zu finden sind und immer in unmittelbarer Nähe von unzähligen Souvenirständen sind. Sowohl Lee, der uns eines der vielen gleich aussehenden Restaurants empfahl, als auch die Frau vom Restaurant, die uns bei der Ankunft bereits auflauerte, waren sich wohl sicher, dass wir im ersten Restaurant essen würden. Zur allgemeinen Verwunderung gingen wir jedoch von Restaurant zu Restaurant und stellten fest, dass alle völlig überteuerte 8 Dollar für eine Hauptspeise verlangten. Beim letzten Laden, wo eine gut Englisch sprechende Frau um uns warb, guckten wir bei den Preisen vielleicht skeptisch genug. Ohne zu Fragen bot sie uns die selben Gerichte für fünf Dollar an mit einer zusätzlichen Obstschale als Nachtisch. Das überzeugte uns, auch wenn es immer noch teuer für das Land war. Das Essen war aber lecker und danach konnte ich noch etwas in einer Hängematte entspannen. Allgemein ist Kambodscha bisher das Land der Hängematten. Alle Kambodschaner haben sie unter ihren Pfahlhäusern und die vielen, wartenden Remorkfahrer in Angkor spannen sich auch eine zwischen die Stangen der Rikschakabine, während die Gäste unterwegs sind. Unser Fahrer wirkte aber gar nicht so entspannt wie sonst, nachdem wir in ein anderes Restaurant gegangen waren als das, welches er uns empfohlen hatte. Ob er bei dem anderen Provision erhält? Wir wissen es nicht, aber der sonst so ruhige und entspannte Typ lief hier mehrfach aufgewühlt umher.
Der Neak Pean Tempel war sehr gut besucht. Bevor wir den langen Weg über einen Steg auf die Insel in der Mitte gingen, kontrollierten die Kontrolleure wie gewohnt unser Ticket. Einer war neugierig und wollte wissen wo wir herkommen. Als wir es ihm verrieten, assoziierte er "Ganzberg" mit Deutschland. Das ist hier eine der großen Biermarken. Da ich das Bier nicht aus Deutschland kenne, wirkt es auf mich so als hätten die Kambodschaner dem Bier nur einen Deutschen Namen gegeben, damit es sich besser verkauft. Wissen tue ich es aber auch nicht. Auf dem Weg zum Tempel konnte man viele Lotus im Wasser sehen. Auf der kleinen Insel liefen wir zunächst einmal um die Insel herum und hatten damit den Weg wieder für uns. Bevor wir zurück zur Mitte der Insel kamen, wo sich fünf kleine, künstliche Wasserbecken und ein Schrein im mittleren der Teiche befindet, verschluckte Franzi beim Reden noch ein Insekt, das ihr tief im Hals steckte. Sie schaffte es sich etwas zu übergeben und neben etwas Kotze kam wohl auch das Tier wieder zum Vorschein. Zumindest ging es Franzi dann genauso abrupt wieder gut wie es ihr zuvor schlecht ging.
Ich hatte am Nachmittag nach einem achtstündigen Exkursionstag zum Thema Khmertempel genug Eindrücke erhalten und brauchte etwas Pause. Wir gönnten uns den Feierabend und ich entspannte noch etwas im Liegestuhl auf unserem Balkon bevor wir später zum Abendessen gingen. Das Banlle Restaurant war nicht weit weg und hier gab es viele leckere, vegetarische Gerichte. Schon etwas geschafft vom Tag ließ ich die Kamera in ihrer schwarzen Hülle über der Stuhllehne hängen auf der dunklen aber schönen Terrasse, auf der sonst keiner saß. Genüsslich aß ich zwei leckere Eiskugeln auf dem Weg zurück ins Hotel und surfte auf dem Stuhl im Zimmer auf belanglosen Internetseiten ehe ich die Kamera anschließen wollte und ihr Fehlen bemerkte. Mir nichts dir nichts war ich wieder in meinen schlappen und marschierte den Kilometer die belebte Straße um parkende Autos und Mopeds herum zurück. Ich war recht optimistisch und in der Tat hing die Kamera noch am Stuhl. Der Tisch war abgeräumt worden und eine andere Touristin speiste an einem entfernten Tisch mit Kopfhörern im Ohr- Glück gehabt.
Unser Sammeltaxifahrer von Srayong nach Siem Reap war zwar recht freundlich, aber benutzte doch recht exzessiv sein Smartphone während der Fahrt. Da mein Anschnaller nicht funktionierte, war ich recht nervös. Franzi bat den Fahrer mit dem Übersetzer das Smartphone nicht zu benutzen und er erklärte uns auch mit dem Übersetzer, dass er das Smartphone für seine Arbeit benötigt. Immerhin telefonierte er danach nur noch und schrieb und las nicht mehr. Wie die Fahrer vor dem Zeitalter des Smartphones wohl ihr Sammeltaxi organisiert haben? Vermutlich gab es einfach eine andere Erwartungshaltung was Kommunikation betrifft, und wenn die Nutzung des Smartphones kein Sicherheitsrisiko ist, kann man es ja auch während der Fahrt nutzen, oder? So oder so ähnlich sind wohl die Gedanken im Kopf der Leute. Oder vielleicht fehlen auch die entsprechenden Gedanken zu dem Thema. Wir sprechen es jedenfalls an, wenn es Ausmaße annimmt, die dafür sorgen dass wir uns nicht mehr sicher fühlen.
Der Fahrer ließ uns nahe der Unterkunft raus und wir konnten zu Fuß zu unserem Gasthaus laufen. Es war zwar nicht das schönste Zimmer, aber es lag recht zentral und wir hatten sogar einen Balkon zum Innenhof. Wir checkten bereits morgens um halb elf ein und planten bis nachmittags unseren Aufenthalt in Siem Reap. Dann motivierte ich uns nochmal loszugehen und so besuchten wir zunächst ein kleines Einkaufszentrum mit authentischem Kunsthandwerk. Die App PassApp war super um sich günstige Tuk Tuks zu bestellen, die sogar noch etwas günstiger aber auch weniger komfortabel waren als die Remorks. Für etwa einen Euro ging von Ort zu Ort. Dabei verliert man allerdings sein gesamtes Riel Kleingeld und wenn man am Ende nur noch Dollarscheine hat, wird es kompliziert, da die Fahrer fast nie Wechselgeld haben oder zumindest sagen, dass sie es nicht hätten.
Wir erreichten als erste Gäste des Abends das Gelände des Phare Zirkus etwas außerhalb vom Zentrum. Hier treten junge Leute auf, die eine Ausbildung als Artisten im Ort Battambang erfahren haben und ansonsten wenig Perspektive auf Einkünfte gehabt hätten. Der Zirkus wird sogar mit dem großen Cirque du Soleil verglichen. Neben dem Zirkuszelt war ein Platz mit Streetfood und netten Sitzgelegenheiten nachgebaut worden, der zwar offensichtlich nicht aus unabhängigen Ständen bestand, aber sehr nett zusammengestellt war. Die netten Mitarbeiter des Zirkus präsentierten lokale sowie internationale Gerichte an ihren Ständen. Auch wenn es sich "Phare Café" nannten, gab es keinen Kaffee. Ich gönnte mir ein Hähnchen Curry und ein erfrischendes Getränk aus einem Pappbecher mit Papierstrohhalm. Als wir fertig waren mit essen, begann auch schon einer Show vor dem eigentlichen Zirkusprogramm auf der Außenbühne neben den Sitzplätzen des Foodcourts.
Junge Kambodschaner führten unterschiedliche, traditionelle Tänze auf. Am eindrucksvollsten und auch verstörendsten war ein Tanz zweier junger Frauen, deren Auftreten sehr an die Apsaras in den Khmer Tempeln erinnert. Wie kann man seine Finger so nach außen bewegen, ohne dass sie gebrochen sind? Wie bereits oben erwähnt konnten wir gar nicht so recht den Blick von dieser Fingerhaltung lassen. Dass Südostasiaten weniger mit dem Körper tanzen und mehr mit den Armen und Händen grazile Bewegungen ausführen, war uns bereits an anderen Orten aufgefallen. Diese Fingerhaltung war uns aber neu.
Beim Einlass ins Zirkuszelt wurden Fächer verteilt, was angenehm war, denn die Luft unter dem Dach war recht stickig. Wir hatten uns die billigsten Plätze gegönnt, die neben dem Eingang zur Manege lagen und daher nur teilweise den Blick auf das Bühnenbild boten, das eine Bar darstellte. Eine Handvoll Artisten und Musiker wuselten über die Bühne, wobei immer ein oder mehrere Artisten ihre Stunts und Auftritte hinlegten. Das einstündige Programm war sehr unterhaltsam gemacht mit einer Mischung aus Show, Unterhaltung und Kunststücken sowie lauter Musik. Schön waren die Klänge von einem großen Xylophon. In Erinnerung bleiben der glatzköpfige Künstler, der als Hausmeister verkleidet war und auf einem Einrad fahrend auf einem Seil jonglierte, oder der als Barkeeper auftretende Mann, der auf mehreren, gestapelten Rollen und Fässern balancierte. Nach ihren Auftritten guckten die Artisten immer herausfordernd ins Publikum. Auch Artistik an langen Tüchern vom Dach und Akrobatik mit reiner Muskelkraft mehrerer Akrobaten war im Programm. Ungewohnt war, dass ein kleiner Mann teilweise auf einer Frau seine Kunststücke verübte, da üblicherweise ja die Frauen auf den Männern turnen. Die Stunde war recht schnell vorbei und wir waren froh, dass wir an unserem Reisetag auch noch etwas nettes an unserem neuen Aufenthaltsort erlebt hatten.
Bevor wir Siem Reap erreichten, hatte ich etwas Bedenken, dass es mit gar nicht gefallen würde. Ich stellte mir eine Stadt voller Touristen mit viel Party und wenig authentischem Leben und Kultur vor, die ausschließlich aus Ausgangsbasis für Angkor dient. Tatsächlich hatte die Stadt, die wirklich nicht sehr schön ist, aber schöne Städte gibt es in Südostasien sowieso nur wenige, aber einiges zu bieten. Neben vielen leckeren Restaurants, von denen wir einige ausprobierten, hat es auch die nötige Infrastruktur, die man auf einer Reise ab und an benötigt.
Wir konnten mal wieder Postkarten versenden in einem großen Postamt, Geldautomaten gibt es auch wie Sand am mehr (Warum hat Kambodscha so viele unterschiedliche Banken?) und ich konnte mir eine neue Hose kaufen, da meine geliebte, blaue Baumwollhose nach zwei Jahren Dauernutzung erst an beiden Knien aufgerissen war, was wir noch zunähen ließen, aber nun auch an den Oberschenkeln so aufgescheuert war, dass große Risse auf ihnen entstanden sind. Ich wollte sie noch bis zum Ende der Reise im November nutzen, aber es ist hoffnungslos. Dafür habe ich mir in einem Modegeschäft mit einem Aussehen wie C&A und Co eine neue Stoffhose gekauft. Sie kommt sogar aus lokaler Produktion- aus Vietnam- aber das gilt wohl auch für viele Hosen in Geschäften überall auf der Welt. Hoffentlich wurde sie nicht zwischendurch nochmal zum Färben nach Marokko geschickt und dann wieder zurück hier her.
Am letzten Abend entdeckten wir auch noch die Pub Street, die mich von ihrem ganzen Treiben mit bunten Lichtern und Leuten, die einen ansprechen sehr an die Khaosan Road in Bangkok erinnerte, aber wir gingen erfolgreich nur einmal durch und besuchten dann ein kleines Restaurant mit günstigen Preisen abseits der Straße, in dem ich extrem leckeres Curry in einem Lotusblatt serviert bekam. Auch in den Apotheken von Siem Reap bekamen wir das ein oder andere Medikament, das wir wegen erneut einiger kleiner Wehwehchen benötigten und nicht im kleinen Ort Srayong zuvor erhalten konnten. Gut gefallen hat uns auch ein abendlicher Besuch bei einer Minigolfanlage etwas außerhalb der Stadt, die wir ebenfalls problemlos mit einem PassApp TukTuk erreichen konnten. Der nette Besitzer war ein kritischer Geist und hat sich sehr von den westlichen Besuchern beeinflussen lassen. Vermutlich war er selber früher Fahrer in Angkor.
Vor zwanzig Jahren schenkte ihm eine Deutsche aus München genug Geld, damit er sich einen Gebrauchtwagen kaufen konnte. Inzwischen spricht er gut Englisch und hat vermutlich auch aus Inspiration von den vielen, westlichen Touristen eine individuell gestaltete Minigolfanlage aufgebaut, deren Bahnen mit Modellen der berühmten Khmer Tempel dekoriert sind und die stark von den Deutschen Standard Minigolfbahnen abweichen. Dennoch brachte es Spaß den Ball auf dem Kunstrasen im Loch zu versenken und alle Bahnen waren so gestaltet, dass man es gerade so in der erlaubten Schlagzahl schaffen konnte. Statt eine zweite Runde zu spielen, unterhielten wir uns mit dem Besitzer noch etwas und ließen uns von seiner Frau ein Lok Lak (lokales Gericht mit Fleisch ähnlich zu Gulasch) mit Reis servieren. Er erzählte uns, dass er seine erste Tochter nach der netten Deutschen benannt hat und teilte viele unserer Meinungen wie Dinge zu laufen haben.
Er bezahlt Geld dafür, dass die Müllabfuhr seinen Plastikmüll abtransportiert und recycelt, statt den Müll einfach auf dem Boden liegen zu lassen. Er möchte, dass es sauber ist in seinem Garten. Seine Nachbarn haben ihn anfänglich dafür ausgelacht. Er erzählte uns, dass er wenig Bildung hatte und deshalb "dumm" war. Jetzt versteht er aber, warum die Müllabfuhr und Recycling wichtig sind. Er ermutigte uns anderen Kambodschanern auch zu sagen und zu erklären, wenn sie sich "falsch" verhielten. Zwar sehen wir ständig Situationen, in denen wir uns fassungslos an den Kopf fassen (wobei Plastikmüll in die Landschaft werfen vielleicht etwas weniger passiert als noch in Laos), aber wir sehen uns auch nicht als die Umwelt Missionare, die die Bevölkerung belehren muss. In Deutschland würde ich bei den selben Szenen schon eher etwas sagen. Er erzählte uns auch von Kambodschanischen Hochzeiten, und dass er einen Teufelskreis durchbrechen möchte, auch wenn er sich damit unbeliebt machen sollte. Man lädt immer hunderte von Leuten zur Hochzeit ein und zahlt für das Event ein Vermögen. Alle Gäste schenken Geld. Diese laden einen dann wiederum auch zu ihrer Hochzeit ein und daher muss man dann wieder Geld schenken. Und da man viele eingeladen hat, muss man auch an viele viel Geld schenken. So geht das wenige Ersparte bei vielen einfachen Leuten für solche Feiern drauf und damit letztendlich an die Gastronomen und Event Manager. Auch spannend war, dass seine Nachbarn Vögel töten, um sie zu Essen und er ihnen nun verboten hat Vögel auf seinem Grundstück zu töten. Vermutlich wird er wirklich als komischer Kauz wahrgenommen mit all den Verhaltensweisen, die er sich bei seinen westlichen Bekannten abgeschaut hat. Als wir ihn noch fragten, warum er glaubt, dass derzeit so wenige Besucher bei ihm seien, tippte er dass die Touristen nicht mehr nach Kambodscha kommen wegen Mpox, also den Affenpocken. Da konnten wir ihn aber beruhigen, denn das wird sicherlich kein Grund für die Mehrheit der Leute sein nicht zu reisen. Außerdem gibt es in Kambodscha noch keinen Fall der Krankheit.
Nun habe ich aber lang genug um das Hauptthema eines Siem Reap Aufenthaltes herum geschrieben. Wie war denn jetzt der Besuch bei Angkor Wat? Nachdem wir am Vortag bereits am berühmten Tempel vorbeigefahren waren und ihn klein in der Ferne sehen konnten, wollten wir ihn an Tag zwei deutlich intensiver erkunden. Der Wecker klingelte um 3:45 Uhr morgens und um 04:30 Uhr saßen wir bereits im blau erleuchteten Remork von Lee, der uns auf dem Weg zu Angkor Wat bei 7-Eleven raus ließ. Dort holten wir uns das aus Thailand bekannte, übliche Frühstück mit Schokomilch und aufgewärmten Sandwiches.
Da nichts los war, ließ mich der nette Mitarbeiter etwas widerwillig auf die Mitarbeitertoilette gehen, so dass ich nicht noch eine Toilette vor der Sonnenaufgangsshow suchen musste. Wie viele Menschen würden sich den als sehr beliebten und touristischen Ablauf bekannten Sonnenaufgang bei Angkor Wat ansehen? Sind wir vielleicht sogar die einzigen? Lee ließ uns vor dem gerade Weg zum Tempel raus und man konnte bereits die dunkle Silhouette fünfzig Minuten vor Sonnenaufgang vom ersten Licht erkennen. Viele Tourguides sprachen uns im Dunkeln an, ob wir ihre Dienste nutzen wollen. Wir lehnten ab. Mit uns liefen zahlreiche andere Menschen mit ihren Smartphone Taschenlampen den Weg entlang, so dass wir gar kein extra Licht anmachen mussten.
Es ging durch einen ersten, kleinen Tempel hindurch und dann zum rechten der beiden rechteckigen Seen in der Anlage. Dort hatte sich schon eine Gruppe an Menschen versammelt, die auch auf eine Sonnenfinsternis hinfiebern hätte können. Die erste Reihe am Ufer war bereits mit sitzenden Gästen besetzt, die die Umrisse von Angkor Wat in der Dunkelheit wahrnehmen konnten. Wir stellten uns in die dritte oder vierte Reihe stehender Touristen und hatten so nicht wirklich die Möglichkeit gute Fotos zu machen, erst recht nicht wie geplant mit unserem kleinen Stativ. Wie alle anderen machten wir regelmäßig Fotos mit der Smartphone Kamera und dem Fotoapparat aus der Hand. Neben dem berühmten Tempel waren auch die schwarzen Umrisse der Zuckerpalmen schöne Fotomotive, die mit ihren Blättern an Feuerwerk erinnerten.
Als die Sonne nach sechs Uhr schon aufgegangen war, sich jedoch weiterhin hinter Angkor Wat versteckte, ging die Mehrheit der Besucher los in Richtung des Tempels. Gerade die Tourführer drängten die anderen Besucher auf den Start der Tour. Wir waren froh so viel Zeit bleiben zu können wie wir wollten, schossen nun auch ein paar ikonische Fotos und ließen uns von anderen Besuchern vor Angkor Wat ablichten. Dann ging es auch für uns auf den steinernen Weg zum Eingang von Angkor Wat und bevor wir hinein gingen, stritten wir nochmal etwas, da Franzi mir auf dem Weg etwas von irgendeinem anderen, privaten Thema erzählte, was ich in diesem besonderen Moment völlig unpassend und unangemessen fand und ihr das vielleicht etwas zu deutlich mitteilte. Als wir das geklärt hatten, besuchten wir die ersten offenen Höfe von Angkor Wat.
Es ist vielleicht die größte, religiöse Baustruktur der Welt, aber es besticht nicht nur durch Größe sondern auch durch die Details. Überall an den Steinwänden findet man Steinmetzkunst. Die Apsaras an den Wänden wirken größtenteils restauriert und dadurch sehr hübsch und wie neu geschaffen. In der Anlage findet man immer wieder ruhige Ecken, da sich die vielen Besucher vom Sonnenaufgang sehr verteilen. Ebenfalls auffällig ist der stete Gestank von Taubenkot unter den Steindächern. Aufgehängte Netze können die Vogelnester kaum verhindern und teilweise riecht es schon so als wäre es ungesund einzuatmen. Relativ schnell gelangt man dann über eine Treppe auf den zentralen Platz unterhalb der fünf Türme.
Dort ist eine der vielen, steilen Treppen für Besucher geöffnet, damit man nach ganz oben neben den zentralen Turm des symmetrischen Gebäudes kommt. Die Zeiten, in denen die Besuchszeit des obersten Bereiches zeitlich limitiert sind, scheinen auch vorbei zu sein. Wir hatten jedenfalls unbegrenzt Zeit und waren auch ganz oben teilweise ungestört. Schwangere dürfen die steile Treppe hoch übrigens nicht nehmen- eine etwas invasive Regelung der ansonsten dezent auftretenden Organisation, die den Besuch regelt. Oben sahen wir dann ausnahmsweise ein paar Kritzeleien im Stein von Vandalen. Das war zum Glück eine seltene Ausnahme. Das Apsara Restaurierungsprojekt informierte auf einem der Plakate auch darüber, dass Restaurierung nur einen bestehenden Status des historischen Bestands wieder verbessern kann, aber niemals etwas wiederherstellen kann. Umso wichtiger ist es den Bestand zu schützen, so wie er heute vorzufinden ist.
Die UNESCO konnte Angkor auch erst nach dem intensivsten Zeitraum des Bürgerkriegs 1992 als Welterbe anerkennen, obwohl schon viel länger klar war, dass Angkor ein Welterbe sein müsste. Wir hatten uns viel Zeit gelassen und die meisten Besucher waren gegen acht Uhr schon wieder aus dem Tempel raus. Daher hatten wir nun sehr viel Platz und Zeit alles in Ruhe anzugucken. Auf dem Hauptturm findet man auch zahlreiche Stuckarbeiten, die Nagas oder den Affen Hanuman darstellen. In den vier Türmen um den Hauptturm herum steht heute jeweils eine Buddha Statue, vor der wie gewohnt Räucherstäbchen dampfen. Angkor Wat hat genauso wie die ganze Zivilisation der Khmer einen Wandel vollzogen von einer Form des Hinduismus hin zum Theravada Buddhismus, der aber immer noch hinduistische und auch andere spirituelle Elemente aufweist.
Ein weiteres Highlight, dass wir in einem der verlassenen Gänge von Angkor Wat entdeckten, war eine kleine Fledermaus, die an einer scheinbar flachen Wand kopfüber herabhing. Franzi vermutete, dass sie tot sein muss, aber wie würde sie sich dann noch an der Wand halten können. Ebenfalls an der Wand und weltberühmt sind die Flachreliefs, die alle vier Seiten von Angkor Wat schmücken. Sie erzählen unterschiedliche Geschichten. Teilweise sind die Geschichten Darstellungen der antiken Könige, teilweise sind es aber auch Märchenerzählungen von den ursprünglich Indischen Sagen Ramayana oder vergleichbaren Sagen, die bis heute Südostasien prägen. Eine Sage fanden wir als wir zum ersten Mal von ihr hörten besonders abstrakt. Sie lautete: "Das Aufwühlen des Milchozeans", und ist eine der bekanntesten Sagen, die auch in der Steinmauer von Angkor Wat dargestellt ist.
Einige Zeit später konnten wir eine Darstellung dazu auch noch am Eingangstor zur später errichteten Stadt Angkor Thom besuchen. In der Geschichte geht es darum, dass 54 Götter und 54 Dämonen versuchen ein Elixier zur erhalten, das zur Unsterblichkeit führen kann. Dazu versuchen sie gegeneinander einen Berg zu bewegen unter dem das Elixier vermutet wird. Schließlich verbünden sich beide Gruppen, da sie es alleine und gegeneinander nicht schaffen. Der Nagakönig bietet seine Hilfe an, in dem die 108 Fabelwesen an ihm ziehen, nachdem er um den Berg herumgewickelt wurde. Durch das Ziehen an der Schlange beginnt der Berg zu rotieren. Es kommen auch noch die hinduistischen Götter wie Shiva, Vishnu und Indra auf ihren Reittieren wie Garuda (Mensch, Vogel und Löwe) und dem dreiköpfigen Elefanten dazu sowie weitere Götter. Am Ende finden sie das Elixier und lauter Apsaras entstehen aus dem aufgewirbelten Milchozean. Die Götter setzen sich am Ende gegen die Dämonen durch. So oder so ähnlich geht diese Geschichte.
Bei Milchozean muss ich immer an die Milchstraße denken. In den detailreichen und sehr großen und langen Darstellungen in Angkor Wat kann man die unterschiedlichen Götter auf ihren Reittieren entdecken sowie die Dämonen und Götter, die an der Schlange ziehen. Oben fliegen elegant die Apsaras umher. Wir verließen den Tempel auf der entgegengesetzten Seite zu der wir eingetreten waren und gingen einen Waldweg auf der vom Graben umgebenden Insel entlang, um nochmal eine andere Perspektive auf Angkor Wat zu bekommen. Hier lief auch der ein oder andere Langschwanzmakak durch den Wald und in den Tempel. Wirklich viel neues zu sehen, gab es auf dieser Seite aber nicht. Die Insel bietet noch einige Waldwege zum Erkunden an, aber wir entschieden uns mehr oder weniger direkt zurück zum Remork zu laufen, da Lee auch schon seit knapp fünf Stunden auf uns wartete.
Dabei schauten wir uns auch noch die Flachreliefs auf den restlichen beiden Seiten an. Viele zeigen historische Schlachten mit knapp bekleideten Soldaten, die Schwerter und Schilde schwingen. Also eigentlich alles recht ähnlich zum Europäischen Mittelalter, außer vielleicht die fehlende Rüstung. Die Darstellungen zeugen auf jeden Fall von einer ähnlichen zwischenmenschlichen Brutalität wie sie zur selben Zeit auch in Europa stattfand- vermutlich ist Gewalt einfach die Natur des Menschen. Es war inzwischen ziemlich heiß geworden. Wir folgten der Beschilderung Richtung Ausgang, die uns erneut durch den Tempel am Eingang zur zentralen Anlage führte. Dort passierten wir eine viel angebetete Statue eines Gottes mit vielen Armen. Es war etwas unangenehm, denn auf der anderen Seite des Tempels stand, dass man die Schuhe ausziehen soll und wir mussten uns mit unseren Schuhen an einigen Leuten vorbeidrängen, um aus dem Tempel rauszukommen. Das war wohl nicht so gut beschildert gewesen.
Auch zurück über den Graben gab es diesmal einen anderen Weg. Statt über die zentrale Steinbrücke zu gehen, wurde man über eine Ponton aus Hartplastikstücken geschickt, wie wir ihn schon als Steg aus Thailand kannten. Eine etwas unpassende Brücke in diesem historischen Areal. Vor dem Graben mit Blick auf Angkor Wat fanden wir auch noch das offizielle UNESCO Welterbe Schild. Franzi war inzwischen kurz vorm Hitzschlag und so gingen wir in den völlig überteuerten aber leeren Food Court in der Nähe. Ich schaffte es mit der Verkäuferin einen Rabatt für zwei Smoothies auszuhandeln, so dass wir nur einen bezahlen mussten. Franzi wurde bei ihrem Mango Smoothie im klimatisierten Imbiss langsam wieder revitalisiert. Ungefähr sechs Stunden nachdem wir Lee verlassen hatten, trafen wir wieder am Parkplatz ein und gewohnt aufmerksam fuhr er vor als er uns sah. Er sah uns immer bevor wir ihn entdecken konnten in der Schar an Tuk Tuk Fahrern.
Aus einem kurzen Stopp am See Srah Srang, wo sich eine schöne Treppe mit Steinfiguren am Wasser befindet und man die Gebete eines buddhistischen Tempels aus der Ferne hören konnte, wurde ein längerer Halt, denn wir folgten unserem interessierten Blick und gingen durch das Stadttor von Banteay Kdei auf der anderen Straßenseite, auf dem ein großes Khmer Gesicht aus Stein uns angeschaut hatte. Der Tempel stand eigentlich nicht auf unserer Liste und war im Vergleich zu den anderen nicht so interessant, aber für sich genommen hatte er auch wieder viele Reliefs und mystische Tempelräume, die von Pflanzen überwachsen waren, zu bieten. Auch diesmal wartete Lee wie gewohnt entspannt an der Straße als wir unerwartet spät zurückkehrten. Unterwegs hatten uns noch zwei Kinder intensiv angebettelt, nachdem sie auf einmal aufgetaucht waren. Überall steht in Siem Reap allerdings, dass man Kindern kein Geld geben soll, da es den Teufelskreis unterstützt, in dem sie nicht in die Schule gehen werden, da die Eltern sie zum Betteln schicken.
Mittags erreichten wir den sehr beliebten Tempel Ta Prohm, der heute im Wald zu finden ist. Auf dem Waldweg zum Tempel setzte langsam der Regen ein. Wir sahen einen riesigen Baum auf einer Tempelmauer und mussten uns etwas beeilen, da nun richtig viel Regen runterkam. Zunächst stellten wir uns noch unter einer überdachten Infotafel unter, dann wechselten wir aber nochmal in das steinerne Tempelgebäude, wo auch viele andere Touristen auf eine Besserung des Wetters warteten. Während alle anderen früher oder später ihre Tour fortsetzten, trotz strömendem Regen und teilweise heftigem Gewitter direkt über uns mit extrem lautem Donner und Blitz, saßen wir über eine Stunde im steinernen Laubengang an den Pfeilern, auf denen Abbilder vom meditierenden Eremit Rishi eingeritzt waren. Als es deutlich weniger Regen war, starteten wir auch unsere Tour und da wir in der Hektik die Wegführung verpasst hatten, liefen wir einmal komplett außen um den Tempel herum und fingen am Ende mit dem Rundgang an.
Dadurch hatten wir aber ein paar Schwierigkeiten den eigentlichen Rundgang zu finden und irrten etwas durch die Ruine, die sich durch die beeindruckende Rückeroberung des Waldes auszeichnet. Überall wachsen riesige Bäume und Wurzeln auf den Tempelmauern. Der Ta Prohm diente unter anderem 2001 als Filmkulisse für Angelina Jolie im Film Lara Croft: Tom Raider. Wir suchten den Ort einer beeindruckenden Aufnahme aus dem Film, wo eine lange, große Baumwurzel oben auf einer Tempelmauer wuchs. Außerdem suchten wir auch den Ort eines der wenigen Bilder im Lonely Planet, die hier entstanden sein musste. Wir waren aber schon fast am Ende des Rundgangs, als wir die Orte immer noch nicht gefunden hatten. Da uns viele Touristen aus einem engen Durchgang entgegenkamen, fühlte ich mich unwohl mich entgegen der vorgegebenen Laufrichtung durch die Menschen durchzudrängen und lief tatsächlich mit dem Rundgang wieder zurück in die andere Richtung. Franzi fand das eine blöde Idee war aber auch überfordert mit meinem Verhalten und lief durch das Tor zurück, wo direkt der Eingang war.
Ich fand auf meinem Rundgang tatsächlich alle Orte, die wir von Ta Prohm vorher auf Bildern gesehen hatten und lief dann schnell durch den sehr matschigen Weg zurück zum Eingang, um Franzi Bescheid zu geben, die wieder dort wartete, wo wir auch schon auf das Ende des Regens gewartet hatten. Dann nahm ich sie mit und wir konnten unter anderem das Foto aus dem Internet mit Angelina Jolie unter einem der großen Bäume nachstellen. Der Regisseur muss hier eine wirklich weitwinklige Kamera genutzt haben. Mit dem 0,5 Zoom des Smartphones konnten wir das Foto in etwa nachstellen, bevor die nächsten Touristen in unser Bild liefen. Ein weiteres schönes Foto machten wir neben einem Toreingang des Tempels, der von einer mächtigen Baumwurzel umrahmt wird. Im Gegensatz zu früheren Bildern ist die Wurzel heute viel verflochtener und scheint nicht mehr eine große Wurzel zu sein, sondern die Summe aus unzähligen, kleinen Wurzeln. Schwer vorstellbar ist auch, dass der Tempel schon neunhundert Jahre alt sein soll, aber die Bäume höchstens ein paar Jahrhunderte. Auf mich wirkt es so als wäre es immer schon eine Symbiose aus Wald und Tempel gewesen, aber dem ist nicht so.
Als der berühmteste aller Khmer Könige Jayavarman VII Ta Prohm für seine Mutter errichten ließ, war er mit Sicherheit eine Oase im Wald oder vielleicht wurde sogar der Wald außen herum auch abgeholzt, um den Zugang zu erleichtern. Franzi war nun motiviert auch noch die große Stadt Angkor Thom (Khmer für "Große Stadt") zu besichtigen, die auch aus der Hand von Jayavarman VII stammt, aber ich hatte nach über acht Stunden Tempeltour für den Tag genug gesehen und der Regen kam auch immer mal wieder. Daher wollte ich lieber noch etwas im Hotel entspannen, die Bilder des Tages sortieren und mich etwas erholen, bevor es am nächsten Tag etwas theoretischer mit den Khmern im Angkor Nationalmuseum weitergehen sollte. Mit Lee verabredeten wir uns für den Tag danach erneut, wenn es zu zwei spirituellen Khmer Orten außerhalb des Zentrums von Angkor gehen sollte.
Das Nationalmuseum kostet nochmal einen extra Eintritt zusätzlich zum Angkor Ticket, aber der Besuch lohnt trotz der sich stark läppernden Ticketpreise, die man in Kambodscha bei Khmer Orten zusammen sammelt. Im schön gestalteten, großen Gebäude verbrachten wir mit der guten Audiotour fast den gesamten Tag. Das zahlreiche Personal war etwas überfordert damit, dass ich am Ende der Tour mitteilen wollte, dass zwei Audiobeiträge auf Deutsch fehlerhaft eingespielt waren und baten mich es in das Besucherbuch zu schreiben, zwischen internationale Kommentare wie toll das Museum war. Das fühlte sich etwas wichtigtuerisch an diese technischen Details hier aufzuschreiben, aber es erinnerte mich etwas an Laos wie niemand mit einer inhaltlichen Rückmeldung etwas anfangen konnte.
Interessant war die Geschichte der Khmer und wie ihre Religion sich vom Hinduismus aus Indien kommend veränderte hin zum Buddhismus, der aber weiterhin von hinduistischen Elementen geprägt war. Viele schöne Steinmetzarbeiten in der Form von Götterfiguren und Flachreliefs aus der Khmerzeit waren hier ausgestellt. Beeindruckend waren auch die Schrifttafeln auf hartem Stein, in denen die ersten Texte der Khmer Sprache verewigt worden waren und die die Grundlage für die heutige Sprache in Kambodscha bilden. Kurios war die Regel, dass man nur mit dem Smartphone Fotos machen durfte, aber nicht mit der Kamera. Später trafen wir die selbe bizarre Regel noch an einem anderen Ort im Kambodscha an.
Unseren Prioritäten folgend fuhren wir mit Lee am nächsten Morgen zunächst zum "Kronjuwel" der Khmer Kunst, dem Tempel Banteay Srey, der eine Stunde Fahrtzeit nördlich von Siem Reap liegt. Gegen acht Uhr waren wir mit die ersten Gäste des Tages in der sehr professionell eingerichteten Anlage, die sogar aus Deutschland finanzierte Trinkwasserspender zu bieten hatte, sowie einen penetranten Verkäufer vor den wie gewohnt kostenlosen, sehr gut gepflegten Standard Angkor Toiletten, der uns unbedingt ein Buch verkaufen wollte, dass wir überhaupt nicht haben wollten. Der Tempel war sehr hübsch, auch wenn er mich nicht mehr komplett beeindrucken konnte nach all den anderen Tempeln. Die Farbe der Steine war aber wie angekündigt worden war etwas rötlicher und die Steinmetzarbeiten in der Form von detailreichem Stuck in den Mauern waren in der Tat sehr schön anzusehen. In einem Flyer gab es die Erklärungen zu den Geschichten in den Wänden, die meistens mit Mord und Totschlag sowie Intrigen zu tun hatten. Im Hintergrund spielte eine Band wie bei vielen der Angkor Tempeln einige lokale Instrumente. An sich ist die Musik sehr passend, aber meistens spielen sie nur, wenn ein potentieller Spender vorbeiläuft oder wenn man gerade etwas gespendet hat.
Wenn man um die Ecke weggegangen ist und man die Musik noch hören könnte, hören sie leider schon wieder auf. Dennoch spendeten wir diesmal etwas für die Band, da es sich um Menschen mit Behinderung handelt, die häufig Opfer von Landminen sind. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Umgebung mit Reisfeldern fanden wir noch eine sehr gute Ausstellung zum Tempel und dem Khmer Reich im Allgemeinen in der Anlage, bei der ich erstmals einen der Aufpasser aktiv ansprach, ob er seinen nervigen Videos bitte ohne Ton hören könnte, da es mich belästigt. Daraufhin ging es von seinem Arbeitsplatz weg und schaute die Videos in einiger Entfernung. In der Ausstellung lernten wir unter anderem, dass der Französische Kulturminister unter Charles de Gaulle einige Zeit vor seiner Amtszeit mit Freunden zum noch recht unbekannten bzw. Unbewachten Tempel nach Banteay Srei gereist war, um dort ein Stück des wunderbaren Stucks aus der Wand zu fräsen und zu verschiffen und verkaufen. Es ist zwar schön, wenn man Leute mit Interesse in Ministerposten steckt, aber vielleicht sollten es auch Menschen sein, die nicht kriminell handeln. Nach dem Besuch hatte ich schon zu früher Stunde so Hunger, dass wir eines der einfachen Restaurants im Eingangsbereich des Besucherzentrums ansteuerten und uns dort stärkten bevor es mit dem Remork weiter nach Norden zum Eingang von Kbal Spean ging.
Wie gewohnt begann das Wasserflaschenmikado bevor wir den Ausflug starteten. Lee hatte jeden Tag eine Kühlbox für uns und sein Wasser dabei, in der ein großes Stück Eis steckte, das im Laufe des Tages schmolz. Um Plastik zu sparen, hatten wir sein Wasser freundlich abgelehnt und füllten stattdessen in unserer Unterkunft unsere Flaschen auf. Es passten aber nicht alle in die Kühlbox. Franzi nahm das Thema möglich effizient alle Flaschen in der Box zu verstauen sehr ernst und während Lee geduldig wartete bis er das Remork endlich parken konnte, um seine Hängematte auszupacken, machte ich mich etwas über Franzis Detailarbeit lustig. Das kam allerdings sehr schlecht bei ihr an, und so musste ich die Flaschen effizient verstauen, während sie schon zum Eingang ging. Dort lehnte der Kontrolleur unseren Besuch überraschenderweise erstmal ab, aber es stellte sich heraus, dass er nur kein Netz hatte und daher den QR Code nicht scannen konnte.
Während wir die gewohnt guten Toiletten nutzten, hatte er das Anliegen geklärt (oder auch nicht) und wir durften in den Wald spazieren. Wir wussten nicht so ganz was uns erwartet außer einige Khmer Steinmetzarbeiten in einem Wald an einem Fluss. Es ging sportlich bergauf, was bei den hiesigen Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit zu starkem Schweißfluss führt. Franzi war fasziniert von hunderten Ameisen, die einen großen Wurm attackierten, der wohl noch lebte. Sie schienen ihn unter dem sandigen Boden des ehemaligen Flussbetts, auf dem wir liefen, vergraben zu wollen. Mir war das zu martialisch, um es anzuschauen und Franzi wollte den Wurm zwar retten, aber auch nicht in die Natur eingreifen. Es war ein schöner Weg durch den Wald und auch angenehm mal wieder etwas zu laufen. Schließlich fanden wir auch wonach wir suchten.
Im Flussbett waren viele Steine zu runden Steinkappen gehauen worden, die den gewohnten Phallus in der Khmer Welt darstellten und damit ein Fruchtbarkeitssymbol zu Ehren des Hindugottes Shiva, der natürlich auch der Zerstörer ist, aber eben auch der Fruchtbarkeitsgott. Später sahen wir noch Stuck in einigen Steinen im Fluss. Lee hatte uns empfohlen Badesachen mitzunehmen. Unter einem schönen Wasserfall war es aber etwas zu rutschig um zu baden, und weiter oben am Fluss wirkte es mit den religiösen Symbolen etwas unpassend sich zu entkleiden und im flachen Wasser zu plantschen. Daher gingen wir zeitnah wieder zurück und hatten so gerade noch genug Zeit, um das Landminenmuseum von Aki Ra zu besuchen.
Bevor wir in das Museum gingen, holten wir uns noch einen Kaffee bei einem Straßenimbiss. Das war komplizierter als gedacht. Der Kaffee hatte eine tiefschwarze Farbe wie Erdöl. Wir hatten vorab nach Milch gefragt, bekamen aber nur die Vanillesauce, die die Menschen hier Kondensmilch nennen. Schließlich besorgte uns die nette Wirtin etwas Milch aus den Café des Museums, in dem es auch vernünftige Kaffeeprodukte gegeben hätte, was wir aber nicht gesehen hatten. Das war etwas ärgerlich. Schließlich gingen wir dann in das Museum, in dem wir die einzigen Besucher waren. Der Eintritt wird für gute Zwecke verwendet, unter anderem um weitere Landminen zu säubern.
Das Museum ist offensichtlich das Museum von Aki Ra, was man daran erkennt, dass sein Name überall steht und es sehr viele Informationen über sein Leben gibt. Tatsächlich ist er eine Art Berühmtheit in Kambodscha. Er wurde schon von CNN ausgezeichnet als einer von zehn Helden auf der Welt und dabei wurde er mit einer Hollywood Schauspielerin abgelichtet. Der Zeitungsartikel dazu und zu vielen anderen öffentlichkeitswirksamen Aktionen von Aki Ra findet man im Museum. Aki Ra war als Kind in der Zeit der Roten Khmer aufgewachsen und statt zur Schule zu gehen kämpfte er mit einer Waffe im Bürgerkrieg. Er war ziemlich gut dabei und daher überlebte er auch, auch wenn er das als Glück bezeichnet. Später kämpfte er dann auch gegen die Roten Khmer. Er hat dabei sicherlich einige Menschen getötet und einmal sogar seinen Onkel im Visier gehabt, den er aber verschonte, als er diesen erkannte. Bei seinen Kämpfen nutzte er sehr viele Landminen, um sich selber vor dem Feind zu schützen, aber auch um Tiere zu jagen, damit er sie essen konnte.
Er dachte, dass die ganze Welt nur aus Krieg besteht als er aufwuchs. Als diese Welt in den 1990ern aufhörte und der Bürgerkrieg vorbei war, stellte er fest wie schlimm Landminen für das Land sind, in dem er wohnte. Viele der Minen sind so konzipiert, dass sie den Soldaten nicht töten, sondern nur verstümmeln. Damit hat der Feind die größte Last, da er weiterhin den Soldaten verpflegen muss, aber er nicht mehr kämpfen kann. Nun fingen aber die Kinder und Bauern an auf die Landminen zu treten und so reihenweise eine Behinderung zu erhalten. Aki Ra erkannte das Problem und hatte auch das Fachwissen und so fing er an Landminen zu säubern. Die Situation erinnerte sehr an die Räumung der Streumunition in Laos. Tatsächlich gibt es auch in Kambodscha viel Streumunition, die die USA hier verteilt haben wie auch in Laos, um den Ho Chi Minh Pfad zu bombardieren, aber das größere Problem im Land sind die Minen, die die Kambodschaner selber gelegt hatten. Der Preis für eine Mine soll bei einem Dollar liegen, aber sie aus dem Boden zu entfernen soll tausend Dollar kosten. Aki Ra machte es als Hobby und ohne Ausrüstung. Später eröffnete er das Museum in Siem Reap und generierte so Einnahmen, um sein gemeinnütziges Hobby fortzuführen. Den Behörden missfiel sein mutiger Einsatz und sie verbaten ihm die Tätigkeit und das Ausstellen entschärfter Waffen ohne Sicherheitschecks. Tatsächlich beschlagnahmten sie einmal alte Landminen, die Aki Ra ausstellte und stellten sie dann selber in einem Militärmuseum in Siem Reap aus. Aki Ra passte sich an und professionalisierte seine Methoden und lernte auch andere an Landminen zu entschärfen. Insbesondere Bauern, die selber Opfer geworden waren, lernten gerne bei ihm, um dann selber ihr Land zu sichern. Das Museum war ähnlich chaotisch gestaltet wie das Kriegsmuseum in Kanchanaburi und es gab die ein oder andere Ecke, die etwas gruselig wirkte, da überall Waffen ausgestellt waren. Vermutlich saß Aki Ra auch hinter einem Schreibtisch, aber ich war mir nicht sicher. Während Franzi sich mit einem Angestellten unterhielt, der ihr mehr oder weniger ungefragt seine Beinprothese zeigte, schaute ich einen langen Film, der fast eine Stunde dauerte, wie ich am Ende herausfand. Witzigerweise entdeckte ich unseren Gastgeber in Siem Reap im Video, als er fünfzehn Jahre jünger war, und er konnte später bestätigen, dass er als Tourguide in dem Museum häufiger vorbeigeschaut hatte. Er bescheinigte mir gute Augen, wirkte aber wenig begeistert, dass er in dem Film vorkommt. Im Film wird auch die Frau von Aki Ra interviewt, die mit ihm zusammen neben dem Museum einige Kinder und Jugendliche aufgenommen hatte, die Opfer von Landminen geworden waren, um ihnen eine Zukunft zu bescheren. Kurz nach den Dreharbeiten starb sie tragisch bei einer Fehlgeburt mit weniger als dreißig Jahren. Für Aki Ra muss das traumatisch sein, da er vor dieser Frohnatur auch schon seine Eltern verloren hatte, die die Roten Khmer beide getötet hatten, weil sie Lehrer waren. Nichts desto trotz zieht er seine Mission weiter durch. Im Film berichtet seine verstorbene Frau auch von schlimmen Träumen, die Aki Ra regelmäßig hat und auch von Mordfantasien bei Problemen vor allem mit den Behörden. Durch seine traumatische Kindheit muss er eine ganz andere Meinung zu leben und leben lassen gelernt haben, als es Kinder haben, die nicht im Krieg groß werden. Etwas verstörend fanden wir Werbung für eine "shooting range", also einen Schießstand auf der anderen Straßenseite direkt vor dem Museum. Tatsächlich ist das für Aki Ra gar nicht so unpassend, da sich für ihn alles in seinem Leben um Waffen dreht und gedreht hat.
Auf der Rückfahrt fing der Regen an und Lee packte sich in Regenkleidung und ließ den Regenschutz an den Außenwänden des Remorks herunter, so dass wir gut geschützt fahren konnten. Beim Restaurant Haven ließ er uns raus, das wie gefühlt jedes zweite Geschäft in Siem Reap etwas gemeinnütziges zu bieten hatte. In diesem Fall bilden die Schweizer Besitzer lokale Jugendliche als Servicekräfte im Restaurant aus. Tatsächlich haben wir lange nicht so einen guten Service im gute besuchten Restaurant mit wunderschönem Dschungelgarten gehabt und die Kürbissuppe vorab war ein Gedicht. Das krasseste war, dass die Preise vergleichbar waren mit den sehr teuren Preisen für einfaches Imbissessen in Angkor. Da das Lokal so beliebt ist, buchten wir direkt nochmal einen Tisch für den Folgetag. Ob die Chocolate Road, an der das Restaurant liegt, auch von den Schweizern so benannt wurde?
Unser letzter Tag in Angkor brach am folgenden Morgen an und ich war am Abend schon etwas traurig als Lee mit unserem Remork mit der Kühltruhe wegfuhr und klar war, dass wir uns nicht wieder treffen würden. Vorher hatten wir aber nochmal einen langen Tag bei einigen Khmer Tempeln gehabt. Zunächst hielten wir am Südtor der großen Stadt Angkor Thom, das ich am Anfang des Textes schon beschrieben hatte. Wir schauten uns diesmal genau die großen, dreidimensionalen Steinfiguren an, die die 54 Dewas und Dämonen darstellen, die den Milchozean aufwirbeln. Nun wussten wir ja was hier dargestellt wird. Dann fuhren wir unter dem Tor mit den großen Steingesichtern durch zum zentralen Steintempel von Angkor Thom, der noch viel mehr riesige Steingesichter zu bieten hat, die einen anstarren- dem Bayon.
Dieser Tempel hatte uns schon im Vorbeifahren angesprochen und vielleicht ist es unser Lieblings Khmertempel von den vielen, die wir besichtigt haben. Diese riesigen Steingesichter sind einfach faszinierend. Diesmal wollte uns der Ticketkontrolleur auch gleich noch eine Tour verkaufen. So kann man sich natürlich auch etwas zum langweiligen Job dazu verdienen. Wir gingen aber wie bisher immer ohne Guide in die Anlage. Zunächst liefen wir einmal komplett um den großen Tempel herum und schauten uns genau die Flachreliefs an, die ähnlich wie in Angkor Wat viele Details präsentieren. Hier kann man auch Eindrücke vom damaligen Leben im Khmerreich erhalten. Kriegselefanten werden geritten, Ruderboote von vielen Männern gefahren und Krokodile beißen in Fische und Menschen. Gekämpft wird natürlich auch wieder viel.
Und Menschen servieren Getränke auf Tabletts. Auch Pferde gab es schon. In den Bäumen klettern die Affen. Und abseits des Hauptwerks konnte man in den Mauern wieder viele hübsch tanzende Apsaras entdecken. Franzi beobachtete auch lange eine Makakenmutter, die im Tempel saß und auf ihre Affenkinder aufzupassen schien. Ihr Gesichtsausdruck glich sehr einer menschlichen Mutter, die genervt schaut, dass die Kinder nichts Dummes machen. In diesem Fall handelte es sich natürlich um echte Affen und ich hielt etwas Abstand, da mit die Makaken oft etwas zu aggressiv sind. Als ich die Kamera wieder hatte, machte ich weiter Fotos von allen Seiten von den zentralen Türmen mit den großen Steingesichtern. Sie sind so fotogen und sehen so beeindruckend aus!
Ein ganz großes Highlight für uns entdeckte ich bei einem Blick in eine Regenpfütze- ein Regenbogen! Aber er hatte eine merkwürdige Form. Es bildete einen Halbkreis um die Sonne. Außer uns schien niemand ihn zu bemerken. Wir schauten ganz gespannt nach oben. Es bildete sich tatsächlich ein ganzer Regenbogenkreis um die Sonne herum. War es ein göttliches Zeichen bei diesem heiligen Tempel. Wir googelten war wir hier sahen und erhielten die nüchterne Antwort einer Deutschen Website, dass der Halo also Heiligenschein Effekt häufig auftritt. Dabei werden gefrorene Luftpartikel in einer hohen Luftschicht vom Sonnenlicht getroffen und brechen das Licht, was wir auf der Erde als Regenbogen wahrnehmen. Für uns war es das erste Mal, dass wir das sahen und es war zusammen mit dem Bayon Tempel neben uns ein großes Highlight für uns.
Schließlich gingen wir auch in den Tempel hinein der gewohnt verwinkelt aufgebaut war. Einige angestrengte, Italienische Tourgruppen bahnten sich neben den zahlreichen anderen Gästen hier ihren Weg und als ich einmal nicht weitergehen konnte wegen der Gruppe, wurde ich mit einer Handbewegung darauf aufmerksam gemacht, dass ich jetzt im Bild stehe. Auch roch es hier wieder stark nach Vogelkot wie auch schon in Angkor Wat. Ich gab es auf eine Infotafel in einem schmalen Gang zu lesen wegen der vielen Menschen, aber Franzi las den Text. Sehr erschrocken war sie dann als ein Affe plötzlich auf die Tafel sprang, die sie gelesen hatte und den sie nicht hatte kommen sehen. Tatsächlich gab es nicht mehr so viel Sehenswertes im Tempel und ich musste auch langsam ziemlich dringend pinkeln. Daher eilte ich Richtung Toilette außerhalb des Tempels. Dabei unterschätzte ich, dass der offene Deckel unserer Kamerahülle, die ich umhatte, so schwach ist, dass er die Kamera nicht aufhalten würde.
Leider schließt der Reißverschluss der Hülle nicht mehr. Ich wusste schon, dass der Knall hinter mir nichts Gutes bedeutete und Franzi sah auch recht entsetzt aus. Unsere Kamera war in hohem Bogen aus der Hülle auf den sandigen Boden gefallen gerade neben einen großen Tempelstein. Glücklicherweise war sie nur verdreckt und nicht beschädigt worden. Ab diesem Moment machte ich die Hülle immer halb zu, so dass zwar beide Seiten der Hülle geöffnet waren, aber die Kamera nicht mehr rausfallen konnte. Nach dem Schock konnte ich auch endlich auf Klo gehen.
Der Baphuon ist ein weiterer, wenn auch deutlich älterer Tempel, der direkt neben dem Bayon Tempel ist. Dennoch nötigte Lee uns zum Eingang zu fahren statt zu gehen, was effektiv länger dauerte. Auf dem Weg zum Tempel konnte man wieder viele Makaken beobachten. Der Tempel selber erinnerte an eine Pyramide ähnlich zum Haupttempel in Koh Ker. Franzi fand die tragische Geschichte des Tempels in der Neuzeit sehr unterhaltsam. Der Tempel wurde von Archäologen komplett auseinandergebaut und als die Roten Khmer an die Macht kamen gingen alle Aufzeichnungen verloren. Deshalb wird der Baphuon laut Lonely Planet als größtes Puzzle der Welt bezeichnet.
Diesmal war oben aber etwas mehr los, aber ich musste auch nicht erneut dringend auf Klo. Unten angekommen entdeckten wir den riesigen, liegenden Buddha, der aus dem Mauerwerk gehauen war. Auch eine Chinesische Reisegruppe entdeckte ihn einer nach der anderen mit lauten "Ohhh" Tönen Wir liefen durch den Wald vorbei an einem weiteren Tempel zur Elefantenterrasse, auf der der König wohl seinem Militär und Veranstaltungen zusehen konnte. Die Elefanten im Mauerwerk konnten uns nicht mehr faszinieren. Die Terrasse des Lepra Königs war schon interessanter, auch wenn sich ihr Name mir weiterhin nicht ganz erschließt. Durch einen verwinkelten Weg konnte man entlang hoher Mauern laufen, die voll waren mit Reliefs mit Figuren. Die Motive waren genauso schön wie die Reliefs in Angkor Wat oder Bayon aber diesmal im engen Gang. Das machte nochmal einen anderen Eindruck.
Für die Mittagspause wollten wir nach dem erneut frühen Start etwas im Hotel entspannen, was misslang da wir stattdessen spontan die Kunstgalerie von Tamara Venn besuchten. Nach einem Besuch bei einem mittelmäßigen Italiener, bei dem ich mir selber zu viel Zeit in Asien diagnostizierte, da ich mit dem Risotto das einzige Reisgericht der Karte bestellte, hatte die Galerie von Tamara auf der anderen Straßenseite überraschend geöffnet. Sharyn von BeTreed hatte uns über die Eröffnung von Tamaras Galerie ein paar Tage später informiert. Zu dem Zeitpunkt wollten wir allerdings schon in Phnom Penh sein. Wir waren also überrascht, dass das Atelier schon geöffnet hatte und wir Tamara hinter einem Tresen erstmals trafen. Bei BeTreed hingen zwei ihrer Gemälde, die die Tiere und Waldschützer im Schutzgebiet festhielten. In ihrem komplett neu eingerichteten Atelier in einer hippen Straße von Siem Reap sorgten nur ihre bunten Bilder dafür, dass der weiße und helle Raum strahlte. Die fröhlichen Bilder voller Tiere und Pflanzen verbreiteten bei mir gute Laune. Wir unterhielten uns nett mit Tamara und es wurde schnell klar, dass sie passionierte Malerin ist und mit unseren Berufen schon bei dem Zusammenspiel aus Computer und Zahlen etwas schauderte. Passenderweise installierte gerade ein Bankmitarbeiter ihr Bezahlgerät und wir wurden die ersten Kunden, die bei ihr mit Karte zahlten. Wir hatten uns eine Postkarte mitgenommen von ihrem Bild, das von ihrem Besuch bei BeTreed inspiriert war und auch dort im Dschungel im Speisesaal hängt. Franzi hatte Lee schon informiert, dass wir doch nicht beim Hotel abgeholt werden wollen und so wartete er bereits vor der Ateliertür, als wir dort fertig waren. Nach einem kurzen Stopp im Hotel ging es zurück nach Angkor, wo wir auf den Phnom Bakheng laufen wollten, um an dem berühmten Sonnenuntergangsort nochmal die selben Touristenscharen sehen zu können, die wir ein paar Tage zuvor bereits zum Sonnenaufgang gesehen hatten.
Franzi hatte sogar Bedenken, ob wir zwei Stunden vor Sonnenuntergang überhaupt noch auf den kleinen Berg gelassen werden. Schließlich war es gar kein Problem mit unserem Ticket den Weg hoch erklimmen zu können. Oben steht eine weitere Ruine. Sie zählt zu den ersten Tempeln in Angkor, nachdem das Khmerzentrum von der Roluos Gruppe hierher verlagert wurde. Damals konnte man sicherlich schon die weite Landschaft sehen, aber weder das Riesenrad von Siem Reap und auch Angkor Wat bestand zu dieser Zeit noch nicht. Auch erhaschten wir vom Hügel erstmals einen Blick auf den West Baray. Der riesige, rechteckige, künstliche See entstand auch erst später. Die Ruine auf dem Berg fanden wir nicht mehr interessant. Auch waren wir irritiert, dass sich viele Besucher schon auf der Seite von Phnom Bakheng niedergelassen hatten, die auf den West Baray blickt und nicht in Richtung Angkor Wat. Wir sollten doch einen Sonnenuntergang hinter Angkor Wat sehen, oder hatten wir das falsch verstanden? Offensichtlich hatten wir es falsch verstanden und alle Leute sahen weder Angkor Wat noch den Sonnenuntergang, da es wie üblich zu dieser Jahreszeit sehr bewölkt war. Ich hatte keine Lust auf das Getümmel und schaute noch ein wenig Angkor Wat an und wie es langsam dunkler wurde. Hier oben herrschte trotz der vielen Besucher eine angenehm ruhige Atmosphäre.
Als klar war, dass wir die Sonne nicht mehr sehen werden, gingen wir wie die anderen Leute den Berg runter und fuhren mit Lee zurück zum Hotel. Diesmal sagten wir endgültig tschüss zu unserem neuen Lieblingsgefährt und unserem stets zuvorkommenden, geduldigen und sympathischen Fahrer, der sich auch über unser Trinkgeld gefreut hatte. Den letzten Tag in Siem Reap schliefen wir endlich mal aus und erledigten noch die ein oder andere Sache, die sich angestaut hatte. Wir hatten lange nicht mehr so viel in einer Woche erlebt und entdeckt gehabt und gleichzeitig stets so eine gute Laune gehabt und die Reise genossen. Siem Reap und vor allem die Erkundung der Tempel von Angkor war für uns ein echtes Weltreisehighlight. Sicherlich hätte man das gerade über Angkor Wat auch vorher schon vermuten können, aber dass uns besonders gut gefallen würde mit dem Remork von Tempel zu Tempel zu fahren, wussten wir vorher nicht. Am letzten Morgen zahlten wir nochmal zwanzig Dollar für das Frühstück, aber die Nutella Crêpes, das Joghurt Müsli und der leckere Khmer Kaffee in der French Press im netten, überdachten Garten waren auch immer ein echter Genuss. Außerdem nahmen wir noch etwas mit in den Bus, so dass wir während der Fahrt nach Phnom Penh einen Snack hatten. Die letzten 3 Tage unseres teuren Angkor Tickets werden jetzt leider verfallen, aber vier Tage waren genau richtig für uns und wären auch nicht mit einem anderen Ticket möglich gewesen. Viele Reisende kommen nur für Angkor direkt nach Siem Reap geflogen. Und ich muss zugeben, dass das zwar kein Geheimtipp ist, aber sich dennoch sehr lohnt und ein richtig guter Reisetipp für jeden ist.
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