Saigon/ Ho Chi Minh Stadt
geschrieben von Timo
Eine Woche lang waren wir in Ho Chi Minh Stadt. Saigon hat uns sehr gut gefallen. Diese beiden Aussagen sind komplementär auch wenn sie unterschiedliche Eigennamen für die Stadt verwenden, die offiziell 1975 ihren Namen wechselte nachdem der Krieg gegen die GI´s (US Armee/ genannt Galvanized Iron nach ihren Essensrationen im ersten Weltkrieg) gewonnen war. Ho Chi Minh war scheinbar die prägende Persönlichkeit der Kommunistischen Partei Nordvietnams, die den Süden nicht aufgab, als er nach dem Ende der Französischen Herrschaft unter US Kontrolle geriet, sondern Vietnam wieder vereinigen wollte. Noch habe ich seine Person nicht genauer studiert, aber er ist in Saigon omnipräsent und auch im Stadtmuseum und dem Geschichtsmuseum geht es viel um seine Person, nach der diese Metropole benannt wurde.
Franzi gefiel Ho Chi Minh Stadt ehrlicherweise nicht so gut, aber ich mochte die wuselige Mischung aus Kulturangeboten, Museen, sehr leckerem Essen und Mopeds. Na gut die Mopeds fand ich eigentlich schon etwas anstrengend, aber es ging tatsächlich etwas weniger barbarisch zu auf den Straßen, als ich es vorher vermutet hätte. Wenn man allerdings direkt aus Europa hierher fliegt, könnte man schon einen Kulturschock erleiden erst Recht, wenn man vorher noch nicht in Vietnam oder zumindest Südostasien war. Wenn man dann aber mit den Leuten ins Gespräch kommt, stellt man fest dass die meisten sehr nett und freundlich sind und gerade in der jungen Generation viele gut ausgebildete und sehr gut Englischsprechende Menschen anzutreffen sind, die auch so weltoffen und gebildet sind, dass man mit ihnen längere Gespräche führen kann, die über Smalltalk hinausgehen.
Bei der älteren Generation entstand bei mir der Eindruck, dass wenige Englisch sprechen und auch sonst die Bildung darunter gelitten hat, dass der Vietnamkrieg vor nicht einmal fünfzig Jahren noch in seinen Entzügen lief. Das steht auch etwas im Gegensatz zu Kambodscha, wo die gebildeten Menschen dem Genozid zum Opfer gefallen waren und es nun ebenfalls viele junge Leute im Land gibt, aber das Bildungssystem meinen Eindrücken nach Schwierigkeiten hat die jungen Menschen auf einem guten Niveau auszubilden.
Unsere Unterkunft war sehr nett, sauber und wirkte wie mit frischen Ikea Möbeln eingerichtet. Außerdem stimmte der Preis (17 Dollar die Nacht und noch drei Dollar mehr für ein paar Toast, Ei und ein Getränk als Frühstück wenn man es am Tag vorher anfragte). Die Gastgeberin wirkte immer etwas mürrisch und verschlafen, war aber sehr hilfsbereit und zu uns auch immer freundlich wenn auch schroff und patzig. Zu anderen Gästen war sie aber genauso und ihre Leistungen waren aber so hilfreich, dass ich ihr am Ende des Aufenthaltes gerne noch ein Trinkgeld gab. Die Lage des Hostels war allerdings zumindest mal interessant. Man kann sie mit einer Nebenstraße der Reeperbahn vergleichen. Die winzige Gasse, in die kein Auto reinpasst, aber natürlich problemlos Mopeds reinfahren konnten, wie in jede andere Ritze der Stadt, führte direkt auf die berühmte Bui Vien Straße, die nachts nicht wie eine Straße sondern wie ein Klub wirkt.
An einem Tag fanden wir morgens auf dem Boden unserer Gasse einen benutzen Tampon. Neben unserem Hostel war ein Stundenhotel (100.000 Dong die Stunde also in etwa 4€). Tatsächlich macht fast alles auf der Bui Vien den Eindruck, dass sie für alte, weiße Männer gebaut wurde und nun für diese bewirtet wird. Tagsüber ist es noch recht harmlos. Es läuft Rugby und Fußball auf großen Leinwänden und man kann an der Straße essen und trinken. Abends gehen dann viele, viele bunte LEDs an und spätestens um zehn Uhr abends schaffen die Restaurant- bzw. Clubbetreiber die leicht bekleideten, jungen Vietnamesinnen heran, die dann reihenweise auf Podesten neben den Tischen dieser Lokale Tänze aufführen, die eine erotische Wirkung auf ihr Klientel haben sollen. Unsere Guide der Free Walking Tour Emma erklärte mir später auch noch, dass man die Damen für ca. 55 Dollar mit in eines der Stundenhotels nehmen könne und was für eine große Schande ein solches Verhalten für eine traditionelle, Vietnamesische Familie ist. Vermutlich wissen die Eltern aber nicht was ihre Töchter in Saigon machen.
Tatsächlich sind es vor allem drei Lokale, die die Straße prägen. Einen 7-Eleven gibt es natürlich auch direkt neben unserem Hostel an der Hauptstraße, den wir aber auch für unsere eigenen Zwecke nutzen konnten im Gegensatz zu den Bars und Clubs. Ich habe spaßeshalber auch ein paar Google Rezensionen zu diesen sehr auffällig auftretenden Läden gelesen. Viele nutzen regelmäßig Maschen zum Abziehen der ausländischen Kunden wie z.B. eine 15% Gebühr am Ende des Abends dafür, dass man kein Vietnamesisch sprechen konnte auf der Rechnung. Auch sind die Preise an sich natürlich schon gepfeffert. Mit 1,9 von 5 Sternen war eine dieser Bars mit hunderten Bewertungen auch fast so schlecht bewertet wie die korrupte und machtmissbrauchende, Laotische Grenze in Nong Nok Khiene auf dem Weg nach Kambodscha. Als ich am ersten Abend alleine losging, um mir eines der in Vietnam berühmten Banh Mi Sandwiches als Abendessen zu holen, lief ich allerdings zwischen zwei der drei Lokale, die gegenüber voneinander liegen hindurch und hatte einen instinktiven Fluchtreflex, da ich viel angesprochen wurde von den Kellnern, die auf Kundschaft lauern und die ganzen Lichter, die laute Musik und die vielen Eindrücke mich überforderten.
So wie die Gasse, in der wir wohnten, waren die meisten kleinen Straßen, die von der Bui Vien abzweigen winzige Gassen, in denen man sich an die Häuserwand pressen muss, um die Mopeds vorbeifahren zu lassen, wenig Beleuchtung für eine etwas finstere Atmosphäre sorgen, die aber durch die älteren Leute aufgelockert wird, die vor ihren Läden und Häusern sitzen und einfachen Tätigkeiten nachgehen oder Essen und andere Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Natürlich gibt es auch zahlreiche Massagesalons und angebliche Spas, die in dieser Umgebung einen gewissen sexuellen Touch ausstrahlen. Eine etwas aufreizend gekleidete Dame berührte mich sogar am Arm, um mich in ihren Massagesalon zu locken, doch genauso wie alle anderen Angebote ignorierte mein Kopf sie und mein Arm schüttelte sie erfolgreich ab. Generell wird man hier schon erwartet invasiv angegangen. Das Banh Mi, das ich mir holte, war wie ein billiges, kleines Baguette oder wie ein Croque und ist bedeckt mit Schweinefleisch in unterschiedlichen Varianten so z.B. als Wurst oder geschreddert. Dazu gab es in Plastiktüten die hier sehr verbreitete, sauer eingelegte und vielleicht gekochte Gemüsemischung aus Karotten und Rettich, die ein wenig an Coleslaw Salat erinnert und eine weitere Tüte mit "Morning Glory", also grünem Gemüse, das wir überall in Südostasien bisher in einfachen Restaurants gefunden haben, und in der sich noch ein paar grüne Chilis befanden, die zwar lecker waren, aber am nächsten Morgen für unangenehme und lange Momente im Badezimmer sorgten. Zurück wählte ich einen anderen, etwas ruhigeren Weg und genoss die vielen Lichter, die vielen Motorräder und die Tatsache, dass die Stadt zumindest spät am Abend nicht schläft.
In den Museen der Stadt konnte ich tatsächlich einiges über die Geschichte Vietnams lernen, die ich vielleicht minimal besser kenne als die von Laos und Kambodscha vor unseren Besuchen dort, aber viel zu schlecht um ernsthaft behaupten zu können, dass ich mich damit auskenne. Im Stadtmuseum, das berühmt dafür ist das Vietnamesische Brautpaare während der Öffnungszeiten hier Fotoshootings machen, was auch bei unserem Besuch der Fall war, lernte ich etwas mehr über die Zeit zwischen 1930 und 1975 in Vietnam. 1930 war Vietnam eine Französische Kolonie und die Besatzer hatten gerade auch zuhause einige Schwierigkeiten wegen des Börsencrashs. Nachdem Frankreich geschwächt aus dem zweiten Weltkrieg herauskam, erklärte Vietnam seine Unabhängigkeit durch Ho Chi Minh in Hanoi. Das akzeptierten die Franzosen nicht und so wurde bis 1954 gekämpft.
Die Franzosen wurden dabei bereits heftig durch die USA unterstützt, die unbedingt verhindern wollten, dass Vietnam kommunistisch wird, um Nachahmungen in den Nachbarländern zu verhindern. Während der Genfer Konferenz 1954 bezwangen die Vietnamesen des Viet Minh aber Frankreich in Dien Bien Phu bei Laos militärisch und Frankreich kapitulierte. Vietnam wurde wie Deutschland geteilt in einen kommunistischen Norden und in einen von den USA unterstützten Süden, der von einer Marionettenregierung geführt wurde. Diese wurde in den folgenden zehn Jahren aber immer schwächer, obwohl man systematisch Konzentrationslager aufbaute und Regimegegner einbuchtete. Die USA verstärkten immer mehr ihr Militär im Süden, da sie merkten, dass der Süden vom Norden Vietnams annektiert werden könnte, was die USA unbedingt verhindern wollten. Am Ende stürzten sie sogar den Präsidenten, den sie selber eingesetzt hatten, da er zu schwach war, aber es half alles nichts. Wegen eines fingierten Vorwandes (dem so genannten Tonkin Zwischenfall) rechtfertigten die USA ab 1964 ihren direkten Eintritt in den Vietnamkrieg, der hier in Vietnam Amerikanischer Krieg genannt wird, da die USA der Aggressor waren.
Der Süden sollte verteidigt werden, in dem die rebellischen Vietcong bekämpft werden und der Norden bombadiert wird, so dass auch keine Kämpfer nachkommen konnten so die Idee. Der Norden schickte in der Form des Vietcong mehr und mehr Kämpfer und Ressourcen über den so genannten Ho Chi Minh Trail in den Süden, wo die Widerstandskämpfer in Guerillataktik die USA und ihre Verbündeten vor unaufhörliche Probleme stellten, und das obwohl die größte Militärmacht der Welt alles geschickt hatte, was es zu bieten hatte (außer Atombomben). Insgesamt ging der Krieg noch elf weitere Jahre, in denen die USA ihre eigenen Militärs schon immer weiter zurückzogen und hauptsächlich südvietnamesische Kämpfer weiter unterstützten wegen des globalen Widerstandes gegen ihr Handeln inklusive der Proteste der Menschen in ihrem eigenen Land.
Schließlich wurde der Süden 1975 militärisch durch Nordvietnam eingenommen und Vietnam wiedervereinigt. Ich muss zugeben, dass ich es so gesehen hatte, dass das für alle Vietnamesen eine gute Nachricht war. Tatsächlich war dem aber nicht so und es ergibt auch Sinn. Millionen von Vietnamesen haben gegen ihre ethnischen Brüder und Schwestern gekämpft und hatten nun den Krieg verloren. Sie hatten vor dem Krieg ein gutes Leben gehabt, das von den USA mitfinanziert wurde. Nun waren sie die Verlierer und hatten auch keine Unterstützung mehr von den USA. Viele flohen deshalb ins Ausland oder harrten viele Jahre in Flüchtlingslagern in Thailand oder anderen Ländern aus. Es gab Szenen wie beim Abzug des Militärs aus Afghanistan 2021 wie verzweifelte Vietnamesen auf die letzten Helikopter aufspringen wollten, die Leute evakuierten. Unsere sehr sympathische Führerin Emma von der Free Walking Tour, die eigentlich einen ganz anderen Namen hat, der aber so ähnlich klingt wie das westliche Geräusch, wenn man etwas eklig findet und diesen daher Touristen nicht zur Verwendung vorschlägt, verglich die Einnahme Südvietnams durch Nordvietnam mit der Einnahme Südkoreas durch Nordkorea und in der Folge die Benennung von Seoul in Kim Jong Un City.
So hatte ich die Situation in Vietnam auf jeden Fall noch nie gesehen, konnte aber nachvollziehen wie der Vergleich zu Stande kam. Der Kommunistische und durch die Sowjetunion gestützte Norden hatte den Süden eingenommen und zu einem Staat wiedervereinigt. In Deutschland ist es anders herum gelaufen, wenn auch ohne Krieg und in Korea bleiben beide verfeindete Staaten nebeneinander existierend, wobei das Deutschlandszenario eine wahrscheinlichere Entwicklung darstellt, als dass Nordkorea den Süden militärisch einnimmt so wie es mir im Moment scheint.
Insgesamt haben wir vier Museen in Saigon besucht, aber das mit Abstand krasseste, interessanteste und für uns zeitaufwendigste war sicherlich das so genannte Kriegsrestemuseum, welches ein großes Museum ist, das sich ausschließlich mit dem Amerikanischen Krieg befasst sowie kurz mit dem vorherigen Indochinakrieg gegen Frankreich. Unsere 27-jährige Guide Emma erklärte uns, dass dieses Museum eines der wenigen Museen in Vietnam ist, das nicht von der kommunistischen Partei und damit von der Staatsführung kontrolliert wird und damit frei gestaltet werden kann. Entgegen meiner Erwartung und Hoffnung wurde aber nie die Perspektive der unterlegenen Südvietnamesen im Museum erklärt und auch von Emma konnte ich nicht erfahren, ob es heute einen Widerstand gibt gegen die autoritäre Regierung im Land, die zwar Freiheiten gewährt, aber nur in einem gewissen Rahmen wie Emma beschrieb. Zu kritisch sollte man sich nicht gegenüber der Regierung äußern, die man als Vietnamese auch nicht wählen kann.
Man kann nur auf lokalem Level wählen und die Parteimitglieder auf lokalem Level wählen dann das Level darüber und irgendwann wird auf diesem Wege der Präsident, Parteivorsitz und Co in Hanoi festgelegt. Emma gefällt das System, da sie meint, dass es sonst zu instabil im Land wäre und die Gefahr eines erneuten Bürgerkrieges im Raum stünde. Sie wählt immer junge Leute, da nur sehr alte Leute die Regierung bilden. Das äußert sich auch in den Propagandaplakaten, die überall in der Stadt und im Land herumstehen und sich tatsächlich drastisch von den selben Tafeln in Deutschland unterscheiden. Wo in Deutschland eine einfache, weiße Tafel mit Text und ein paar Logos über die Verlegung einer neuen Internetleitung informieren würde, steht hier ein Schild mit comichaft gemalten Menschen in Arbeitskleidung wie Bauarbeiter, Krankenpfleger und Bauern, die alle strahlen und eine Hand in den Himmel strecken. Das Plakat wirkt eins zu eins wie ein sowjetisches Propagandaplakat aus der Nachkriegszeit.
Später gingen wir noch im schicken Restaurant Propaganda essen, wo mit ikonischen Propagandaplakaten das hippe Interieur gestaltet wurde. Relativ episch finde ich ein Plakat mit Mutter, Kind und einer Kuh und einem Glas Milch mit Calciumsymbol darauf, das Werbung dafür macht viel Milch zu trinken. Emma erklärt das Design der Propaganda damit, dass alles was in der Regierung passiert veraltet und verstaubt ist und die Leute dort nicht fähig sind moderne Plakate zu entwerfen. Geld ist wohl auch eine Mangelware, da die neue Metro in Saigon noch nicht fährt, da man Japan noch nicht für den Bau bezahlt hat.
Aber zurück zu dem Kriegsmuseum. Ich verbrachte hier 6,5 Stunden und eine Mittagspause außerhalb, von der ich Franzi etwas zu Essen mitbrachte, da sie in 7,5 Stunden ohne Pause nicht schaffte den Audioguide durchzuhören und alles zu lesen was sie interessant fand. Meine Laune war schon etwas angeschlagen, als wir ankamen. Wir hatten zweimal eine Grabfahrt in der Stadt abgebrochen, da sich unsere Pläne änderten. Erst wären wir fast auf die andere Seite des Saigon Flusses gefahren zu einem Arzttermin, der aber erst am Folgetag stattfinden würde. Wir merkten es rechtzeitig bevor wir ankamen, aber das Geld für die Fahrt war weg. Dann brachen wir die anschließende Fahrt zum Bahnhof ab, wo wir ein Zugticket kaufen wollten, da die Kabinenplätze, die wir haben wollten auf der guten Onlineplattform 12Go Asia, auf der wir viele Verbindungen in Asien gebucht hatten, plötzlich verfügbar waren. Als wir hektisch an einer Hauptstraße im strömenden Regen ausgestiegen waren und in einer Bauruine vor dem Regen Schutz fanden, waren die Plätze aber wieder weg.
Auch das Geld für die Fahrt zum Bahnhof war weg und der Fahrer auch. Dann standen wir dort einige Zeit und hatten an dem Tag noch nichts geschafft. Wir ließen uns mit der dritten Grabfahrt des noch jungen Tages ins Kriegsmuseum bringen, wo ich meine Unterarme auf einer frisch schwarz lackierten Brüstung abstützte, als ich auf Franzi wartete. Die Brüstung war uneindeutig mit einem Baustellen Absperrband gekennzeichnet gewesen. Mit einigem Fingernageleinsatz, Seife und Wasser bekam ich große Teile der Farbe nach einiger Zeit wieder ab. Nun konnte es endlich losgehen in dem sehr gut besuchten Museum, in dem sich glücklicherweise alle Gäste, die aus vielen, vielen Ländern kamen respektvoll verhielten. Im ersten Abschnitt wurde die Geschichte des Krieges erzählt, wie ich es für euch schon oben zusammengefasst habe. Der zweite Bereich war dann der erste sehr bewegende Raum. Es wurden Fotos präsentiert von Kriegsfotografen, die im Krieg selber umgekommen sind. Sowohl ihre Fotos, als auch ihre Todesumstände waren schockierend und bewegend.
Insgesamt sind fast hundert Journalisten dem Krieg zum Opfer gefallen und es wurde immer wieder betont, dass damit jeweils auch ein Stück der Wahrheit verloren ging. In zwei weiteren Galerien wurden die Werke zweier Japanischer Fotografen präsentiert, die glücklicherweise überlebten. Einer zeigte Menschen während des Krieges und kehrte zu manchen Orten nach dem Krieg zurück. Die Bilder zeigen den drastischen Unterschied zwischen den Grauen des Krieges und der Schönheit Vietnams heute. Ein anderer Fotograf beschäftigte sich mit den Effekten von Agent Orange. Ich hatte schon von dieser tödlichen Waffe gehört, wusste aber nicht sehr viel darüber und im heutigen Kontext muss man dazu sagen, dass diese schlimme Substanz zwar auch aus den USA kam, es sich damals aber noch nicht um Donald Trump handelte. Stattdessen waren es giftige Chemikalien bzw. Entlaubungsmittel von Amerikanischen Chemiekonzernen die tonnenweise über dem schönen Regenwald von Vietnam abgesondert wurden von Flugzeugen, Fahrzeugen und Helikoptern und diesen zerstörten. Die Idee war durch die Zerstörung der Pflanzen die Verstecke des Vietcong aufzudecken.
Doch nicht nur die Pflanzen starben durch die jahrelangen Aktionen, sondern auch die Menschen litten darunter. Es traf in erster Linie die einfachen Bauern und Bewohner der Regionen, die besprüht wurden, aber auch die Amerikanischen und Vietnamesischen Soldaten, die dieses Verbrechen begingen. Das ganze Leid, das durch die Operation entstand, wurde bewusst von Präsident Nixon und den Vereinigten Staaten in Kauf genommen, um die Kriegsziele zu erreichen. Die Fotos stellten Menschen mit schlimmen Hautverletzungen und Krebs dar. Viel schlimmer waren aber die Effekte auf die Generationen danach. Reihenweise wurden Kinder der Agent Orange Betroffenen mit Fehlbildungen geboren und von Geburt an dumm, so dass für sie nicht an ein normales Leben zu denken war. Wir sahen Fotos von schlimmen Fehlbildungen, die im Kopf bleiben und auch einige Geschichten zu diesen Menschen wurden erzählt. Im Anschluss an diese erste Galerie zu Agent Orange folgten noch zwei weitere Galerien, in denen über die Kriegsverbrechen der Amerikaner berichtet wurde und nochmal genauer über die Folgen von Agent Orange.
Interessanterweise ging es nie explizit um Napalm, was ich als großes Thema im Amerikanischen Krieg in Vietnam im Kopf hatte, auch wenn das weltberühmte Napalm Girl Foto auch ausgestellt war, bei dem ein nacktes Mädchen mit schlimmen Hautverbrennungen auf einer Straße, von dem Ort davonläuft, an dem sie und andere von einer Napalmbombe getroffen wurden, die die Kleidung an ihr verbrannt hatte. In dem Raum zu den Kriegsverbrechen brauchte man nicht nur einen starken Magen, sondern es ist hier auch leicht möglich einen Hass auf die USA zu entwickeln, wenn man sich diesen Raum anschaut. Viele Bilder zeigten was Amerikanische Soldaten in Vietnam angerichtet hatten. Ein Massaker, bei dem über fünfhundert wehrlose Zivilisten ermordet wurden, erinnerte mich daran, was Russland in der Ukraine macht z.B. in Butscha. Die Putin Regierung hat Russland zu einem Terrorstaat gemacht. Offensichtlich waren die USA vor gar nicht so langer Zeit vergleichbar schlimm. Das einzige positive was man an den Fotos finden konnte, die hier ausgestellt waren, war dass alles gut dokumentiert schien und nicht erfolgreich verschleiert und gelogen wurde was sich abgespielt hatte.
Das verdeutlichte mir nochmal die Wichtigkeit von Journalisten in Kriegsgebieten, denn die Wahrheit verschwindet ja bekanntlich als erstes im Krieg. 2001 wurde festgestellt, dass ein Senator der USA auch für Kriegsverbrechen in Vietnam verantwortlich war, bei denen er Frauen und Kinder getötet hatte. Daraufhin verlor er seinen Platz als Senator, konnte aber später erneut für die Senator Rolle kandidieren. Heute lebt er ein sicherlich gutes Leben in den USA. Wer bei solchen Geschichten kein starkes Ungerechtigkeitsempfinden hat, denkt sehr anders als ich. Man kann der Ausstellung nicht vorwerfen, dass sie nicht ehrlich genug war. Die Fotos hier waren schockierend, aber der Englischsprachige Audioguide und die guten Beschriftungen ordneten das abgebildete gut ein. Zunächst wollte ich keine Fotos von Fotos machen, auf denen Tote zu sehen waren, aber dann hätte ich fast gar keine Fotos machen können. Viele Fotos zeigten aber nicht nur Tote, sondern auch Resultate von Folter und schlimmste Verletzungen durch Bomben und Granaten sowie Fotos von Massakern an Zivilisten.
Es wurden auch Aussagen von US Militärs gezeigt, die erklärten dass jeder Getötete ein Vietcong gewesen sei, also ein Feind, oder das es Wettbewerbe gab in den Divisionen wer mehr Vietnamesen töten könne. Nach einer weiteren Runde Fotos von Agent Orange Fehlbildungen, die ich mir nicht alle im Detail ansehen wollte, gab es noch vereinzelte, schöne Darstellungen wie Opfer mit dem Geschehenen umgehen und dass Bill Clinton und Barack Obama als Präsidenten für die Versöhnung nach Vietnam gereist sind. Es war aber nicht zu versöhnlich und das sollte es aus meiner Sicht auch nicht sein. Im unteren Stockwerk wurden noch Proteste gegen den Krieg von allen Kontinenten gezeigt. Auch ein Protest in Hamburg war dabei von der sozialistischen Arbeiterjugend, die auch heute noch in Eimsbüttel ihren Sitz hat gegenüber von der Wohnung, in der Franzi und ich einige Zeit gewohnt hatten. Einprägsam waren die Selbstverbrennungen von drei jungen Amerikanern als Protestform gegen den Vietnamkrieg. Das eine ist es sich als Vietnamesischer Mönch als Protest zu verbrennen im Land des Krieges (davon hatten wir ein Bild im Stadtmuseum gesehen), aber sein Leben auf so brutale Weise zu opfern, wenn das eigene Land der Aggressor ist, ist wirklich bemerkenswert und schockierend.
Ich nahm für mich aus dem Museum mit, wie häufig bei diesen Museen über schlimme Ereignisse, dass nichts in meinem Leben so schlimm ist, dass ich mich ernsthaft darüber aufregen sollte. Und ich nehme auch mit, dass die Schädigung von Menschen aus egal welchem Grund falsch ist und unterbunden werden muss. Es gibt keinen Grund auf der Welt Menschen zu foltern, zu verletzen und erst recht nicht zu töten. Wo auch immer das passiert, muss es gestoppt werden. Ich erkenne allerdings an, dass es notwendig ist sich zu verteidigen und es schwer ist eine Grenze zwischen einer Verteidigung und einem Gegenangriff zu ziehen und diese zu differenzieren.
Viel weiter in der Geschichte Vietnams ging das Geschichtsmuseum. Es berichtet von der Zeit der letzten tausend Jahre und was auf dem Gebiet des heutigen Vietnam passiert ist. Witzig war die Tatsache, dass das Land eigentlich Namviet heißten sollte (Eine Zusammensetzung der Volksgruppe der Viet und dem Wort für Süden), aber da ein Chinesischer Adliger so hieß, wurden die beiden Silben getauscht. Wir erfuhren, dass Vietnam lange Jahre unter der Kontroller Chinesischer Dynastien stand, aber es auch immer wieder Schlachten gab, bei denen eine Unabhängigkeit erkämpft wurde. Interessant war, dass auch das gigantische Mongolenreich im 13. Jahrhundert, das zu dieser Zeit den Arabischen Raum kontrollierte und bis nach Italien reichte Vietnam dreimal angriff, es aber nicht einnehmen konnte.
Die lange Kontrolle durch China erklärt so einiges, was wir in Vietnam bisher beobachten konnten. Fast jedes Haus und jeder Laden hat einen kleinen Schrein mit Chinesischen Schriftzeichen und vielen, roten Objekten, die ja auch in China beliebt sind, da die rote Farbe Glück bringen soll. Sie scheinen das zu sein, was in Thailand und Kambodscha die kleinen, buddhistischen Tempel im Hauseingang waren. Auch die Vietnamesische Sprache hat man bis die Franzosen kamen in Chinesischen Buchstaben geschrieben ehe die lateinischen Buchstaben in Kombination mit Betonungszeichen eingeführt wurden. So haben wir immer das Gefühl, dass man die Wörter aussprechen könnte, aber die Betonungen sind so komplex, dass niemand uns versteht. Auch wurde im Museum die Kultur der Champa im Süden Vietnams vorgestellt, deren Eigenname sich wohl auch im Namen der Stadt Champassak in Laos widerspiegelt. Ihre Kunstwerke schienen eins zu eins der Kunst der Khmer zu entsprechen.
Es waren viele Lingas und Phalli ausgestellt, sowie Statuen hinduistischer Gottheiten und Fabelwesen, die aus Stein gehauen waren sowie Steintafeln mit Texten in der Schrift der Khmer. Es gab sogar eine kleine Ausstellung über das antike Khmerreich, die uns aber natürlich nicht mehr mit Neuem überraschen konnte. Mein Highlight in dem Museum war aber die nur am Wochenende stattfindene Wasserpuppenshow, die mich erneut sehr an Chinesische Kultur erinnerte. Wahrscheinlich ist sie besonders bei Vietnamesischen Kindern beliebt, doch die kostenpflichtige Aufführung war auch für uns sehr interessant und unterhaltsam. Alle Gäste saßen auf drei Seiten um einen Swimming Pool herum, der die Bühne des Theaters ersetzte. Auf der letzten Seite war der Vorhang und das Bühnenbild. Zunächst erzählten zwei Schauspieler für eine gefühlte Ewigkeit etwas auf Vietnamesisch, was für die Kinder wohl ganz toll war.
Als sie endlich verschwanden, ging die richtige Aufführung los. Unterschiedliche Figuren tauchten im Wasser auf und auch von hinter dem Vorhang kamen immer neue Figuren zum Vorschein. Es wurden unterschiedliche Szenen gespielt. Mal tanzten lange Drachen im Wasser synchron bei nebliger und dunkler Atmosphäre in einem violett-blauen Schein zu melodischen Klängen, die auch im Chinarestaurant hätten laufen können. Manchmal fuhr ein Boot mit Männern durch den Pool, die die typischen Dreieckshüte aus Bambus aufhatten und es tauchten wild springende Fabelfische neben dem Boot auf.
Und manchmal fischte ein Fischer mit Lendenschutz mit seiner Frau mit ihren Bambusutensilien nach den bunten, umherspringen Fischen. Alle Figuren waren etwas größer als im Kasperletheater und im Wasser unterwegs. Man konnte nicht sehen wie sie geführt werden und ihre Bewegungen waren sehr filigran und exakt. Erst am Ende der Show verabschiedeten sich die Puppenspieler in Klamotten im Swimming Pool stehend vom Publikum. Wie genau sie zuvor die Puppen aus dem Wasser heraus geführt hatten, war mir aber immer noch nicht ganz klar. Dennoch fand ich die Aufführung abgesehen von dem langen Redeanteil sehr schön gemacht und unterhaltsam.
Sehr regelmäßig trat Regen in Saigon auf. Vor allem nachmittags kam es teilweise heftig vom Himmel herunter. Bei unserer Ankunft am Westbusbahnhof warteten wir einige Zeit unter dem Unterstand, auf dessen Wellblechdach in ohrenbetäubender Lautstärke der Regen prasselte bis man ein Stück zu Fuß gehen konnte, ohne dass das gesamte Gepäck durchweicht gewesen wäre. Netterweise verstanden die Taxifahrer beim ersten Mal, dass wir nicht mit ihnen fahren wollten, so dass es nicht unerträglich war dort eine Viertelstunde warten zu müssen. Nachdem wir einen hübschen Chinesischen Tempel besucht hatten, in dem die Einheimischen genauso mit Räucherstäbchen beteten wie wir es schon von Chinesischen Tempeln in den Straits Settlements kennen, stand am Nachmittag die Free Walking Tour mit Emma an, für die wir uns online angemeldet hatten. Emma warnte uns per Textnachricht vor dem schweren Regen am Nachmittag und wir fuhren daher extra nochmal in die Unterkunft, um dort Regenschirme auszuleihen, die wir vergessen hatten mitzunehmen. Neben Regen als Gefahr bei einem Spaziergang hatten wir auch noch ein tierisches Erlebnis in der Nacht. Als man gerade mal ein paar Meter auf einem Bürgersteig laufen konnte, kam plötzlich eine Ratte von der Seite angerannt. Ich konnte ihr ausweichen, aber sie prallte voll auf Franzis Fuß in ihrer Sandale, so dass Franzi aufschrie. Dann berappelte sich die Ratte schnell und lief in Richtung Straße davon. Franzi hatte noch einige Zeit lang ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn sie an diese Begegnung zurückdachte.
Vorher gab es noch eine Vietnamesische Spezialität, die noch nicht mein Favorit ist. Der knusprige Pfannkuchen mit eingebratenen Schweinefleischstückchen und Garnelen mit Schale, der mit Sojasprossen gefüllt ist, wird wohl mit Stäbchen gegessen. Mir ist aber unklar wie ich ihn mit Stäbchen essen soll. Mit der Hand ist er zu heiß und zerbricht und ohne Gabel und Messer lässt er sich kaum zerteilen. Es wurden bei einem Straßenimbiss, bei dem wir ihn aßen, auch die üblichen, grünen Kräuter mitgeliefert, die auch bei einer Pho Bo Suppe immer auf einem separaten Teller mit dabei sind und die ich gerne nebenbei snacke. Die meisten von ihnen sind sehr aromatisch.
Während der Free Walking Tour ging es hauptsächlich um Vietnam und seine Kultur und zwar weil wir und die anderen drei Teilnehmer viele Fragen in diese Richtung stellten. Wir liefen zwar auch an den historisch wichtigen Gebäuden vorbei, doch der Notre Dame, die wie ihr Pariser Vorbild im Moment eingepackt ist und restauriert wird, und auch dem kolonialen und sehr großen und hübschen Postamt schenkten wir keinerlei Bedeutung. Einige Tage später kamen wir zum Postamt zurück und versendeten sogar eine dort gekaufte Postkarte in die Heimat ehe wir uns erneut mit Emma trafen. Diesmal trafen wir sie allerdings privat bevor sie nachmittags anderen Touristen dieselbe Tour geben würde wie uns einige Tage zuvor. Es hatte übrigens während der gesamten Tour gar nicht mehr geregnet gehabt und wir hatten die Regenschirme umsonst, aber nicht kostenlos und stressfrei aus dem Hotel abgeholt.
Nach der Tour hatte der Pole der ungelogen fast doppelt so hoch gebaut war wie Emma ein Restaurant ausgesucht, wo wir uns noch einige Zeit nett unterhalten hatten. Emma hatte sich dabei auch geöffnet und davon berichtet, dass sie seit ein paar Monaten mit einem zwanzig Jahre älteren Amerikaner zusammen ist, der sie an ihrem Geburtstag dazu drängen wollte mit ihr Sex zu haben. In diesem Zusammenhang hat sie uns auch gefragt was für uns Liebe im Zusammenhang mit einer Beziehung sei und es wurde klar, dass sie trotz guter Ausbildung auf Grund ihres kulturellen Umfeldes und ihrer traditionellen Familientraditionen auch mit 27 Jahren sehr wenig über die Zusammenhänge vor Sex, Liebe und Co wusste.
Als wir uns auch wegen dieses Gespräches noch ein zweites Mal mit ihr trafen, erfuhren wir noch, dass ihr neuer und erster Lebenspartner Trump Wähler war und er für seinen Heimaturlaub um eine Beziehungspause gebeten hatte, die darauf hindeutete, dass er gerne währenddessen mit einer anderen Frau haben wollen würde. Alles schrie in uns mach sofort mit diesem Mann Schluss und triff ihn nie wieder zumal Emma auch sehr unerfahren und hilflos wirkte, aber zugleich mutig darüber mit Fremden zu sprechen, aber wir wollten uns auch nicht zu sehr einmischen und deuteten daher nur sehr stark an, dass uns das alles sehr komisch vorkommt. In Thailand haben wir zwar ständig alte, weiße Männer mit jungen Thaifrauen gesehen, aber auch nie unter die Oberfläche dieser Beziehungen geschaut. Wir haben aber gehört, dass viele alleinerziehende Thaifrauen solche Beziehungen wählen, um ihr Kind zu versorgen. Emma hat aber noch kein Kind und schien uns charakterlich überhaupt nicht zu diesem Mann zu passen, den sie auf einer Datingplattform im Internet kennengelernt hatte und der in Saigon als Chiropraktiker arbeitet.
Bei unserem zweiten Gespräch hatte ich mir einen Coconut Coffee bestellt, der im Prinzip eine Mischung aus einem Coconut Shake oder Smoothie und einem Kaffee ist. Das ist für mich natürlich eine überaus geeignete Erfindung. Den ersten Coconut Coffee hatten wir bereits während der Free Walking Tour getrunken, nachdem wir ihn im Cong Café bestellt hatten. Im Kaffee tragen die Kellner die grüne Militäruniform des Vietcong aus dem Amerikanischen Krieg. Ich habe mich gefragt in wieweit das eine Provokation ist, das dieser Laden in Saigon operiert, da die Stadt ja auch für den Widerstand gegen den Vietcong steht und wie vorher erörtert immer noch Spannungen der Bewohner Saigons, wenn auch nicht in der Öffentlichkeit vorgetragen, gegen den Norden Vietnams vorhanden sind. Emma hat Saigon auch als das Powerhouse Vietnams deklariert, das sehr stark zu Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt und auch deswegen das Selbstbewusstsein hat unabhängig vom Norden existieren zu können, ähnlich wie Katalonien in Spanien.
Weil es das einfachste sein soll, machten wir eine sehr volle Eintagestour zu einigen Zielen im Umland von Saigon. Wenn wir den Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht hätten, dann hätten wir wohl einige Tage dafür gebraucht. Unser erster Halt war ein unerwarteter Stopp im strömenden Regen bei einer Manufaktur für Kunst, in der Opfer von Agent Orange arbeiten. Abgesehen davon dass diese Verkaufsstopps auf einer bezahlten Tour nichts verloren haben, war es tatsächlich nicht uninteressant welch schöne Kunstwerke hier aus interessanten Materialien wie zermahlten Eierschalen hergestellt wurden. Danach ging es in die Provinz Cu Chi, die im Gegensatz zu Saigon während des Krieges Kampfgebiet war.
Hier baute der Vietcong mit einfachsten Mitteln ein Tunnelsystem im Dschungel für seine Guerillakämpfer und konnte so immer wieder Amerikanische Truppen überraschen. Die Kämpfer lebten in den Tunneln und kamen für Gefechte hervor und verschwanden dann wieder in den Tunneln und liefen bis zum Ende z.B. bei einem Fluss viele Kilometer weiter über den sie dann verschwinden konnten. Die Tunnel waren so gut versteckt, dass die Amerikaner sie kaum fanden. Einmal bauten sie sogar eine Militärbasis über einem Tunnel. Ähnlich wie die Revolution in Laos wurden auch hier Techniken angewendet, die verhindern sollten, dass die Amerikaner den Vietcong finden.
So wurde Dampf vom Kochen so umgeleitet, dass er nur viele Meter weiter aus der Erde hervortrat. Das wurde an einer Stelle in diesem heutigen Besucherzentrum im Wald demonstriert. Generell waren extrem viele Touristen mit ihren Touren hier unterwegs. Wir hatten einen älteren Vietnamesischen Guide, der sein Geburtsdatum nicht genau kennt, sich aber auf etwa fünfzig Jahre schätzt ergo am Ende des Krieges geboren wurde. Sein Englisch war mau obwohl er selbst einige Zeit in den USA gelebt hatte nach dem Krieg, da sein Vater ein Offizier war unter den Amerikanern und nach dem Krieg flüchtete. In den USA hatte der Guide eine andere Vietnamesin kennen gelernt und mit ihr Kinder bekommen. Er hielt es aber in dem kalten Klima nicht mehr aus und zog nach Vietnam während seine Familie nach Cuxhaven auswanderte, wo seine Frau ein Vietnamesisches Restaurant unterhält. Ab und an besucht unser Guide seine Familie in Cuxhaven.
Beim letzten Mal streikte die Deutsche Bahn und weil die Bahn nicht fuhr, verpasste er seinen Flug und musste ein Vermögen für einen neuen Flug zahlen. Es wirkte fast so als würde er uns die Schuld für die Tatsache geben, da wir ihm erzählten, dass wir aus Hamburg kommen, von wo sein Flieger ohne ihn startete. Ich dachte, dass ein Streik gegen den kapitalistischen Arbeitgeber doch eigentlich etwas sein müsste, das den Bewohner eines Kommunistischen Staates beglücken müsste, aber behielt diese wohl nicht sehr treffende und etwas provokante Meinung für mich zumal sein Vater ja gegen die Kommunisten gekämpft hatte. Franzi konnte ihr spontane Meinung nicht für sich behalten, als der Guide unserer Gruppe, die noch aus zwei Bankern aus Australien bestand, die aber ursprünglich aus Ipoh, Malaysia und Chennai, Indien stammten und auf Geschäftsreise waren und zwei jungen Japanern im Urlaub, in Bezug auf das Thema Kochen im Untergrund Franzi als einzige Person offensichtlich ansprach und fragte wie der Vietcong es wohl gemacht hatte, ohne dass die Amerikaner den Dampf sehen konnten. Franzi antworte: "that´s pretty sexistic" und sowohl die Australier als auch ich musste ziemlich lachen, weil es absolut den Nagel auf dem Kopf traf.
Der Guide verstand vermutlich nicht mal was Franzis Antwort bedeutete und fuhr in seinem Vortrag fort. Er hatte offenbart, dass für ihn das klassische Rollenbild von Mann und Frau absolut verinnerlicht war. Wir besuchten unterschiedliche Stationen im Wald, an denen Tunneleingänge aus der Zeit des Krieges nachgebaut waren oder immer noch zu sehen waren. Franzi und ich testeten einen Tunneleingang, auf dem Laug verteilt lag und den man nicht finden konnte, wenn man nicht wusste, dass er dort war. Es war schon sehr beengend überhaupt in den erdigen Tunnel hinabzusteigen und die Fortsetzung des winzigen Tunnels war so klein und eng, dass ich die Vorstellung gruselig fand weiter in den Tunnel hinein zu kriechen. Eine weitere Station zeigte Fallen des Vietcong an Tunneleingängen, die den Feind ernsthaft überraschen und verletzen konnten. Bei der letzten Variante, die von einem Mitarbeiter wie alle Varianten eine nach dem anderen mit einem Stock präsentiert wurde, schwang beim Öffnen einer Tür ein Holzbrett voller Metallnägel auf die Person zu, die die Tür geöffnet hatte. Diese traf die zumeist männlichen Soldaten dann unter anderem im Genitalbereich.
Unser Guide scherzte, dass diese Soldaten dann wohl keine Babys mehr machen könnten. Ich fand seinen Kommentar überhaupt nicht witzig und vollkommen unangebracht. Vielleicht ist seine Schadenfreude eine Art mit den Narben des Krieges umzugehen. Ich verstand auch nicht wieso andere Touristen mit Daumen hoch vor den Panzern posierten oder unser Malaysischer Mitreisender, der sehr sympathisch war und bei allem so wirkte, als hätte er eher die Australische Brille auf als die Asiatische, als er meinte dass der Panzer hier nicht so schick sei wie der "fancy" neue Panzer von Rheinmetall. Ich erwiderte, dass ich Panzer nie "fancy" finde. Man hörte zwar bereits das dauerhafte Knallen im Hintergrund, aber bisher hatte es mich nicht so sehr gestört. Doch je weiter wir den vorgegebenen Weg weiter gingen, desto lauter wurde es. Ich hatte bereits im Vorfeld gelesen, dass bei einem Schießstand Schüsse mit der AK47 für Touristen angeboten werden und es bereits zu dem Zeitpunkt irrsinnig gefunden. Als wir den Schießstand schließlich erreichten, waren die Schüsse ohrenbetäubend und lösten in mir ein Gefühl der Angst aus.
Der Guide hatte uns nicht auf diesen Ort vorbereitet und so lief ich einfach wieder weg vom Schießstand, da ich den Ort schrecklich fand und in Verbindung mit der Tatsache, dass wir in einem Kriegsschauplatz im Wald waren, auch beängstigend. Man hätte durch das Verkaufshäuschen laufen müssen, um den Rundweg fortzusetzen, da der Weg über die Absperrung auf den Rückweg des Rundwegs durch einen Stacheldraht nicht möglich war. So lief ich dem Besucherstrom entgegen in den Wald zurück und konnte auch hier nicht auf die andere Seite des Rundwegs, da sich der Stacheldraht durch den gesamten Wald durchzog. Schließlich fand ich ein geschlossenes Holztor, das auch mit Stacheldraht umgeben war, durch das ich unverletzt durchschlüpfen konnte. Einige Aufpasser fragten mich wo mein Guide sei und ich erzählte ihnen wie es war. Die Schüsse waren hier nur noch im Hintergrund zu hören. Schließlich kam Franzi mit dem Guide vorbei und wir warteten auf dem Weg ehe der Guide mit dem Rest der Gruppe, die wohl teilweise den Schießstand genutzt hatten, wiederkam und wir die Tour fortsetzten. Ich verstehe nicht warum man einen Schießstand auf einen Kriegsschauplatz baut. Man sollte hier doch Frieden vermitteln und Ruhe für diejenigen, die hier gefallen sind. Doch stattdessen wird der Wahnsinn, um das Geld der Besucher zu kommen fortgesetzt. Vielleicht bin ich auch einfach viel sensibler als andere Besucher und für die Vietnamesen ist es kein Problem. Gegenüber vom Landminenmuseum von Aki Ra in Siem Reap war ja auch ein Schießstand, der zwar nicht aktiv war, als wir da waren, aber für mich trotzdem einen Widerspruch zum Ort darstellte. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Soldat an diesen Ort zurückkehren könnte, der hier vor sechzig Jahren gekämpft hat, ohne Schweißausbrüche zu bekommen, wenn er das Geballer im Wald hört. Als ich mich etwas beruhigt hatte, folgte die nächste wilde Erfahrung. Wir gingen hinab in einen nachgebauten Tunnel und er war so klein, dass ich auf Händen und Knien mit dem Rucksack auf dem Rücken durch ihn durch krabbelte. Es fühlte sich sehr beengend an und ich war froh als ich einen ersten Notausgang nach ein paar Metern fand. Ich hielt aber durch und robbte noch viele Meter weiter mit der Gruppe durch den Tunnel während andere aufgegeben hatten. Es war sehr heiß und alle schwitzten. Das beengende Gefühl war extrem unangenehm. An einer Stelle rutschten wir sogar noch tiefer in den Tunnel hinab. Der Vietcong lebte hier teilweise monatelang in den Tunneln. Später sahen wir dazu noch ein Bild im Museum der feinen Künste in Saigon. Es ist vor allem eine psychologische Sache, da man zum Liegen nicht viel Platz braucht, aber ich und viele andere Menschen entwickeln eine Panik wenn man sich nicht mehr drehen und wenden kann wie man möchte sondern die Bewegungen mit Bedacht wählen muss. Nach dieser erneut sehr überraschend unangenehmen wenn auch interessanten Erfahrung kam der Yuka Snack mit Tee nach dem Krabbeln und dem Händewaschen danach gerade recht.
Unser zweiter Halt in Tay Ninh war wesentlich interessanter und positiver als der erste, auch wenn ich vor vorne herein diese beiden Orte besuchen wollte. In Tay Ninh besuchten wir den Haupttempel einer großen Religionsgemeinschaft, die in Vietnam die meisten Mitglieder hat. Die Cao Dai haben die aus ihrer Sicht besten Elemente aller Religionen miteinander verknüpft und beten einfach die Heiligen aus unterschiedlichen Religionen an. Ob alle Mitglieder alle Heiligen anbeten oder jedes Mitglied andere Heilige konnte der Guide, der generell nicht so viel wusste nicht beantworten. Der Tempel sah aus wie eine Kirche verziert und bunt wie ein hinduistischer Tempel. Drinnen beteten Männer und Frauen auf jeweils einer Seite das Mittagsgebet. Der Tempel war voll. Die Männer trugen alle weiß und einen schwarzen Turban. Die Frauen trugen auch weiß.
In der Mitte saßen gelb tragende Religiöse, die einen höheren Rang haben. Außerhalb des Tempels tragen die Laien wohl normale Straßenkleidung nur für eines der Gebete am Tag, die etwa 1,5 Stunden dauern, ziehen sie sich um und kommen in den Tempel. Das Logo erinnert ein wenig an die Freimauerer. Es ist ein Auge in einem Dreieck. Ich wusste bereits, dass man den Tempel zu dieser Zeit nicht besuchen kann und Franzi schlug vor, dass wir das geplante Mittagessen um die Ecke vorziehen, um den Tempel nach dem Gebet noch besichtigen zu können. Der Guide wirkte wenig begeistert, aber gab dann nach da alle Gruppenmitglieder es so wollten. Zunächst hatte er noch überrascht getan, dass man jetzt leider den Tempel nicht besuchen kann wegen des Mittagsgebets, obwohl der Tourablauf ganz offensichtlich so geplant war, dass man nur während des Gebetes im Tempel ist und man ihn deshalb logischerweise nicht besuchen können würde.
Da mir der Besuch des Inneren aber sehr wichtig war, hatte auch die Verkäuferin der Tour mich ermutigt meinen Wunsch anzusprechen. Drinnen war alles noch bunter als draußen. Die dominante Farbe ist gelb, die für den Buddhismus steht. Man kann Figuren von Jesus und heiligen aus China entdecken. Auf einem Gemälde sind drei Gelehrte abgebildet, die die Botschafter der Religion sein sollen. Neben zwei Asiaten ist einer von ihnen Victor Hugo, ein bekannter Schriftsteller aus Frankreich aus dem 19. Jahrhundert. Neben dem Gemälde wir seine Rolle und die der anderen in mehreren Sprachen u.a. auf Deutsch auf einem handgearbeiteten Stück Ton erklärt. Da wo in einer Kirche der Altar ist, befand sich eine große, blaue Kugel mit dem Auge drauf. Unser Besuch war sehr oberflächlich aber interessant. Auf der Rückfahrt nach Saigon sahen wir noch einige weitere Cao Dai Tempel. Es war allerdings noch nicht unser letzter Halt auf der vollgepackten Tour.
Der Süden Vietnams ist flach- sehr flach sogar. Aber es gibt einen Berg. Er wird der "Black Lady Mountain" genannt. Der knapp ein Kilometer hohe Berg hat einen Tempel auf halber Höhe. Seit neuestem hat er auch eine Österreichische Seilbahn und eine moderne Anlage auf seinem Gipfel, die von einem Vietnamesischer Unternehmer, der wohl inzwischen Milliardär ist, kürzlich gebaut wurde und nun eine große Touristenattraktion ist. Hier befinden sich einige riesige Statuen, der heiligen Frau im schwarzen Gewand, eine Ausstellung über Buddhafiguren aus Asien und ein Kino mit einer Leinwand in einer Kuppel, das an das Hamburger Planetarium erinnerte nicht nur weil ein Kurzfilm mit einer Reise durchs Universum zur Erde gezeigt wurde.
Im Kuppelkino mussten alle Gäste statt der Schuhe auszuziehen eine Stoffhülle um die Schuhe herum anziehen, um den Raum nicht zu verdrecken. Die schwarzen Statuen, die vor großen, künstlichen Wasserbecken aus Beton standen, sah man fast gar nicht, da der Nebel und die Wolken sie auf dieser Höhe ständig umhüllten. Unten am Berg hatte man die Wolken dann wieder verlassen, doch wie schon den ganzen Tag regnete es auch auf der Rückfahrt nach Saigon heftig. Irgendwie war der Berg ein netter Ort zum Besuchen, auch wenn ich weder verstanden habe für welche Religion die schwarze Frau steht noch das Gefühlt habe, dass das Unternehmen SunWorld von dem Vietnamesischen Unternehmer meine Unterstützung gebraucht hätte. Auch habe ich gedacht, dass auf dem einzigen Berg in Südvietnam vermutlich ein einzigartiges Ökosystem existiert hat, bevor eine riesige Betonanlage auf den weitläufigen Gipfel geknallt wurde.
Aber das war bei dem Besuch kein Thema. Abends gingen wir erstmals in die Pizzafiliale von Pizza4P, einer Kette mit mehreren Restaurants in Vietnam und Saigon. Es war erwartungsgemäß so voll, dass wir fast eine Stunde warten mussten bis ein Platz am Tresen frei wurde, an dem wir aus nächster Nähe sehen konnten wie die Mitarbeiter pausenlos neuen Pizzateig rollten, belegten und in den Ofen schoben. Nach jedem kurzen Backprozess wurde die Pizza beidseitig gecheckt und geschnitten, bevor sie in diesem emsigen Lokal, das an einen Bienenstock von innen erinnerte, an die Person geliefert wurde, die sie bestellt hatte. Die Pizza war extrem lecker und der Strohhalm aus einer Reisnudel auch, so dass ich für mein Getränk mehrere bestellte. Der Service war omnipräsent, sehr aufmerksam und machte alle paar Minuten ein Geräusch, das wie das Resultat einer Teambuildingmaßnahme wirkte, aber auch im zweiten Pizza4P Restaurant, das wir ein paar Tage später testeten, angewendet wurde.
Saigon ist eine betriebsame Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Es gibt sehr viele Cafés, wobei nicht alle den leckeren Coconut Coffee verkaufen, wie ich enttäuscht feststellen musste. Wir probierten auch erstmals den Eggcoffee, der wohl aus süßem Eiweiß auf einem Kaffee besteht und tatsächlich ebenfalls lecker war. Auch in einen Laden mit Vietnamesischer Schokolade verliefen wir uns, aber die Preise waren viel zu hoch, als dass man die leckeren Probierstücke in größeren Mengen hätte kaufen sollen. Die Touristenattraktionen sind die Französischen kolonialen Gebäude wie Oper, Kirche, Rathaus oder Postamt, aber das Stadtbild prägen die gläsernen Hochhäuser und kleinen Gassen.
Das Restaurant mit dem treffenden Namen "Secret Garden" lag zwar zentral, aber es in einem winzigen Hinterhof zu finden war eine Herausforderung. Dann hatten wir allerdings einen schönen Abend auf einer tollen Dachterrasse über der Stadt in dem "geheimen Garten". In der Oper gab es nur eine Aufführung, die wohl schon seit vielen Jahren läuft und Bambusshow genannt wird. Dabei treten Artisten mit Bambusutensilien auf. Es soll sehr toll sein aber auch sehr teuer. Die Show ist sogar schon um die Welt gereist und war auch schon in der bedeutendsten Stadt in Deutschland zu sehen- in Wolfsburg. Wir entschieden uns wegen des hohen Preises und der ungünstigen Termine aber gegen einen Besuch und folgten stattdessen lieber den Tipps des Verkäufers welche Theater in der Stadt noch für einen Besuch geeignet sein könnten.
In einem Theater fanden wir zwar nur eine uninteressante und ausverkaufte Show vor sowie ein Kino nebenan, aber im dritten Stock gab es noch eine kleine Musikhallen, in der gerade sehr gut Englisch sprechende, junge Vietnamesen einen Auftritt vorbereiteten. Es sollte ein paar Tage später ein Spendenkonzert für die Opfer des Taifuns im Norden Vietnams geben, der dort gerade mehrere hundert Menschen getötet und viel Zerstörung angerichtet hatte. Glücklicherweise sind wir jetzt erst im Süden und nicht schon im Norden. Gut dass ich noch einen Monat lang EM geschaut hatte. Kurzerhand kauften wir zwei Tickets für knapp 50€ und kamen unter der Woche abends wieder, als das Konzert bereits lief. Von meiner Nachfolgerin bei Vattenfall, die aus Da Nang stammt, erfuhr ich live bei WhatsApp während des Konzertes, dass die vielen Sänger und Sängerinnen die auftraten alle sehr berühmt in Vietnam sind. Die Preise für Getränke waren teurer als in Deutschland und man musste etwas bestellen, sonst hätte man eine Strafgebühr zahlen müssen.
Wir bestellten zwei Mocktails, während viele andere auf den billigen Plätzen, auf denen auch wir saßen, sich lediglich eine Flasche Mineralwasser kauften für einen viel zu hohen Preis. Hoffentlich geht das Geld auch an die Opfer. Die Musik fand Franzi super und wurde lediglich zum Ende als der Stuhl langsam ungemütlich wurde ungeduldig. Ich fand den Abend auch sehr unterhaltsam. Zum Ende unseres Aufenthaltes in Saigon nutzten wir dann auch erstmals die Busse, die im Gegensatz zur Metro fahren dürfen. Tatsächlich hatten sie zunächst für kaum eine Strecke Sinn ergeben und erinnerten eher an den öffentlichen Nahverkehr in Kuala Lumpur. Dann konnten wir sie aber doch noch sinnvoll nutzen als wir erstmal das Zentrum, das auch Distrikt 1 heißt verließen und für einen Termin beim Dermatologen den Distrikt 2 auf der anderen Seite des Saigon Flusses besuchten. Für weniger als 50 Cent kann man weite Strecken in einem fast leeren, klimatisierten Bus fahren. Es gibt einen Kassierer, der herum kommt und abkassiert. Beim ersten Bus zog dieser uns unliebsam in den Bus rein, was aber bei den weiteren Bussen nicht vorkam. Einmal stieg Franzi ein, während der Bus schon wieder anfuhr.
Alle drei Busse waren aber fast leer, als wir sie benutzten. Ich war sehr begeistert. Wir besuchten mit dem Bus noch Chinatown in Cholon, wo alles noch ein bisschen Chinesischer ist als sowieso schon in Vietnam. Vor dreihundert Jahren gab es wohl mal eine große Einwanderungswelle aus China nach Saigon, dessen Name übrigens Zwischenstation bedeutet. Der Name rührt von seiner Position für die Händler aus Europa und Asien, die hier hielten auf dem Weg aus ihrer Heimat nach China als es noch eine Kleinstadt war. Unser Aufenthalt endete auch und wie die Händler zog es uns weiter nach Norden. Wir reisten mit der Europäischen Erfindung Eisenbahn in der 1.Klasse in einem Schlafabteil. Am nächsten Morgen waren wir bereits fast in der Mitte von Vietnam.
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