Cat Ba
geschrieben von Timo
Wie erkundet man Ha Long Bay? Diese Frage stellten wir uns als wir im Bus nach Ha Long Bay sitzend für zwei Nächte eine Unterkunft auf der Insel Cat Ba buchten. Die Stadt ist der größte Ort auf der gleichnamigen Insel und soll sehr hässlich sein, aber ist vermutlich ein praktischer Ort um eine der Touren zu buchen, um Ha Long Bay zu erkunden. Cat Ba stelle ich mir als große, zerklüftete Insel vor im Wirrwarr aus unzähligen kleinen Karstfelsen im Meer mit grünem Bewuchs. Gefühlt ist Ha Long Bay landschaftlich nur die Verlängerung von Trang An und Phong Nha Ke Bang, wo wir zuletzt gewesen waren mit dem Unterschied, dass es sich im Meer befindet und nicht an Land. Auch Trang An befand sich ja bis vor 4000 Jahren noch im Meer und erst dadurch wurden die Höhlen und zerklüfteten Berge geschaffen. Ich bin mir jetzt aber noch unsicher, ob mir eine Tour rund um Cat Ba genügt, oder ob ggf. eine öffentliche Fähre zu einer weiteren Insel eine Lösung wäre Ha Long Bay zu erkunden oder sogar eine der ultra touristischen Dschunken, auf denen man sogar im Meer übernachten kann.

Unser Reisebus mit drei vertikalen und zwei horizontalen Reihen an Liegesitzen von Tam Coc nach Cat Ba war bis auf uns und ein weiteres Pärchen komplett leer. Daher mussten wir auch nicht auf undankbaren Plätzen in der Mitte sitzen, sondern konnten beide am Fenster Platz nehmen. Erstmals bekamen wir sogar ein Tütchen mit einem Snack und Wasser auf der Fahrt geschenkt, zusätzlich zu einem Tütchen mit Banane und Wasser, das wir von unserer Gastgeberin in Tam Coc bekommen hatten. Dadurch dass wir erst Mittagessen gegessen hatten, waren wir eigentlich gar nicht so hungrig. Und obwohl wir vor der Abfahrt nochmal gegangen waren, mussten wir nach gut einer Stunde heftig auf Klo. Als wir plötzlich in einem Ort vor einigen Geschäften hielten, nutzten wir die Chance und stiegen aus, auch wenn es kein Rastplatz war. Spontan half uns der Assistent in einer Werkstatt auf Klo zu gehen, vor der einige Tischler Holz bearbeiteten. Danach ging es uns viel besser. Unerwarteterweise wechselten wir dann plötzlich kurz vor der Fähre nach Cat Ba den Bus und stiegen in einen vollen Bus desselben Unternehmens.

Es war unser erster Reisebus in Vietnam, der aus normalen Sitzen bestand und nicht wie gewohnt aus Liegesitzen. Auch mussten wir nicht die Schuhe ausziehen. Zusammen mit vielen anderen Touristen fuhren wir fünf Minuten bis zur Fähre und mussten dann wieder aussteigen. Der nette Assistent des Unternehmens half uns unsere eingepackten Backpacks bis auf eine Fähre zu schleppen, denn der Bus kam nicht mit. Stattdessen fuhren wir mit der schnelle Fähre auf die große Insel Cat Ba. Auch eine Seilbahn verband die Großstadt Haiphong, um die wir gerade herum gefahren waren mit der Insel.

Viele Containerschiffe, Öltanker und andere Boote waren hier unterwegs und ein Mann schwamm auch in Unterhose in der Meerenge vermutlich um sich zu reinigen. Auf der anderen Seite wartete der dritte Bus des Tages auf uns. Wie auf dem Weg in den Urlaub am Meer wurden alle Touristen bis zu ihre Hotel herum gefahren. Es ging die kurvige Straße an der Küste entlang während die Sonne unterging. Wir hatten ein sehr günstiges Hotel gebucht und erwarteten eine entsprechend schäbige Unterkunft. Ein Erfolg war schonmal eine Rezeptionistin zu finden, denn einige Vorgänger von uns haben das beim Check-In teilweise eine Stunde lang nicht geschafft. Im achten Stock war dann unser Zimmer mit Blick über die Bucht von Cat Ba Stadt. Die Klimaanlage funktionierte nur teilweise, uns schlug eine dicke, muffige Luft beim ersten Öffnen der Tür entgegen und der Schrank fiel teilweise auseinander, aber sonst konnte man sich für den Preis von 10€ die Nacht inklusive Frühstück in super Lage definitiv nicht beschweren.

Wir zwangen uns zeitnah wieder los zu gehen, obwohl es wie gewohnt draußen bereits um sechs Uhr abends schon dunkel war, was immer etwas abschreckend ist nach einem langen Reisetag. Dennoch gingen wir in eine Reiseagentur, die uns aber zu teuer war. Deshalb ging es nach dem Essen im westlichen Restaurant, das alle bekannten Speisen der Welt anbot und in der auch die ganzen anderen weißen Touristen waren, in ein Hostel welches wir von einem Pärchen empfohlen bekommen hatten, die wir in Hoi An kennengelernt hatten. Die beiden sind im Prinzip dieselbe Route wie wir gereist nur immer ein paar Tage zuvor. Sie waren sehr begeistert von der Tour in die Lan Ha Bucht mit ihrer Unterkunft und daher buchten wir sie auch. Der Rezeptionist bestätigte uns, dass wir zweimal 1,5 Stunden kajaken würden, was sehr cool sein soll neben den riesigen Karstfelsen im blau-grünen Meer. Zunächst hatten wir noch eine ähnliche Tour auf Get Your Guide gefunden, wofür wir seit fast fünf Jahren einen Gutschein haben, den wir aber nie eingelöst hatten, da Get your Guide meistens trotz Gutscheins immer noch teurer gewesen wäre als die Tour vor Ort zu buchen.

Diesmal gab es aber eine günstige Ganztagestour für 28 Dollar pro Person, aber leider ist der Gutschein schon seit über drei Jahren abgelaufen und daher konnten wir ihn nicht einlösen, weshalb wir die Tour stattdessen im Hostel buchten. Schnell gingen wir ins Bett, denn am nächsten Morgen um acht würde schon die lange Tour beginnen. Das laute Geräusch im Zimmer kam nicht nur durch die Klimaanlage, sondern vor allem durch einige große Schiffe vor der Küste die dauerhaft Erde umzuverteilen schienen. Sie waren nachts beleuchtet wie andere große Industrieanlagen, aber morgens waren sie wieder verschwunden. Die Bucht war teilweise schon mit Sand zugeschüttet.

Wir crèmten uns mit Sonnencrème ein und packten unsere Sachen ehe es in die Lobby zum Frühstück ging. Wir bestellten beide ein Banh Mi (Baguette) mit Ei und Gemüse, aber nur ich bekam es auch. Franzi bekam stattdessen gekochte Eier. Da war wohl etwas mit Google Übersetzer schief gelaufen. Ich hatte einfach im Menü auf die Auswahlmöglichkeit gezeigt und es hatte funktioniert. Das Brot mit Omelette war sehr mächtig und gerade als wir es aufgegessen hatten, kam unser Guide und holte uns im Privatauto ab- was für ein exklusiver Service. Schnell wurde uns aber klar, dass wir im Privatauto waren, da wir nicht bei dem Anbieter die Tour machen würden, von dem die Aufsteller im Hostel waren sondern bei einem anderen Anbieter. Wir fragten also den netten Fahrer, ob auch bei dieser Tour die besagte Menge an Kajakfahren dabei wäre und er erklärte uns, dass es nur einmal Kajaken gäbe und auch nur halb so lang. Das kam bei uns natürlich nicht gut an.
Während unzählige andere Backpacker im Hafen auf zahlreiche Ausflugsboote strömten, standen wir herum und telefonierten mit dem Rezeptionisten auf dem Hostel und redeten mit unserem Ansprechpartner vor Ort. Tatsächlich hatte uns der Rezeptionist einfach angelogen oder unsere Frage nach dem Kajaken bestätigt, ohne es zu besser wissen. Die Aussage vom Fahrer, dass alle Touren nur eine Dreiviertelstunde Kajaken beinhalten, stimmte allerdings auch nicht wie wir beim Telefonat mit dem Rezeptionisten feststellten. Franzi wollte nun dennoch einfach mit dem Boot fahren, da wir alles vorbereitet hatten, aber ich hatte sowieso keine Lust mit den ganzen anderen Reisenden auf die Boote zu steigen und war von der Masse etwas überfordert und außerdem hatte ich herausgefunden, dass wir den Get Your Guide Gutschein verlängern können und so den Wert des Gutscheins für die vermutlich selbe Tour sparen könnten, wenn wir sie am Folgetag machten. Der Rezeptionist hatte uns nämlich bereits zugesichert uns den Preis zu erlassen wegen des "Missverständnisses" wie es der Fahrer nannte. Uns so setzte ich mich in dieser wilden Situation durch und wir fuhren mit dem Auto zurück zum Hostel und bekamen unser Geld zurück, während alle anderen auf den spaßigen Ausflug fuhren.

Dabei stellte Franzi noch fest, dass wir auf der Rückbank des Autos in Glassplittern saßen, die uns zum Glück aber nicht verletzten. Tatsächlich stammten sie von der vormals zerstörten Rückscheibe des Autos, die vom Taifun vor einem Monat zerbrochen war, obwohl der Fahrer sein Auto im Stadion geparkt hatte. Herumfliegende Trümmerteile hatten sie wohl zerschlagen. Franzi war sehr niedergeschmettert, dass sie sich extra abends bemüht hatte noch eine Tour rauszusuchen, und dass nun alles vergeblich gewesen war. Wir haben weiterhin etwas Stress, da unser Visum nur noch knapp zwei Wochen gilt. Erfreulicher wurde es als wir in einem netten Café sitzend mit dem Gutschein nun doch die nahezu identische Tour für den nächsten Tag buchen konnten und so nochmal richtig Geld sparen. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Tatjana und Derek für den Gutschein, den wir seit einem halben Jahrzehnt mit uns herum führen. Nun disponierten wir um und mit Hilfe des super lieben und kompetenten Servicepersonals des Cafés, das so sehr auf unsere Zielgruppe ausgerichtet war, dass in der Karte kein Vietnamesisches Wort zu finden war, konnten wir sogar ein Taxi organisieren, dass uns zur so genannten Krankenhaushöhle brachte. Die Höhle liegt etwa zehn Kilometer entfernt von der Stadt umgeben von grün bewachsenen Hügeln. Tatsächlich war der Besuch der Höhle eigentlich ein Reinfall, da es keine Infos gab und der Guide vor Ort nur im ersten Raum ein paar Sätze erklärte. Im Lonely Planet hatten wir gelesen, dass die Höhle mit der Hilfe Chinas zum Krankenhaus umgebaut wurde während des Vietnamkriegs als die Amerikaner auch hier Bomben abwarfen. Sie erinnerte sehr an die Bunker in den Höhlen von Vieng Xay vom Pathet Lao, nur dass es dort eine sehr gute Audiotour gab und hier nur ein paar wenig aussagekräftige Fotos und menschengroße Soldatenfiguren, die an Tischen saßen oder scheinbar verwundet auf Pritschen lagen. Normalerweise brauchen wir immer lange in Museen oder ähnlichen Orten, aber hier waren wir in einer Viertelstunde fertig. Netterweise fuhr uns der Fahrer dann zum Strand statt zum Hotel und er war wirklich sehr freundlich.

Wir hatten ihm mit über zehn Euro aber auch verhältnismäßig viel bezahlt, da wir dachten dass er viel länger auf uns warten müsste. Es war aber auch mal schön keinen Stress wegen Zeit oder Geld mit einem Fahrer zu haben. Er erzählte uns, dass sein Hab und Gut und seine Familie beim Taifun unbeschadet geblieben ist und dass von einem großen Projekt von Sunworld. Sunworld kannten wir schon vom Black Lady Mountain in der Nähe von Tay Ninh im äußersten Süden von Vietnam und auch die berühmte Attraktion bei Da Nang mit einer riesigen Hand, die eine Brücke hält, gehört scheinbar zu Sunworld. Ein weiteres Projekt des mega reichen Immobilienkonzerns ist es die komplette, natürliche Küste vom kleinen Cat Ba Stadt mit Sand zuzuschütten und darauf eine komplett neue Uferpromenade inklusive neuer Immobilien zu bauen. Hier wird also gehandelt frei nach dem Motto, wenn ich mir die Immobilien in der ersten Reihe nicht kaufen kann, bau ich halt eine neue erste Reihe und darauf meine Immobilien. Damit wird die neue zweite Reihe natürlich krass abgewertet. Und das nicht erst, wenn die neuen Immobilien fertig sind, sondern bereits jetzt wegen der hässlichen Aussicht auf die Sandhügel im Meer und die vielen, großen Arbeitsschiffe und deren Lärm der den ganzen Tag und die halbe Nacht anhält.

Vermutlich ist auch deshalb unser Hotel so heruntergekommen, da es sich nicht mehr lohnt in das Hotel zu investieren. Sowohl unser Fahrer als auch die netten Frauen aus dem Café sind richtig frustriert auf Grund dieser Situation, doch alle sagten dass es von der Regierung gestützt sei und man deshalb nichts machen könne. Meine naheliegende Vermutung ist, dass der Megakonzern Sunworld die Regierung natürlich richtig fett schmieren kann, um solche Projekte umzusetzen, die nur im eigenen Interesse sind. Das ist genau das Problem wenn Kapitalismus auf eine autoritäre Regierung trifft. Wir haben gelernt, dass es Freiheiten in Vietnam gibt, aber ein Volksaufstand der Insulaner von Cat Ba gegen dieses abartige Projekt scheint leider undenkbar. Und nach den Meerestieren deren zuhause aufgesaugt wird und dann an anderer Stelle wieder ausgespuckt wird, um Land zu gewinnen, fragt natürlich erst recht keiner. Inzwischen bereuen wir richtig, dass wir Sunworld sogar noch finanziell unterstützt haben, in dem wir den Black Lady Mountain als Teil unserer Tour von HCMC aus besucht haben, ohne es aktiv zu wollen. Schon damals hatte ich bei diesem Projekt des Konzern Bedenken wegen des Umweltschutzes, aber erst hier auf Cat Ba wurde die hässliche Fratze des Unternehmens vollkommen ersichtlich. Immerhin steckt ein reicher Vietnamese dahinter und nicht China wie meistens in Laos oder wohl auch oft in Kambodscha, aber das ist nur ein schwacher Trost.

Nach diesen neuen Erkenntnissen ging es erstmal an den schönen Strand Cat Co 3 bei Cat Ba Stadt. Es war ein wirklich schöner und gut besuchter Strand und das Hotel Resort, das hier stand, war nicht so hässlich wie befürchtet. Dennoch zogen wir auf dem schönen Weg im Fels zu nächsten Strand in der nächsten Bucht weiter, nachdem wir etwas geschwommen waren und endgültig wieder gute Laune hatten. Dort stand ein riesiges, wesentlich hässlicheres Hotel in Regenbogenfarben. Es schien den Strand für sich zu beanspruchen, auch wenn er scheinbar nicht zum Hotel gehörte, da er nicht abgesperrt war. So konnte man zwar seine Sachen abstellen, aber für jede Leistung wie einen Toilettengang, duschen und eine Sonnenliege hätte man zahlen müssen. Wir waren knauserig und zahlten nichts fürs Baden im Meer und duschen unter der Fußdusche für Hotelgäste. Essen und Getränke an der Bar waren sowieso zu teuer. Nach einiger Zeit wollten wir also zum dritten Cat Co Strand, doch der Weg auf der Straße wurde uns von einem Hotelmitarbeiter verweigert, da dort Bauarbeiten stattfinden sollten.
Erfahren werden wir es nie, aber vielleicht hing es mit Reparaturen vom Taifun zusammen. Sehr viele Bäume sind hier umgefallen und ruiniert und auch die Stromleitungen hängen teilweise noch wilder herum, als wir es in Südostasien gewohnt sind. Es gibt auch gerade ein großes Projekt die Wasserrohre zu vergrößern, weswegen in der gesamten Stadt die Bürgersteige aufgerissen sind, die sowieso immer zu klein zum Laufen wären. Diese sind aber nicht wie in Deutschland abgesperrt, sondern man muss über Holzbretter balancieren, um in die Geschäfte, Restaurants und Hotels der Stadt zu gelangen. Vertritt man sich, landet man entweder in der Baugrube oder hinterlässt im frisch zubetonierten Weg und auf der Unterseite seines Fußes eine Erinnerung für die nächste Zeit. Auch mussten wir einmal um einen arbeitenden Bagger herumtanzen, um in ein Geschäft zu gelangen, der uns daraufhin fast noch im Rückwärtsgang umgelegt hätte. Der Eindruck der Stadt auf der landschaftlich schönen Insel wird wirklich maximal gestört durch die Rückstände der Taifunschäden, die Landerschließung in der Bucht vor der Promenade und die aufgerissenen und ständig bearbeiteten Bürgersteige. Sehr müde kamen wir im Hotel an und verzichteten auf den Gang auf den Kanonenberg, von wo der Sonnenuntergang so schön zu sehen sein soll, sondern schauten stattdessen aus unserem Zimmerfenster nach einer Fahrstuhlfahrt in den achten Stock zu wie die Sonne hinter einem Felsen der Bucht verschwand und alles rötlich färbte. Mit dem offenen Fenster hatte man auch immer das dauerhafte, laute Dröhnen der mindestens zehn Schiffe im Ohr, die pausenlos den Sand in die Bucht schleudern. Auch wird überall in der Stadt geschweißt, was man auch in der Ferne erkennen kann, wenn es mal wieder irgendwo aufblitzt. Ich beobachtete die vielen Touristen unten auf der Straße und den unendlichen Strom der Mopedfahrer. Schön war einer, der mit dem Arm während der Fahrt auf dem Moped seinen Essensstand hinter sich herzog. Wir mussten trotz schwerer Müdigkeit nochmal raus, um Wasser und Sonnencrème zu besorgen, die hier leider wieder sehr teuer war. Wir mussten aber froh sein überhaupt welche ohne Bleichmittel zu finden, die frecherweise in einer Apotheke verkauft wird. Zuhause kann man sich da schon sicherer sein, dass Produkte in der Apotheke auch wirklich für die Gesundheit nützlich sind und nicht dafür irgendwelchen Schönheitsidealen auf Kosten der Gesundheit nachzueifern. Als der Fahrstuhl unserem Stockwerk näher kam, wurde auch ein lauter Beat immer lauter. Als die Tür zur kleinen Kabine aufging, sahen wir zwei Bauarbeiter und eine Musikbox, die sie rasch leiser drehten. Der eine zog dabei genüsslich an seiner Zigarette. Franzi lachte vor Entsetzen und zeigte auf eines der drei "Bitte nicht rauchen" Schilder in dem winzigen Raum, woraufhin der junge Mann seine Zigarette auf dem Boden des Fahrstuhls ausdrückte. Wir hielten uns die Nase zu und atmeten die giftigen Dämpfe stattdessen mit dem Mund ein, da wir nicht auf die Situation vorbereitet waren, als wir einstiegen. Vermutlich werden wir demnächst erstmals nach China reisen, wo die Rauchsituation auch gerade in Hotels noch schlimmer sein soll. Hier in Vietnam sind gerade ältere Männer zwar auch schon abartig oft am Rauchen und Zigaretten in die Landschaft schmeißen, aber in der Unterkunft mussten wir den Rauch noch nicht erleben. Eine rauchende Vietnamesin haben wir in einem Monat noch nicht wirklich beobachtet- vielleicht war eine emanzipierte, junge Dame dabei die rauchte, aber wir waren uns nicht sicher, ob sie Vietnamesin war. Sonst rauchen nur die anderen Touristen (vor allem Franzosen sind oft sehr schlecht aufgeklärt oder einfach ignorant). Es ist schon interessant, dass in Südostasien Männer sehr viel Tabak rauchen und Frauen fast gar nicht. Hoffentlich entwickelt es sich dahin, dass beide Geschlechter irgendwann nicht mehr rauchen. Wir waren froh als die Fahrstuhlfahrt vorbei war und bei der Rückfahrt etwa eine Stunde später, roch es schon nicht mehr so schlimm.

Am zweiten Morgen in Cat Ba wiederholte sich unser Morgenprogramm vom Vortag, da wir ja nahezu die gleiche Tour vor uns hatten. Im Gegensatz zu den anderen, jungen Leuten im Bus hatten wir drei Rucksäcke für zwei Personen dabei. Manche hatten nur einen Bauchgurt für ihr Wertvollstes am Start. Jeder von uns hatte seine persönlichen Sachen dabei sowie einige Gemeinschaftssachen und dann hatten wir noch viele, eisgekühlte Wasserflaschen im Bartels Beutel mitgeführt. Franzi setzte sich zunächst in dem Bus, der uns abholte auf die andere Gangseite, da wir die ersten waren und wegen des ganzen Gepäcks wenig Beinfreiheit lief. Als wir im Hafen angekommen waren, war der Bus allerdings so voll mit Touristen in Badekleidung und T-Shirts, dass Franzi sich neben mich gezwängt hatte und eine Französin dennoch im Gang sitzen musste.

Da es nur eine kurze Busfahrt war, stellte das jedoch kein Problem dar im Gegensatz zu so mancher Überlandfahrt in Laos. Ich schäme mich schon öfter dafür, dass wir nicht ohne kleines Gepäck irgendwo hingehen können, aber Franzi verteidigt dann stets dass alles was wir dabei haben nützlich sein könnte und damit hat sie auch recht. Dennoch ist es auch unpraktisch so viel Gepäck dabei zu haben. Für uns war es kurios schon den zweiten Tag in Folge mit den Touristenscharen vor den Booten im Hafen zu stehen, aber diesmal hatte ich auch bessere Laune und freute mich auf den Tag. Außerdem konnten wir für den Restpreis, den wir gezahlt hatten eigentlich auch gar nicht mehr enttäuscht werden.

Überraschenderweise war das große Boot, auf das wir stiegen wesentlich schicker und luxuriöser als wir es für eine Backpackerausfahrt erwartet hatten. Fast alle an Bord waren ein paar Jahre jünger als wir. Eine Deutsche Mutter mit jugendlichen Kindern war noch dabei und ein paar ältere, fehl am Platz wirkende Vietnamesen, die auch bei keiner der Wasseraktivitäten mitwirkten. Es gab Tische und ein Buffet in der Mitte des überdachten Unterdecks und sogar eine Bar. Wir setzten uns zu einem Niederländischen Pärchen, die noch alleine saßen und die ich vom Strand am Vortag wieder erkannte. Leider fanden sie diese Tatsache anscheinend sehr merkwürdig, auch wenn mir das eben aufgefallen war und ich es etwas spannend fand diese Erkenntnis mit ihnen zu teilen. Vor dem Mittagessen wechselten sie dann zu einem anderen Tisch, während wir auf dem Oberdeck waren und auch Franzi sprach ungefragt von einem "Korb" für uns, wobei sie anführte dass sie sich vielleicht einfach besser mit anderen Leuten verstanden hatten, die sie in der Zwischenzeit an Bord kennengelernt hatten.

Schnell gingen wir zwei Stockwerke nach oben, nachdem der Vietnamesische Guide uns übermotiviert auf Englisch begrüßt hatte. Erinnerungen an Bootstouren mit schrecklichen Guides kamen mir in Erinnerung, aber mit einer Ausnahme blieb diese Tour super organisiert und die Guides unauffällig, zuvorkommend und entspannt, was unserer Erfahrung nach mehr Ausnahme als Regel ist, gerade wenn man Budgetoptionen bucht. Mit uns legten auch viele andere Schiffe ab, aber tatsächlich fuhren die meisten eine andere Route und verschwanden schnell hinter den ersten Karstfelsen. Wir verschwanden auch schnell wieder vom Oberdeck, denn es begann zu regnen. Franzi ärgerte sich, dass das Wetter am Vortag perfekt gewesen war und es nun regnete, aber ich konnte sie erfolgreich daran erinnern, dass sie sich heute bei der Tour über nichts ärgern wollte. Vom überdachten Gang auf dem zweiten Deck beobachteten wir die Felsen, an denen das Schiff vorbeizog vor der zerklüfteten Ostküste von Cat Ba. Es sind tausende von Felsen und Inselchen, die diese Region prägen.

Mit mehr Sonnenlicht wären sie vermutlich noch attraktiver. Auf der Karte erinnert mich die Landschaft immer wieder daran, wenn man in Südostasien nicht das richtige gegessen hat und nach dem Stuhlgang nochmal schaut, was für Einzelteile aus einem herausgeschossen sind. Tatsächlich stellt die Schönheit der Landschaft vor den eigenen Augen aber genau das Gegenteil von dem dar, was ich gerade beschrieben habe. Irgendwann ankerten wir in einer Bucht vor ein paar grauen Felsen mit grünem Bewuchs und unter manchen hatte das Meer einen Durchgang geschaufelt. Nun kam die blaue Rutsche im zweiten Deck zum Einsatz und man schoss im hohen Bogen herunter ehe man ins warme Meerwasser klatschte. Wir rutschten ein paar Mal und schwammen dann einige Zeit bis zum laut Tourbeschreibung "unentdeckten" Strand, zu dem schon viele Leute von unserem Boot und einem weiteren Boot unterwegs waren, das ebenfalls in der Bucht ankerte. Welch Ehre jedoch, dass noch nie ein Boot vorher hier war und wir als erste Touristen jemals diesen Strand entdecken durften. Ich schwimme sehr langsam und es war recht anstrengend auch wenn das Wasser ruhig war und dann verlor ich auch noch mein Haargummi.

Franzi tauchte und schnorchelte hinterher, aber es gab kein positives Resultat wie nach der Verlobung. Stattdessen enterte ich mit offenem, nassen Haar den Strand und wie alle anderen kletterten wir durch die Höhle, die zurück ins Wasser auf der anderen Seite des Felses führte. Um nicht als letzter zum Boot hetzen zu müssen, schwamm ich kurz danach wieder zurück und duschte das Salzwasser unter einer Dusche in einem der Toilettenräume ab. Durch das häufige Wechseln zwischen Wasser und Boot musste man sich häufig nachcremen, da inzwischen die Sonne mehr rausgekommen war und die Gefahr eines Sonnenbrandes offensichtlich wurde. Daher wählte ich beim zweiten Stopp auch mein T-Shirt und auch Franzi zog ein Top über den bereits getrockneten Bikini. Es ging in Doppelkajaks und wie gewohnt saß Franzi hinten, da wir so eingespielt waren. Unser netter, zweiter Guide hatte anderen Pärchen erklärt der Mann müsse hinten sitzen, da Männer stärker seien.

Das sahen wir ganz anders, denn aus unserer Sicht sollte der bessere Lenker hinten sitzen und das macht Franzi stets sehr gut. Sie musste auch gut lenken, da wir mit zahlreichen Booten in See stachen und teilweise mehr Fläche mit Kajaks belegt war als mit dem Meer. Dennoch war es schön zwischen den großen Klippen durchzufahren, die inzwischen auch von der Sonne am blauen Himmel angestrahlt wurden. Die Strecke führte durch eine scheinbar natürliche Höhlenunterführung durch einen Fels durch und dann schließlich zu einer weiteren längeren Unterführung, die in einem nahezu runden Meeresabschnitt endete, der nur durch die Unterführung mit dem weiten Meer verbunden war und rundum von hundert Meter hohen Felsen umgeben war. Insgesamt sah die Landschaft sehr ähnlich aus zu Trang An nur mit Meerwasser statt Süßwasser, was es durch die etwas hellere Wasserfarbe aus meiner Sicht noch etwas attraktiver machte.

Dadurch dass zahlreiche große Boote gleichzeitig am Kajakponton angelegt hatten, waren auch bestimmt hundert Kajaks unterwegs und die Unterführung ließ nur etwa zwei Kajaks zur Zeit zu. Unser Guide sagte, dass wir etwas schwimmen gehen können während wir warten und tatsächlich warteten wir bestimmt eine halbe Stunde bis wir in den Höhleneingang reinpaddeln konnten. Unser Guide döste unterdessen im Schatten des Felsen in seinem Kajak. Wir waren fast die einzigen, die die Chance nutzten schwimmen zu gehen und tatsächlich schafften wir es besser als gedacht mitten im Wasser wieder ins Boot reinzukommen. Sonst hätten wir ans Ufer zu den Felsen fahren müssen, die nicht weit weg waren, oder die vielen anderen Boote um Hilfe bitten. Die scheinbar obligatorischen und völlig verwahrlosten Schwimmwesten hatten wir als erstes im Kajak wieder ausgezogen, da es inzwischen viel zu heiß war mit ihnen. Als letztes Kajak paddelten wir in die Höhle und man musste sich tatsächlich stark zurücklehnen, um durch die Höhle durchzukommen auf den abschließenden See aus Meerwasser, wo wir uns mit zwei jungen, Deutschen Jungs unterhielten die im vorletzten Kajak saßen.

Nun war es auch schön ruhig und die gesamte Rückfahrt zum Ausflugsboot waren wir die einzigen Kajaks- das war sehr schön. Das Wasser war auch so ruhig, dass ich unsere Kamera immer wieder aus dem Drybag holte und knipste. Nur im Wasser schwimmend hatte Franzi mit der GoPro fotografiert. Es kam dann noch zu einem Schock für Franzi als der frischgebackene Abiturabsolvent, der sehr sympathisch war, Franzi bei der Frage nach ihrem Studium siezte. Franzi reagierte gar nicht inhaltlich auf die Frage, sondern versuchte zu rekapitulieren was passiert war und fragte ihn dann ganz verdattert und direkt, ob er sie gesiezt habe. Er konnte das nur bestätigen und entschuldigte sich mit Verweis darauf, dass die Deutsche Sprache da sozial gesehen sehr uneindeutig und kompliziert ist. Franzi sagte ihm aber auch ganz offen, dass sie noch lange daran zu knabbern haben werde von einer anderen jungen Person gesiezt zu werden. Die Situation hatte für mich natürlich viel Komik zu bieten.

Zurück auf dem Boot knabberten wir dann unser Mittagessen mit anderen Leuten als den Niederländern am Tisch. Man bekam ein Schüsselchen und konnte dann mit den Stäbchen von unterschiedlichen Tellern in der Mitte des Tisches Essen in sein Schüsselchen füllen. Während alle anderen kaum etwas aßen, futterten wir gefühlt das meiste vom Tisch weg und aßen auch noch, als die anderen bereits alle aufgestanden waren, um sich auf dem Sonnendeck zu entspannen, wo es nun aber viel zu heiß war. Es gab sogar einen kleinen Pool auf dem zweiten Deck, doch auch dieser war mitten in der Sonne und damit zu heiß. So setzten wir uns nach dem Essen in den Schatten der Gänge im zweiten Stock und beobachteten die unzähligen Felsen und anderen Ausflugsschiffe in der Ha Long Bay. Ich war zwar etwas müde geworden, aber es war sehr schön und entspannend.

Der letzte Halt war vor Monkey Island, wo bereits ein anderes, großes Ausflugsschiff ankerte, das noch mehr auf Party ausgelegt schien, denn dort lief bereits ein Beat währen unser Schiff ruhig war. Unser einer Guide erklärte uns, dass man die Langschwanzmakaken nicht füttern dürfe, die auf der kleinen Insel leben. Dann ging es wieder ins Meer und alle schwammen zum Strand. Unser anderer Guide lockte die Langschwanzmakaken mit Futter an und fütterte sie dann. Dann ließ er auch die anderen Teilnehmer unseres Bootes die wilden Tiere mit seinem Futter füttern. Manche waren begeistert und manche verweigerten. Offensichtlich hatte unser Guide seinem Kollegen nicht richtig zugehört. Es gibt zahlreiche Gründe die Tiere nicht zu füttern. Es gibt Futterneid innerhalb der Gruppe, es könnte ungesundes Essen für die Affen sein, sie werden abhängig und wenn mal keine Touristen mehr kommen, haben sie verlernt wie man selber Essen findet und sie können eine Gefahr für die Touristen sein, wenn sie diese beißen.
Nicht alle Touristen haben eine Tollwutimpfung und wenn einer der Affen Tollwut hat und einen Touristen ohne Impfung beißt, dann ist es um diesen wahrscheinlich geschehen. Wir schauten uns das Ganze aus der Ferne an und beließen es bei einer Empfehlung für den Touranbieter das Füttern der Affen zukünftig zu unterlassen. Ich denke aber nicht, dass es klappen wird, denn die Tourguides haben wie in Bukit Lawang ein Interesse daran die Affen für die Touristen anzulocken. Was wäre Monkey Island denn nur ohne Affen gerade für Touristen, die noch nie einen Langschwanzmakaken gesehen haben?

Tatsächlich waren wir schon fast wieder am Hafen und die Tour war vorbei. Abgesehen von der Affenfütterung war es eine super organisierte, spaßige Tour für kleines Geld, die uns einen ausreichenden Einblick in die wunderschöne Landschaft von Ha Long Bay und Cat Ba gegeben hatte. Ich hatte keinen Bedarf mehr noch weiter die Gegend zu erkunden und so brachen wir am nächsten Morgen unsere Zelte auf und nutzten den Rest des Visums, um Hanoi zu erkunden. Abends kamen bei mir leider noch die Kopfschmerzen, die sich aber zu Glück über Nacht ohne Tablette legten. Auch das Essen mit Christoph und Kimberley aus Glinde, die wir zum Pizza essen zum dritten Mal am dritten Ort trafen, nachdem wir sie in Phong Nha kennengelernt hatten, ging noch trotz Schädelbrummen und das Essen verbesserte die Situation sogar leicht. Lange Tage in der Sonne mit viel Aktivität sorgen echt regelmäßig für Kopfschmerzen bei mir. Wir buchten uns mit dem selben Anbieter wie bei der Hinfahrt den Transfer für den nächsten Morgen nach Hanoi. Kurioserweise war es günstiger in einem Reisebüro zu buchen als direkt im Büro des Anbieters.

Der selbe junge Mann wie auf der Hinfahrt erkannte unsere grauen Packsäcke wieder und half uns erneut beim Tragen. Er traute uns auch nicht zu die fünf Minuten von der Ankunft in Hanoi bis zu unserem Hotel mit dem Gepäck zu laufen und bot uns daher einen kostenlosen Transport zum Hotel an. Aber wir konnten ihm erklären, dass wir die Rucksäcke auspacken können und dann einfach trotz schwerem Gewicht mit ihnen laufen können. Ein wirklich sehr kundenorientiertes und aufmerksames Transportunternehmen mit dem wir den Transfer von und nach Cat Ba hatten. Auf der Fahrt nach Hanoi tauschte ich mich lange mit einem Israelischen Pärchen in der Sitzreihe neben uns über unsere Reise aus, da sie ähnliche Länder bereisen wollen. Zunächst hatte ich sie auf Deutsch angesprochen, da er ein Deutschsprachiges Tattoo auf dem Oberarm hatte. Sie guckten mich daraufhin aber nur verdutzt an und er erklärte mir dann auf Englisch, da er wegen seiner Deutschen Mutter auch als Kind mal in Deutschland gelebt hatte, aber nun schon sehr lange in Israel lebt. Es war durch das Gespräch und den erträglichen Verkehr eine kurzweilige Fahrt und dann waren wir schon vom Weltnaturerbe gewechselt zur wuseligen Hauptstadt eines wuseligen, sympathischen Landes.
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